14.02.2023
Wie stelle ich sicher, dass Lesende mir folgen können, ohne meine eigenen Gedanken aus dem Blick zu verlieren?
In der Schreibberatung am Schreibzentrum der TU Dresden werden viele gute Fragen gestellt. Auf die Frage "Wie stelle ich sicher, dass Lesende mir folgen können, ohne meine eigenen Gedanken aus dem Blick zu verlieren?" gibt Tobi, ausgebildeter Schreib-Peer-Tutor seit 2022, eine erste Antwort:
Als Verfasser:in wissenschaftlicher Texte gilt es, die eigenen Gedanken, Argumente und Analysen zu einem Thema überzeugend an Lesenden zu vermitteln. Das bedeutet, dass die eigenen Positionen so aufbereitet werden müssen, dass sie für andere ohne große Schwierigkeiten nachvollziehbar sind und möglichst wenig Raum für Missverständnisse bleibt. Aber wie erreichst du dieses Ziel, ohne dabei deine eigenen Gedanken aus dem Blick zu verlieren?
Texte sind Kommunikationsakte. Als schreibende Person willst du dich mitteilen und hoffst natürlich auch, dass es Leser:innen gibt, denen du die eigenen Gedanken näherbringen kannst. In der Wissenschaft ist diese kommunikative Ebene schriftlicher Arbeit besonders wichtig, denn nur über geregelten Informationsaustausch zwischen Forschenden können neue Erkenntnisse gesichert werden. Daher ist es hilfreich, wenn du dir die Perspektive einer lesenden Person im Schreibprozess bewusst machst. Nach Bräuer (2014) funktioniert das am besten, wenn du deine Textproduktion in zwei Etappen unterteilst:
In der ersten Etappe schreibst du dir alles auf, was du mit deinem Text auszudrücken versuchst. Welche Argumente möchtest du anbringen, welche (Analyse-)Ergebnisse willst du darstellen, welche Schlussfolgerungen ziehst du daraus oder auch, welche Fragen hast du dir gestellt? Es geht hier erst einmal darum, dass du ein Selbstverständnis für deinen eigenen Text entwickelst und ihn auch als solchen wahrnimmst. Das muss alles noch nicht in schöne Worte verpackt sein – wichtig ist, dass du dir über die Idee hinter deinem Text im Klaren bist.
In der zweiten Etappe überarbeitest du deine Rohfassung nun mit Hinblick auf die Vorkenntnisse und Erwartungen derjenigen, die deinen Text lesen sollen. Versuche dich in die Lage einer Person zu versetzen, die deine Textidee nicht kennt. Wie muss deine Arbeit strukturiert sein, damit Leser:innen deinen Gedanken folgen können? Ist ersichtlich, warum du ein Argument überzeugender findest als ein anderes? Hast du alle Informationen gegeben, bevor du deine Schlussfolgerungen aus diesen darlegst? Ist nachvollziehbar, warum du einen bestimmten Fachbegriff einem anderen vorziehst? Hierbei solltest du auch auf Verknüpfungen zwischen deinen Sätzen und deinen sprachlichen Ausdruck achten.
Indem du deine Idee oder deinen Text anderen Personen präsentierst, kannst du natürlich am besten kontrollieren, wie verständlich dein Schreibprojekt ist. Das hilft dir auch dabei, fremde Positionen einzubeziehen, die du vorher vielleicht noch nicht auf dem Schirm hattest. Niemand verlangt von dir, jede Perspektive auf Anhieb antizipieren und adressieren zu können. Aber das Bewusstsein dafür, dass es andere gibt und die Fähigkeit, den eigenen Blickwinkel einmal von ‚außen‘ zu betrachten, sind schon die halbe Miete für einen gut verständlichen Text.
Quellen:
Bräuer, Gerd. „Grundprinzipien der Schreibberatung: Eine pragmatische Sicht auf die Schreibprozesstheorie“. Schreiben. Grundlagentexte zur Theorie, Didaktik und Beratung, herausgegeben von Deyfürst/ Sennewald, UTB, 2014.
Wissenschaftliche Hilfskraft
NameTobias Dittrich
Schreibberatung, Evaluation, Unterstützung Workshoporganisation
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Dieser Beitrag erschien anlässlich des Schreibzentrumsnewsletters im Februar 2023. Diese und weitere Newsletterausgaben sind im Newsletter-Archiv des Schreibzentrums verlinkt.
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