26.04.2021
Mario Baumann tritt Juniorprofessur an
Mit der Einrichtung der Juniorprofessur „Kulturen der Antike/Griechische Literatur“ geht das Institut für Klassische Philologie neue Wege. Die neue Stelle hat am 01.04.2021 Dr. Mario Baumann angetreten, der sich in einem großen und auch international hochkarätig besetzten Feld von Bewerberinnen und Bewerbern durchgesetzt hatte.
Werdegang & Qualifikationsschriften
Zuletzt als Privatdozent mit einem eigenen DFG-Projekt zu Herodians Kaisergeschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen tätig, hatte er dort zunächst das Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien abgelegt (Latein/Griechisch). Anschließend erfolgten ebenda Promotion (2010) und Habilitation (2018).
Seine Dissertation, die unter dem Titel „Bilder schreiben. Virtuose Ekphrasis in Philostrats ‚Eikones‘“ (2011) veröffentlicht ist, beschäftigt sich anhand des Konzeptes der Virtuosität mit der Ästhetik des behandelten Textes.
Dieser besteht aus 65 literarischen Gemäldebeschreibungen (Ekphraseis), die von einem rhetorisch versierten Sprecher vorgetragen werden und an eine Gruppe Jugendlicher gerichtet sind. Untersucht werden die verschiedenen Verfahren der Aneignung und Veranschaulichung der Bilder durch diesen Sprecher, der seine Deutungen stets in überraschender und überlegener Weise vorträgt und so die Unterhaltung der Leserschaft anstrebt.
Die Habilitationsschrift „Welt erzählen. Narration und das Vergnügen des Lesers in der ersten Pentade von Diodors ‚Bibliotheke‘“ (2020) greift diesen Aspekt
auf und beschreibt die narrativen Techniken der als Universalgeschichte angelegten Darstellung Diodors.
Die erste Pentade behandelt dabei nicht nur die mythische Zeit, sondern bietet auch eine Geographie und Ethnographie der „bewohnten Welt“ bis zu deren Grenzen hin. Anhand dreier Querschnittsanalysen (des Paradoxons als Leitmotiv, des Erzählgegenstands Arabien und ausgewählter, emotional affizierender Textstellen) untersucht Mario Baumann, die
Literarizität des Textes betonend, die Funktionalisierung der Erzählweise in der Bibliotheke in Hinblick auf Lesevergnügen und Interaktion mit der Leserschaft.1
Ein Fest für die Sinne
Für die akut pandemiegebeutelte Lehre bringt Mario Baumann auch wichtige Erfahrungen mit: ein unter dem Titel „Das antike Theater“ laufendes Lernmodul, an der Justus-Liebig-Universität Gießen unter seiner Mitarbeit entwickelt, bietet einen digitalen Einstieg in die griechischen und römischen Theaterproduktionen mit dem Ziel, „die zentralen ästhetischen Aspekte des Theaters und seine visuellen und akustischen Effekte erfahrbar zu machen.“2 Seine erste angebotene Vorlesung („Das antike Theater. Texte und Kontexte“) soll ganz in diesem Sinne das Zusammenspiel von Dramen und Theaterbauten, Sehen und Hören veranschaulichen. Auch sonst spielt in seinen Lehrveranstaltungen
Ästhetik eine wichtige Rolle:
„In die Lehre bringe ich neben meinen breiten kultur- und literaturwissenschaftlichen Interessen den Impuls ein, gemeinsam mit den Studierenden die antiken Texte durch lautes Lesen zum Klingen zu bringen und so dazu beizutragen, die Antike möglichst anschaulich, greifbar und lebendig hervortreten zu lassen.“
„Die Antike und die Sinne“ ist darüber hinaus eines von zwei Forschungsleitthemen, die sich Mario Baumann für die Zeit in Dresden gesetzt hat, in dessen Rahmen er sich vor allem für die Darstellung von Gerüchen in der antiken Literatur interessiert. Hierfür ist auch ein neues Forschungsprojekt geplant. Mit dem Thema „Erzählen von Geschichte“ andererseits werden die narratologischen Aspekte der antiken Historiographie in den Blick genommen und damit z. B. die Arbeit zu Herodians Kaisergeschichte weitergeführt.
Der Geschäftsführende Direktor des Instituts, Prof. Dr. Dennis Pausch, begrüßt die Neubesetzung:
„Ich freue mich sehr, dass wir durch die Einrichtung dieser Stelle nicht nur einen neuen Akzent in der Forschung setzen, sondern auch in Zukunft ein zweisprachiges Institut für Klassische Philologie bleiben werden. Außerdem bin ich überzeugt, im Namen aller seiner Mitglieder zu sprechen, wenn ich bei der Gelegenheit denjenigen ganz herzlich danken möchte, die die Einrichtung der Juniorprofessur Kulturen der Antike/Griechische Literatur möglich gemacht haben, wobei ich neben den Kolleginnen und Kollegen in den Altertumswissenschaften vor allem an die handelnden Personen am Bereich GSW und vor allem an Prof. Christian Prunitsch als seinen Sprecher denke.“
Jun.-Prof. Dr. Mario Baumann
Kulturen der Antike/Griechische Literatur, Vertretung KP/Latein
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