Kommunikative Ansteckung
Kommunikative Ansteckung
„Memes, Fake News, Infodemien und andere virale Phänomene der öffentlichen Kommunikation in Zeiten von Corona“
von Lutz Hagen
Text zum Mitlesen:
Jede Kommunikation ist Ansteckung. Das ergibt sich aus dem Wesen von Zeichen. Nur durch sie ist geistiger Austausch zwischen Menschen möglich – wir können einander nicht in die Köpfe schauen. Jedes Zeichen umfasst in der Definition de Saussures (2001, 78/79) genau zwei Bestandteile: Signal und Bedeutung. Während das Signal aus Materie/Energie besteht, liegt seine Bedeutung in etwas Geistigem, das sich in Kognitionen und Gefühlen manifestiert.
Ein konkretes Signal kann als physisches Phänomen stets nur an einem Ort sein und von dort woanders hin transportiert werden. Bedeutung wird dagegen von einer Psyche in die andere übertragen, ohne an der Quelle verloren zu gehen. Dabei ist zeichenvermittelte Kommunikation kein mechanischer Prozess. Weil Menschen „energetisch offen, aber informationell geschlossen“ sind (Schmidt 1987, 24), muss Bedeutung als Reaktion auf ein äußerliches Signal stets in jedem - je spezifisch strukturierten - Geist innerlich konstruiert werden. Sie kann nie direkt ausgetauscht werden. Das lässt viel Spielraum für eigene, in der Regel vielschichtige Deutungen. Doch normalerweise werden Bedeutungen einem Signal nicht ganz willkürlich zugeordnet. Dafür sorgen Codes, die sozial geteilten, überwiegend induktiv und interaktiv gelernten Zuordnungsvorschriften oder -bräuche von Signal zu Bedeutung (Eco 1972, 61-64). Durch sie wird Verständigung möglich.
Die kommunikativ übertragene Bedeutung wird umgangssprachlich auch Information genannt. Sie lässt sich als Unterschied im Erleben des Geistes verstehen, der aus einem Unterschied in materiell-energetischen Strukturen oder Prozessen resultiert (Bateson 1981, 582). Information meint üblicherweise nur einen Effekt auf das Wissen. Tatsächlich kann ein Signal aber auch mit der anderen Hauptkomponente der Psyche verknüpft sein und auf sie wirken: die Gefühle. Ob dies nur aufbauend auf eine im ersten Schritt rein kognitive Deutung des Signals geschieht oder auch unvermittelt stattfinden kann, mag die Psychologie noch nicht gründlich geklärt haben (vgl. Forgas 2008) - zumindest indirekt können Signale auch Gefühle als Bedeutung übertragen: Emotionale Ansteckung ist eine alltägliche Erfahrung.
Wenn in einem idealtypischen elementaren Kommunikationsakt eine Person einer anderen etwas mitteilen will und dazu ein Signal äußert, wird die andere Person im Fall übereinstimmender Codes und anderen Randbedingungen gelingender Verständigung die gemeinte Bedeutung erfassen (und assoziativ anreichern). Die erste Person wird unabhängig davon die mitgeteilte Bedeutung nicht verlieren. Insofern ist Kommunikation ein Prozess, in dessen Verlauf Psychen mit Bedeutungen durch Signale angesteckt werden wie Körper mit Krankheiten durch Erreger.
Virusinfektion als Metapher für Kommunikation
Nun wird nicht jede ansteckende Krankheit durch ein Virus übertragen. Und doch ist es vor allem die Metapher der viralen Übertragung, die für kommunikative Vorgänge verwendet wird. Das Wort „Virus“ oder seine Ableitungen werden also genommen, um kommunikative Vorgänge zu bezeichnen ohne dies explizit als Vergleich zu kennzeichnen.
Metaphern sind in der Sprache weit verbreitet und tief verankert. Sie bestehen generell darin, ein Konzept explizit anzusprechen und ein anderes, ähnliches damit zu meinen (Eco 1972, 372). Sie dienen rhetorischen aber auch analytischen Zielen und lassen sich nach den Erkenntnissen der kognitiven Linguistik als grundlegende Mechanismen unseres Denkens verstehen (Lakoff & Johnson 1980). In kommunikationswissenschaftlicher Hinsicht lassen sich Metaphern als Frames begreifen. Das sind Rahmungen, die darin bestehen, bestimmte Aspekte von Mitteilungen, Objekten oder Situationen (kognitiv) auffälliger zu machen, andere dagegen aus dem Blick zu rücken oder zu ignorieren. Das hat Folgen, z. B. für die Wahrnehmung der sozialen Umwelt, für die Urteilsbildung und für die Anschlusskommunikation (Mathes 2014).
Die Metapher von der Kommunikation als viralem Prozess wird in der Alltagssprache wie in wissenschaftlichen und künstlerischen Diskursen häufig verwendet. Einflussreich war dies gerade durch Grenzgänger zwischen den letztgenannten Terrains.
„Language is a virus (from outer space)“ - Laurie Andersons Song hat dazu beigetragen, einen Slogan des Schriftstellers William S. Burroughs populär zu machen, der bereits früher durch Harper´s Magazineund Rolling Stone verbreitet worden war (Wood 1996). Burroughs sah Sprache als Eindringling, der ursprünglich nicht zum Menschen gehörte und ihn nun manipuliert (Burroughs 1970, 5). Das Virale bei Burroughs ist also eng mit den eingangs beschriebenen basalen Ansteckungsmechanismen verbunden, die jeder Kommunikation innewohnen.
In postmodernen medientheoretischen Diskursen und in der Popkultur vergleichbar einflussreich wie Burroughs, ähnlich vage und assoziativ sind die Überlegungen des Philosophen und Künstlers Jean Baudrillard (1988). Er konnotiert beim Gebrauch von Virus-Metaphern auch positive Eigenschaften, meint Prozesse der internen und subversiven Gegenwehr gegen die Macht eines dominierenden Systems (wofür in einiger Hinsicht eher der Vergleich mit einer Autoimmunerkrankung als mit einer viralen Infektion passen würde).
In der Alltagssprache meint „viral“ als Kennzeichnung von medialen und kommunikativen Prozessen vor allen Dingen die Ausbreitung (eher kurz gehaltener) Botschaften, die im einzelnen Ansteckungsschritt mit geringem Aufwand durch interpersonelle Kommunikation in vermaschten Netzwerkstrukturen weitergegeben werden, dadurch aber hohe Reichweiten und intensive Effekte erzielen können. Dabei impliziert diese Vorstellung vor allem Kommunikation in digitalen Computernetzwerken, d. h. im Internet.
Mit dieser Bedeutung hat Douglas Rushkoff (1994) den Begriff „Media Virus“ etabliert mit Bezug auf die mit dem Internet aufkommende digitale Netzkultur. Er betont dabei die verborgenen Aspekte („hidden Agendas“) viraler Kommunikationsprozesse, die den Urheber oder die persuasiven Absichten einer Botschaft unsichtbar oder unauffällig machen. Dies wurde in der Folge zum Modell für virale Strategien in der strategischen Kommunikation (Marketing, PR …).
Ein Jahrzehnt vorher hatte der Informatiker Fred Cohen im Rahmen seiner Doktorarbeit bereits eine besondere Art Software entwickelt und dafür den Terminus „Computer Virus“ in den wissenschaftlichen Diskurs eingebracht. Damit meint er Computerprogramme, die ein anderes Programm infizieren, indem sie in ihm eine Kopie ihrer selbst einbringen, die das andere Programm in der gleichen Weise ansteckend macht. Das theoretische Konzept hierfür stammt bereits aus den vierziger Jahren, als John von Neumann das Modell eines selbstreplizierenden Automaten skizzierte (Cohen 1987). Wie sich zeigen lässt, prägen die Eigenschaften von Computerviren seither stark, was mit dem Begriff Virus in öffentlichen Diskursen gemeint wird; nicht nur mit Bezug zu Kommunikation, sondern auch, was die Vorstellungen von biologischen Viren angeht (Lüber 2002, 8). Hierdurch werden die Aspekte: Absicht, Subversion und Schädlichkeit betont.
Am weitesten wird die virale Metaphorik für Kommunikation durch die „selbsternannte Meta-Wissenschaft Memetik“ getrieben (Lüber 2002, 84). Sie geht auf den Genetiker Richard Dawkins zurück, der den Begriff des Mems kreiert hat (Dawkins 1994, 309). Darunter versteht er analog zum zentralen Informationspaket bei Vererbungsprozessen – dem Gen – eine elementare Informationseinheit für geistige Inhalte. Allerdings wird das Mem durch Dawkins und andere Memetiker nur beispielhaft und unscharf definiert (vgl. Meyer & Weingart 2004, 18-20).
Dawkins hat in seinem ursprünglichen Entwurf die Metapher vom Virus nicht in den Mittelpunkt gestellt, aber schon gebraucht (1994, 309). Später wurde sie dann ins Zentrum der Memetik gerückt, und zwar durch das Buch „Virus of the Mind“ (1996) des Microsoft-Programmierers Richard Brodie. Es verlieh der Memetik einen Schub, der zwischenzeitlich eine eigene, inzwischen wieder eingestellte Fachzeitschrift hervorbrachte: das „Journal of Memetics“. Überlebt hat indes das Wort „Mem“ und Eingang ins Websprech gefunden. Man bezeichnet damit lakonische Botschaften, die im Internet viral geteilt werden, meist in Form kurz und witzig betexteter Bilder.
Blinde Flecke der Virus-Metapher
Die Meme der Memetik verhalten sich ähnlich wie Gene in der spezifischen Auffassung von Dawkins (1994) „egoistisch“, indem sie größere Organismen für die eigene Reproduktion instrumentalisieren. In der Tat meinte Dawkins das Mem nicht als Metapher. Vielmehr geht er davon aus, dass Meme tatsächlich physiologisch im Gehirn repräsentiert werden – doch lässt sich dies nicht nachweisen. Die starke Ablehnung, die der Memetik aus vielen etablierten Wissenschaften entgegenschlägt, hat auch damit zu tun, dass die Memetik den Bruch zwischen physischem Signal und psychischer Bedeutung ignoriert und somit nicht auf dem Konzept des Zeichens aufbaut.
Die Memetik ignoriert außerdem einen entscheidenden Unterschied zwischen genetischer Vererbung und dem Austausch von Information zwischen Menschen: Menschen haben ein Bewusstsein und einen Willen. Beides beeinflusst, ob eine Bedeutung angenommen und ob sie weiterkommuniziert wird. Dergleichen trifft auf Zellen, die Virus-Gene verarbeiten, nicht zu. Der eingangs geschilderte Prozess der kommunikativen Ansteckung hat natürlich auch unwillkürliche Aspekte: Die Inhalte von Botschaften sind nicht vorher bekannt und insofern kann man ihnen oft nicht entgehen, selbst wenn man es wollte. Auch hat die kognitionspsychologische Forschung gezeigt, dass Wahrnehmung und Kommunikation in vielem durch unbewusste Mechanismen gesteuert werden, die sich dem Willen entziehen. So ist es beispielsweise möglich, durch die subliminale, d.h. unter der Wahrnehmungsschwelle liegende, etwa sehr kurze Darbietung von Stimuli diese für nachfolgende Denkvorgänge leichter verfügbar zu machen („subliminal Primining“, Elgendi u.a. 2018). Das ändert aber nichts daran, dass Selektivität ein zentrales Phänomen der Wahrnehmung und der Kommunikation ist und in erheblichen Teilen bewusst gesteuert wird (Neisser 1976). Selektionen werden unter anderem dadurch motiviert, dass Menschen konsonante Botschaften bevorzugen, die zu den eigenen Einstellungen und Weltbildern passen. Dass diese Aspekte ausgeblendet werden, ist nicht nur eine zentrale Schwäche der Memetik sondern ein Merkmal und eine wichtige Asymmetrie aller simplen viralen Metaphern für Kommunikation.
Eine weitere wichtige Eigenschaft zwischenmenschlicher Kommunikation wird durch Ansteckungsmetaphern ebenfalls nicht erfasst: Die meisten Bedeutungen sind nicht a priori vorhanden, Codes zur Interpretation von Signalen müssen erst entwickelt werden. Dies können Menschen nicht allein, sondern nur in Interaktion mit anderen. In kommunikativen Aushandlungsprozessen mit anderen, die eng mit der Identitätsbildung zusammenhängen, werden Bedeutungen erst festgelegt (Blumer 1969). Auch dieses Wesensmerkmal menschlicher Kommunikation lässt sich nicht näherungsweise auf den Prozess einer viralen Infektion projizieren.
Treiber der Virus-Metapher
Biologische Viren sind nach der klassischen Definition von Lwoff (1957, 246) zwischen Zellen siedelnde, ansteckende und potentiell krankmachende Einheiten, die aus Eiweiß und Erbgut (DNS oder RNS) bestehen und selbstständig weder wachsen noch sich vermehren können. Sie bringen vielmehr ihr Erbgut in die Zellen eines Wirts ein, die daraufhin die Viren reproduzieren. Viren haben keinen eigenen Stoffwechsel, sind mit wenigen Ausnahmen erheblich kleiner als Bakterien und werden anders als diese vom Mainstream der Biologie und Medizin auch nicht als lebende Organismen angesehen.
Warum haben diese kleinen, unbelebten Erreger eine so herausragende Karriere als Namensgeber und Blaupause für Denkmuster in verschiedenen Wissenschaften und in öffentlichen Diskursen über Kommunikation erfahren?
Metaphern können dafür eingesetzt werden, neue oder komplexe Phänomene durch Assoziationen mit dem Bekannten vereinfachend zu veranschaulichen und werden dabei durch Möglichkeiten zur Assoziation angeregt. Als ersten Grund kann man daher die eingangs dargelegten Ähnlichkeiten zwischen Kommunikation und Ansteckung anführen, die im Fall der viralen Infektion besonders stark ausgeprägt sind. Wie das Signal, besteht das Virus rein in der physischen Sphäre. Wie das Signal vermag es lebendige Vorgänge im Inneren des Wirts auszulösen, die am Ende in der Reproduktion des auslösenden Elements resultieren. Und in beiden Fällen können Ansteckungen zur Epidemie werden – und zwar jeweils in Netzwerken, deren Knoten aus Menschen bestehen.
Als zweiter Grund kann die hohe Relevanz von Viren angeführt werden. Denn mit ihr geht die assoziative Verfügbarkeit viraler Mechanismen und damit der metaphorische Gebrauch des Viralen einher. So bedingt die Relevanz des Themas Viren auch seine Zugänglichkeit als Steinbruch für Metaphern. Diese Relevanz besteht für Menschen und Gesellschaft – ganz unmetaphorisch – in dreifacher Hinsicht:
- Wissenschaftlich: In der Biologie war die Virenforschung maßgeblich an der Entwicklung der modernen Genetik beteiligt. Außerdem spielt sie eine große Rolle bei der transdisziplinären Ko-Evolution der Informatik und Genetik sowie bei der Entstehung der Kybernetik (Mayer & Weingart 2004).
- Stammesgeschichtlich: Menschen sind evolutionär seit langem tiefgreifend durch Viren geprägt. Indirekt geschah dies, indem Virusinfektionen die Selektion in eine gewisse Richtung gelenkt haben. Als direkten Einfluss tragen Menschen Sequenzen in ihrem Erbgut, die von Viren übernommen wurden und unsere Lebensfähigkeit möglicherweise stark geprägt haben. Vorgänger heutiger Viren sind vermutlich schon in der Ursuppe geschwommen, aus der sich das Leben selbst entwickelt hat und könnten damit zu den stammesgeschichtlich ältesten Komponenten des menschlichen Genoms gehören (Borck 2004). In jedem Fall verbindet Menschen und Viren auch eine symbiotische Beziehung.
- Lebensweltlich: Im Alltag sind Viren oder besser ihre Folgen regelmäßig in Form verschiedener häufiger, normalerweise wenig bedrohlicher Krankheiten präsent (Erkältung, Masern, Herpes …). Dagegen haben sich virale Epidemien – von verschiedenen Formen der Grippe über AIDS bis Corona – mit fortschreitender Globalisierung in immer rascherer Folge und verheerender ausgewirkt. Im Vergleich zu den viralen Alltagskrankheiten sind diese Epidemien allerdings in der Lebenswelt weniger gut sichtbar. Dafür prägen sie die Nachrichten und Unterhaltungsformate der Massenmedien umso stärker.
Und damit sind wir beim dritten Grund für die Verbreitung viraler Metaphern, der in den publizistischen Massenmedien liegt. Virale und nicht-virale Ansteckung, vor allem in Form von Epidemien sind seit langem eines ihrer auffälligen Sujets.
Viralität und Ansteckung als Thema der Massenmedien
Die Medien spielen eine doppelte Rolle: Sie popularisieren erstens das Virale, indem sie es häufig und prominent zum Gegenstand ihrer Diskurse machen und definieren dadurch mit, was zum Viralen gehört. Zweitens operieren sie selbst in vieler Hinsicht viral, was vor allem auf die vernetzten digitalen Medien zutrifft.
Die hohe gesellschaftliche und individuelle Relevanz viraler Ansteckung ist zugleich ein wichtiger Nachrichtenfaktor. Darunter versteht man in der Kommunikationswissenschaft und im Journalismus Merkmale, die den Nachrichtenwert von Ereignissen und damit deren Wahrscheinlichkeit erhöhen, in den Medien beachtet und veröffentlicht zu werden (Schulz 1976). Virale Erkrankungen und ihre Epidemien genügen außerdem noch den Nachrichtenfaktoren Negativismus, Personalisierung und Intensität/Schwellenwert in hohem Maß und finden sich daher regelmäßig und prominent in den Schlagzeilen. Da sich Nachrichtenfaktoren in großen Teilen mit Merkmalen überschneiden, die unterhaltsame Erzählungen beachtenswert machen („Fiction-Values“, Buonanno 1993), sind virale und andere Seuchen auch ein häufiges Sujet von Medienunterhaltung.
Durch die fortwährende und auffällige Thematisierung von viralen und anderen ansteckenden Krankheiten in ihren Diskursen, prägen Medien die diesbezüglichen Vorstellungen und nicht-medialen Kommunikationen. Mediale Diskurse tendieren dazu, Nachrichtenfaktoren und unterhaltsame Komponenten gegenüber anderen Aspekten zu betonen und sich stark darauf zu konzentrieren. Außerdem adaptieren und verstärken sie Erzählungen bzw. die ihnen zugrundeliegenden Erzählmuster, die in einer Kultur verwurzelt, verständlich und sinnstiftend sind. Solche Muster lassen sich auch als Narrative bezeichnen (Müller-Funk 2008, 15).
Im vorliegenden Fall trifft dies auf ein Muster zu, dass viel älter ist als Viren nach modernem Verständnis: das Seuchennarrativ (Dinges 2004). Es thematisiert bereits seit Jahrtausenden Epidemien als etwas Unabänderliches, Mysteriöses und Tödliches, das zur Stabilisierung herrschender Ordnungen mit religiösen Erklärungen versehen wurde oder einer Gruppe „Anderer“ oder „Feinden von außen“ als Verantwortlichen zugeschrieben wurde. Gerade im Kontext der Pest wurden immer wieder soziale Randgruppen als Schuldige inszeniert (vgl. Pulver 1999).
Für eine kontemporäre Variante der Seuchenerzählung hat Wald (2008) den Begriff des „Outbreak-Narrative“ geprägt – Narrativ des Ausbruchs. Dieses Erzählschema beginnt mit der Entdeckung einer aufkommenden Infektionskrankheit, erörtert die globalen Netzwerke durch die sie wandert und zeichnet die epidemiologischen Maßnahmen nach, die schließlich zu ihrer Eindämmung führen (Wald 2008, 2). Anders als in medizinischen Diskursen stehen in den Medien Angst, Bedrohung, Gefahr und Überleben im Vordergrund.
Das wird auch durch eine darauf aufbauende jüngere Studie belegt: Schweitzer (2018) findet das Narrativ des Ausbruchs allgegenwärtig in der amerikanischen Kultur, auch wenn es zuvorderst durch Hollywood-Filme und Fernsehserien befördert werde. Es beschreibt nicht nur den Ausbruch einer infektiösen Epidemie und die damit verbundene Angst, sondern verknüpft dies mit Entwicklungen, Menschen oder Gruppen, die als bedrohlich gesehen werden. Schweitzer analysiert, wie solche Erzählungen in einer zunehmend offenen und anomischen digitalen Gesellschaft Angst verbreiten. Sie zeichnet die Entwicklung ab Anfang der neunziger Jahre nach, beginnend mit Wolfgang Petersens Film „Outbreak“, den sie als Schlüsselereignis ansieht. Im Verlauf des nächsten Vierteljahrhunderts erreichen die Erzählungen von Epidemien selbst „epidemische Ausmaße“ und differenzieren sich zu drei Strängen aus, die sich jeweils um eine zeitgenössische Ursache von Angst drehen: Globalisierung, Terrorismus und das Ende der Zivilisation. Neben Viren stehen vor allem Zombies als Agenten und Metaphern der Ansteckung im Vordergrund, wie auch im Titel von Schweitzers Studie.
Es gibt Fälle, in denen die Medienberichterstattung tatsächlich schwerwiegendere Folgen hat als das Faktum oder die Möglichkeit von medizinischen Ansteckungen, um die es inhaltlich geht. Sarasin (2006) hat dies für eine Serie von Vorfällen in der Folge der Anschläge vom 11. September 2001 nachgezeichnet. Dabei wurden Briefe versendet, die meist vorgeblich, in wenigen Fällen auch tatsächlich das Milzbrand-Bakterium Anthrax enthielten. Sarasin belegt die politische und rassistische Instrumentalisierung der (vermeintlichen) Anschläge. Er zeigt weiter, dass ein erheblicher Teil der Berichterstattung als falsch oder übertrieben angesehen werden kann und insofern zu Unrecht Ängste befeuert und Aufmerksamkeit erregt hat.
Wie zuvor unsere kurze Geschichte viraler Metaphern gezeigt hat, die für Kommunikation verwendet werden, sind diese nicht konstant, sondern mutieren selbst fortwährend durch Verwendung in unterschiedlichen Diskursen (vgl. Mayer & Weingart 2004). Ein wichtiger Einfluss medialer Darstellungen von Ausbrüchen und Epidemien besteht darin, Metaphern von Viralität und Ansteckung zu prägen. Wenn man Metaphern als Frames begreift, wie eingangs erläutert, dann sind es vor allem folgende Merkmale, die durch die Medien besonders sichtbar gemacht werden und die Phänomene Viralität und Ansteckung rahmen:
- Der Erreger als Fremder und Feind
- Der Erreger als Parasit, als Eindringling, der die Kontrolle übernimmt
- Kleinste Ursachen haben schwerste Folgen, asymmetrischer Konflikt
- Verborgener Angriff, verborgene Wirkungen
- Ansteckung und rasche Ausbreitung
- Mutation, der Erreger als Gestaltwandler, Widerstandsfähigkeit
- Gefahr und Angst als Folge
Aus dem Blick werden dagegen unter anderem folgende Eigenschaften genommen: die geringe Schädlichkeit der meisten Viren, ihre in vielem symbiotische Co-Evolution mit dem Menschen, die zu seiner evolutionären Überlebensfähigkeit beigetragen hat und ihre seit Anbeginn enge Verbindung zum Leben.
Viralität und Ansteckung als Funktion der Massenmedien
Virale Strukturen und Ansteckungsprozesse prägen auch das Operieren der Medien selbst. Obwohl Ansteckung jede, auch menschlich elementare Kommunikation kennzeichnet, wird die Metapher des Viralen vorwiegend für Formen der technisch vermittelten Kommunikation verwendet. Dabei bieten die traditionellen Massenmedien, die im Zuge des ersten Strukturwandels der Öffentlichkeit zu einer der mächtigsten gesellschaftlichen Institutionen aufgestiegen sind (Habermas 1962), auf den ersten Blick wenig Parallelen für Ansteckungseffekte. Grundsätzlich sind Rundfunk und Presse eben nicht virale Medien im Sinne von Rushkoff (1994): Sie sind nicht aufs Verborgene aus, sondern auf Öffentlichkeit; sie werden ursprünglich nicht in interaktiven dezentralen, vermaschten Netzwerkstrukturen realisiert, sondern durch einseitige und lineare Verteilung in einem stern- oder baumförmigen Netzwerk. Traditionelle Massenmedien erfordern stets hochgradig sichtbare Organisationsstrukturen. Alles in allem könnte man sie höchstens mit Superspreadern in der Corona-Epidemie sinnvoll vergleichen, die Massen von Leuten auf einen Schlag infizieren.
Daneben sind noch ein paar weitere Phänomene schon in dieser alten Medienwelt theoretisch gefasst und analysiert worden, die Viralität aufweisen. Dazu zählt der Prozess der Schweigespirale, in dessen Verlauf sich die Redebereitschaft über kontroverse Themen infektiös ausbreiten oder absterben kann; dazu zählen Mehrstufenflüsse der Massenkommunikation, die durch Meinungsführer vermittelt werden und Medienwirkung ohne Medienkontakt verursachen. Nicht zuletzt gehört der Rudeljournalismus dazu, in dem sich professionelle Kommunikatoren wechselseitig mit Erregung und homogenen Perspektiven anstecken, was auch durch räumliche Nähe bedingt wird.
Dennoch wird Viralität vor allem der Kommunikation zugeschrieben, die durch Menschen und Algorithmen in Computernetzwerken stattfindet, wie sie im Zuge des zweiten Strukturwandels der Öffentlichkeit seit dem Ende des zwanzigsten Jahrhunderts aufgekommen ist (Hagen u.a. 2017). Denn in seinem Verlauf hat sich eine zweite Öffentlichkeit neben den publizistischen Medien entwickelt, die es praktisch allen ermöglicht, sich ohne großen Aufwand öffentlich mitzuteilen und sich mit jedermann zu vernetzen. In sozialen Netzwerken und anderen digitalen Angeboten werden Informationen zunehmend automatisch übermittelt und von Computerprogrammen auf individuelle Bedürfnisse hin angepasst (Hagen 2017). In ihnen verbreiten sich auch Computerviren und verwandte Software wie Würmer und Trojaner. Zugleich fließt die Information dort sehr schnell, weil langwierige Qualitätsprüfungen und journalistisches Editieren dort weit seltener sind als der oft emotional motivierte schnelle Klick. Genau auf solche Netzwerke passt Rushkoffs Metapher vom „Media Virus“, auch wenn das Social Web in den neunziger Jahren nur in Vorformen existierte.
Die Corona-Infodemie
Der Corona-Ausbruch ist kein gänzlich neues Phänomen. Schon das Virus, das ihn ausgelöst hat, ist eine Mutation bekannter Erreger von früheren Pandemien. Sein Nachrichtwert für die Medien und seine Narration in den Medien folgen in vielem den Regelmäßigkeiten, die wir bisher erörtert haben.
Und doch ist im Fall von Corona vieles anders - vor allem ist es extremer: So hat sich die Krankheit mit einer zuvor noch nicht beobachteten Geschwindigkeit in wenigen Wochen auf dem ganzen Globus ausgebreitet und die Funktionsfähigkeit der ärztlichen, vor allem der intensivmedizinischen Versorgung in vielen, auch sehr wohlhabenden Ländern bedroht. Die Ursachen liegen in einer Kombination aus jeweils relativ starker Pathogenität und Infektiosität: Covid-19 führt in rund jedem zwanzigsten registrierten Fall zum Tod, und schon in jedem fünften ins Krankenhaus. Es verbreitet sich auch über Aerosole und durch Infizierte, die keine Symptome aufweisen; die Herdenimmunität lag anfangs weltweit bei null; eine Impfung existiert nicht. In der Folge griffen Regierungen zu Maßnahmen, die erstens die Wirtschaft so stark schrumpfen lassen, wie seit der Weltfinanzkrise von 2009 nicht mehr - und vermutlich noch stärker. Zweitens wurden die Bürger in ihrer Mobilität und in ihren Kontaktmöglichkeiten teilweise so stark eingeschränkt, wie man es in vielen Ländern bislang nur aus Kriegszeiten kannte.
Kein Wunder also, dass das Thema die Medien dominiert hat und noch dominiert wie selten ein Thema zuvor. Im Einklang hiermit hat die Nachfrage nach traditionellen und etablierten journalistischen Medien durch die Pandemie zugenommen.
Was die Inhalte angeht, so findet sich schon auch das übliche, mit viralen Ansteckungsmetaphern verbundene Framing. Vermutungen werden diskutiert, das Virus sei in einem Gen-Labor entstanden oder von den USA gegen China eingesetzt worden; chinesische Vorlieben für Fledermaussuppe oder Braten vom Pangolin hätten uns das Virus eingebrockt (Romm 2020). Vor allem in den USA ist vom Chinesischen Virus, oder Wuhan-Virus die Rede, in Afrika vom Virus der Weißen. Allerdings gibt es starke Gegentendenzen, die z. B. in deutschen Medien vorherrschen, die Gleichheit aller vor dem Virus betonen und auf Solidarität als wichtige Gegenstrategie abstellen.
Im Hinblick auf virale Aspekte der Kommunikation ist die Corona-Krise vor allem durch zwei spezifische Neuheiten gekennzeichnet:
- Die Viralität der Kommunikationsprozesse – auch und gerade der medialen Kommunikation – wird selbst zum zentralen Thema der Medienberichterstattung und spiegelt sich in den Schlagworten „Fake News“, vor allem jedoch: „Infodemie“.
- Der wissenschaftliche Diskurs über Wesen und Bekämpfung der Krankheit Covid-19 und die virologische Forschung, aus der er entspringt, genießt eine zuvor nicht gekannte Beachtung in den publizistischen Medien, wird dadurch verändert und verschmilzt partiell mit dem Mediendiskurs. Dies bedeutet auch eine erhebliche Beschleunigung und damit erhöhte Fehleranfälligkeit für die wissenschaftlichen Publikationen (Gazendam u.a. 2020).
Schauen wir uns das erste Phänomen noch etwas genauer an: Die WHO bezeichnet in ihrem „Situation Report“ vom 2. Februar 2020 den Covid-19-Ausbruch als „Infodemic“ und beschreibt dies als große Herausforderung: „The 2019-nCoV outbreak and response has been accompanied by a massive ‘infodemic’ - an over-abundance of information – some accurate and some not – that makes it hard for people to find trustworthy sources and reliable guidance when they need it.” (WHO 2020, 2). Der Ausdruck ist nicht neu und wurde bereits im Zusammenhang mit dem SARS-Ausbruch 2003 durch den Politikwissenschaftler David. J. Rothkopf geprägt. In dessen Definition umfass die Infodemie so noch ein weiteres Merkmal im Vergleich zur WHO-Definition: Sie verursacht kommunikative Schäden, die schwerer wiegen als die Schäden aus der zugrundeliegenden Epidemie.
Doch vor dem WHO-Report ist der Begriff „Infodemie“ in der öffentlichen Diskussion praktisch nicht nachzuweisen (Klosa-Kückelhaus 2020, 4). Er wird in der Folge von Medien und Politik aufgegriffen und stark verbreitet. Dazu trägt auch die EU-Kommission bei: Als der Außenbeauftragte Josep Borrell zusammen mit der Vize-Kommissionschefin Vera Jourova im Juni die EU-Leitlinien gegen Fake-News vorstellt, sagt er, die Coronavirus-Pandemie werde von einer „massiven Infodemie“ begleitet (DW 2020).
Als schädlichster Aspekt der Infodemie gelten Fake News, d. h. absichtlich in Umlauf gebrachte Falschmeldungen. Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, definiert Infodemie sogar als „weltweite, rasche Ausbreitung von Fake News“ (Klosa-Kückelhaus 2020, 3). Die Situation der Corona-Pandemie begünstigt deren Verbreitung. Denn es geht dabei um ein komplexes medizinisches Thema, zu dem viele Fragen offen und Zusammenhänge ungeklärt sind. Dabei haben nur die Wenigsten direkte Erfahrungen mit der Krankheit, während deren Folgen bedrohlich wirken und Angst einflößen. Die Wahrheits- und Entscheidungsfindung wird dadurch schwierig, ist von Emotionen überlagert und auch noch hohem Zeitdruck durch die rasante Entwicklung der Pandemie ausgesetzt. In einer solchen Situation werden Entscheidungen, wie z. B. über die Weiterleitung von Nachrichten, eher oberflächlich und intuitiv als systematisch und analytisch gefällt (vgl. Evans 2008). So lassen sich auch Befunde erklären, wonach Fake News und Falschnachrichten schneller und weiter verbreitet werden als journalistisch korrekte Nachrichten (Vosoughi, Roy, & Aral 2018) – sie können schließlich ohne Rücksicht auf Fakten und möglicherweise komplizierte Zusammenhänge ganz auf die Befindlichkeiten und Emotionen ihrer Zielpersonen zugeschnitten werden.
Wie viele Fake News zu Corona tatsächlich im Umlauf waren, dazu gibt es bislang nur wenig klare und verlässliche Befunde. Eine Studie wurde vom US-amerikanischen Global Engagement Center durchgeführt – einer Agentur im Außenministerium, die für „counterterrorism messaging to foreign audiences“ zuständig ist. Ihre Studie soll herausgefunden haben, dass von 30 Millionen Tweets die zwischen dem 20. Januar und dem 10. Februar zum Coronavirus auf Twitter kursierten immerhin rund 2 Millionen als Fake News eingestuft werden mussten. Darunter viele, die auf gezielten Aktivitäten ausländischer Mächte zurückgingen. So berichtet es u. a. die Washington Post (Romm 2020). Die Studie selbst ist aber nicht öffentlich.
Mittels einer ebenfalls breit angelegten Inhaltsanalyse untersuchten Cinelli u.a. (2020) in Zusammenarbeit mit einer Fact-Checking-Redaktion gut 1,3 Millionen Nachrichten und rund 7,5 Millionen Kommentare, die im Januar und Februar in verschiedenen sozialen Netzwerken verfasst worden waren Für Twitter und You Tube ermittelten sie Anteile von 10 bzw. 7 Prozent Meldungen, die aus „unzuverlässigen Quellen“ stammten. Auf der nicht-kommerziellen Plattform Gab, deren Nutzer überwiegend politisch ultra-rechts positioniert sind, waren hingegen 70 Prozent der Meldungen dubiosen Ursprungs.
Vergleichbare Daten für Deutschland gibt es nicht. Eine Studie von Boberg u.a. (2020) geht ähnlichen Fragen nach, untersucht allerdings nur Medienseiten auf Facebook aus dem Zeitraum Januar bis Mitte März. Darunter sind auch Angebote alternativer Medien, die sich durch explizite Distanzierung von den etablierten Medien abheben. Alternative Medien würden keine „offensichtlichen Lügen“ verbreiten, so der Befund. Allerdings sei ihre Berichterstattung durch eine übermäßig kritische und populistische Haltung gekennzeichnet, die eine widersprüchliche, bedrohliche und misstrauische Weltsicht vermittle. Eine komplementäre Inhaltsanalyse durch die gleichen Autoren (Quandt u.a. 2020) findet, dass Fake News von den etablierten Medien zwar aufgegriffen werden. Doch mit wenigen Ausnahmen geschieht dies nur mit dem Zweck, Fake News in den richtigen Kontext zu stellen und zu entlarven.
Daraus lässt sich nicht folgern, dass Fake News im deutschsprachigen Internet und in der deutschen Corona-Berichterstattung keine Rolle spielen. Sie zirkulieren im Netz, häufig im Kontext von Verschwörungstheorien über:
a. die Entstehung des Virus (es sei für eine Stiftung von Bill Gates entwickelt worden; es entstamme einer Biowaffenfabrik …),
b. mit falschen therapeutischen Empfehlungen (Desinfektionsmittel, Kokain, Knoblauch, Eigenurin …) oder
c. als falsche Gerüchte über politischen Maßnahmen und ihre Folgen (Corona Impfpflicht, Eingeschränkte Öffnungszeiten im Einzelhandel …).
Exzentrische Akteure wie Attila Hildmann oder Ken Jebsen erreichen mit ihren Verschwörungstheorien über soziale Netzwerke ein Millionenpublikum.
Die Entwicklung in der digitalen Öffentlichkeit des Internets bleibt also bedenklich, auch wenn etabliert Medien den Fake News bislang kaum auf den Leim gegangen sind und viele von ihnen spezielle Seiten im Internet haben, auf denen Fact-Checking betrieben wird, Falschmeldungen gesammelt und korrigiert werden (vgl. etwa BR (2020)). Eine repräsentative Befragung der Friedrich Naumann Stiftung (2020) zeigt, dass gleichwohl bei einem erheblichen Teil der Deutschen gewisse Falschinformationen zu Corona auf fruchtbaren Boden gefallen sind, nämlich bei einem Viertel bis zu einem Drittel der Befragten.
Welche Schäden Fake-News in der Infodemie letztlich anrichten werden, ist noch nicht klar. Alle hier vorgebrachten Diagnosen zu viralen Phänomenen im Kontext der Corona-Pandemie haben momentan den Charakter des Vorläufigen. Weder die Seuche noch die Infodemie werden rasch vorbeigehen. Die sozial- und geisteswissenschaftliche Forschung wird erst noch umfassende und gründliche Befunde liefern müssen - wobei auch sie der Beschleunigung nicht ganz entgehen kann, die die Infodemie auch für die Wissenschaft mit sich bringt.
Lesetipps
Boberg u.a. (2020): Pandemic Populism: Facebook Pages of Alternative News Media and the Corona Crisis - A Computational Content Analysis. arXiv preprint arXiv:2004.02566
Mayer, R., & Weingart, B. (2004). Virus! Mutationen einer Metapher. Bielefeld: transcript Verlag.
Belege und weiterführende Quellen
Bateson, G. (1981): Ökologie des Geistes. Anthropologische, psychologische, biologische und epistemologische Perspektiven. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Baudrillard, J. (1988). Virustheorie. Ein freier Redefluss. Kunstforum International 97, 248-252
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Borck, C. (2004). Vivarium des Wissens. Kleine Ontologie des Schnupfens. In R. Mayer, & B. Weingart (Hg.) Virus! Mutationen einer Metapher (43-60). Bielefeld: transcript Verlag.
BR (2020). Fake Ticker BR24. Bayerischer Rundfunk. Abgerufen von https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/coronavirus-fakes-falschnachrichten-und-faktenchecks,Ros6PIg, 30.07.2020
Brodie, R. (1996). Virus of the Mind: The New Science of the Meme. Ney York NY: Hay House.
Buonanno, M. (1993). News-Values and Fiction-Values: News as Serial Device and Criteria of Fictionworthiness in Italian Television Fiction. European Journal of Communication, 8(2), 177-202.
Burroughs, W. S. (1970). Electronic revolution. Göttingen: Expanded media editions. Abgerufen von http://www.ubu.com/historical/burroughs/electronic_revolution.pdf, 01.07.2020
Cohen, F. (1987). Computer viruses: theory and experiments. Computers & security, 6(1), 22-35.
Cinelli, M., u.a. (2020). The covid-19 social media infodemic. arXiv preprint arXiv:2003.05004.
Dawkins, R. (1974). Das egoistische Gen, Heidelberg: Spektrum.
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