15.07.2019
Eleonore-Trefftz-Gastprofessorin am Institut: Dr. Laura Carrara
Das Institut für Klassische Philologie freut sich, Frau Dr. Laura Carrara als Gastprofessorin in Dresden begrüßen zu dürfen. Die klassische Philologin und Literatur- und Kulturwissenschaftlerin hat nach Studium (2008) und Promotion (2012) in ihrer Heimat Italien (Pisa resp. Venedig) an der Universität Tübingen und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften geforscht und gelehrt. Vom 1.8.2019 bis 31.10.2019 ist sie im Rahmen des Eleonore-Trefftz-Gastprofessorinnenprogramms zu Gast. In dieser Zeit setzt sie die Arbeit an ihrer Habilitationsschrift zur Repräsentation von seismischen Phänomenen und Verbalisierung von Katastrophen in der griechischen und lateinischen Literatur fort. Während ihres Aufenthaltes wird sie darüber hinaus seminarinterne sowie interdisziplinäre Synergien im Bereich "Kultur der Antike" weiter ausbauen.
Zudem bietet Frau Dr. Carrara ein Blockseminar zu "Naturkatastrophen in der klassischen Antike" an, dessen Besuch wärmstens empfohlen wird - um eine Voranmeldung per E-Mail wird gebeten ().
Proseminar: „Naturkatastrophen in der klassischen Antike“ (14 Sitzungen insgesamt)
- Di. 15.10.2019: 4. DS (Eröffnungsdoppelstunde: Teilnahme zur Planung der weiteren Sitzungen wärmstens empfohlen)
- Fr. 18.10.19: 2., 3. und 4. DS
- Sa. 19.10.19: 2., 3. und 4. DS
- Mi. 23.10.19: 7. DS (eigener Gastvortrag)
- Fr. 25.10.19: 2., 3. und 4. DS
- Sa. 26.10.19: 2., 3. DS
- Mo. 28.10.19: 5. DS (Abschlussdoppelstunde: für Prüfungen, Scheine, Evaluationen, Feedback etc.)
Verwendbarkeit für Studiengänge:
Gräzistik; Latinistik; Antike Kulturen; Alte Geschichte; Geschichte der Vormoderne
Aber auch: Theologie; Antike Philosophie; Religionswissenschaft usw.; denkbar auch Naturwissenschaftler
Auch für studium generale, Ergänzungsbereiche, AQua, Bürgeruniversität und Seniorenstudium geeignet.
Inhalt:
Das Seminar nimmt antike Naturkatastrophen aus einer Vielfalt von Perspektiven in den Blick, wobei der Schwerpunkt auf den von Griechen und Römern nach Eintreten des Unglücks angewandten mentalen, kulturellen und praktischen Bewältigungsstrategien liegen wird. Da der Mittelmeerraum, in dem die antiken klassischen Kulturen blühten, eine der seismisch aktivsten Regionen der Welt war (und immer noch ist), sollen Erdbeben als privilegierte Fallstudie dienen. Die Analyse ausgewählter Passagen aus der griechischen und lateinischen Literatur [diese werden als Reader und in deutscher Übersetzung von der Dozentin bei der ersten Sitzung bereitgestellt] sowie die kritische Auseinandersetzung mit der einschlägigen Sekundärliteratur werden uns nicht nur mit den konkreten katastrophalen Auswirkungen von Erdbeben und anderen Naturunglücken auf Gebäude, Städte und soziale Strukturen vertraut machen, sondern auch mit dem antiken Deuten, Erklären und ‚Rechtfertigen‘ von solchen Phänomenen. Es werden u.a. Fragen nach der Existenz einer zentral geleiteten ‚Katastrophenpolitik‘ bereits in der Antike; nach dem Umgang mit der persönlichen und kollektiven Schuldzuweisung in den damaligen Gesellschaften; nach der Rolle von Naturkatastrophen als Motoren sozialen Handels und Wandels sowie nach der grundsätzlichen Vergleichbarkeit von antiken und modernen Katastrophenmechanismen behandelt. Chronologisch deckt der Kurs ein breites Epochenspektrum ab, von der Klassik bis zur Spätantike (ca. 500 v. Chr. - 500 n. Chr.), um Parallelen bzw. Kontraste zwischen verschiedenen historischen Kontexten (z.B. römischer Republik vs Kaiserzeit) und religiösen Hintergründen (v.a. Heidentum vs Christentum) zu beleuchten.
Aufgrund des per se interdisziplinären Gegenstandes und des breiten geographischen und chronologischen Horizonts ist dieser Kurs besonders geeignet, um den Dialog zwischen der Klassischen Philologie und den anderen Disziplinen zu fördern: Studierende aus nicht-altertumswissenschaftlichen Fächern sind deshalb herzlich zur Teilnahme ermuntert. Es werden keine Sprachkenntnisse in Latein bzw. Griechisch oder besondere Vorkenntnisse zur klassischen Literatur vorausgesetzt.
Literatur:
- J. Borsch / L. Carrara (Hrsg.), Erdbeben in der Antike: Deutungen, Folgen, Repräsentationen, Tübingen 2016.
- J. Borsch / L. Carrara, ‘Naturphänomen, Vorzeichen, Gottesstrafe? Deutung und Aufarbeitung von Katastrophen zwischen klassischem Altertum und Spätantike’, in: D. Schmidt / J. Singer / R. Wolf (Hrsg.), Bedrohte Ordnungen. Konzepte, Materialien und Arrangements für den Geschichtsunterricht, Wochenschau, Schwalbach/Ts. 2018, 48-69.
- J. Borsch, Erschütterte Welt: Soziale Bewältigung von Erdbeben im östlichen Mittelmeerraum der Antike, Tübingen 2018.
- E. Olshausen / H. Sonnabend (Hrsg.), Naturkatastrophen in der antiken Welt (Stuttgarter Kolloquium zur Historischen Geographie des Altertums 6, 1996), Stuttgart 1998.
- H. Sonnabend, Naturkatastrophen in der Antike. Wahrnehmung, Deutung, Management, Stuttgart 1999.
- H. Sonnabend, Katastrophen in der Antike, Darmstadt / Mainz 2013.
- G. Waldherr, Erdbeben. Das aussergewöhnliche Normale. Zur Rezeption seismischer Aktivitäten in literarischen Quellen vom 4. Jahrhundert v. Chr. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr., Stuttgart 1997.