29.11.2021
Lehramtsstudierende analysieren den Berufsalltag von Pflegepersonal, Physiotherapeut:innen und Medizinischen Fachangestellten
Im Lehramtsstudium für berufsbildende Schulen gilt es nicht nur einen Bezug zur schulischen Praxis herzustellen. Auch die berufliche Praxis der unterrichteten beruflichen Fachrichtung ist stets in den Blick zu nehmen. Um diesen „doppelten Praxisbezug“ zu stärken, wird im Projekt TUD-Sylber-BBS für die Fachrichtung Gesundheit und Pflege ein Seminar entwickelt, das die beruflichen Kernaufgaben von Pflegefachfrauen/-männern, Physiotherapeut:innen und Medizinischen Fachangestellten analysiert. Dieses Lehrkonzept wurde im Rahmen des Programmkongresses der Qualitätsoffensive Lehrerbilung in Berlin einem breiten Publikum vorgestellt.
Im Austauschforum „All In One – ein berufswissenschaftlich-didaktisches Seminar überschreitet Disziplingrenzen“ reflektierten Prof.‘in Dr.‘in Anja Walter, Annemarie Marx und Martin Fritzenwanker zusammen mit Expert:innen verschiedener Berufsgruppen sowie Lehrer:innen und den Teilnehmer:innen des Präsenzforums das im Rahmen des Teilprojekts entwickelte hochschuldidaktische Konzept. Das über zwei Semester entworfene Konzept verfolgt das Ziel, den sogenannten doppelten Praxisbezug in der ersten Phase der Lehrer:innenbildung zu stärken. Zukünftige Berufsschullehrer:innen unterliegen der ständigen Anforderung, bei der Gestaltung ihres Unterrichts neben der Bildungspraxis stets ebenso die berufliche Praxis in den Blick zu nehmen. Aus diesem Grund werden die Studierenden des Fachbereichs Gesundheit und Pflege im ersten Semester des Seminars an Berufsfeldanalysen in den Berufen Pflegefachfrau/-mann, Physiotherapie und Medizinische/r Fachangestellte/r aktiv beteiligt, um empirisch fundierte, authentische Handlungssituationen sowie berufliche Kernaufgaben zu eruieren. Vor allem das erste Semester des Seminars orientiert sich daher stark am hochschuldidaktischen Prinzip des Forschenden Lernens. Die Studierenden durchlaufen selbst einen Forschungsprozess und werden von den Dozent:innen während des Seminars begleitet. Weiterhin ist die Veröffentlichung der eruierten beruflichen Handlungssituationen in einem Online-Archiv geplant. D.h. für die Studierenden besteht die Möglichkeit, dass ihre Forschungsergebnisse publiziert werden. Im zweiten Semesters des Seminars werden die Ergebnisse der Berufsfeldanalysen weiterverwendet, um Lernsituationen bis in die mikrodidaktische Ebene zu gestalten.
Im Forum auf dem Kongress wurden die Teilnehmer:innen ebenso durch diese zwei Semester geführt. So wurde zunächst durch Martin Fritzenwanker das hochschuldidaktische Konzept vorgestellt. Im Anschluss daran präsentierten Edward Bledsoe und Martin Ritter – zwei Studierende des Berufsschullehramts im 9. Semester an der TU Dresden – ihren Feldzugang und einen Ausschnitt ihres Expert:inneninterviews. Dieser Ausschnitt wurde dann von den eingeladenen Expert:innen und den Teilnehmer:innen des Forums in einer modifizierten Variante der Reflecting Team-Methode auf berufliche Aufgaben hin analysiert und diskutiert. Darauf aufbauend wurden die Teilnehmer:innen des Forums nach einer kurzen Pause in das zweite Semester mitgenommen. Frau Prof’.in Dr.‘in Anja Walter stellte in diesem Teil eine Möglichkeit vor, authentische berufliche Handlungssituationen berufsfelddidaktisch in Lernsituationen zu transformieren. Danach zeigte Annemarie Marx die Evaluationsergebnisse des Seminars aus der Perspektive der Studierenden und der Dozent:innen auf. Im Anschluss daran wurde den Expert:innen und Teilnehmer:innen die Möglichkeit eingeräumt, Feedback zum hochschuldidaktischen Konzept des Seminars und zur Gestaltung des Forums zu geben. Eine Teilnehmerin fasste ihre Auffassung zum Konzept so zusammen: „All In One ist ein anspruchsvolles Konzept mit hoher praktischer Relevanz“. Zur Gestaltung des Forums wurden besonders der Einbezug der Studierenden und Expert:innen sowie die didaktische Gestaltung positiv hervorgehoben.
Die rege Partizipation der Expert:innen und Teilnehmer:innen sowie das durchweg sehr positive Feedback zum Konzept und zum Forum entließen die Projektmitarbeiter:innen motiviert in die Bearbeitung der nächsten Meilensteine des Teilprojekts.