Fernsehserien als Agenten populärer Politikvermittlung
Weitersehen – Interdisziplinäre Perspektiven Dresdner Serienforschung
Ansprechpartner an der Professur: Prof. Dr. Anja Besand
Projektlaufzeit: seit 2014
An der Professur für Didaktik der politischen Bildung engagieren wir uns auch in der Forschergruppe Weitersehen – Interdisziplinäre Perspektiven Dresdner Serienforschung.
In der seit 2014 bestehenden interdisziplinär organisierten Gruppe führen wir regelmäßig Tagungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten durch. Die Ergebnisse dieser Tagungen werden anschließend als Sammelbände der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bereits erscheinen bzw. im Erscheinen sind:
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Im Anschluss an unsere erste Tagung im Oktober 2015 erschien das Buch: Sanders/Besand/Arenhövel (Hrsg.): Ambivalenzwucherungen. Breaking Bad aus bildungs-, kultur-, und sozialwissenschaftlichen Blickwinkeln, Köln 2016 Leseprobe
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Zur Tagung im Mai 2016 über die Serie True Detective erscheint das BuchArenhövel/Besand/Sanders (Hrsg.): Wissensümpfe – Die Serie True Detective aus bildungs-, kultur- und sozialwissenschaftlichen Blickwinkeln, Wiesbaden 2016 Leseprobe
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Zur Tagung im Oktober 2016 mit dem Titel "Väter allerlei Geschlechts" erscheint das Buch: Besand/Arenhövel/Sanders (Hrsg.): Väter allerlei Geschlechts - Über das Spiel mit Ambivalenz zwischen Generationen in Fernsehserien, Wiesbaden 2017 Leseprobe
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Die Vorträge unserer Tagung "Von House of Cards bis Game of Thrones" vom Oktober 2016 sind schon jetzt über diesen Link als Audiodatei nachhörbar.
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Ebenfalls als Audio zugänglich ist ein Streigespräch zwischen Prof. Dr. Anja Besand und Caroline Meta Beisel von der Süddeutschen Zeitung mit dem Titel Amazon und Netflix die neuen Politikvermitteler?
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Das Buch Von House of Cards bis Game of Thrones über Politik in Fernsehserien erschien im Februar 2018 ebenfalls bei Springer
Was haben Fernsehserien mit politischer Bildung zu tun?
Die Auseinandersetzung mit Politik in Fernsehserien hat – bei genauer Betrachtung – eine lange Tradition. Beginnen könnte man mit den deutschen Serien „Die Unverbesserlichen“ in den 1960er Jahren, „Ein Herz und eine Seele“ in den 1970ern, ganz zu schweigen von der US Serie „Holocaust", einer Fernsehserie, die - ebenfalls in den 1970er Jahren - in der ARD ausgestrahlt wurde und am Beispiel der fiktiven Familie Weiss das Schicksal der europäischen Juden, in für damalige Verhältnisse drastischer Deutlichkeit, an ein breites Fernsehpublikum vermittelt hat. Im Anschluss an diese Serie kam es - nicht nur, aber auch in Deutschland - zu einer über mehrere Jahre andauernde Diskussion (vgl. Schätzlein 1995). Im Mittelpunkt dieser Diskussion stand die Frage, ob Fernsehserien sich tatsächlich dafür eignen, politische und gesellschaftliche Fragen von solcher Tragweite angemessen zu vermitteln - oder mit anderen Worten - ob Fernsehserien ein angemessenes Mittel der politischen (und historischen) Bildung sein können (vgl. Hix 1982). Auch wenn die Serie „Holocaust“ den Ausgangspunkt dieser Debatte darstellt, blieb die Debatte nicht auf eine bestimmte Serie beschränkt. In den 1980er Jahren wurde sie beispielsweise am Gegenstand der ersten deutschen Soap Opera „Die Lindenstrasse“ fortgesetzt, weil diese sich – in einer für das deutsche Publikum zunächst sehr ungewohnten Weise – vorgenommen hatte, aktuelle politische und gesellschaftliche Fragen zu kommentieren (vgl. Jurga 1995).
Fernsehserien thematisieren also seit geraumer Zeit politische oder gesellschaftliche Fragen. Sie kommentieren aktuelle Fragen oder machen politische oder gesellschaftliche Probleme sichtbar. Das macht sie zu einem relevanten Forschungsgegenstand der Politikdidaktischen Forschung. Nichts desto trotz überrascht die Deutlichkeit ,mit der sich Fernsehserien in jüngster Zeit den Gegenstand Politik aneignen. Denn Serien wie „West Wing“, „House of Cards“, „Scandal“, „Borgen“, „Homeland“, aber auch „The Good Wife“, „Newsroom“, „Commander in Chief“ oder „The Wire“ (um nur einige wenige zu nennen) thematisieren nicht nur politische und gesellschaftliche Fragen, diese Serien lokalisieren sich ganz explizit in einem politischen Setting. Sie zeigen politische Akteure (vom Bürgermeister bis zum Präsidenten) direkt an ihren Arbeitsplätzen und eröffnen damit eine institutionelle Perspektive auf den politischen Betrieb.
Diedrich Diederichsen hat mit Blick auf die HBO-Serie „The Sopranos" geltend gemacht, dass sich die neuen Qualitätsfernsehserien, zu denen zweifellos auch Breaking Bad, Homeland oder House of Cards zu rechnen sind, vor allem dadurch auszeichnen, dass sie gezielt für mehrere Zuschauerperspektiven gemacht und für verschiedene Zugänge gebaut sind und sich so differenten Lesarten öffnen, ohne dabei eine einzelne richtige Lesart zu privilegieren. Interessiert man sich für fachdidaktische Forschung dann scheint genau dieser Zusammenhang besonders interessant zu sein.
Professorin
NameProf. Dr. Anja Besand
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