Gleichstellung trotz Pandemie
Das Projekt „Gleichstellung trotz Pandemie“ wird von Dr. Magdalena Wekenborg druchgeführt, gefördert durch die Gleichstellungsarbeit am Bereich Mathematik und Naturwissenschaften der TU Dresden. In den Fakultäten der Mathematik und Naturwissenschaften beantragten wesentlich mehr Mütter als Väter infolge einer Corona-bedingten Verzögerung ihrer wissenschaftlichen Laufbahn Mittel aus dem Gleichstellungsfonds. Vor diesem Hintergrund fokussiert sich das Projekt auf eine Untersuchung von Ursachen und Möglichkeiten, diesem Trend entgegenzuwirken und bereits erreichte Gleichstellungsziele aus vorpandemischen Zeiten nicht weiter zu gefährden.
Zu diesem Zweck werden drei Teilprojekte durchgeführt:
- Literaturreview zu COVID-19-bedingten Veränderungen hinsichtlich der Gleichstellung unter Wissenschaftler:innen
- Befragung wissenschaftlicher Mitarbeitenden im Bereich MN „Corona & Gleichberechtigung“
- Workshop „Zukunftswerkstatt – Akademische Karriere familiengerecht gestalten“
Der erste Teil „Literaturreview“ umfasst eine ausführliche systematische Literaturübersicht zum Thema Gleichstellung in Pandemiezeiten. Zumeist internationale Untersuchungen mit Teilnehmenden im wissenschaftlichen Bereich sowie Arbeitenden anderer Arbeitsbereiche werden vorgestellt.
Im Rahmen der Befragung „Corona & Gleichberechtigung“ von Mitarbeitenden im Bereich Mathematik und Naturwissenschaften an der TU Dresden im Juni 2021 zeigten sich Probleme im Hinblick auf die Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Karriere und Organisation des Familienlebens seit Beginn der COVID-19-Pandemie. Die Auswertung ergab sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld eine wahrgenommene Mehrbelastung seit Beginn der Corona-Pandemie.
Der dritte Teil des Projektes stellt einen Workshop für (Post-) doktorand:innen der TU Dresden dar, in dem Männer und Frauen gemeinsam eine Zukunftsvision für die gleichberechtigte Vereinbarkeit von Familie und Karriere in der Wissenschaft erarbeiten.
Der erste Teil des Projektes „Gleichstellung trotz Pandemie“ des Bereiches Mathematik und Naturwissenschaften umfasst eine ausführliche systematische Literaturrecherche zu aktuellen Forschungsbefunden im Bereich Gleichstellung während der COVID-19-Pandemie. Diese bestätigten den Trend, dass wesentlich mehr Mütter als Väter infolge einer Corona-bedingten Verzögerung ihrer wissenschaftlichen Laufbahn Mittel aus dem Gleichstellungsfonds beantragten. Im wissenschaftlichen Kontext konnte eine Verringerung der in Forschung investierten Arbeitszeit festgestellt werden. Insbesondere Wissenschaftlerinnen mit Kindern waren hiervon betroffen (Deryugina et al., 2021; Myers et al., 2020). Darüber hinaus zeigte sich, dass Mütter im Vergleich zu Vätern mehr Zeit in die Kinderbetreuung investierten (Alon et al., 2020, Fodor et al., 2021). Auch in anderen Arbeitsbereichen zeigten sich Corona-bedingte Unterschiede.
Sie finden hier eine ausführlichere Beschreibung der Ergebnisse des systematischen Literaturreviews.
02. Teilprojekt: Befragung „Corona & Gleichberechtigung“
Im Rahmen des Projektes „Gleichstellung trotz Pandemie“ wurde im Juni 2021 eine Umfrage unter Mitarbeitenden des Bereiches Mathematik und Naturwissenschaften der TU Dresden durchgeführt. Die Umfrage beschäftigte sich mit den Erfahrungen der wissenschaftlichen Mitarbeitenden im Hinblick auf die Vereinbarkeit ihrer wissenschaftlichen Karriere und der Organisation des Familienlebens seit Beginn der COVID-19-Pandemie.
Insgesamt N = 85 Proband:innen nahmen an der Untersuchung teil. Die Auswertung ergab sowohl im privaten als auch beruflichen Umfeld eine wahrgenommene Mehrbelastung seit Beginn der COVID-19-Pandemie. Die Teilnehmenden hatten zudem in einer Reihe von offenen Antwortformaten die Möglichkeit, Gründe für die Belastung und Veränderungswünsche an die Arbeitsstelle zur Verbesserung der Situation zu benennen. Die Tatsache, ob die Teilnehmenden Kinder hatten, hatte einen signifikanten Einfluss auf die Wahrnehmung von beruflicher oder privater Mehrbelastung.
Hier finden Sie eine ausführlichere Darstellung der zentralen Ergebnisse.
03. Teilprojekt Workshop „Zukunftswerkstatt – Akademische Karriere familiengerecht gestalten“
Im Rahmen des Projektes „Gleichstellung trotz Pandemie“ fand am 30.09.21/ 01.10.21 und 29.10.21 ein Workshop für (Post-) Doktorand:innen der TU Dresden statt. Ziel war die Entwicklung einer gemeinsamen Zukunftsvision für gleichberechtigte Vereinbarkeit von Familie und Karriere in der Wissenschaft. Inhaltlich lag dabei der Fokus auf der Analyse der Aufgabenverteilung in Familien von (Post-) Doktorand:innen während der Corona-Pandemie, der Entwicklung struktureller und individueller Zukunftsvisionen sowie erster Schritte der konkreten Umsetzung.
Ablauf des Workshops
Der mehrtägige Workshop begann zunächst mit dem Sammeln der Probleme, sodass die Teilnehmenden Gelegenheit hatten, ihre diffusen Gefühle zu konkretisieren, Gemeinsamkeiten zu entdecken und Problem-Cluster sowie Abhängigkeiten zu erkennen. Im zweiten Schritt folgte der Entwurf einer Utopie, um Denkschranken zu überwinden und Motivation für die Arbeit an Lösungen zu schaffen. Der dritte und letzte Schritt stellte dann schließlich den Praxisbezug dar. Die Teilnehmenden überlegten sich konkrete und umsetzbare erste Schritte hin zur Realisierung der positiven Zukunftsvision. Methodisch kamen zum Finden der Lösungen die kollegiale Beratung, der Lösungs-Tabellen-Ansatz sowie der Fragenfächer zum Einsatz. Auch auf den Umgang mit Widerständen wurden die Teilnehmenden mit speziellen Übungen vorbereitet.
Zentrale Ergebnisse des Workshops
Im Verlauf des Workshops konnten drei große Problemcluster erarbeitet werden:
- Individuelles Rollenverständnis, geprägt durch individuelle Rollbilder sowie Erwartungen an eigene Person im Bereich Karriere, Familie & Freizeit
- unklare Erfolgskriterien/ Ziele für wissenschaftliche Mitarbeitende
- Unsicherheiten in der Postdoc-Phase (befristete Verträge)
Die Teilnehmenden konkretisierten die Probleme innerhalb des jeweiligen Clusters und erarbeiteten entsprechende Lösungsansätze. Flexible Arbeitsplätze, Home-Office, entfristete Verträge, transparente Arbeitsanforderungen sowie vermehrte Beratungs- und Networkingangebote kristallisierten sich dabei als zentrale Lösungsansätze heraus.
Nachbereitungs-Treffen des Workshops
Ab Januar 2022 startete die Nachbereitung des Workshops in Form kleiner Treffen. Ziel dieser Nachbereitungstreffen war die Erarbeitung weiterer Lösungsansätze sowie die Evaluation der Wirksamkeit bisheriger Lösungsansätze im Alltag der Teilnehmenden. Im Rahmen dieser etwa halbstündigen Treffen erfolgte zunächst eine Auffrischung der herausgearbeiteten Cluster und der innerhalb des Workshops festgehaltenen Wünsche und Lösungsansätze. Danach hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich im Hinblick auf konkrete, aus dem Workshop resultierenden Veränderungen im eigenen Alltag auszutauschen. Im März 2022 fand das vorerst letzte Nachbereitungs-Treffen statt, in dessen Rahmen die Teilnehmenden auf die zentrale Rolle dieser Form des Austausches für die familiengerechte Gestaltung von Karrierewegen in der Wissenschaft hinweisen.
Ausblick
Neben der positiven Effekte der Workshop-Ergebnisse für die Teilnehmenden, sollen diese nun auch einem weiteren Personenkreis zur Verfügung gestellt werden. So konnte die im Rahmen des Projektes „Gleichstellung trotz Pandemie“ erarbeitete Konzeption der Zukunftswerkstatt bereits erfolgreich auf andere Bereiche der TU Dresden übertragen werden. Zusätzlich sind verscheiden Austauschformate bzgl. der Workshop-Ergebnisse in mit Gleichstellung befassten Gremien der TU Dresden geplant.
Kontakt:
Dr. Magdalena Wekenborg
Professur für Biopsychologie
und
Else Kröner Fresenius Zentrum für digitale Gesundheit, TU Dresden
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