29.06.2023
20 Jahre EMAS Umweltmanagement an der TU Dresden
Umwelt-, Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele werden zu immer wichtigeren Bestandteilen von Organisationsstrategien und Managementsystemen - auch an Hochschulen. Die TU Dresden verfügt bereits seit 2003 über ein validiertes EMAS-Umweltmanagementsystem mit dem Ziel ihre Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern.
Das 20-jährige Jubiläum der EMAS Einführung wurde an der TU Dresden am 28. Juni mit einer Festveranstaltung gewürdigt. Zur Eröffnung der Veranstaltung ging Prof. Roswitha Böhm, Prorektorin für Universitätskultur der TU Dresden, auf die Entstehungsgeschichte des Umweltmanagements an der TU Dresden ein. Sie erinnerte an das erfolgreiche Einwerben eines DBU Projektes durch Prof. Edeltraud Günther, durch das die Voraussetzungen für die Einführung eines Umweltmanagementsystems an der TU geschaffen wurden. Im Anschluss ging sie auf aktuelle Aktivitäten an der TU Dresden ein. So wurde 2021 ein Green Office gegründet und die Kommission Umwelt durch eine Geschäftsstelle gestärkt. Aktuell wird eine Nachhaltigkeitsstrategie mit einem Maßnahmenplan für die TU Dresden entwickelt. Dabei betonte Prof. Böhm die Wichtigkeit des EMAS-Umweltmanagements für diesen Prozess.
Dr. Andreas Sperl, Präsident der IHK Sachsen, erläuterte in seinem Grußwort die Vorzüge von EMAS für eine Organisation: diese reichten von der Verbesserung der Energieeffizienz über Klimaschutz bis hin zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit. Die TU Dresden gehört dabei zu einem von 100 EMAS Standorten in Sachsen. Universitäten komme dabei eine besondere Bedeutung zu, da sie als Multiplikator in die Gesellschaft fungierten. Eine Grundvoraussetzung für Innovation sei dabei ein Miteinander von Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft. Als Anerkennung und Dank überreichte er im Namen der IHK eine Jubiläumsurkunde „20 Jahre EMAS an der TU Dresden“.
Vom Umwelt- zum Nachhaltigkeitsmanagementsystem – Wie kann EMAS diesen Entwicklungsprozess unterstützen?
EMAS steht für eine kontinuierliche Verbesserung und Erweiterung des Umweltschutzes in einer Organisation. Darum ging es im Anschluss in einer Talkrunde, die einen Bogen aus der Ursprungszeit von EMAS an der TU hin zu den aktuellen Herausforderungen spannte: "Vom Umwelt- zum Nachhaltigkeitsmanagementsystem – Wie kann EMAS diesen Entwicklungsprozess unterstützen?" war das Thema der Gesprächsrunde.
Prof. Edeltraud Günther, Direktorin von UNU FLORES, berichtete von der damaligen Umsetzung des DBU Forschungsprojektes aus dem das EMAS Umweltmanagement entwickelt wurde und von der Offenheit, aber auch von Widerständen, gegen die Etablierung einer solchen Struktur an der TU Dresden.
Prof. Frank Ebinger, Vorsitzender des Umweltgutachterausschusses, ging in seinen Ausführungen auf die qualitativen Aspekte von EMAS ein. Vor allem könne das Umweltmanagement als Hilfsmittel bei der Entwicklung von Zielsetzungen genutzt werden, um auf die aktuellen Herausforderungen einer Nachhaltigen Entwicklung einzugehen. Ein Ansatz der aktueller denn je sei. Er appellierte vor allem an die besondere Funktion von Hochschulen als Bildungs- und Transfereinrichtungen. Die EMAS Tradition der TU Dresden könne auch dazu genutzt werden, die Debatten im Bereich Nachhaltigkeit an Hochschulen voranzutreiben und den politischen Rahmen einer neuen Hochschulgesetzgebung in Sachsen auszufüllen.
Kristin Fiedler, Vertreterin der studentischen TU Umweltinitiative, berichtete aus der langen, fast 35-jährigen, Historie der studentischen Organisation, von verschiedenen Arbeitsgruppen wie der AG Mensa bis hin zur Etablierung des Green Office an der TU. Auch von der studentischen Seite werde EMAS unterstützt, wobei die Integration von Studierenden in das Umweltmanagementsystem sogar noch verstärkt werden könne.
Kathrin Brömmer, Umweltmanagementbeauftragte der TU Dresden, betonte, wie wichtig es sei, endlich zum Tun zu kommen und sprach eine Einladung an alle Hochschulangehörigen aus, dabei mitzuwirken, die Hochschule weiter in Richtung Nachhaltigkeit zu entwickeln. EMAS könne dabei als Anreiz und Steuerungsinstrument eine Rolle spielen. Vor allem das neu geschaffene Green Office sei als zentraler Anlaufpunkt für die Vernetzung von Nachhaltigkeitsthemen ein großer Gewinn für die TU Dresden.
Im Gespräch wurde darauf verwiesen, dass neben dem Umweltmanagement vor allem auch die Schaffung des Prorektorats für Universitätskultur ein wichtiger Schritt gewesen sei, um Strukturen zu etablieren, die sich für mehr Nachhaltigkeit an der Hochschule einsetzen.
Als Visionen und Wünsche für die Zukunft wurden von den Teilnehmern der Runde vor allem die Nachhaltigkeit als Teil der Zielvereinbarungen der Hochschulen, Nachhaltiges Bauen als Standard für Hochschulbauten sowie ambitionierte Klimaziele angeführt. Hierzu solle auch EMAS genutzt und weiterentwickelt werden.
Die Faltung der Welt als ein freiheitlicher Weg aus Klimakrise und Wachstumsdilemma - Festvortrag von Prof. Anders Levermann
Am Nachmittag hielt Prof. Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung einen Gastvortrag mit dem Titel „Die Faltung der Welt: ein freiheitlicher Weg aus Klimakrise und Wachstumsdilemma.“ Er stellte dabei einen Lösungsansatz für die Klimakrise vor, der weiterhin gesellschaftliche Entwicklung und Wachstum ermöglicht und gleichzeitig die planetaren Grenzen nicht überschreitet. Vor allem sei es notwendig, die Emissionen aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas so bald wie möglich auf Null zu reduzieren. Nur so könne das Klima stabilisiert werden. Aufgrund der physikalischen Gesetzmäßigkeiten und der damit verbundenen Auswirkungen einer höheren C02-Konzentration in der Atmosphäre auf das Klima sei eine Reduktion der Emissionen nicht ausreichend. Ohne eine Stabilisierung desr Weltklimas drohten in Zukunft der Verlust von Kulturerbe, enorme wirtschaftliche Schäden bis hin zu einem Kollaps der Gesellschaft durch häufige Wetterextreme. Jedoch setzten Null-Emissionen ein komplett anderes Denken voraus. Ziel sei ein wachsendes System in einem endlichen Raum. Entwicklung und Wirtschaftswachstum seien weiterhin notwendig – innerhalb der planetaren Grenzen wäre dies aber nur durch ein Wachstum in Diversität - der Faltung - möglich. Um Null-Emissionen so schnell wie möglich zu erreichen, seien harte, klare Grenzen notwendig. Es reichten aber wenige Regeln, bzw. Verbote aus – vor allem entlang der Frage: Was wollen wir als Gesellschaft - und was nicht mehr? Als Beispiele aus der Geschichte führte er u.a. die Menschenrechte und den Emissionshandel an. Die weit gefassten Verbote oder Leitlinien würden dann zu Innovationen führen. Deutlich warnte Levermann vor einem einengenden Mikromanagement, d.h. dem Vorschreiben von detaillierten Maßnahmen.
Die Festveranstaltung zum EMAS Umweltmanagement war zugleich der Abschluss der TU Nachhaltigkeitswoche 2023.