Jul 10, 2025
Schulgarten & BNE – Gemeinsam wachsen für eine gerechte und nachhaltige Zukunft
Eine Fortbildungsreihe des ZLSB bringt Bildung für nachhaltige Entwicklung in Sachsens Grundschulgärten
Wie kann ein Schulgarten zu einem lebendigen Lernort für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine praxisorientierte Fortbildungsreihe des Zentrums für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung (ZLSB) an der TU Dresden. Ziel ist es, Grundschullehrkräfte in Sachsen dabei zu unterstützen, gärtnerisch-pädagogische Kompetenzen auszubauen – und Schulgärten als inklusive, lebensnahe Lernumgebungen für BNE zu etablieren.
Wurzeln schlagen, Vielfalt erleben, global denken
Im Schulgarten verschmelzen Theorie und Praxis: Kinder erfahren ökologische Zusammenhänge mit allen Sinnen – beim Säen, Ernten, Beobachten, Erforschen und im gemeinsamen Tun. Dabei eröffnen sich zahlreiche Anknüpfungspunkte für zentrale BNE-Themen: Was wächst regional und saisonal? Woher kommen importierte Lebensmittel? Welche Sortenvielfalt gibt es – und warum geht sie verloren? Wie hängen Landwirtschaft, Globalisierung, Ernährung, Klima und soziale Gerechtigkeit zusammen?
Eine Teilnehmerin beschreibt ihre Erfahrung so: „Ich habe gelernt, wie man eine Anbauplanung mit Kindern anfertigen kann – und darüber hinaus, wie man die große Welt in den Schulgarten holt, z. B. mit dem Kartoffelprojekt oder Gewürzen. Ich habe jetzt mehr Mut, solche Themen mit Kindern anzupacken.“
Die Fortbildung auf einen Blick
Die Fortbildungsreihe richtet sich an Grundschullehrkräfte aus städtischen und ländlichen Regionen Sachsens, die Interesse daran haben, den Schulgarten als Lernort für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) weiterzuentwickeln. Insgesamt nehmen elf Lehrerinnen an der Qualifizierungsreihe teil, die von Dezember 2024 bis Oktober 2025 stattfindet.
Das Fortbildungsformat ist vielseitig angelegt: Geplant sind insgesamt zehn Termine, darunter fünf digitale Veranstaltungen sowie drei ganztägige Praxis-Workshops im Schulgarten der 129. Grundschule Dresden-Reick. Ergänzt wird das Angebot durch zwei weitere Module, die Raum für Austausch, kollegiale Beratung und Reflexion bieten.
Ziel ist es, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern vor allem praxisnahe Impulse zu geben und einen geschützten Raum für das gemeinsame Lernen und Erproben neuer Methoden zu schaffen. Darüber hinaus entsteht im Laufe der Fortbildung eine Materialsammlung mit erprobten Unterrichtsideen, Methoden, Projektvorschlägen und hilfreichen Links, die den Teilnehmenden dauerhaft zur Verfügung stehen.
Impulsgeberinnen aus der Praxis
Die Fortbildung wird von einem interdisziplinären Team aus erfahrenen Fachreferentinnen und Praktikerinnen begleitet. Federführend ist Rachel Bowden, BNE-Referentin am ZLSB, die das Konzept der Fortbildungsreihe mitentwickelt hat und die Gesamtkoordination übernimmt. Ihre Expertise in der Schnittstelle von Nachhaltigkeit und Lehrer*innenbildung prägt die didaktische Ausrichtung der Veranstaltungen.
Mit Heidelinde Wutzler konnte eine erfahrene Natur-, Umwelt- und Bauernhofpädagogin gewonnen werden, die insbesondere in den Praxis-Workshops ihr umfangreiches Wissen rund um den Gartenalltag, den Anbau im Jahresverlauf und die pädagogische Begleitung von Kindern im Garten einbringt. Ihre praxisnahen Tipps und konkreten Beispiele aus dem Schulalltag wurden von den Teilnehmenden besonders geschätzt.
Einen weiteren wichtigen Beitrag leisten Amira Said und Lisa Becker vom Verein CAMBIO e. V., die im Bereich globales Lernen und diversitätsbewusste Bildung arbeiten. Sie erweitern den Blick auf die globale Dimension von Ernährung, Landwirtschaft und Konsumverhalten – und bringen Methoden ein, um auch komplexe Themen wie Kolonialismus, Lieferketten oder Fairer Handel altersgerecht im Schulgarten zu thematisieren.
In mehreren Einheiten war zudem Johanna Lochner von pflanzet.de als Gastreferentin eingeladen. Ihre Impulse zur Verbindung von Ernährungsthemen und Projektwochen gaben den Teilnehmenden viele neue Ideen an die Hand – unter anderem zur Gestaltung von Projekttagen oder Unterrichtseinheiten rund um Gemüse, Gewürze und die Herkunft unserer Lebensmittel.
Gemeinsam bilden diese Fachfrauen ein starkes Team, das die Fortbildung nicht nur inhaltlich bereichert, sondern auch eine Atmosphäre schafft, in der praxisnahes Lernen, kollegiale Unterstützung und neue Perspektiven möglich werden.
Vom Bildungsacker inspiriert
Konzeptionell greift die Fortbildung auch Impulse aus dem TU-internen Seminar „Bildungsacker“ auf, das von Prof.in Nicole Raschke, Prof.in Jana Markert und Dr.in Antje Goller für Lehramtsstudierende entwickelt wurde. Dieses praxisnahe Format dient als Vorbild für die Verbindung von Hochschuldidaktik und Nachhaltigkeit im Bildungskontext.
👉 Zur Handreichung mit Beispielen aus der universitären Lehrkräftebildung:
BNE an der TU Dresden – Praxisbeispiele
Rachel Bowden (ZLSB) bringt die Idee auf den Punkt: „Schulgärten haben ein großes Potenzial als dynamische Lernorte für Bildung für nachhaltige Entwicklung. Kinder übernehmen Verantwortung, gestalten ihre Umgebung mit und erfahren, wie sie Teil eines größeren ökologischen und gesellschaftlichen Zusammenhangs sind.“
Die Fortbildung ist Teil der BNE-Länderinitiative „SDG 4 – Bildung für nachhaltige Entwicklung in der universitären Lehrkräftebildung in Sachsen“ und wird gefördert durch Engagement Global mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
👉 Zur Handreichung mit weiteren Einblicken in das Projekt:
Erfahrungen und Perspektiven aus der Länderinitiative