Lenny Trommert
Lenny Trommert war vom Wintersemester 2007/2008 bis zum Sommersemester 2013 Student für Gemeinschaftskunde am Institut für Politikwissenschaft. Heute ist er als Fachbereichsleiter im Bereich Demokratieförderung eines Bundesamtes tätig und engagiert sich ehrenamtlich für die deutsch-polnische Jugendarbeit.
Der Blick über den Tellerrand lohnt sich
Ein Blick über den Tellerrand der schulischen politischen Bildung lohnt sich. In der non-formalen politischen Bildung passiert eine Menge in Sachsen und Deutschland und gerade im Bereich der Demokratieförderung und Extremismusprävention fördert der Staat zahlreiche Projekte. Ich habe diesen Blick im Rahmen meines Praktikums gewagt und es nie bereut. In meinem aktuellen Arbeitsalltag als Fachbereichsleiter in einer oberen Bundesbehörde greife ich täglich auf meine Erfahrungen aus Studium und Praktika zurück. Konkrete Projektkonzepte zu beurteilen, Einschätzungen und Beratungshinweise zu geben sowie Projektförderungen zu steuern, um bestmögliche Ergebnisse erzielen zu können, gehören zu meinem Arbeitsalltag. Gerade die methodischen Fähigkeiten aus diversen Seminaren der politischen Bildung helfen mir, Bildungsprojekte zu verstehen und auf sie eingehen zu können. Auch mit den Studienkenntnissen des politischen Systems in Deutschland lassen sich die in meinem Arbeitsumfeld ablaufenden Prozesse an der Schnittstelle zwischen Politik und Verwaltung besser nachvollziehen und mitgestalten. Nicht zuletzt sind die im Rahmen des Lehramtsstudiums und späteren Vorbereitungsdienstes erworbenen Kompetenzen in Didaktik und Pädagogik für mich sehr hilfreich, um in Zusammenarbeit mit meinem Team die umfangreichen und komplexen Alltagsaufgaben bewältigen zu können. Die immer wiederkehrenden Fragen nach Ziel, Methode und Wirkung treten dabei in nahezu jedem Aufgabenbereich, ob schulisch, außerschulisch oder gänzlich fernab des Bildungskontextes immer wieder auf. Im Studium konnte ich diese Fragen diskutieren und Lösungsansätze selbst ausprobieren. Dies bereitete mich sehr praxisorientiert auf meine jetzige Tätigkeit vor. Bei aller aktuellen Schulferne bleibt das starke Interesse für die schulische Entwicklung der politischen Bildung und die dazu laufenden Diskurse. Es bereichert den Arbeitsalltag, Positionen, Entwicklungen und Erkenntnisse der politischen Bildungslandschaft zu kennen und zu beobachten, in Teilen sogar daran teilzunehmen. Zuvorderst versuche ich dies ganz praktisch, indem ich mich in einen mit einigen anderen Engagierten gegründeten Verein für deutsch-polnische Jugendarbeit in der Lausitz einbringe. Das erdet mich immer wieder, wie politische Bildung sich in der Praxis von Grund auf entwickelt und belebt werden kann.
Nachher ist man immer schlauer – oder was ich mitgeben kann
In jedem obligatorischen Seminar, jeder Vorlesung und jeder Tutorenstunde gibt es eine Theorie, einen Autor oder auch eine Methode, deren generelle und individuelle Bedeutung einem teils erst nach dem Studium bewusst wird. Sich Zeit zu nehmen für die Auseinandersetzung mit diesen Studieninhalten, Essays und Werke der Theorie und Praxis politischer Bildung wirklich zu durchdringen und das mit Kommiliton_innen gemeinsam zu erschließen liefert nachhaltig Erkenntnisse, die im Berufsalltag in- und außerhalb der Schule ungemein hilfreich sind. Man muss sich selbst dafür begeistern und manchmal auch die Begeisterung suchen, aber genau das zahlt sich aus. Im Studium kann man dabei recht viele freie Stunden nutzen, in verschiedenste Kontexte hinein zu schnuppern, um als Lehrer_in später mit einem versierten Weitblick auch Geschichten entwickeln zu können. Denn eines lernt man spätestens im Referendariat: Schüler_innen lernen deutlich motivierter, wenn ihnen das vermittelte Wissen sinnhaft erscheint. Dafür sind Kontexte und Geschichten aus dem eigenen Erleben unglaublich wichtig. Zum Ausprobieren wiederum sollten dann alle fakultativen Möglichkeiten (Praktikum, Wahlseminar, Zusatzangebote) genutzt werden. Der Wert dessen bemisst sich erst später, wiegt aber dafür umso stärker auf.