Erfahrungsberichte
Unzählige Studierende der TU Dresden haben bereits das Abenteuer Ausland gewagt. Ob in Europa oder weltweit, ob mit einer Kooperation oder individuell organisiert, profitiere von den Erfahrungen aus erster Hand. In den einzelnen Erfahrungsberichten findest du wirkliche Insider-Infos bereits vor deinem Aufenthalt.
Außerdem gibt es natürlich viele weitere Plattformen, auf denen Berichte von Studierenden gesammelt sind, die ihre Auslandserfahrungen teilen möchten.
- Erfahrungsberichte über Praktika im europäischen Ausland
- Erfahrungsbericht ERASMUS-Studium MIT KIND in Padua/Italien
- Blog eines TUD-Austauschstudenten an der Yokohama National University, Japan
Interviews
Nora Schulte - Politik- und Kommunikationswissenschaft - Lyon
Ich bin Nora Schulte und studiere Politik- und Kommunikationswissenschaft. Ich bin in meinem 6. Semester mit ERASMUS nach Lyon in Frankreich gegangen.
Warum wolltest du ins Ausland gehen und wie wichtig war es für dich, einen Teil deines Studiums im Ausland zu verbringen?
Man hat doch sonst nie wieder die Chance so einfach ins Ausland zu gehen und dann auch noch in so einem guten Rahmen was ganz Neues zu entdecken. Also ich persönlich hatte das Gefühl, wieder was ganz Neues machen zu wollen und wo ganz anders hinzugehen, wo ich noch nie war. Es liegt überhaupt nicht daran, dass man Langeweile hat, sondern, dass man einfach mal raus will und was Neues erleben möchte.
Und wieso hast du dich entschieden, nach Lyon zu gehen?
Weil ich da noch nie war und vor allem auch sehr viel Gutes gehört habe. Zum Beispiel, dass es eine tolle Studentenstadt sei. Ich hab zwar schon mal in Frankreich gelebt, aber nie in einer Stadt. Zudem ist Lyon die drittgrößte Stadt Frankreichs. Ich wollte nämlich mal so richtig das Leben in einer französischen Stadt erkunden.
Was war der größte Unterschied zu deinem Leben hier in Dresden?
Ich fand das mediterrane Leben toll. Ich war ständig in Cafés oder saß draußen am Fluss. Man hat einfach so viel unternommen und sein Leben ganz anders genossen. Allein weil es dort schon ein viel besseres Klima gibt.
Hast du dort denn schnell Anschluss finden können?
Ja, vor allem mit anderen ERASMUS-Studenten oder anderen Auslandsstudenten, wie den Amerikanern. Weil die natürlich auch Leute suchen. Meistens auf Partys, das ging immer sehr gut. Aber auch mit den Franzosen kam man im Alltag sehr schnell ins Gespräch.
Wie würdest du denn die ERASMUS-Studenten in Lyon beschreiben?
Es war vor allem viel Party im Spiel und alle haben das Leben in vollen Zügen genossen. Aber trotzdem haben natürlich alle viel vom Leben an der Uni mitnehmen wollen. Insgesamt war es sehr entspannt. Alle wollten immer sehr viel unternehmen. Dank der ganzen ERASMUS-Studenten habe ich auch ständig Ausflüge gemacht und super viel gesehen.
Hast du dich während deiner ganzen Zeit in Lyon wohl gefühlt?
Ja, ich war mega glücklich in Lyon. Das ist voll die coole Stadt und es war alles so schön sommerlich. Die Leute waren auch alle cool. Und so unterschiedlich sind die Leute zu den Leuten hier in Deutschland ja natürlich auch nicht.
Konntest du dein Auslandssemester problemlos in dein Studium hier in Dresden integrieren?
Ja, das ging voll einfach! Ich hab zwar keine Noten angerechnet bekommen, aber konnte mir viele meiner deutschen Kurse als „bestanden“ anrechnen lassen.
Willst du nochmal ins Ausland?
Auf jeden Fall! Klingt zwar jedes Mal irgendwie doof zu sagen, dass es so eine einmalige Erfahrung ist. Aber so ist es halt wirklich. Es macht mega Spaß neue Leute und neue Orte kennen zu lernen. Ich würde sehr gerne nochmal ins südliche Europa gehen. Vielleicht Italien oder Portugal. Oder was ganz anderes. Vielleicht Norwegen. Da war ich auch noch nie und finde das Land super spannend.
Was rätst du jemandem, der selbst überlegt, ins Ausland zu gehen?
Also erstmal keine Angst haben, es wird immer cool! Und wenn man am Anfang eine Wohnung sucht, dann am besten immer über Facebook. Da findet man echt super Sachen. Und falls man Sorgen hat, dass man keinen Anschluss findet, dann sollte man sich einfach an die vielen ERASMUS-Leute halten. Dann wird’s auf jeden Fall immer gut!
Inwiefern hat dein Auslandssemester in Frankreich dein weiteres Studium beeinflusst?
Na vor allem in dem Sinne, dass ich nochmal ins Ausland gehen will! *lacht* Aber sonst war es natürlich auch eine prägende Erfahrung. Dadurch, dass man mit vielen unterschiedlichen Leuten zu tun hat, lernt man viel offener zu sein. Und zwar nicht nur diese Unterschiede zu akzeptieren, sondern auch wertzuschätzen. Ich finde so ein Auslandssemester weckt das Interesse, noch mehr Länder zu sehen und neue Leute kennenzulernen.
Würdest du im Nachhinein sagen, dass es schwierig war, dein ERASMUS-Semester zu organisieren?
Gerade weil man ERASMUS macht, ist das super einfach! In der Uni im Gastland kennen das ja alle und es gibt immer und überall einen ERASMUS-Beauftragten. Also in Dresden und in Lyon. Eigentlich musste man nur den ERASMUS-Koordinator finden und sofort war alles voll einfach. Ich fand’s wirklich ziemlich leicht, da das Programm echt gut durchorganisiert ist.
Hattest du denn an deiner Uni in Frankreich spannende Kurse?
Ich hatte einen sehr coolen Kurs über den Brexit. Vor allem, weil den Kurs auch viele Studenten aus England besucht haben, war es für mich besonders interessant. Das hat echt nochmal diese gesamte europäische Sicht auf solche Themen widergespiegelt.
Hast du denn jetzt noch Kontakt zu den Leuten, die du in Lyon kennengelernt hast?
Ja vor allem noch zu den Deutschen. Ich hab jetzt zwei neue Freunde in Leipzig und einen in Berlin, die ich seitdem auch schon besucht habe. Aber auch zu einigen Franzosen, die mittlerweile auch schon hier in Deutschland waren. Man hält schon irgendwie Kontakt zu den Leuten.
Ist dir denn vor Ort etwa kurioses passiert, das du gerne erzählen würdest?
Wir haben ein großes Picknick am Fluss organisiert. Und dafür haben wir ERASMUS-Studenten uns mit den amerikanischen Studenten in Lyon verabredet. Dafür haben wir Tee, leckeres Baguette, Dips und Obst mitgebracht. Als wir dann ankamen, haben wir die Amerikaner nur mit so riesigen Chipstüten und in Plastik eingeschweißten Sandwichs und Fertiggerichten gesehen. Da haben wir uns echt wie die letzten Ökos gefühlt. Solche kleinen kulturellen Unterschiede waren immer mega witzig.
Welche Rolle spielt deiner Meinung nach das ERASMUS-Programm für Europa?
Ich finde es so wichtig, dass junge Menschen aus verschiedenen Ländern schon früh miteinander in Kontakt kommen. Damit sie sehen, dass es Unterschiede gibt, aber man sich gleichzeitig auch sehr ähnlich ist. Man ist sich selber gar nicht bewusst, wie es war, bevor es so einen wichtigen Austausch gab. Und um sich das klar zu machen, muss man daran halt einfach auch mal teilnehmen.
Hattest du während deines Auslandssemesters in Lyon das Gefühl, hier in Dresden etwas zu verpassen?
Ne, eigentlich gar nicht. Ein Semester ist ja auch wirklich nicht lang. Ich hatte eher das Gefühl, dass ich in Lyon so viel machen muss, wie es geht. Klar habe ich Kontakt zu meinen Freunden hier in Dresden gehalten, aber das Gefühl etwas zu verpassen hatte ich echt überhaupt nicht. Auch an der Uni nicht.
Und ist dein Französisch besser geworden?
Mein English eigentlich noch eher. *lacht* Ich konnte vorher schon relativ gut Französisch sprechen. Ich glaube, dass wenn man anfangs nicht so ein gutes Niveau hat, man durch ERASMUS echt noch viel dazu lernen kann. Und sonst muss man sich halt echt bemühen, viel in der Uni mitzumachen oder nur etwas mit Franzosen zu unternehmen, um die Sprache noch zu verbessern. Aber es hat auf jeden Fall schon sehr geholfen, dass man jeden Tag Französisch spricht.
Marco Schwabe - Informatik - Rennes
Mein Name ist Marco Schwabe und ich studiere jetzt im 7. Semester Informatik. Ich war vor einem Jahr in Rennes, in Frankreich. Ich war dort von Oktober bis Februar und habe, wie auch hier in Dresden, Informatik studiert.
Wieso wolltest du ins Ausland gehen?
Größtenteils hat mich die Sprache motiviert. Ich habe Französisch sechs Jahre lang in der Schule gelernt, wovon leider nicht viel hängen geblieben ist. Deswegen wollte ich mein Französisch unbedingt verbessern. Vor meinem Auslandsaufenthalt hab ich auch hier an der TU Dresden schon einige Französischkurse belegt. Obwohl die Vorlesungen an der Uni in Rennes alle auf Französisch waren, konnten wir die Prüfungen auch auf Englisch ablegen. So gab’s dann auch sprachlich keine Probleme. Nach meinem Aufenthalt bin ich jetzt viel besser in der Lage, bei Gesprächen mitzukommen und so gut wie alles auch wirklich zu verstehen. Es mir definitiv etwas gebracht, nach Frankreich zu gehen.
Wie war denn die Uni in Rennes und was für Kurse hast du so belegt?
Man muss feststellen, dass die Uni dort eine Ingenieursschule ist. Der Campus liegt außerhalb der Stadt, ist ziemlich groß und beherbergt alle Gebäude. Der Weg von den Studentenwohnheimen zu den Kursen war somit immer extrem kurz, dafür ist man aber auch schwerer mal in die Innenstadt gekommen. Die Kurse waren sehr praxisorientiert. Wir haben oft praktische Aufgaben bekommen, die wir dann lösen mussten. Zum Beispiel mussten wir Prozessoren programmieren, womit ich an der TU Dresden noch nie zu tun hatte. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, im Vergleich zur Lehre hier in Dresden, mal etwas Praktisches zu machen. Das System in Frankreich ist insgesamt deutlich verschulter als in Deutschland. Die Lehre der Professoren dort hat mir trotzdem sehr gut gefallen. Richtig Spaß gemacht hat mir ein Kurs, wo wir mit Routern aus der Industrie gearbeitet haben.
Wie gut konntest du dein Auslandssemester in dein Studium hier in Dresden integrieren?
Sehr gut! Im fünften und sechsten Semester haben wir im Bachelorstudiengang die Module „Vertiefung in die Informatik“ und „Spezialisierung in der Informatik“ mit jeweils 12 Leistungspunkten, die ich mir dann 1 zu 1 anrechnen lassen konnte. Ich hab die beiden Module dann auch bestanden.
Wie findest du denn die Organisation von ERASMUS?
Es lohnt sich auf jeden Fall! Was man allerdings immer beachten sollte, ist sich rechtzeitig um alles zu kümmern. Ich mach immer alles auf den allerletzten Drücker und hatte mich auch damals erst eine Woche vor Fristende um alles gekümmert. Es hat zum Glück trotzdem noch alles geklappt. *lacht*
Hast du dich im Ausland wohlgefühlt?
Ich fand’s vor allem von der Uni sehr gut. Man war nicht mehr bloß einer von vielen, sondern konnte sich in die kleinen Kurse voll einbringen. Das hat mir immer viel Spaß gemacht. Auch mit den anderen ERASMUS-Studierenden habe ich mir sehr gut verstanden und einiges unternommen. Als ERASMUS-Student war man auch dem Leistungsdruck an der Uni weniger ausgesetzt als die französischen Studenten. Die Studentenwohnheime waren ok, aber trotzdem würde ich jedem empfehlen, sich eine WG zu suchen. Dann hat man ein besseres Gleichgewicht zwischen Campus und Studentenleben in der Stadt.
Wie war denn dein Leben außerhalb der Uni?
Nachdem ich ein paar Leute getroffen hatte, die in der Stadt Politik studiert haben, habe ich viel unternommen. Wir haben gemeinsam Ausflüge gemacht oder waren mal im Museum. Die Leute kamen auch aus der ganzen Welt, was immer spannend war.
Was hat dir dein Auslandsaufenthalt gebracht?
Ich hab eine andere Kultur kennengelernt. Außerdem hat’s mir natürlich sprachlich sehr viel gebracht. Aber auch die Praxis an der Uni hat mir viel gebracht. Wenn ich es nochmal machen würde, dann aber lieber in Südfrankreich. Da ist das Wetter besser als im Norden. *lacht*
Wajdi Abdel-Haq - Werkstoffwissenschaften - Lille
Mein Name ist Wajdi Abdel-Haq. Ich bin Student an der Fakultät für Werkstoffwissenschaften und bin aktuell im 12. Semester. Im letzten Semester war ich im Ausland und zwar in Lille. Dort habe ich mein Wissen im Textilsektor vertieft. Da bin ich quasi als Quereinsteiger reingekommen.
Warum wolltest du ins Ausland gehen?
Auch meinen Zivildienst habe ich schon im Ausland gemacht und reise sehr gerne. Durch meinen Migrationshintergrund habe ich irgendwie schon eine gewisse Affinität zum Ausland und dem Reisen. Ich wollte dann natürlich auch nochmal die Möglichkeit nutzen, ERASMUS zu machen, also bezahlt ins Ausland zu gehen. Bei dem Programm muss man sich echt nicht um viel kümmern, was natürlich top ist.
Wie war denn die Uni in Frankreich?
Die Uni dort ist eine École Supérieure, die in Frankreich ziemlich hoch im Kurs steht. Die Uni war sehr praktisch. Zu Beginn habe ich erstmal die Kurse belegt, die mir von meinem Professor hier in Deutschland empfohlen wurden. Ich hab mir dann vor allem viel praktisches Wissen im Textilbereich angeeignet. Ich habe Fachbegriffe gelernt und mit für mich neuen Maschinen gearbeitet bzw. Wissen auch wiederaufgefrischt, da ich in Serbien schon gewebt habe. Ich hab aber auch normal am Unterricht teilgenommen, was auch echt gut war. Da wird einem immer sofort geholfen. Ich war an der Uni auch der einzige ERASMUS-Student, weshalb ich direkt aufgefallen bin. Die Leute sind immer auf einen zugekommen, und haben mir beispielswiese sogar bei Prüfungen geholfen. Ich hab dort außerdem meine Diplomarbeit geschrieben. Ich brauchte nichts mehr, was ich mir anrechnen lassen musste und habe deshalb viel nach Interesse belegt. Ich bin dann in Richtung Textildesign gegangen und hab zum Beispiel mal meine eigene Hose designt und genäht. Das hat mir alles sehr viel Spaß gemacht.
Wie lief es denn mit der Sprache?
Mein Französisch war schon davor ganz gut, aber der erste Monat war trotzdem schwierig. Ich saß einmal morgens um 8 Uhr im Unterricht. Der Professor hat dann einen spontanen Test angekündigt, was ich irgendwie nicht ganz verstanden hatte. Alle haben dann angefangen zu schreiben und auf einmal stand der Professor direkt hinter mir und hat mich gefragt, ob ich denn überhaupt nichts schreiben möchte. Solche Sachen passieren am Anfang einfach, was aber nicht wirklich tragisch ist. Ist ja auch eine schöne Erfahrung und lustige Geschichte.
Wie war denn dein Leben außerhalb der Uni?
Ich hab im Studentenwohnheim gelebt, was mir von der Uni organsiert wurde. Ich habe dann auch innerhalb der ersten Woche viele neue Leute kennengelernt. Am Anfang waren das vor allem französische Studenten und im zweiten Halbjahr sind dann auch einige andere ERASMUS-Studierende an die Uni gekommen. Ich wurde oft eingeladen und bin dann auch überall hingegangen. Ich hab außerdem viel Sport gemacht. Auch die ganzen Partys habe ich besucht und habe an Veranstaltungen des Einführungsmonats teilgenommen. Durch die ganzen anderen Studierenden habe ich jetzt auch Kontakte nach ganz Europa, Indien oder China. Ich telefonier ab und zu noch mit den Leuten und war sogar schon zu Besuch in Indien. Ich bin demnächst auch nochmal an der Uni, um für eine Veröffentlichung mit meinem Prof einige Experimente zu machen. Währenddessen werde ich dann auch bei Freunden schlafen.
Hattest du während deines Auslandsaufenthaltes das Gefühl hier in Dresden etwas zu verpassen?
Ne, das Gefühl hatte ich überhaupt nicht. Ich hab’s nie bereut, ins Ausland zu gehen. Außerdem haben mich meine Freunde zum Teil auch in Frankreich besucht. Einige meiner Freunde war sogar gleichzeitig mit mir an anderen Universitäten in Frankreich.
Was hat dir dein Auslandsaufenthalt gebracht?
Auf jeden Fall große Begeisterung. Zum Beispiel für das Projekt Europa, was ich sehr cool finde, aber auch das Reisen. Ich bin viel gereist und hatte seitens der Uni auch immer die Möglichkeit dazu. Aber auch mal zu sehen, wie andere Herangehensweisen an die Arbeit im Labor oder die Organisation der Lehre funktionieren, waren sehr interessant. Ich habe gelernt, ein bisschen entspannter an die Forschung heranzugehen. Wenn man in Deutschland zum Beispiel 500ml von irgendwas abfüllt dann wird ganz genau darauf geguckt und alles Mögliche gemessen. In Frankreich hat man dann jemanden, der es wie beim Kochen macht. Alles irgendwie zusammen kippen und am Ende funktioniert es trotzdem. Ich überlege mittlerweile auch, ob ich Frankreich arbeiten möchte und habe dort sogar ein Stellenangebot.
Lucie Brunner - Psychologie - Limerick
Ich bin Lucie, ich studiere Psychologie und war 2023 im Frühling mit Erasmus in Limerick in Irland.
Wie kamst du auf die Idee, mit Erasmus nach Irland zu gehen?
Ich wollte unbedingt in ein englischsprachiges Land, um mein Englisch zu verbessern, das ist ja auch im Studium ganz wichtig. Und Irland war eben das einzige englischsprachige Land, weil durch den Brexit England ein bisschen schwierig war. Das fand ich erst sehr schade, habe mich dann aber mit der Uni in Irland beschäftigt und mich direkt verliebt, weil der Campus sehr schön aussah und die Uni sich auf ihrer Website als grüne und nachhaltige Uni beschrieben hat. Und dann habe ich mich auch generell ein bisschen mit Irland beschäftigt und wollte unbedingt dahin.
Kamst du gut mit der Organisation deines Auslandssemesters und der Suche nach einer Unterkunft klar?
Im Großen und Ganzen war es schon ziemlich viel Organisationsaufwand. Für die Bewerbung brauchte man viele Dokumente und Unterschriften, aber das ist es auf jeden Fall wert. Ich wurde von der Uni auch gut aufgenommen: Im Voraus habe ich regelmäßig Informationsemails zu allen möglichen Themen bekommen. Und auch dann in Limerick gab es ganz viele Infoveranstaltungen und Leute, an die man sich wenden konnte, das war ganz angenehm. Für die Unterkunft kamen auch E-Mails von der Uni, aber die Bewerbung im Wohnheim war trotzdem etwas kompliziert, weil man verschiedene Wünsche abgeben musste und noch nicht so ganz wusste, wie viel welches Wohnheim kosten würde. Ich habe zum Glück einen meiner ersten Wünsche bekommen. Das war zwar etwas außerhalb vom Campus, aber mit 650 € preislich ganz okay, denn in Irland gibt es ein großes Wohnungsproblem.
Wie hat dir das Unileben in Limerick gefallen und konntest du in der neuen Stadt schnell Anschluss finden?
Ich fand es super, dass man am Anfang erstmal ganz viele Kurse besuchen konnte und erst später festlegen musste, was man belegt. Da konnte man erst einmal schauen, was einem in dem Kurs erwartet, was die Prüfungsleistung ist usw. Ich konnte auch zwei Kurse außerhalb der Psychologie belegen, das war sehr spannend. Ich musste dort sehr viele Texte schreiben, eigentlich in jedem Modul einen längeren Essay, das kannte ich aus Dresden gar nicht. Dadurch habe ich aber meine Fähigkeit, englische Fachtexte zu schreiben, deutlich verbessert.
Um Anschluss zu finden, gab es super viele Möglichkeiten: Es gab Clubs und Societys für Sport und viele andere Hobbys. Ich war zum Beispiel in der Craft Society, wo man jede Woche gebastelt hat, in der Photo Society und in der Feminist Society. Es gab auch sonst ziemlich viel Programm. Eigentlich jede Woche hat etwas auf dem Campus stattgefunden, zum Beispiel ein kleiner Farmers Market, Yoga und jeden Freitag war International Night im Studentenclub auf dem Campus. Also wenn man wollte, konnte man da an sehr vielen Sachen teilnehmen.
Und wie sah eine typische Woche bei dir in Irland aus?
Mein Stundenplan war nicht so super voll, ich hatte vier Module gewählt, weil ich auch Freizeit haben wollte, um die Kultur kennenzulernen. Von Montag bis Freitag hatte ich also meine Vorlesungen und Seminare und dazwischen war ich sehr oft im Fitnessstudio, das gab es kostenlos von der Uni aus. Dann habe ich auch ziemlich viel mit Freunden gemacht, mit meiner WG aus dem Wohnheim habe ich mich richtig gut verstanden. Wir sind oft in die Innenstadt gefahren, und gerade am Anfang wurden auch viele Trips am Wochenende organisiert, wo wir in andere Städte gefahren sind. Wir sind auch manchmal eigenständig nach Dublin gefahren oder auch mal nach Belfast in Nordirland. Das waren keine riesigen Entfernungen und die öffentlichen Verkehrsmittel sind in Irland auch nicht so teuer.
Warum würdest du anderen ein Auslandssemester mit Erasmus empfehlen?
Weil es einfach eine super coole Erfahrung ist! Ich denke egal wohin man fährt, lernt man so viele neue Menschen kennen und eine andere Kultur. Das hilft einem auch selbst sehr, sich weiterzuentwickeln und mehr zu sich selbst zu finden, wenn man sich in eine komplett neue Umgebung begibt und eine Art ‚neues Leben‘ aufbaut. Irland ist auch ein richtig cooles Land, über das ich früher nie so richtig nachgedacht habe. Es gibt eine wunderschöne Natur und auch die Menschen sind super lieb.
Gab es ein lustiges oder überraschendes Erlebnis, was dir besonders im Kopf geblieben ist?
Ich habe gelernt, wie man Guinness ordentlich trinkt: Es war mir nicht klar, dass da so viel drum herum ist. Ein Pint-Glas trinkt man optimalerweise in vier Schlucken aus und der erste Schluck muss so sein, dass das Bier gerade bis zur Mitte des Guinness-Schriftzugs reicht. Was mich manchmal auch sehr verwirrt hat: Iren benutzen als Begrüßung oft „Hi, how are you?“, aber nicht als Frage, sondern einfach dahingesagt. Die Mutter meines irischen Mitbewohners kam einmal in die WG und hat mich genauso begrüßt und ich habe geantwortet: „I’m fine, and you?“ und sie hat mich so richtig verwirrt angeguckt, weil sie nicht damit gerechnet hat, dass jemand darauf antwortet. Selbst die Kassiererinnen im Supermarkt haben mich so begrüßt.
Was hättest du gern aus Limerick nach Dresden mitgenommen?
Mein allererster Gedanke sind natürlich die Menschen. Gerade zwei bis drei Leute aus meiner WG sind sehr zu meiner „Familie“ geworden. Wir konnten über so viel reden, und auch wenn es mir mal nicht so gut ging, waren sie immer da. Und ansonsten die Natur: Auf dem Weg zum Campus bin ich immer eine richtig schöne Straße entlang gelaufen mit ganz vielen Bäumen. Alles war so grün und die Vögel haben gezwitschert.
Franziska Strehlow - Germanistik - Neapel
Mein Name ist Franziska Strehlow und ich studiere Sprach,- Literatur- und Kulturwissenschaften, jetzt im offiziell 2. Mastersemester. In meinem 1. Mastersemester war ich im Ausland. Ich war in Neapel und zwar von Februar bis Juli. Ich wollte nach Italien, da mich das schon immer sehr gereizt hat. Außerdem hatte ich schon drei Semester lang hier an der TU Dresden einen Italienisch-Kurs belegt.
Konntest du denn dein Studienfach dort problemlos studieren?
In groben Zügen schon. Ich habe im Bachelor Germanistik und Kunstgeschichte gemacht und habe das auch so an der Uni in Neapel belegt. Ich habe dort ein literaturwissenschaftliches Seminar, eins zu Kunstgeschichte und ein philologisches Seminar besucht. Alles war auf Italienisch, obwohl viele der Texte auf Deutsch waren, was oft sehr witzig war. Die Dozenten konnten daher auch alle definitiv besser Deutsch, als ich Italienisch. Das war aber überhaupt kein Problem und die Verständigung ging immer gut. Ich hatte zwar anfangs das A2-Niveau, aber wirklich Sprechen konnte ich noch nicht. Das war aber nie ein großes Problem. Man kommt gut voran und da auch so viele andere ERASMUS-Studenten vor Ort sind, kommt man auch immer mit Englisch weiter. Oder im Notfall mit Händen und Füßen. *lacht*
Was sind denn die Unterschiede zu der Universität hier in Deutschland?
In Italien hatten die Seminare einen reinen Vorlesungscharakter. Man bearbeitet die Texte zwar zusammen, aber der Kurs wird dennoch alleine vom Dozenten gestaltet. Trotzdem fand ich es sehr spannend. Gerade der Kurs zur Kunstgeschichte hat mir nochmal einen anderen Blickwinkel gezeigt, da man alles von der italienischen Seite aus betrachtet. Daher waren natürlich auch vor allem italienische Künstler im Fokus.
Wie gut konntest du denn dein Auslandsemester in dein Studium hier an der TU Dresden integrieren?
Eigentlich ganz gut. Das war ja vorher schon alles mit dem „Learning Agreement“ abgedeckt. Was ich mir sozusagen wofür anrechnen lassen könnte. Ich hab mir dann auch zwei Kurse problemlos anrechnen lassen können.
Und wieso hast du dich für Neapel entschieden?
Weil man über meine Fakultät nur in Neapel Germanistik studieren konnte. Wäre ich aber über Deutsch als Fremdsprache ins Ausland gegangen, dann wäre da der entscheidende Faktor das Meer gewesen. Und da Neapel direkt am Meer liegt, wäre das ja auch direkt gegeben.
Wie war denn dein Leben außerhalb der Uni?
Mit meinem Zimmer hatte ich richtig viel Glück. Ich hab die ersten Tage über Airbnb eine Unterkunft gebucht und konnte da durch Zufall direkt für den gesamten Zeitraum in eins der Zimmer einziehen. Einer meiner Mitbewohner war auch Deutscher, der mir anfangs mit der Sprache viel geholfen hat. Auf der anderen Seite wird man aber auch schnell dazu verleitet, im deutschen Sprachkontext zu bleiben und sich nicht wirklich auf das Italienische einzulassen. Oder mit anderen ERASMUS-Studenten nur Englisch zu sprechen. Und viele der Italiener, die wir vor Ort getroffen haben, wollten dann auch gerne mit uns Deutsch oder Englisch sprechen. Ich hab gerade in diesem ERASMUS-Pool schnell Anschluss gefunden. In der Hinsicht habe ich mich sehr wohl gefühlt.
Wie war denn das Leben allgemein in Neapel?
Das Leben war laut, wild und dreckig! *lacht* Wirklich chaotisch, also es ist wirklich ein ganz anderes Leben… Hier ist alles ruhiger, aber dort war’s gerade in den ersten Wochen eine richtige Reizüberflutung. Ob ich das auf Dauer machen könnte, weiß ich nicht, aber irgendwo ist das ja auch alles eine Gewöhnungssache. In Neapel liegt auch alles im Zentrum. Die Universität auch. Ich hab sowohl fußläufig zum Campus, als auch zu allen Piazzen gewohnt. Und auch zum Meer habe ich nie mehr als 15 Minuten gebraucht. Man kann im Kreis Neapel auch landschaftlich und kulturell wirklich viel mitnehmen. Da gibt es so eine riesige Auswahl an Ausflugszielen, wie zum Beispiel den „Pfad der Götter“, wo man unglaublich toll wandern kann.
Und was fehlt dir nach deiner Rückkehr nach Dresden am meisten?
Natürlich das Wetter, aber tatsächlich auch dieser bunte Trubel und vor allem die schöne italienische Sprache. Der Klang der Sprache fehlt mir so richtig. Gerade an Weihnachten ist das richtig schön, wenn man ab und zu mal auf dem Striezelmarkt ein paar italienische Brocken der Touristen aufschnappt. Das geht dann runter wie Butter!
Hast du dich dort wohl gefühlt?
In der ersten Zeit war es schwierig, ganz auf sich allein gestellt zu sein. Aber das war echt nur eine erste Umgewöhnungszeit. Man braucht einfach eine gewisse Zeit, um anzukommen, sich in der Stadt zurechtzufinden und sich auch zu trauen, frei zu sprechen. Und dann kann man es auch richtig genießen! Im Nachhinein wäre ich vielleicht auch gerne ein ganzes Jahr dageblieben.
Was würdest du jemanden raten, der sagt, dass es sich nicht lohnt, ins Ausland zu gehen?
Es lohnt sich auf jeden Fall. Klar habe ich anfangs auch gezweifelt, ob es sich lohnt. Ich hab mich gefragt, ob es mir wirklich was bringt. Und irgendwo ist natürlich auch ein Leistungsdruck da. Man muss bis dann und dann fertig sein und fragt sich, ob es überhaupt gut in den eigenen Lebenslauf passt. Im Nachhinein denke ich, dass ich mir damals viel zu viel Stress gemacht habe. Ein Auslandssemester bringt einen nämlich immer weiter. Man ist ganz auf sich allein gestellt und lernt nochmal, auf eigenen Füßen zu stehen. Außerdem lernt man auch sich selbst ganz neu kennen. Man hat die Möglichkeit, eine andere Kultur und das Leben in einem neuen Land ganz nah zu erleben. Ich wüsste nicht, warum man nicht ein Auslandssemester machen sollte. Und man sollte sich auch nicht vom ganzen bürokratischen Aufwand abschrecken lassen. Das wäre Quatsch!
Willst du denn nochmal ins Ausland gehen?
Ja! Wie gesagt, im Nachhinein ist ein halbes Jahr echt zu kurz. Ich würde auch gerne nochmal nach Italien gehen. Einfach schon um die Sprache nochmal zu verbessern. So ein Sprachkurs hier in Deutschland ist einfach nicht das gleiche.
Was bringt ERASMUS für Europa?
Die Länder werden untereinander viel stärker miteinander verbunden. Man hat ja oftmals Klischees anderer Länder im Kopf. Und wenn man dann vor Ort ist, hinterfragt man die alle. Außerdem ist man im Freundeskreis auch sehr interkulturell unterwegs. Schon in der ERASMUS-Gruppe sind ja die verschiedensten Länder dabei. Das ist dann so eine schöne große bunte Gruppe, wo man sich gegenseitig fragen kann: Hey, wie ist das denn eigentlich bei dir? Dieses Kennenlernen der anderen Kulturen finde ich ganz wichtig.
Caroline Scherer - Lehramt Französisch/Italienisch - Bologna und Besançon
Ich bin Caroline Scherer, mittlerweile 28 Jahre alt, und habe an der TU Dresden Französisch und Italienisch auf Lehramt studiert und zudem noch Latein als Drittfach belegt. Ich war insgesamt zweimal mit ERASMUS im Ausland. Das erste Mal in meinem 6. und somit letzten Bachelorsemester und das zweite Mal in meinem letzten Mastersemester. Ich war zuerst in Bologna und dann in Besançon in Frankreich. Ich bin ins Ausland gegangen, um Land und Leute kennenzulernen. Das geht nur, wenn man länger vor Ort ist. Gerade als Lehrerin muss man ein Gefühl für die Länder bekommen, um das später auch gut vermitteln zu können. Erleben ist etwas Anderes, als es nur nachgelesen zu haben.
Wie waren denn jeweils deine Sprachkenntnisse vor und nach den Auslandsaufenthalten?
Vor meinem Semester in Italien war mein Italienisch ziemlich holprig. Ich musste viel überlegen, bevor ich gesprochen habe. Nach meinem Aufenthalt kam das ganze wesentlich flüssiger raus. Vor Frankreich hatte ich eigentlich schon ein relativ hohes Sprachniveau. Ich hab mich aber nicht wirklich getraut zu reden. Um diese Hemmungen abzubauen, hat mir der Aufenthalt in Frankreich aber sehr geholfen.
Wie war denn dein Leben im Ausland?
Bologna ist eine der ältesten Universitätsstädte in Europa und das merkt man auch. Die Stadt ist mit der Universität gemeinsam gewachsen und mittlerweile sind die beiden untrennbar voneinander. Nach Bologna kommen jedes Jahr massig Austauschstudenten. Beim Ankommen ist man deshalb etwas auf sich selbst gestellt. Die Uni in Besançon ist deutlich kleiner, wodurch der Empfang auch viel netter gestaltet werden konnte. Wir wurden am Bahnhof abgeholt und zum Campus begleitet. Fuß zu fassen war durch die kleinere Anzahl an ausländischen Studenten viel einfacher. Ich habe mich durchgehend wohl gefühlt. In beiden Städten habe ich durch die Uni sehr schnell Anschluss gefunden, wodurch auch gute Freundschaften entstanden sind. In Frankreich gab es gegenüber vom Campus eine Bar, in der jeden Dienstag ein internationaler Abend stattgefunden hat. Dort kamen internationale und französische Studenten und Dozenten zusammen. Das hat immer sehr viel Spaß gemacht.
Wieso wolltest du nach deinem Aufenthalt in Bologna nochmal ins Ausland gehen?
Ich habe in Bologna so viele Freundschaften geknüpft, die heute noch bestehen. Man lernt Leute aus allen Ländern der Welt kennen. Diese Freundschaften möchte ich einfach nicht missen. Deshalb wollte ich unbedingt nochmal ERASMUS machen. Allein, weil dabei auch die Organisation am einfachsten ist.
Wie war denn die Uni im Ausland?
In Italien konnte ich mir meine Kurse aussuchen. Ich habe hauptsächlich italienische Literatur und Sprachgeschichte belegt. Man weiß zwar in Deutschland noch nicht genau, worum es in den Kursen geht, aber hat trotzdem eine ungefähre Idee. Je nachdem was man für einen Kurs hat, muss man am Ende eine unterschiedliche Prüfung ablegen. Die Dozenten waren eigentlich alle aufgeschlossen und haben uns ERASMUS-Studenten die Prüfungen erleichtert. Ich hätte mir meine Kurse auch alle anrechnen lassen können, bin aber ins Ausland, nachdem ich schon alle Kurse in Deutschland hinter mir hatte und wollte jeweils vor meinen Abschlussarbeiten nochmal einen schönen Abschluss im Ausland haben. Dadurch habe ich nochmal einen anderen Blick auf das Fach und die Lehre insgesamt bekommen.
Hattest du während deines Auslandaufenthaltes das Gefühl, in Dresden etwas zu verpassen?
Eher genau andersrum. Ich habe das Gefühl, dass die Studenten, die während ihres Studiums nicht ins Ausland gehen, etwas verpassen. In Frankreich war noch eine andere Studentin aus Dresden da. Und immer, wenn wir etwas gemeinsam gemacht haben, hatten wir das Gefühl, dass es wesentlich aufregender als in Dresden war. Im Ausland sieht man alles nochmal mit großen Augen.
Lea Bänder - Lehramt Mathematik - Sendai
Hallo, ich bin Lea Bänder. Ich studiere hier an der TU Mathematik und Kunst für Gymnasiallehramt. Im 7. Semester habe ich mit TUDweltweit an der Tōhoku University in Japan Mathematik studiert.
Wie kamst du auf die Idee, mit TUDweltweit nach Japan zu gehen?
Ich wollte schon eher nach Japan, um eines meiner Praktika aus dem Lehramtsstudium dort zu machen. Dann kam aber Corona und ich wollte dafür doch in Deutschland bleiben. Ich war dann später bei mehreren Beratungsangeboten der TU und habe mich informiert. Ich dachte mir, wenn ich schon für ein halbes Jahr ins Ausland gehe, kann ich auch weiter weggehen, in ein Land, in dem sich ein Urlaub nicht lohnen würde. Ich habe dann viel in Asien geschaut und da ich in China schon war und bereits gute Beziehungen nach Südkorea habe, wurde es Japan. Der Fakt, dass ich mich für Anime und Manga interessiere, und mir die Universitäten gut gefallen haben, spielt sicherlich auch eine Rolle.
Kamst du gut mit der Organisation deines Auslandssemesters vom Beantragen einer Förderung bis zur Unterkunftssuche klar?
Ich glaube, wenn man nach außerhalb von Europa geht, ist es immer viel Aufwand und das lohnt sich auch nicht kleinzureden. Mit dem Visum hatte ich ziemliche Probleme, weil mir ein Dokument der japanischen Uni gefehlt hatte. Ich hatte mein Visum dann erst zwei Tage vor Abflug, aber am Ende hat alles geklappt. Dafür hat die Suche nach der Unterkunft super funktioniert. Da Austauschstudierende im Studiwohnheim wohnen mussten, waren da nur ein paar Haken zu setzen. Auch als ich angekommen bin, hat alles sehr gut funktioniert.
Wie hat dir das Unileben in Japan gefallen und konntest du in der neuen Stadt schnell Anschluss finden?
Ja, richtig gut! Ich war in einer vergleichsweise „kleineren“ Stadt (mit 1,5 Mio. Einwohnern), die nicht so touristisch ist, da war das Englisch-Niveau ziemlich niedrig. Es gibt aber viele Gruppen, die Treffen für internationale Studierende anbieten, deswegen habe ich mich in meiner internationalen Bubble sehr wohl gefühlt und hatte ein super Studi-Leben. In der Uni war ich die einzige internationale Studentin, da war die Kommunikation schon schwierig. Die Kurse waren offiziell auf Englisch ausgeschrieben, aber in meiner Forschungsgruppe war nicht alles extra auf Englisch. Mein Professor hat zwar Englisch gesprochen, aber viele Studis nicht. Da haben wir aber eine Lösung gefunden und gerade größere Labs haben super englische Angebote. Ich hatte auch viele Sprachkurse oder culture classes auf Englisch. Aber auch wenn ich Japanisch dort weiter gelernt habe, reicht das nicht, um eine Freundschaft aufzubauen. Ich hatte dann nur eine handvoll japanischer Bekannte. Aber das hat mich auch nicht so gestört in dem Moment, weil einfach so viele coole internationale Studierende da waren. Ich würde trotzdem empfehlen, ein bisschen besser Japanisch zu lernen.
Das universitäre Leben ist richtig toll: Wenn du über den Campus läufst, ist überall was los, es ist überall Musik, es ist super bunt. Und in Japan gibt es Studiclubs für alles Mögliche… für Hip-Hop, Teezeremonie, Bogenschießen, alle möglichen Sportarten, aber auch ganz viel Musik, Theater, Gedichte schreiben usw. Das ist fast alles auf Japanisch, aber ich habe oft jemanden mitgenommen, der gut Japanisch konnte, dann hat das funktioniert.
Und wie sah eine typische Woche bei dir in Sendai aus?
Ich hatte vier Stunden Sprachkurse, einige Veranstaltungen in Mathe, meine culture classes und auch etwas Selbststudium, aber das war viel entspannter als in Dresden. Ansonsten war ich ganz viel mit Leuten mensen, Kaffee trinken, abends in der Stadt und fast jedes Wochenende auf Ausflügen. Allein schon in Sendai kannst du zu ganz vielen Tempeln gehen und es gibt viele Kulturangebote. Mit dem Professor meiner culture class haben wir auch oft Ausflüge am Wochenende gemacht, z.B. in die Sake-Brauerei, also auch einmal das Touri-Klischee-Programm. Mein Leben hat sich schon eher um soziale Kontakte gedreht, aber die Uni kam auch nicht zu kurz *lacht*. Aber akademisch bin ich trotzdem weitergekommen.
Warum würdest du anderen empfehlen, ein Auslandssemester gerade außerhalb von Europa zu machen?
Ich finde, zu außereuropäischen Ländern hat man kulturell noch weniger eine Intuition. Da lohnt es sich wirklich, ein bisschen länger einzutauchen. Außerdem versuche ich, wenig zu fliegen. Und wenn ich dann einen so weiten Flug auf mich nehme, ist es schon nett, mindestens sechs Monate da zu sein. Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass es die Zeit da gebraucht hat, um ein bisschen warm zu werden und die Sprache zu lernen. Außerdem trifft man außerhalb von Europa auch eher auf Leute, die noch von ganz woanders aus der Welt kommen, als bei Erasmus. Und das tolle Essen muss natürlich auch betont werden!
Gab es ein lustiges oder überraschendes Erlebnis, was dir besonders im Kopf geblieben ist?
In den letzten zwei Wochen habe ich mit Freunden ein Auto gemietet und wir sind zur nördlichsten Insel, Hokkaido, gefahren, wo richtig viel Schnee lag. Da gab es Schneefestivals mit Eisskulpturen, Lichtinstallationen usw. Und das Ausgefallenste war, dass wir dort Drift Ice Walking gemacht haben. Da bist du mit Trockenanzügen auf dem zugefrorenen Meer gewesen und konntest dir ein Loch ins Eis hüpfen und zwischen den Schollen schwimmen gehen. Das war echt witzig, weil man in den Anzügen gar kein Kälteempfinden hatte und kaum gemerkt hat, dass man gerade schwimmt, abgesehen von der Schwerelosigkeit.
Was hättest du gern aus Japan nach Dresden mitgenommen?
Die Standardantwort ist natürlich das Essen, aber da bekommt man in Dresden auch einiges. In Japan ist es aber viel preiswerter essen zu gehen, das ist oft nicht teurer als selbst zu kochen. Das war super! Und ich glaube, wir können uns echt eine Scheibe Rücksicht abschneiden. Es wird mit jedem sehr respektvoll und höflich umgegangen. Zum Beispiel, wenn man in die U-Bahn einsteigen will, stellen sich alle in einer Schlange an. Es wird zwar oft gesagt, dass das etwas aufgesetzt wirkt, aber ich finde trotzdem, dass dadurch meist eine viel entspanntere Atmosphäre entsteht. Natürlich sind ein paar Aspekte auch kritisch zu sehen, aber genau deswegen empfehle ich allen, selbst die Erfahrung zu machen. Und ich vermisse Karaoke! *lacht*
Jonas Mittag - Maschinenbau - Tokio
Ich bin Jonas Mittag, 24, und studiere Maschinenbau auf Diplom. Im 10. Semester war ich mit TUDweltweit (und PROMOS) in Japan und habe dort (hauptsächlich) Robotik studiert.
Wie kamst du auf die Idee, mit TUDweltweit nach Japan zu gehen?
Ich wollte gern etwas ganz Anderes als Europa sehen. Ich hab mich dann für Japan entscheiden, weil ich schon immer eine Affinität zu der Kultur hatte und schon etwas Japanisch gelernt hatte. Ich wollte gern in ein Land, wo ich noch eine dritte Sprache lernen konnte, und damit sind USA und Australien schon rausgefallen. Außerdem habe ich mich speziell für diese Uni interessiert, weil sie in Japan einen sehr guten Ruf hat und ich dort Robotik studieren konnte, was ich mir auch als Ziel gesetzt hatte. Es hat einfach alles gut gepasst.
Kamst du gut mit der Organisation deines Auslandssemesters vom Beantragen einer Förderung bis zur Unterkunftssuche klar?
Ich hatte mich damals auf einen Nachrückerplatz beworben und hatte deswegen nur ein dreiviertel Jahr Zeit für alles. Für die Unterkunft konnte man sich zum Glück direkt über die Uni beim Studentenwohnheim bewerben. Was PROMOS anging, hat das gut geklappt, weil ich gerade noch im Bewerbungszeitraum war. Auch mit dem Visum hatte ich keine Probleme. Das einzige, was es zumindest teurer gemacht hat, war, dass ich relativ spät die feste Zusage von der Uni bekommen habe, sodass ich meine Flüge erst spät buchen konnte. Und für meinen Gesundheitstest für die japanische Krankenversicherung musste ich einiges organisieren, aber den muss man nicht verpflichtend machen.
Wie hat dir das Unileben in Tokio gefallen und konntest du in der neuen Stadt schnell Anschluss finden?
In der Uni befindet sich alles auf einem Campus, und dort spielt das ganze Unileben. Man bekam von der Uni einen Kursplan vorgelegt, konnte aber auch andere Kurse belegen, wofür man bei den Professoren fragen musste. Sie haben da aber eigentlich immer ja gesagt, weil die Professoren ausländischen Studierenden gegenüber sehr wohlwollend gegenübertreten. Ich war sogar mit einigen Professoren Sushi essen, weil sie sich so gefreut hatten, dass ich da bin.
Anschluss zu finden war super einfach, es gab verschiedene Vereinigungen für internationale Studis. Und dadurch, dass ich in einem internationalen Wohnheim war, habe ich auch gleich Leute kennengelernt, die in derselben Situation waren wie ich. An der Uni gibt es außerdem Sportvereine ohne Ende, um Anschluss zu finden. Mit dem Englisch war es manchmal etwas schwierig, aber mit Hand und Fuß oder mit Google-Übersetzer kam man eigentlich immer klar. Und die Leute sind super hilfreich und begleiten einen überall hin, besser kann man in einem Land nicht empfangen werden.
Und wie sah eine typische Woche bei dir in Tokio aus?
Ich hatte meinen ganz normalen Stundenplan mit meinen Modulen, wo man Teilnahmepflicht hatte, und Hausaufgaben. Das war ein bisschen wie bei uns in der Schule. Dann bin ich noch zum Sport gegangen, da gab es gleich ein Fitnessstudio auf dem Campus, kostenfrei und 24h offen, und ich habe mehrmals die Woche Futsal gespielt. Vom Studentenwohnheim war es eine halbe Stunde in die Innenstadt von Tokio, da gibt es mehr als genug zu sehen. Die Wochenenden habe ich immer zum Reisen genutzt. Japan ist total vielseitig, denn auf kleinem Raum gibt es verschiedene Klimazonen. Man kann zum Beispiel im April sowohl Skifahren, die Kirschblüte sehen als auch im Süden von Japan tauchen gehen. Also von Stränden mit total klarem Wasser bis zu den Vulkanen im Norden ist alles dabei.
Warum würdest du anderen empfehlen, ein Auslandssemester gerade außerhalb von Europa zu machen?
Man bekommt eine ganz andere Kultur mit. Klar ist Spanien auch anders, aber trotzdem sehr europäisch. Man weiß dort, wie alles funktioniert. Wenn man aber mal ganz woanders hingeht, hat man einerseits die super weite Zeitverschiebung und kann auch nicht mal zu Weihnachten nach Hause. Das ist ganz gut, um unabhängig zu werden. Und man lernt Leute aus aller Welt kennen. Ich fliege zum Beispiel nächstes Jahr nach Australien, und plane da bei Leuten zu übernachten, die ich aus Japan kenne. Außerdem hat man außerhalb von Europa ein anderes Lebensgefühl und eine ganz andere Kultur, gerade auch in Japan mit den Tempeln, dem Hinduismus und Buddhismus. Das fand ich super spannend. Ich habe auch viele Dinge gesehen, die bei uns gar nicht funktionieren würden, z.B. Fahrräder, die unabgeschlossen auf der Straße stehen, weil sie niemand klauen würde. Und wenn man ein halbes Jahr dort ist, lebt man sich richtig ein und kriegt viel mehr mit als in einem Urlaub. So eine Chance, auch finanziell, kriegt man nach dem Studium nicht mehr.
Gab es ein lustiges oder überraschendes Erlebnis, was dir besonders im Kopf geblieben ist?
Wir waren mal in einem Airbnb in einem 20-Einwohnerdorf und plötzlich klingelte die ältere Frau von nebenan an der Tür. Wir konnten kaum Japanisch, sie kein Englisch. Sie hatte aber mitbekommen, dass wir ausländische Studenten sind und hat uns dann einfach so jeden Morgen ein Frühstück gebracht. Dafür hat sie, typisch japanisch, schon morgens um 4 Uhr den Fisch geholt, wo wir noch lange geschlafen haben und wir hatten ihr den Schlüssel für das Airbnb gegeben. Das war immer ein super Frühstück. Sie war wirklich super nett und hatte sogar noch mehrmals in den Restaurants im Ort angerufen und für uns reserviert.
Was hättest du gern aus Japan nach Dresden mitgenommen?
Die Pünktlichkeit der Züge! *lacht* Die Züge sind durchschnittlich 18 Sek. verspätet, das war schon schön. Aber ansonsten vor allem die Einstellung der Leute. Die sind alle super höflich, jeder achtet aufeinander, hält alles sauber… jeder denkt einfach sehr gesellschaftlich. Diese Umsicht würde auch jedem bei uns hier zugutekommen.
Erik Kaiser - Wirtschaftsingenieurwesen - Calgary
Ich bin Erik Kaiser, studiere Wirtschaftsingenieurwesen mit den Vertiefungen Accounting & Finance und Elektrotechnik. Im 7. Semester war ich mit TUDweltweit (und PROMOS) in Calgary in Kanada.
Wie kamst du auf die Idee, mit TUDweltweit nach Kanada zu gehen?
Für mich stand schon immer fest, dass ich ins Ausland gehen möchte, aber ich wusste noch nicht genau, wohin. An einem gemeinsamen Abend mit Freunden redeten wir darüber, und kamen auf die Idee, dass Kanada ein gutes Ziel sein könnte, wegen der Natur, der netten Menschen, und auch weil Kanada manchmal die „bessere USA“ genannt wird. Ich habe mich dann über die Partnerunis informiert und auch die haben mir zugesagt, deswegen habe ich mich dort beworben.
Kamst du gut mit der Organisation deines Auslandssemesters vom Beantragen einer Förderung bis zur Unterkunftssuche klar?
Ich fand alles recht gut organisiert, aber man muss sich natürlich trotzdem selbst um vieles kümmern, dafür gibt es keinen wirklichen Leitfaden. Aber wer das wirklich will und sich dafür Zeit nimmt, bekommt das alles hin. Am aufwendigsten war für mich, Bewerbungen für drei Unis zu schreiben und jeweils passende Kurse an den Unis herauszusuchen. Wenn man das hat, schafft man den Rest auch. Von der TUD wird man auch gut an die Hand genommen. Die Unterkunftssuche war bei mir sehr entspannt, man konnte sich nach der Zusage einfach auf einen Platz im Studentenwohnheim bewerben. Man sollte sich allerdings dessen bewusst sein, dass die Unterkünfte deutlich teurer als in Dresden sind. Aufgrund der hohen Kosten für Wohnen, aber auch im Supermarkt, sollte man sich auf jeden Fall auf die PROMOS-Förderung bewerben und evtl. auch noch nach anderen Fördermöglichkeiten suchen, damit man auch die Dinge erleben kann, die man erleben möchte.
Wie hat dir das Unileben in Calgary gefallen und konntest du in der neuen Stadt schnell Anschluss finden?
Der Uni-Campus ist ein Bereich für sich, der wie ein Park angelegt ist und wo man alles gut erreichen konnte; auch mein Wohnheim war dort. Das war sehr schön. Und was mir am besten gefallen hat: Auf dem Campus gab es direkt kostenlose Sportangebote, wie eine Boulder- und Schwimmhalle, ein Gym und ganz viele Kurse. Anschluss findet man sehr schnell, zum Beispiel in den Einführungsveranstaltungen oder generell in den Kursen. Die Kanadier sind unheimlich freundlich und offen und zeigen einem sogar mal die Stadt, weil sie sich freuen, dass man sich so für ihr Land interessiert. Mit den anderen Austauschstudenten kommt man natürlich auch automatisch in Kontakt.
Und wie sah eine typische Woche bei dir in Calgary aus?
Von Montag bis Donnerstag oder Freitag hatte ich meine Kurse. In Kanada gab es auch im Semester viele Assignments, das haben wir immer versucht, in der Woche zu erledigen. Dadurch, dass ich nur drei Kurse belegt hatte (es gab die Wahl zwischen drei oder fünf Kursen), hielt sich das aber gut die Waage, sodass in der Woche auch Freizeit für Sport und soziale Kontakte war. Calgary ist eine Großstadt in der Nähe der Rocky Mountains (vergleichbar mit München und den Alpen), deswegen sind wir am Wochenende oft mit dem Auto in die Berge gefahren. Dort sind der Banff National Park und Jasper National Park, wo wir oft Wandern und Klettern waren. Im Winter kann man dort auch super Ski fahren.
Warum würdest du anderen empfehlen, ein Auslandssemester gerade außerhalb von Europa zu machen?
Im Auslandssemester geht man aus seiner eigenen Komfortzone heraus und lernt neue Menschen kennen. Ich denke, egal wie man seine Zeit im Ausland gestaltet, ob man sich sehr in die Uni vertieft, viel feiern geht oder oft in der Natur ist, so wie ich, kommt man mit positiven Erfahrungen zurück. Und warum außerhalb von Europa? Ich finde, in Europa kann man so ziemlich überall auch in ein bis zwei Wochen Urlaub gut hinreisen, während es sich z. B. in Amerika oder Asien schon lohnt, eine längere Zeit dort zu leben. Mich hat auch das amerikanische Leben speziell interessiert, und ich wollte in den englischsprachigen Raum.
Gab es ein lustiges oder überraschendes Erlebnis, was dir besonders im Kopf geblieben ist?
Immer wenn wir in die Nationalparks rausgefahren sind, haben mich diese unheimliche Weite des Landes und die Schönheit fasziniert. Das sind super viele Momente, die bei mir hängen geblieben sind, da kann ich mich nicht auf einen festlegen.
Was hättest du gern aus Kanada nach Dresden mitgenommen?
Die Naturverbundenheit der Menschen: Ganz viele Leute haben dafür gelebt, am Wochenende oder in der Woche abends in die Natur fahren zu können. Das fand ich total beeindruckend. Dadurch ist ein sehr cooler Freundeskreis entstanden und wir waren alle zusammen sehr viel draußen. Auch das Wetter hätte ich gerne mitgenommen. Calgary wird im Winter super kalt, aber man hat maximal einen Tag Regen in der Woche und sonst scheint immer die Sonne. Da bekommt man trotz -20°C überhaupt keine Winterdepression.
Gustav Bieberstein - Wirtschaftsingenieurwesen - Montreal
Ich bin Gustav Bieberstein. Ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen und war 2022/23 in meinem 9. Semester mit TUDweltweit an der Polytechnique in Montreal.
Wie kamst du auf die Idee, mit TUDweltweit nach Kanada zu gehen?
Ich hatte eigentlich schon im 2. Semester einen Platz für ein Doppelabschlussprogramm in Victoria (British Columbia) gehabt, das hatte dann aber aufgrund von sehr hohen Studiengebühren nicht geklappt. Dann wollte ich auf Frankreich ausweichen, was mir während Covid aber nichts gebracht hätte. Ich wollte aber sowieso immer schon nach Kanada und als ein Kumpel mir einen Tag vor der Deadline von seiner Bewerbung in Montreal erzählt hat, habe ich innerhalb eines Tages sofort alle Unterlagen für die Bewerbung zusammengesucht und wir haben uns zusammen beworben.
Kamst du gut mit der Organisation deines Auslandssemesters vom Beantragen einer Förderung bis zur Unterkunftssuche klar?
Ich musste schon sehr viel selbst organisieren, zum Beispiel mit der Uni telefonieren, um an bestimmte Daten zu kommen, aber dort haben sich die Mitarbeiter ganz gut gekümmert. Ich musste mich staatlich krankenversichern, um ein Visum zu bekommen, da habe ich einiges eingereicht. PROMOS konnte ich nicht nutzen, da ich leider abgelehnt wurde. Es hätte auch noch andere Stipendienprogramme gegeben, aber das war für mich alles zu kurzfristig. Wir haben uns auch schon Anfang Mai eine Unterkunft gesucht, da würde ich anderen raten, das erst vor Ort zu machen und dort erstmal in einem Hostel zu wohnen, weil wir viel zu viel für unser WG-Zimmer bezahlt haben. Aber wir wollten schon eine Unterkunft sicher haben. Generell sollte man sich bewusst sein, dass Kanada ein recht teures Pflaster ist.
Wie hat dir das Unileben in Montreal gefallen und konntest du in der neuen Stadt schnell Anschluss finden?
Für uns war es schon etwas schwierig, weil in Québec jeder Französisch spricht, und wir mit unserem Schulfranzösisch den dortigen Akzent nicht so gut verstehen konnten. Wir waren an einer französischsprachigen Uni, aber wir haben es recht schnell so gemacht, dass wir mit unseren deutschen WG-Mitbewohnern, die an englischsprachigen Unis waren, zu deren Events gegangen sind. An der Uni hatte ich Kurse aus dem PhD-Bereich belegt, weil die auf Englisch angeboten wurden. Die Kurse waren recht anstrengend: Der Anspruch war zwar ähnlich wie in Dresden, aber der Aufwand war recht hoch, weil ich super viele assignments und Abgaben hatte. Da war man schon mal 12-13 Stunden an einem Tag mit Uni beschäftigt. Dafür wurde ich aber auch sehr gut ans wissenschaftliche Arbeiten herangeleitet und habe viel gelernt. Bei uns war das wirklich ein guter Mix zwischen ‚man nimmt fachlich etwas mit‘ und hat trotzdem ein gutes Leben.
Und wie sah eine typische Woche bei dir in Montreal aus?
Vormittags waren meistens die Vorlesungen. Eine Vorlesung ging jeweils drei Stunden, da war man mit zwei Vorlesungen pro Tag gut ausgelastet. Und für die Nachmittage habe ich das Arbeiten im Café für mich entdeckt. Abends haben wir uns oft mit Freunden getroffen und Dinner oder Spieleabende gemacht. Feiern gehen ist wahnsinnig teuer in Montreal, dort kostet der Eintritt 40 -50 $, das überlegt man sich dann doch. Wir haben in der Woche auch super viel Sport gemacht. Es gibt dort einen großen Sportcampus, wo wir laufen oder schwimmen waren. Donnerstags oder freitags haben wir uns oft ein Auto gemietet und sind übers Wochenende in die Natur oder nach Québec Stadt oder Toronto gefahren. Sonntags war jede Woche ein kleines Technofestival im Park, da waren wir auch sehr oft.
Warum würdest du anderen empfehlen, ein Auslandssemester gerade außerhalb von Europa zu machen?
Ich denke, egal wo man sein Auslandssemester macht, wird es eine unvergessliche Zeit. Außerhalb von Europa hat man oft nochmal eine ganz andere Kultur. In Kanada war das zwar eher nicht so, aber bei Freunden in Mexiko habe ich das schon mitbekommen. Außerdem hat man eine gesunde Distanz vom Freundeskreis und von zuhause, schon durch die Zeitverschiebung. Die eigene Selbstständigkeit bekommt eine ganz neue Dimension. Ich finde, Kanada ist ein tolles Land, weil die Menschen sehr freundlich sind, und ich finde die Bilingualität sehr spannend, zum Beispiel, wenn im Parlament englisch und französisch gesprochen und simultan übersetzt wird. Und die Natur ist auch super eindrucksvoll: 15 Minuten außerhalb von Montreal hat man den krassesten Sternenhimmel… und man sieht Bären oder Wasserfälle!
Gab es ein lustiges oder überraschendes Erlebnis, was dir besonders im Kopf geblieben ist?
Zum einen waren wir etwas „überrascht“, als wir das erste Mal in einem Supermarkt waren und dort einen Camembert für 15$ oder Toastbrot für 8$ gesehen haben. Da haben wir uns schon gefragt, was wir die Zeit über essen sollen. Aber wir haben später auch deutlich günstigere Läden gefunden. Abgesehen davon hat mich auch die Kultur total geflasht: Montreal ist im Sommer voller Kunst- und Musik-Festivals. Da ist jeden Tag etwas anderes los und das alles kostenlos.
Was hättest du gern aus Québec nach Dresden mitgenommen?
Einfach die Leute aus dem Auslandssemester! Jeder kommt dort für ein halbes Jahr hin – komplett rausgerissen aus seinem Leben – und man erlebt dort noch mal einen Neustart und verbringt unglaublich viel Zeit zusammen. Ich habe zwar immer noch Kontakt, aber man sieht sich jetzt 4-5 Mal im Jahr und nicht mehr jede Woche wie dort.
Frieder Bönisch - Physik - Embu
Ich bin Frieder, studiere Physik im Bachelor und ich war im 5. Semester im Auslandssemester in Kenia, genauer gesagt in Embu, einer Stadt mit etwa 65.000 Einwohnern in der Nähe von Nairobi. Das Auslandssemester habe ich selbst organisiert, da es zu der Zeit keine passende Kooperation der TUD gab.
Wie kamst du auf die Idee, für ein Auslandssemester nach Kenia zu gehen?
Ich wollte gern schon nach dem Abi auf den Kontinent, da kamen aber ein paar Sachen dazwischen. Deswegen dachte ich mir, dass ich das während des Studiums ausprobieren könnte. Dass es Kenia wurde, war zufällig. Ich hatte einige Unis angeschrieben, und in Embu hat es geklappt.
Wie hat die Organisation des Auslandssemesters als Freemover (ohne Austauschprogramm) funktioniert?
Ich musste mir die Unis selbst heraussuchen sowie anschreiben und habe im TUD Infocenter im International Office nach Kontakten, die schon mal dort waren, recherchiert. In Embu waren vorher schon mal zwei TUD-Studenten gewesen, die mir dabei helfen konnten und mich an einen netten Mitarbeiter der Uni Embu weitervermittelt haben. Die Studiengebühren waren kein Problem, ich habe 150€ bezahlt, für Freemover sind es 700€, also auch nicht viel mehr als der Semesterbeitrag in Dresden. Wohnen konnte ich dort in einem Studierendenwohnheim, das direkt auf dem Campus lag. Dabei hatte mir auch der Kontakt aus der Uni weitergeholfen.
Wie hat dir das Unileben in Embu gefallen und konntest du in der neuen Stadt schnell Anschluss finden?
Ich fand es sehr schön, dass alles auf dem Campus war: die Mensa, die Wohnheime, die Vorlesungssäle, die Sportangebote. Das heißt, die Leute haben sich dort immer getroffen und ich habe auch sehr schnell Leute kennengelernt. Ähnlich wie in Deutschland gibt es Vorlesungen, Übungen eher weniger, und am Ende Abschlussprüfungen. Weil ich Physik studiert habe, hatte ich auch ein paar Praktika, allerdings mit etwas einfacherer Ausstattung als in Dresden. Das Unileben hat sich komplett auf dem Campus abgespielt; dort gab es viele Sportangebote, Singen, Musik machen und sogar Schach. Tatsächlich war ich dort der einzige Austauschstudent, aber ich fand es super einfach, mit den Einheimischen Kontakte zu knüpfen, das war fast entspannter als in Dresden. Die Leute waren super lieb und offen und konnten auch recht gut Englisch, da dort schon in der Schule auf Englisch gelehrt wird. Untereinander reden die Leute aber auch oft auf Kiswahili (der am weitesten verbreiteten Sprache in Ostafrika), da konnte ich am Ende auch ein bisschen mitreden, nachdem ich auf Duolingo geübt hatte.
Und wie sah eine typische Woche bei dir in Kenia aus?
Nach dem Aufstehen war ich immer in der Mensa frühstücken, weil man in den Zimmern nicht essen durfte. Danach hatte ich meine Vorlesungen. Wenn sie mal ausgefallen sind, haben das die Dozierenden immer bei WhatsApp kommuniziert, das war ganz witzig. Nachmittags habe ich oft Netball gespielt, wir haben auf ein Turnier zu Semesterende hintrainiert. Am Wochenende haben die Kenianer:innen meistens gechillt, da habe ich mich manchmal angeschlossen, aber ich habe auch oft mit dem Bus die Gegend erkundet und bin in die Stadt nach Embu gefahren. Die Busse hießen Matatus und waren wie Minibusse. Wenn man mitfahren wollte, konnte man sich direkt an die Straße stellen und der Bus hat angehalten und einen mitgenommen. Ich habe mich außerdem dem Mountain Club von Kenia angeschlossen und war mit denen oft wandern oder klettern, zum Beispiel auf dem naheliegenden Mount Kenya. Und ich habe in einer Küche für Straßenkinder mitgearbeitet und dort Mittagessen gekocht.
Warum würdest du anderen empfehlen, ein Auslandssemester gerade in Afrika zu machen?
Na für die Erfahrung! Aber das kann man, glaube ich, überall sagen. Also es waren echt tolle Menschen, und ich habe einen ganz anderen Lebensstil erlebt, von dem ich mir mitgenommen habe, ein bisschen gelassener und positiver im Leben zu sein und sich nicht so über kleine Sachen aufzuregen. Und mir ist aufgefallen, wie sehr persönliche Kontakte dort wertgeschätzt werden. Abgesehen davon ist die Natur fantastisch – in Kenia gibt es Elefanten, Nashörner, Giraffen usw. Und auch die Kultur, zum Beispiel in Sachen Essen oder Religion, ist sehr interessant.
Gab es ein lustiges oder überraschendes Erlebnis, was dir besonders im Kopf geblieben ist?
Ich war total überrascht, wie begeistert die Kenianer:innen von Fußball, und speziell Manchester United, waren. Bei den Spielen von Manchester saßen um die 200 Leute vor dem einen Fernseher, den es auf dem Campus gab. Und wenn ein Tor fiel, konnte man sich nicht mehr unterhalten, so sehr waren die Kenianer:innen Fans *lacht*.
Was hättest du gern aus Kenia nach Dresden mitgenommen?
Ich habe einen sehr guten Freund kennengelernt, den würde ich gern nochmal sehen. Ansonsten auch die Lebenseinstellung: die Gelassenheit der Menschen und wie einfach und unkompliziert Dinge erledigt werden.
Elisabeth Dreisse - Kunstgeschichte - Leiden
Ich heiße Elisabeth und war im 4. Semester in Leiden und habe dort Kunstgeschichte studiert. Es war sehr spannend und natürlich auch eine große Veränderung. Ich war das erste Mal im Ausland und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich habe dort auf Englisch studiert. Da die Niederländer alle tolles Englisch sprechen, gibt es eigentlich keine Sprachbarrieren. Ich habe dort Menschen aus aller Welt kennen gelernt und habe mit vielen heute noch Kontakt. Das Semester dort war auf jeden Fall entspannter als ein Semester hier an der TU Dresden.
Wieso wolltest du ins Ausland gehen?
Ich war endlich soweit, dass ich Lust darauf hatte. Es hat sich auch angeboten, weil ich mich in meinem Studium auf holländische Kunst spezialisiere. Es hat sich also mal gelohnt, all das live zu sehen und auch die ganze Atmosphäre der Städte in sich aufzunehmen.
Konntest du denn ein bisschen Niederländisch sprechen?
Naja, ich hab schnell ein paar Sätze gelernt. Ich hab zwar auch online einen Sprachkurs belegt, aber der hat mir nicht so viel gebracht. Es ist aber so, dass die Niederländer sofort ins Englisch wechseln, wenn sie merken, dass du kein Niederländisch sprichst. Ich habe aber immer darauf geachtet, mindestens „hallo“, „danke“, usw. auf Niederländisch zu sagen.
Wieso bist du nach Leiden gegangen?
Das war die Stadt, die von meiner Fakultät angeboten wurde. Ich kannte die Stadt davor gar nicht und hab sie zum ersten Mal gesehen, als ich dort zum Semesterstart angekommen bin. Als ich dann da war, war es echt Liebe auf den ersten Blick. Die Stadt ist ganz klein und total niedlich. Voller Studenten und wie eine klein Blase. Man ist dort zwar ein bisschen in seiner eigenen Welt, aber das ist auch mal schön. Nach einiger Zeit kennt man eigentlich fast alle Leute und hat seine Ecken gefunden, an denen man sich total wohl fühlt.
Wie war denn die Uni dort und was hast du für Kurse belegt?
Ich war dort an der Philosophischen Fakultät und hab Kurse in Kunstgeschichte, Englischer Literatur und einen Einführungskurs zu den Niederlanden belegt. Da es nur vier Veranstaltungen in der Woche waren, hatte ich eine sehr entspannte Zeit. Wir wurden vor Ort sehr gut vom ERASMUS-Büro empfangen. Bei allem wurde uns geholfen und mein Semester dort verlief absolut problemlos. Ich konnte mir dann in Dresden drei der vier Kurse anrechnen lassen.
Wie war denn dein Leben außerhalb der Uni?
Wir hatten direkt am Anfang eine Einführungswoche, in der wir ein volles Programm hatten. Wir waren auf dem Campus und in der Stadt unterwegs und natürlich auch gemeinsam feiern. In dieser Gruppe sind wir dann natürlich auch ein bisschen zusammengewachsen und kamen dort auch aus den verschiedenen Studiengängen. Ich war in Leiden viel entspannter und hatte natürlich auch ein bisschen weniger zu tun. Deswegen konnte ich mit Freunden durch die Niederlande reisen und auch mal nach Belgien fahren. Das finde ich im Semester in Deutschland immer zu schwierig. Ich war auch fast jeden Abend weg und das auch immer echt lange. *lacht* Das klingt jetzt zwar wie eine Werbekampagne für ERASMUS, aber es ist halt einfach schön! Ich hab Dresden überhaupt nicht vermisst und habe es so sehr genossen, mal ganz weit weg von allem zu sein. Gerade in meiner letzten Woche im Ausland war es hart, mich wieder auf Deutschland vorzubereiten. Das Erlebnis war eher wie ein Traum. Man war so entspannt für sich in seiner Blase. Ich würde es auf jeden Fall nochmal machen. Ich vermisse jetzt auch immer noch die Offenheit und positive Art der Niederländer.
Wie hast du dort gewohnt?
Eine Wohnung zu finden war richtig schwierig. Da würde ich jedem empfehlen, der in die Niederlande geht, rechtzeitig anzufangen. Von all meinen Vorbereitungen war das die stressigste. Die haben dort einen riesengroßen Wohnungsmangel. Man kann über Facebook ganz gut suchen. Ich habe dann durch Zufall zwei Mädels kennengelernt. Eine Spanierin und eine Portugiesin, die ein Apartment mieten wollten und noch eine dritte Mitbewohnerin gesucht haben. Ich habe dann relativ zentral am Hafen gewohnt. Aber in Leiden sind die Entfernungen sowieso maximal 15 Minuten. Ich habe mich dort dann wirklich wohl gefühlt. Das Zusammenleben war gut und ich werde eine der beiden wahrscheinlich sogar im kommenden Sommer besuchen.
Was hat dir dein Auslandsaufenthalt gebracht?
Ich habe gelernt, schneller und offener auf neue Leute zuzugehen. Es hat mir viel mehr Stärke gegeben. Als ich aus der Schule gekommen bin, hätte ich nie gedacht, dass ich mal ganz alleine ein halbes Jahr ins Ausland gehen würde. Es hat mir vor allem die Bestätigung gegeben, dass ich das kann. Dass ich auch durchaus in der Lage bin, mal wo anders zu leben. Man ist dort so viel freier, als Zuhause. Allgemein kann so ein Austausch die große Welt ein bisschen kleiner machen. Man kann da wirklich ein Netz über die Welt spannen und die verschiedensten Leute kennenlernen. Man baut dadurch auch automatisch Vorurteile ab.
Cedric-Jens Kehling - Biotechnologie - Breslau
Ich bin Cedric-Jens Kehling, studiere Molekulare Biologie und Biotechnologie und habe im 5. Semester an der Uniwersytet Wrocławski in Breslau studiert.
Wie kamst du auf die Idee, mit Erasmus nach Polen zu gehen?
Erst wollte ich eigentlich nach Norwegen gehen, der eine Platz war aber schnell vergeben. Deswegen musste ich mir eine Alternative suchen, wollte aber gerne Erasmus machen, weil es einfach unkompliziert ist und es in jedem Fall eine Förderung gibt. Einige meiner Kommilitonen wollten gern nach Westeuropa, z.B. nach Frankreich oder Portugal. Ich wollte aber nicht in ein so beliebtes Land, wo ich dann von Deutschen umgeben bin. Deswegen habe ich angefangen, in Osteuropa zu schauen und kam auf Polen, weil ich damals von der Kultur noch nicht viel wusste und noch nicht da gewesen war.
Kamst du gut mit der Organisation deines Auslandssemesters und der Suche nach einer Unterkunft klar?
Ich konnte alles über Mobility Online organisieren, deswegen war alles ziemlich unkompliziert. Man sollte natürlich schauen, dass man am besten ein Jahr im Voraus weiß, wo man hinmöchte, damit man genügend Zeit hat, alle Dokumente zu bekommen und einzureichen, aber mit einer Checkliste hat das gut geklappt. Zur Bewerbung für einen Wohnheimplatz wurde man gleich von der Uni weitergeleitet und hat einen Platz bekommen. Die Wohnheime waren auch sehr zentral in der Stadt, aber etwas spartanisch und älter, das muss man schon zugeben *lacht*. Aber man hatte dort alles, was man brauchte.
Wie hat dir das Unileben in Breslau gefallen und konntest du in der neuen Stadt schnell Anschluss finden?
Das war gar kein Problem, weil Breslau eine richtige Studentenstadt ist und auch viele Erasmus-Studenten hier waren. In der internationalen Community findet man sofort Anschluss, mein amerikanischer Mitbewohner hat mir auch sofort angeboten, mich mit anderen Erasmus-Studenten die er schon kannte, bekannt zu machen. Und auch im Wohnheim hat man schnell Leute kennengelernt. Anders als in Dresden gab es dort an der Uni keinen Hauptcampus, sodass alle Unigebäude in der Stadt verteilt waren, aber ich hatte Glück, dass ich es dorthin nie sehr weit hatte. Man kommt auch mit der Straßenbahn recht entspannt überall hin und Bus und Bahn sind sehr günstig. An der Uni gab es einige Polnisch-Kurse, zum einen den zweiwöchigen Vorbereitungskurs, in dem man alle Grundlagen gelernt hat, und dann auch noch einen während des ganzen Semesters. Die konnte ich mir am Ende auch in Dresden anrechnen lassen, genauso wie meine Kurse in Biologie.
Und wie sah eine typische Woche bei dir in Breslau aus?
Da ich ja etwas Naturwissenschaftliches studiere, musste ich natürlich oft Laborpraktika machen. Da waren meine Wochen etwas voller und ich musste recht früh aufstehen. Ich hatte außerdem jede Woche meine Vorlesungen und zweimal abends meinen Polnischkurs. Ansonsten bin ich oft laufen gewesen und habe mit meinen Mitbewohnern Abendessen gekocht. Mit denen habe ich auch oft Wochenendtrips gemacht, zum Beispiel zum „pinken Schloss“ Zamek Książ. Die Züge sind auch unglaublich günstig in Polen, weil man als Student 50% Rabatt bekommt. Da kann man auch gut mal ein Wochenende nach Warschau oder Krakau fahren.
Warum würdest du anderen ein Auslandssemester mit Erasmus empfehlen?
Ich finde es geht nicht unbedingt ums Akademische, sondern darum, Kontakte zu knüpfen und Leute aus anderen Ländern kennenzulernen. Meine beiden Mitbewohner aus Belgien und den USA sind mittlerweile zwei meiner besten Freunde. Wir schreiben teilweise immer noch täglich und ich habe sie auch nach meinem Auslandssemester immer noch mal besucht. Auch sonst kenne ich noch einige Leute aus ganz Europa, die ich immer mal wieder anschreibe. Ziele in Osteuropa kommen einem vielleicht nicht gleich als erstes in den Sinn. Auch wenn es vielleicht nicht so glamourös klingt wie zum Beispiel Südfrankreich – Polen lohnt sich wirklich! Warschau ist eine Metropole wie Berlin mit einer riesigen Skyline und einem sehr internationalen Flair, oder auch Krakau mit dem Mittelaltermarkt oder Danzig an der Ostsee, das sind touristisch wirklich Highlights. Und die Polen sind sehr offen und gastfreundlich, gerade wenn man Polnisch lernt und etwas von ihrer Kultur lernen will.
Gab es ein lustiges oder überraschendes Erlebnis, was dir besonders im Kopf geblieben ist?
An Thanksgiving konnte mein amerikanischer Mitbewohner nicht nach Hause fliegen und war etwas traurig. Deswegen dachten wir, dass wir sozusagen ein „internationales Thanksgiving“ machen. Da haben wir dann in meinem Zimmer Tische zusammengestellt und jeder hat etwas aus seinem Land gekocht, wir haben daraus ein Buffet gemacht und haben alle gesagt, wofür wir dankbar sind. Also wie ein richtiges Thanksgiving, das war schön.
Was hättest du gern aus Breslau nach Dresden mitgenommen?
Hmm, ich glaube am meisten fehlt mir, dass dort alles recht unkompliziert war, und dass man dort so ein richtiges Studentenleben hatte, vor allem mit meinen Mitbewohnern und allen anderen aus demselben Flur, die man immer in der Küche gesehen hat und mit denen man oft gequatscht hat. Und die Ausflüge mit meinen Mitbewohnern fehlen mir schon sehr, da haben wir echt lustige Geschichten zusammen erlebt.
Marius Schmidinger - Geschichte/Politik - Lissabon
Ich bin Marius, 22, und studiere hier an der TU Dresden Geschichte, Politik und Humanities. Im 5. und 6. Semester war ich in Lissabon. Ich hab mich erst für ein Auslandssemester beworben und hab dann in Lissabon gemerkt, dass es mir sehr gut gefallen hat. Ich hab dann problemlos um ein Semester verlängert und war insgesamt ein Jahr dort. Das Studium war anders als hier in Dresden. Es ist insgesamt anders aufgebaut und ich hatte unterschiedliche Kurse. Ich konnte mir aber trotzdem alles in Dresden gut anrechnen lassen.
Warum wolltest du ins Ausland gehen?
Ich finde es spannend, andere Länder zu besuchen, neue Leute kennenzulernen und auch eine neue Sprache zu erlernen. Portugal ist zwar nicht weit weg, aber trotzdem gibt es einen merklichen Unterschied zum Leben in Deutschland. Es war total spannend, das zu erleben. Ich hab eben gemerkt, dass ein Semester dafür nicht reicht. Man sollte lieber ein ganzes Jahr weggehen, da kann man viel tiefer in die Kultur eintauchen. Man kann sich viel mehr Zeit lassen, die Stadt zu entdecken.
Wieso nach Lissabon?
Das war eine absolut spontane Entscheidung. Ich hab eher geschaut, wo ich nicht hin will. Portugal war die richtige Entscheidung!
Wie gut war dein Portugiesisch?
Ich hatte in Dresden zwei Sprachkurse, die auch gut waren. Das Problem war nur, dass die beiden Kurse den brasilianischen Dialekt gelehrt haben. Als ich dann Portugal so gesprochen habe, wie ich es gelernt habe, wurde ich nicht immer verstanden. In Lissabon habe ich dann auch noch einen Kurs belegt. Aber dadurch, dass man immer problemlos mit Englisch klar kam, war meine Motivation nicht immer die größte. Wenn man mit älteren Einheimischen sprechen wollte, war Portugiesisch aber schon eine Voraussetzung.
Wie war die Uni?
Ich hab vor allem Geschichtskurse belegt. Im ersten Semester dort habe ich insgesamt vier Kurse belegt und im zweiten Semester habe ich dann komplett frei gewählt. Der spannendste Kurs, den ich hatte, war ein Kurs über Filmgeschichte. Das Thema war die Repräsentation der Stadt im Film. Es ging los mit Metropolis, dann über die 50er, 60er Jahre, den Film noir, die 80er, 90er, und der letzte Film, den wir analysiert haben, war Lost in Translation. Ich fand es spannend, weil das so etwas ist, das es in Dresden nicht gibt und im ersten Moment zwar nicht akademisch klingt, es aber dennoch ist. Es gab einige limitierte Kurse auf Englisch. Der Großteil war aber auf Portugiesisch.
Wie hast du denn in Lissabon gewohnt?
Es gab Online-Foren, wo man sich sofort ohne Besichtigung ein Zimmer buchen konnte. Ich selbst hab das nicht gemacht. Von anderen habe ich aber sowohl gutes, als auch schlechtes gehört. Es war nicht leicht, ein Zimmer zu finden. Am Anfang ist die Sprachbarriere noch ziemlich präsent und man traut sich nicht wirklich, zu sprechen. Aber am Ende hat jeder ein Zimmer gefunden. Ich selbst hab eine WG mit zwei Italienerinnen im Zentrum Lissabons gefunden. Das hat viel Spaß gemacht!
Wie schnell hast du Anschluss gefunden?
Die ersten Leute, die ich kennengelernt habe, waren auch ERASMUS-Leute an meiner Uni. Ich hab nicht wirklich an den Veranstaltungen der ERASMUS-Netzwerke teilgenommen. Ich hab mir zwar am Anfang direkt eine Karte geholt, weil ich dachte, dass jeder da mitmachen muss, um am ERASMUS-Leben teilnehmen zu können, aber hab dann gemerkt, dass es gar nicht so ist. Ich hab an der Uni auch einige Portugiesen kennengelernt. Es war aber auch einfach so, dass man mit anderen ERASMUS-Studierenden wesentlich einfacher in Kontakt kommt. Man ist in der gleichen Lebensrealität. Die portugiesischen Studierenden haben ihre festen Freunde, ihre Familien und vielleicht noch einen Nebenjob. Während die einen relativ festen Zeitplan haben, hat man als ERASMUS-Student viel mehr Freiheiten.
Was würdest du jemanden raten, der noch zögert ins Ausland zu gehen?
Jede Angst ist unbegründet. Klar kann man mal ein bisschen schüchtern sein, aber auch dann muss man keine Angst vor dem Neuen haben. Alle Leute, die ich in Lissabon kennengelernt habe, waren unglaublich nett und offen. Klar merkt man auch mal, dass es nicht passt. Aber das ist ja ganz normal.
Was hat dir dein Auslandsaufenthalt gebracht?
Ich hab mich persönlich extrem weiterentwickelt. Ich fühle mich im Nachhinein wesentlich gefestigter in meinem Standpunkt und meiner Meinung. Ich hab mich in Lissabon auf jeden Fall mehr selber erfahren, als das hier in Dresden möglich wäre. Man trifft Leute aus aller Welt und findet sich dabei auch selber.
Was bringt ERASMUS für Europa?
ERASMUS bringt sehr viel. Man ist in einer Art ERASMUS-Bubble drin und hat Kontakt zu allen Nationalitäten. Ich hab jetzt gute Freunde in Italien, Frankreich und Spanien. Ich würde schon sagen, dass das Freundschaften fürs Leben sind und freue mich aufs Wiedersehen. Das ist ja quasi die Verkörperung des europäischen Gedankens. Am liebsten würde ich direkt wieder ins Ausland!
Linus Kölsch - Verkehrsingenieurwesen - Zilina
Ich bin Linus, 25 Jahre alt und studiere Verkehrsingenieurwesen. Ich habe mein Erasmus-Semester letzten Sommer, im 10. Semester, gemacht.
Wie kamst du auf die Idee, mit Erasmus in die Slowakei zu gehen?
Ich hatte mich eigentlich zuerst für eine andere Stadt, und zwar Delft, beworben. Da war quasi schon alles organisiert, bevor ein Problem mit dem Learning Agreement aufgefallen ist und ich deswegen eine Absage von der TU Delft erhalten habe. Ich wollte aber unbedingt ins Ausland und habe geschaut, was es denn noch für interessante Plätze gibt, und dann bin ich auf die Slowakei gekommen. Von dem Land hatte ich bisher kaum etwas gehört und war da auch noch nie und dachte mir, das mache ich jetzt einfach mal. Das war echt eine ganz spontane Idee und es gab zum Glück noch einige Plätze.
Kamst du gut mit der Organisation deines Auslandssemesters und der Suche nach einer Unterkunft klar?
Von meinem Koordinator an der Fakultät bekam ich zwar nicht so viel Unterstützung, aber generell war der Prozess ziemlich einfach, auch in der Slowakei: Ich hatte mich über Mobility Online beworben und musste bei der Universität in Zilina auch nur ein Word-Dokument mit einigen Daten ausfüllen und benötigte einen Englisch-Nachweis; es war also keine „zweite Bewerbung“.
Die Unterkunft in Zilina ist über die Uni geregelt. Es gibt dort über 2000 Wohnheimplätze, und als Erasmus-Student kriegt man da automatisch einen Platz zugeteilt. Die Wohnheime sind aber alle etwas älter und normalerweise teilt man sich zu zweit oder dritt ein Zimmer. Wenn man Glück hat, kann man sich aber auch auf ein Einzelzimmer bewerben, so war das bei mir. Also insgesamt ist der Prozess echt easy.
Wie hat dir das Unileben in Zilina gefallen und konntest du in der neuen Stadt schnell Anschluss finden?
Zilina hat ein super ESN Team, die machen auch ein Buddy Programm, wo man jemanden zugeteilt bekommt, der einem am Anfang durch die ganzen Prozesse durchhilft, zum Beispiel mit der Unikarte, Rabatten bei der Bahn oder beim Wohnheimmietvertrag. An den offiziellen Stellen spricht kaum jemand Englisch, sondern oft nur Slowakisch, sodass die Buddys echt hilfreich sind. Die Uni war allerdings nicht so gut auf Erasmus eingestellt, da es fast keine Kurse auf Englisch gab. Ich musste deswegen mit den Profs individuell Absprachen zu den Prüfungsleistungen treffen. Bei manchen gab es wöchentliche Treffen und ich musste am Ende ein Paper schreiben, andere Dozenten haben ihre Veranstaltung hybrid (englisch/slowakisch) gemacht. Und dann gab es noch einen Slowakisch-Kurs, wo ich ganz ‚normal‘ an der Uni war.
Und wie sah eine typische Woche bei dir in Zilina aus?
Ich hatte wöchentlich meine Kurse und Meetings mit den Profs. Dadurch, dass der Campus wie eine kleine Stadt aufgebaut war, waren wir morgens oft trainieren und mittags in der Mensa. Gegen Ende der Woche waren wir öfters mal feiern und am Wochenende sind wir meistens irgendwo hingereist, sei es mit Bus und Bahn oder auch mal mit dem Flugzeug von Wien. Da kam man in 2h von Zilina aus hin und der Wiener Flughafen ist wie das Tor zu Osteuropa.
Warum würdest du anderen ein Auslandssemester mit Erasmus empfehlen?
Ich glaube, Erasmus erweitert schon den Horizont und ich habe gemerkt, dass es mich persönlich verändert hat. Der Kontaktaustausch ist super, man kriegt nochmal einen anderen Input abseits von vier Jahren Studentenleben in Dresden. Sprachlich war es natürlich super, weil man nochmal die Möglichkeit hatte, eine Sprache neu zu lernen, und in der Slowakei da auch irgendwie gezwungen ist *lacht*. Ich denke, es macht unglaublich viel mit einem, wenn man mal ein halbes Jahr woanders lebt und da sein neues Leben aufbaut. Und die Slowakei würde ich auf jeden Fall empfehlen, weil das echt ein Geheimtipp ist. Die Slowakei liegt sehr zentral in Europa und ist sehr preiswert: Man zahlt etwa 90€ Miete im Monat für das Wohnheimzimmer und auch die Lebensmittel sind ein bisschen billiger. Außerdem kann man super viel machen: Im Winter Ski fahren, im Sommer wandern, und selbst wenn man nicht in der Slowakei bleiben will, kann man überall hinreisen, zum Beispiel nach Polen oder noch weiter in den Osten. Die Leute in der Slowakei sind sehr nett, auch wenn sie am Anfang manchmal schüchtern sind. Generell war die Atmosphäre sehr familiär, auch unter den Erasmus-Studenten. Wir waren nur 50, was im Vergleich zu anderen Städten wenig ist und damit kannte man sich schnell.
Gab es ein lustiges oder überraschendes Erlebnis, was dir besonders im Kopf geblieben ist?
Dass viele junge Leute, außer beim ESN, recht wenig Englisch sprechen. Ich stand mal relativ am Anfang in der Mensa und alles, was es zu essen gab, war auf Kreidetafeln in Slowakisch angeschrieben. Da habe ich eine, die vor mir in der Schlange stand, gefragt: „Hey, could you help me?“. Sie drehte sich um und sagte „I don’t speak English.“ Das fand ich etwas schockierend. Dafür reden sehr viele fließend Deutsch, was mich sehr positiv überrascht hat. Ich wurde oft angesprochen, wenn jemand gehört hat, dass ich von woanders komme und viele wollten dann Deutsch mit mir üben.
Was hättest du gern aus Zilina nach Dresden mitgenommen?
Ich würde schon sagen dieses Zusammenleben: alle Erasmus-Leute waren auf demselben Flur oder zusammen in WGs und man war dort sehr sorgenlos, wie in einer Bubble, und weit weg von der Abschlussarbeit, der Arbeit und so *lacht*. In der Slowakei ist auch nicht so ein Zeitstress wie in Deutschland und alles läuft etwas entspannter und weniger ernst.
Simon Mackeprang - Wirtschaftswissenschaften - Bratislava
Ich bin Simon Mackeprang. Ich studiere Wirtschaftswissenschaften und habe im 5. Semester mein Erasmus-Semester in der Slowakei, und zwar in der Hauptstadt Bratislava, verbracht. Das war eine sehr spannende Erfahrung für mich, weil es eine Stadt ist, die viele auf den ersten Blick nicht auf dem Schirm haben. Aber umso glücklicher bin ich, dass ich dort hingegangen bin.
Wie kamst du auf die Idee, mit Erasmus in die Slowakei zu gehen?
Den ersten Kontakt zu Bratislava hatte ich durch einen Freund, der dort ein freiwilliges soziales Jahr gemacht hatte. Beim Durchschauen der Partneruniversitäten habe ich mir dann die Studienprogramme angeschaut, da haben mich in Bratislava viele der angebotenen Fächer interessiert und es wurden viele Kurse auf Englisch angeboten, das ist nicht selbstverständlich. Aber am wichtigsten war mir der Aspekt, mal etwas Neues zu erleben. Viele Städte im Süden wie Lissabon oder Rom sind ja beliebte Urlaubsziele, während Bratislava eine Stadt ist, wo man sonst nicht so hinkommt. Ich dachte, dass das Erasmus-Semester dafür eine super Option ist. Und das hat sich im Endeffekt auch als richtig herausgestellt.
Kamst du gut mit der Organisation deines Auslandssemesters und der Suche nach einer Unterkunft klar?
Am Anfang war ich etwas erschlagen von all den Dokumenten, die benötigt wurden. Wenn man systematisch vorgeht, kommt man damit aber gut klar und sollte sich nicht verunsichern lassen. Vor Ort hat man an den Einführungstagen viele Informationen bekommen und man hatte immer einen Ansprechpartner, von dem man sehr schnell Antworten auf seine Fragen bekommen hat. Bezüglich der Unterkunft hatte ich das Glück, relativ früh in einer ESN-WhatsApp-Gruppe auf einen Italiener gestoßen zu sein, der mir einen Platz in seiner WG angeboten hat.
Wie hat dir das Unileben in Bratislava gefallen und konntest du in der neuen Stadt schnell Anschluss finden?
Mir hat sehr gut gefallen, dass man in Bratislava sehr kleine Kurse hatte und damit sehr engen Kontakt zu den Mitstudenten und den Professoren. Das kannte ich aus Dresden gar nicht und es war eine schöne Abwechslung. Wir haben sehr viele Gruppenarbeiten und Projekte gemacht, was ebenfalls sehr interessant war und wir haben Dinge gelernt, die man sonst vielleicht nicht so lernen würde. Zum Beispiel gab es einen Kurs, in dem es darum ging, diplomatische Fähigkeiten zu erlernen. Dazu kam jede Woche ein anderer Diplomat, z.B. der indonesische oder der israelische, in die Uni und hat einen Vortrag gehalten und wir konnten mit ihm diskutieren.
Das ESN-Netzwerk hat sich vor allem am Anfang sehr bemüht, sodass man leicht Leute kennengelernt hat. Und auch während des Semesters wurden viele Veranstaltungen und Uni-Sportkurse angeboten. Es gab viele Möglichkeiten, ein schönes Studentenleben zu haben.
Und wie sah eine typische Woche bei dir in Bratislava aus?
Die typische Woche gibt es, glaube ich, nicht, weil es so viele spontane Erlebnisse und Kurzreisen gegeben hat. Aber üblicherweise war ich vormittags immer in der Uni, wo meist Anwesenheitspflicht bestand. Das hört sich im ersten Moment ein bisschen abschreckend an, ist aber eigentlich von Vorteil, weil man dann in den kleinen Gruppen die Leute kennenlernt und ich auch gerne zur Uni gegangen bin. Nachmittags habe ich oft gekocht und bin zum Sport gegangen, zum Beispiel in meinen Volleyballkurs oder mit meinem italienischen Mitbewohner ins Fitnessstudio. Abends habe ich mich häufig mit anderen Erasmus-Studenten getroffen, um in eine Bar zu gehen oder den nächsten Kurztrip am Wochenende zu planen. Das haben wir sehr regelmäßig gemacht und das ist auch ein sehr großer Vorteil an Bratislava. Die geographische Lage bietet die Möglichkeit, Trips nach Wien, Ljubljana oder Budapest zu unternehmen
Warum würdest du anderen ein Auslandssemester mit Erasmus empfehlen?
Weil man spannende Erfahrungen macht, die man sonst in seinem Studentenleben in Dresden nicht hätte. Ich glaube, es ist eine Mischung aus einem Perspektivwechsel und einem neuen Ort mit einer anderen Kultur und interessanten Menschen. Und die Stadt Bratislava ist super schön: Sie ist sehr jung und dynamisch und es gibt mehr Erasmus-Studenten, als man vielleicht auf den ersten Blick annehmen würde. Man findet sich gut zurecht, denn Bratislava ist etwa so groß wie Dresden und hat super Möglichkeiten, in die slowakische Natur zu fahren oder eben in benachbarte Städte. Und das zusammen mit einer guten Uni, an der es Spaß gemacht hat, zu studieren. Das war eine gute Kombination.
Gab es ein lustiges oder überraschendes Erlebnis, was dir besonders im Kopf geblieben ist?
Eines Freitagmorgens hatte mich ein guter italienischer Freund mal gefragt, ob ich Lust hätte, zusammen mit seiner Gruppe nach Budapest zu fahren. 3 Stunden später saßen wir dann schon im Bus und dann ging es los. Das war eine super Entscheidung, das so spontan zu machen und auch wieder neue Leute kennenzulernen, mit denen ich sonst nicht losgefahren wäre.
Was hättest du gern aus Bratislava nach Dresden mitgenommen?
Die Möglichkeit zu haben, ständig neue Leute aus unterschiedlichen Ländern kennenzulernen, was unfassbar interessant ist und natürlich auch die Möglichkeit bietet, Freundschaften aufzubauen, die man nachhaltig behalten kann. Im Alltag stößt man ja nun nicht so oft auf Griechen, Italiener oder Kanadier. Das habe ich in der Slowakei sehr schätzen lernt, aber das gilt eigentlich für jedes Land. Und speziell aus Bratislava… die äußerst nette und entspannte Studentenatmosphäre in der Altstadt und auch in der Slowakei generell.
Alexander Thies - Verkehrsingenieurwesen - Istanbul
Ich bin Alexander Thies, 24 Jahre alt und studiere Verkehrsingenieurwesen. Ich war im 7. und 8. Semester mit Erasmus in der Türkei.
Wie kamst du auf die Idee, mit Erasmus in die Türkei zu gehen?
Zum einen wollte ich in ein Land, wo es ein bisschen günstiger ist und wo ich die Sprache neu lernen kann. In meiner engeren Auswahl waren Ungarn und die Türkei. Ich habe mich schlussendlich für Istanbul entschieden, zum einen wegen des Wetters und zum anderen wegen der türkischen Kultur, mit der man auch in Deutschland immer wieder Berührungspunkte hat.
Kamst du gut mit der Organisation deines Auslandssemesters und der Suche nach einer Unterkunft klar?
Man brauchte schon viele Dokumente, z.B. einen Sprachnachweis, da muss man sich gut organisieren und auf die Fristen achten, aber am Ende hat alles funktioniert. Bei der Wohnungssuche hat man unterschiedliche Möglichkeiten. Man kann z. B. über Facebook nach einer WG suchen so wie ich, da wurde ich schnell fündig. Inzwischen kann man wohl auch Wohnungen über die Uni suchen, aber im öffentlichen Wohnheim ist der Wohnstandard eher niedrig. Aber man kann sich in Istanbul auch gut ein privates WG-Zimmer leisten.
Wie hat dir das Unileben in Istanbul gefallen und konntest du in der neuen Stadt schnell Anschluss finden?
Anschluss findet man schnell, weil die Türken sehr offen sind und sogar auf einen zukommen. Da hat man gar keine Probleme, auch wenn man eher introvertiert ist. Das Unileben ist anders als in Deutschland: Auf dem großen Campus konnte man viel machen, wie Sport oder im Pool baden gehen, da spielt sich das ganze Leben ab. Ich war dort leider nicht so oft, weil es im Winter richtig oft geregnet hatte und es im Sommer, aufgrund des Erdbebens in der Türkei, fast nur Online-Lehre gab, da war ich leider weniger auf dem Campus. Meine Kurse waren auf Englisch, aber das Englischniveau war oft etwas durchwachsen. Aber das ging trotzdem und die Lehrer waren sehr bemüht und haben sich oft persönlich an mich gewendet und sich erkundigt, ob ich Fragen habe. Und wenn der Kurs doch einmal auf Türkisch war, hatte ich zumindest die Gelegenheit, etwas Türkisch zu lernen *lacht*. Ich finde, Türkisch ist auch eine Sprache, die nicht so schwer zu lernen ist.
Und wie sah eine typische Woche bei dir in Istanbul aus?
Hmm, ich beschreibe mal eine Woche aus dem zweiten Semester: Ich hatte recht viele Online-Kurse, die meistens mittags waren, da fing mein Tag erstmal entspannt an. Montags war ich vormittags immer für einen Kurs auf dem Campus. Nachmittags oder abends habe ich mich viel mit Freunden getroffen. Wir waren zum Beispiel oft klettern oder sind in die Bars im Viertel gegangen. Am Wochenende haben wir die Stadt erkundet, sind ans Meer oder an den Bosporus gefahren. Istanbul ist eine riesige Stadt, in der oft Stau ist, da braucht man gut und gerne mal zwei Stunden in ein entfernteres Viertel, zum Beispiel auch von der europäischen auf die asiatische Seite der Stadt. Dafür hatten wir dann am Wochenende genug Zeit. Langweilig wird es in Istanbul auf jeden Fall nicht!
Warum würdest du anderen ein Auslandssemester mit Erasmus empfehlen?
Da gibt es viele Gründe! Erstmal bekommt man Geld dafür, und muss den Aufenthalt nicht selbst finanzieren. Man bekommt die Chance, zu sehen, wie die Studenten in einem anderen Land studieren und wie das Bildungssystem funktioniert. In einem Erasmus-Semester ist es sehr einfach, Leute kennen zu lernen, sowohl in den Kursen als auch durch die Erasmus-Organisationen. Ich denke, man hat nie wieder die Möglichkeit, so einfach temporär ins Ausland zu gehen und dabei auch die Zeit zu haben, viel zu erleben. Die Zeit war für mich außerdem sehr charakterbildend, weil ich das erste Mal so lang allein im Ausland war, allein geflogen bin usw.
Gab es ein lustiges oder überraschendes Erlebnis, was dir besonders im Kopf geblieben ist?
Ich bin oft Bus gefahren, und beim Einsteigen musste man immer an einem Gerät beim Busfahrer das Ticket entwerten. Einmal bin ich eingestiegen, und dieses Mal hatte der Busfahrer einfach seine Tochter mitgebracht, die dann oben auf dem Gerät saß und mit ihrem Vater gequatscht hat. Das fand ich sehr erfrischend, weil es niemanden gestört hat und die Leute das eher süß fanden, dass der Busfahrer mit seiner Tochter „Zeit verbracht“ hat. Ich habe echt oft einen kleinen „Kulturschock“ bekommen. Wenn man morgens um 4 Uhr durch den Gesang vom Muezzin wach wurde, oder auch wenn wir freitags mal in der Innenstadt waren. Da war oft kein Durchkommen, weil die Muslime überall in der Fußgängerzone ihre Teppiche ausgebreitet hatten, um nach Mekka zu beten.
Was hättest du gern aus der Türkei nach Dresden mitgenommen?
Vielleicht die Leichtigkeit, und das ‚in den Tag hinein leben‘. Die Menschen sind auch generell von der Mentalität her lockerer, das hat mir echt gefallen.
Till Uebelacker - Kommunikationswissenschaften - Izmir
Mein Name ist Till Uebelacker und ich war im 6. Semester in der Türkei. Ich studiere Politik- und Kommunikationswissenschaften. Über das kommunikationswissenschaftliche Institut der TU Dresden habe ich an der Universität in Izmir Internationale Beziehung und Kommunikationswissenschaften studiert.
Wieso wolltest du ins Ausland?
Ich wollte unbedingt ins Ausland und auch unbedingt mal wieder in ein sonniges Land. *lacht* Außerdem wollte ich gerne Abwechslung in meinen Studienalltag bringen, Kontakte knüpfen, eine neue Sprache lernen, auf Englisch studieren. Ich interessiere mich außerdem sehr für die deutsch-türkische Beziehung.
Und wieso gerade Izmir?
Izmir war eine der Städte, in denen man auf Englisch studieren konnte. Nach Istanbul und Ankara ist Izmir die drittgrößte Stadt der Türkei und ein kulturelles Zentrum. Auch die griechischen Inseln sind nicht weit weg und Izmir somit ein absolutes Urlaubsparadies. In Izmir gibt es viele Universitäten und das Studienangebot ist wirklich sehr vielfältig.
Wie war denn die Uni in Izmir?
Der Unterricht ist etwas verschulter. Trotzdem gibt es in Seminaren viel Freiraum für Diskussion. Die Studierenden waren alle ein bisschen jünger als ich, aber dadurch, dass es auch viele ERASMUS-Studierende gab, war das überhaupt kein Problem. Die Dozenten haben fast alle im Ausland studiert und konnten auf einem hohen Englischniveau lehren. Das Campusleben ist ganz anders als hier an der TU Dresden. Es ist deutlich lebendiger! An jeder Fakultät gibt’s einen großen Aufenthaltsbereich mit eigenen Mensen und vielfältigen Möglichkeiten, die Zeit zwischen den Veranstaltungen zu verbringen. Es wird eigentlich überall Essen oder Cay verkauft. So kommt man sehr schnell mit Kommilitoninnen und Kommilitonen ins Gespräch.
Wie war denn dein Leben außerhalb der Uni und wie hast du gewohnt?
Es ist sehr einfach, in Izmir anzukommen. In der Türkei sagt man sich, dass die Menschen in Izmir die offensten des ganzen Landes sind. Izmir ist außerdem eine sehr europäische Stadt. Über das ERASMUS-Netzwerk an der Universität oder über Facebook-Gruppen war es überhaupt kein Problem, eine Wohnung zu finden. Ich hab mit zwei Türken zusammen gewohnt, die für ihr Studium aus Istanbul nach Izmir gekommen sind. Die beiden sind umgezogen, weil sie das Leben in Izmir im Vergleich zum Leben in der riesigen Metropole Istanbul angenehmer finden. Durch das ERASMUS-Netzwerk sind auch alle ausländischen Studierenden schnell miteinander in Kontakt gekommen. Nach kurzer Zeit haben sich so schon viele Möglichkeiten ergeben, gemeinsame Ausflüge in großen Gruppen zu unternehmen. Gerade in der Umgebung von Izmir gibt es sehr viel zu sehen und zu erleben.
Hast du dich während deiner Zeit in der Türkei wohlgefühlt?
Ja, das habe ich! Gerade an der Uni war es überhaupt kein Problem Anschluss zu finden. Und auch wenn man mit Englisch nicht immer weiterkommt, ist man niemals verloren. Die Leute waren alle sehr hilfsbereit. Vor meinem Auslandssemester habe ich hier in Dresden am TUDIAS Sprachzentrum schon angefangen, Türkisch zu lernen. In der Türkei habe ich vor allem über meine Mitbewohner und einige Deutschtürken noch ein bisschen was dazu gelernt. Man braucht nicht zwangsläufig Türkischkenntnisse, aber sie sind natürlich auch auf einem niedrigen Niveau schon sehr hilfreich.
Was hat dir dein Auslandssemester gebracht?
Ich denke gerade wenn man Geistes- und Sozialwissenschaften studiert, hilft es sehr, mal im Ausland zu leben. Vor Ort ein anderes politisches System oder gesellschaftliche Prozesse nachzuvollziehen, fördert das eigene Verständnis unglaublich. Allein wenn man sich mit den lokalen Medien beschäftigt oder den Studierenden beim Diskutieren zuhört, erhält man viel tiefere Einblicke in ein anderes Land, als aus der Ferne. Man nimmt für kurze Zeit am gesellschaftlichen Leben des Gastlandes teil und lernt die Kultur hautnah kennen.
Hattest du während deines Auslandsaufenthalts das Gefühl in Dresden etwas zu verpassen?
Nein überhaupt nicht. Mein Auslandsaufenthalt hat mich komplett eingenommen und fasziniert. Gleichzeitig waren viele meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen auch im Ausland. Flüge in die Türkei sind nicht teuer, man kann Besuch bekommen und ist nicht aus der Welt. Die fünf Monate im Ausland vergehen wie im Flug.
Konntest du dir deine Kurse problemlos anrechnen lassen?
Mein Austausch lief jeweils über die kommunikationswissenschaftlichen Fakultäten. Man muss sagen, dass das Institut für Kommunikationswissenschaften in Izmir sehr praktisch ausgerichtet ist. Also ganz anders als hier in Dresden. Die haben einen eigenen Radiosender mit Studio und Computer, sowie jeglicher Software für Bild-, Ton-, und Videobearbeitung. Man kann dort auch autodidaktisch sehr viel machen. Ich konnte mir sowohl für Politik-, als auch für Kommunikationswissenschaft Kurse an der TU anrechnen lassen. Ich habe in Izmir im Bereich der Internationalen Beziehung Kurse zu den deutsch-türkischen Beziehungen und Friedens- und Konfliktforschung belegt, die mir beide in Dresden anerkannt wurden.
Eindrücke in Bildern
Wir veranstalten jährlich eine Fotoaktion zu verschiedenen Themen mit anschließender Verlosung. Auch hier können Studierende im Ausland ihre Eindrücke und Erfahrungen teilen. Einen Einblick aus dem vergangenen Jahr gibt die folgende Bildergalerie.
Erfahrungen teilen
Möchtest du deine Auslandserfahrungen teilen, dann füll den Abschlussbericht in deinem Mobility Online Workflow nach Beendigung deines Auslandsaufenthaltes aus. Wenn du einen Blog oder Vlog erstellst, teilen wir diesen ebenfalls gern. Wir freuen uns auch sehr über Einsendungen zu unserer Fotoaktion.
Beratung zum Studium im Ausland
NameFrau Federica Serra
Infocenter / TUD weltweit: Amerika, Australien und UK / PROMOS
Eine verschlüsselte E-Mail über das SecureMail-Portal versenden (nur für TUD-externe Personen).
Besuchsadresse:
Fritz Foerster Bau, Büro 156 Mommsenstraße 6
01069 Dresden
Postadresse:
Technische Universität Dresden International Office
01062 Dresden
Sprechzeiten:
- Dienstag:
- 09:30 - 11:30
- 12:30 - 14:30
- Donnerstag:
- 09:30 - 11:30
Bitte im SCS (FOE UG) anmelden.
Telefonische Sprechzeiten:
Keine Sprechzeit am 12. Dezember 2024: wir sind beim EUTOPIA International Day. Kommen Sie uns gern besuchen! (Foyer FOE, Eingang Mommsenstraße)