23.10.2022
Mit Forschungspotenzialen an die Spitze
Magdalena Selbig / Dagmar Möbius
Wie beginnt ein Exzellenzcluster? Die TU Dresden hat 2019 im Zusammenhang mit ihrem Exzellenzantrag „TUD 2028 – Synergies and Beyond“ mehrere zukunftsfähige Forschungsfelder identifiziert.
Ihre große Wissenslandschaft erlaubt es der Dresdner Exzellenzuniversität, sich diesen Forschungsfeldern interdisziplinär zu nähern. Aus diesen besonderen Zusammenschlüssen resultieren kreative und neuartige Denkansätze zur Spitzenforschung: Die vier Potenzialbereiche.
Automatisierte und vernetze Mobilität, Data-intensive and Digital Science, Gesellschaftlicher Wandel und Wasserforschung sind Bereiche, in denen die TUD bereits jetzt ein hohes Publikations- und Drittmittelaufkommen verzeichnet. Indem diese Forschung noch stärker vorangetrieben wird, will die TUD innovative Beiträge zur Lösung globaler Herausforderungen leisten. Bei einem Potenzialbereich handelt es sich um ein wissenschaftliches Netzwerk, in dem Forschende verschiedener Disziplinen zusammenkommen. Häufig zeichnen sich ihre Projekte von Anfang an durch nationale Sichtbarkeit aus. Ist ihr Forschungsvorhaben besonders ambitioniert und zukunftsweisend, kann der Potenzialbereich durch gezielte Förderinstrumente und Investitionen strategisch so unterstützt werden, dass ein Antrag auf die Förderung als Exzellenzcluster entsteht. Die Konzeption eines Potenzialbereichs beinhaltet Maßnahmen wie bspw. die profilgerechte Berufung von sogenannten Schlüsselprofessuren, infrastrukturelle Bauvorhaben oder Serviceleistungen wie Förderberatungen. Auf dem Weg zum Exzellenzcluster stellen sich die Potenzialbereiche einigen Herausforderungen: nach drei Jahren mit einem DFG-Graduiertenkolleg ausgezeichnet zu werden, nach fünf Jahren einen DFG-Sonderforschungsbereich einzuwerben und nach sieben Jahren einen aussichtsreichen Exzellenzcluster-Antrag einzureichen.
Automatisierte und vernetzte Mobilität
Der Potenzialbereich „Automatisierte und vernetzte Mobilität“ möchte einen entscheidenden Beitrag zu effizienten, sicheren und intelligenten Verkehrssystemen leisten. Dazu erforscht er die Zukunftsthemen der Mobilität systematisch. Er ist an die TUD-Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ angegliedert. Auch Forschende aus den Bereichen Verkehrsverhalten, Ökologie, Sozialwissenschaften, Technologie, Datenwissenschaft, Geisteswissenschaften und Governance sind hier involviert. Aktuell arbeiten Fachleute an der Modellierung von Mobilitätsmustern in der Ukraine. Die Professuren Transport Modeling and Simulation und Traffic Process Automation wurden erfolgreich mit internationalen Spitzenwissenschaftlern besetzt. Der Antrag „RESTART!“ auf einen DFG-Sonderforschungsbereich hat weitreichende Auswirkungen auf das Verständnis, wie sich die Mobilität im Hinblick auf neue Technologien und das sich dazu entwickelnde soziale Bewusstsein verändern sollte. Mit dem TUD-Forschungscampus „Smart Mobility Lab“ in Hoyerswerda/Lausitz soll bis 2026 ein Campus entstehen, auf dem an der emissionsfreien, intelligenten, sicheren und multimodalen Mobilität der Zukunft geforscht wird – am Boden und in der Luft. Neben solchen Verbundprojekten und der Vernetzung im DRESDEN-concept-Verbund unterhält der Potenzialbereich bereits jetzt strategische Partnerschaften mit mehreren internationalen Universitäten. „Automatisierung und Vernetzung sind die Zukunft der menschlichen Mobilität. Das motiviert die Forschenden im Potenzialbereich“, sagt Anke Richter-Baxendale, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit der Fakultät Verkehrswissenschaften.
Kontakt:
Leiter der Exzellenzprofessur für Transport Modelling and Simulation
Prof. S. Travis Waller
E-Mail
Gesellschaftlicher Wandel
![Potenzialbereich Gesellschaftlicher Wandel](https://tu-dresden.de/studium/nach-dem-studium/ressourcen/bilder/alumni/magazin/ausgabe-3_2022/markus-spiske-iOE0qBkioc-unsplash.jpg/@@images/8e0f50dd-6aa4-4cc5-9901-76ea1b7c3e36.jpeg)
Ziel des Potenzialbereiches Gesellschaftlicher Wandel ist es u.a., Folgen gesellschaftlicher Wandlungsprozesse zu erforschen.
Im Potenzialbereichs „Gesellschaftlicher Wandel“ forschen Politikwissenschaft, Soziologie, Germanistik, Psychologie, Soziologie, Kommunikationswissenschaft, Rechtswissenschaft, Informatik, Geografie, Regionalplanung, Design, Architektur und Philosophie. Schwerpunkte sind sozial- und kulturwissenschaftliche Konfliktforschung, die Erforschung der Relation von sozialen Dynamiken und Emotionsordnungen sowie die Erforschung der Interferenzen zwischen Kultur und disruptiven Technologien. Eine neu eingerichtete Professur für Kulturen des Digitalen reflektiert die gesellschaftlichen Dynamiken von Digitalisierung, etwa im neuen Masterstudiengang „Digital Humanities“. Von strategischer Bedeutung sind auch die Kooperationen mit den Potenzialbereichen Automatisierte und vernetze Mobilität und Wasserforschung.
Kontakt:
EXU-Potenzialbereich "Gesellschaftlicher Wandel"
Dr. Lucas von Ramin
E-Mail
Maßnahme im Potenzialbereich: TU Disruption and Societal Change Center (TUDiSC)
Mit den Folgen gesellschaftlicher Wandlungsprozesse beschäftigt sich auch das Zentrum Disruption and Societal Change (TUDiSC). Dieser Meilenstein nimmt eine paradoxe Grundeigenschaft gesellschaftlicher Wirklichkeit in den Blick, die etwa beim Klimawandel, der Digitalisierung, Pandemie, in Kriegen, bei Globalisierungseffekten wie Wirtschaftskrisen oder Migration zutage tritt. Hinzu kommt eine weitere Stärkung der Demokratieforschung, einschließlich einer vertieften Zusammenarbeit mit dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung (HAIT). Ziel ist es, aus dem TUDiSC heraus forschungsstarke, wettbewerbsfähige Projektinitiativen auf Exzellenzniveau zu entwickeln. TUDiSC ist sozial-, geistes- und kulturwissenschaftlich orientiert, schließt aber die natur-, technik- und lebenswissenschaftliche Expertise ein.
Kontakt:
Zentrum Disruption and Societal Change (TUDiSC)
Wissenschaftliche Koordinatorin
Frau Dr. Karoline Oehme-Jüngling
E-Mail
Wasserforschung
Vielversprechende Forschung geht auch aus dem Potenzialbereich „Smart Water Systems in an Extreme World” hervor. Er wird von der TUD gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) entwickelt und getragen. In naher Zukunft wird er durch zwei neue Professuren „Data Science in Hydrosystems" und „Hydro Systems Science" weiter gestärkt werden. Forschende der Fachrichtungen Hydrowissenschaften sowie Geologie und Forst untersuchen den Einfluss klimabedingter Wasserextreme bzw. Veränderungen im Wasserkreislauf und Wasserhaushalt. Ziel ist es, die Resilienz der Wassersysteme zu erhöhen und negative Effekte auf Mensch und Umwelt weitest möglich zu reduzieren. Durch die Forschung und Entwicklung im Rahmen des Potenzialbereichs wird man in der Lage sein können, extreme Einflüsse auf Wassersysteme abzumildern, die bereits heute Wasser- und Ökosysteme gefährden.
Dabei konzentrieren sich die Fachleute auf diese Forschungsfelder:
- Einfluss klimabedingter Veränderungen und Extreme auf aquatische Ökosysteme sowie auf Schadstoffdynamiken und -impacts; Möglichkeiten zur Resilienzsteigerung durch angepasstes Management
- Einfluss klimabedingter Veränderungen und Extreme auf urbane Einzugsgebiete und ihre Wechselwirkung mit natürlichen hydrologischen Einzugsgebieten, Möglichkeiten der Klimaanpassung, Ziel „Zero Pollution“
- Trockenheitsresistente, klimaadaptierte Wälder und ihre Rolle für den Wasserhaushalt, Managementoptionen in der Forstwirtschaft
Kontakt:
Institut für Siedlungs- und Industriewasserwirtschaft
Wissenschaftliche Koordinatorin Center for Advanced Water Research
Dr. Mareike Braeckevelt
E-Mail
Data-Intensive and Digital Science
Der Potenzialbereich Potenzialbereichs Data-Intensive and Digital Science umfasst Software-Methoden und Systemarchitekturen für das datenintensive Forschen. Dieser Innovationstreiber hat das Center for Interdisciplinary Digital Sciences (CIDS) zum Schwerpunkt. Bei der Arbeit mit großen Datenmengen unterstützt das eingeworbene Verbundprojekt Center für Scalable Data Analytics and Artificial Intelligence (ScaDS.AI). In diesem nationalen KI-Zentrum aus Dresden/Leipzig wird nicht nur das Wissen über KIs vorangetrieben (z.B. durch Interaktion, Wahrnehmung oder Problemlösung); erhebliche Fortschritte werden auch in der Grundlagenforschung und dem KI-Einsatz in der Wirtschaft angestrebt. Die ScaDS.AI-Graduiertenschule hat einen wesentlichen Effekt auf die Ausbildung des Nachwuchses. Aus Mitteln der Exzellenzuniversität wird darüber hinaus die Einheit Synergy of Systems (SynoSys) mit drei neuen Digitalisierungsprofessuren eingerichtet. Mit dem Aufbau entsprechender Expertise an den Schnittstellen der Neurowissenschaften, Biomedizin wie auch Sozialwissenschaften werden zukünftig richtungsweisende Erkenntnisse im Bereich der interdisziplinären digitalen Wissenschaft für gesunde menschliche Entwicklung erwartet.
Kontakt:
Professur Rechnerarchitektur
Prof. Wolfgang Nagel
E-Mail