Differenziert Prüfen und Bewerten
An vielen Schulen haben - neben Ziffernnoten - individualisierte Formen der Prüfung und Bewertung bereits einen festen Platz. Beispielsweise an der SCHKOLA. Dort spielen von Beginn an individuelle Lernentwicklungsgespräche, verbale Einschätzungen und auch Selbsteinschätzungen eine wichtige Rolle. Eine Schule ohne Noten beispielsweise bedeutet auch Veränderungen für den Unterricht. Schauen Sie sich am Beispiel der Schkola an, wie sich die Lernenden mithilfe von Matrizen eigenverantwortlich und individuell mit einem Lerngegenstand auseinandersetzen. Auch im universitären Kontext sind individualisierte und an den Potenzialen der Studierenden ausgerichtete Formen der Prüfung und Bewertung möglich und wichtig. Noten einfach abzuschaffen, ist so nicht ohne weiteres möglich.
Mögliche Formen der Differenzierung und Individualisierung in Prüfungs- und Bewertungssituationen
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Ähnlich wie in einer Kunsthochschule, bei der die Studienbewerber*innen eine eigens erstellte Mappe einreichen, könnten auch in anderen Bewertungskontexten die Lernenden aus einer Fülle von Teilaufgaben auswählen, welche bewertet werden sollen. Die Lernenden haben hier also ein bedeutsames Mitbestimmungsrecht was die zu bewertenden Inhalte betrifft. Konkret auf den universitären Lehr-Lern-Kontext kann diese Form der Differenzierung von Leistungsbewertungen insbesondere bei Portfolios, Projektarbeiten, aber auch bei Wahlaufgaben in Klausuren, Seminararbeiten und Referaten realisiert werden.
“[M]an kann Formen finden, in denen sich die Schülerinnen und Schüler [resp. die Lernenden] durchaus den gleichen Anforderungen stellen, aber mit Arbeiten von denen sie sagen ‘Sie zeigen meine starke Seite.” (Prof. Dr. Hans Brügelmann im Interview, 14:20 - 14: 40)
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Auch die Mitbestimmung der Themen und Bewertungsinhalte ist möglich: Beispielsweise in Form von Wahlaufgaben bei Klausuren, Referaten zu selbstgewählten Themen, individuell bedeutsamen Forschungsfragen wie beim forschenden Lernen sowie in individuell gestalteten Portfolios.
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Weiterhin ist es möglich, dass die Lernenden eine Prüfungssituation zu unterschiedlichen Zeitpunkten absolvieren. Zwar gelten auch dann für alle die gleichen Lerninhalte. Jedoch werden die individuellen Lernfortschritte und das persönliche Lerntempo jeder einzelnen Person berücksichtigt. Im universitären Kontext ist beispielsweise denkbar, dass mündliche Prüfungsleistungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten absolviert werden.
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Auch die Bewertung und Rückmeldung der Lernenden untereinander ist möglich. Beispielsweise könnten Rezensionen und Rückmeldungen zu Referaten anderer Studierender verfasst werden. In diesen könnten einerseits die Inhalte des Referates reflektiert und ggf. vertieft werden und zugleich erhält die referierende Person ein Feedback. Wichtig hierfür ist ein wertschätzender Umgang miteinander, damit gegenseitige Rückmeldungen nicht in Wettbewerbsdruck und Konkurrenzkampf münden.
Reinschauen, wie andere es machen
Hier finden Sie ein paar Videolinks zu beispielhaften Schulen, an denen es entweder bis zu einer bestimmten Klassenstufe keine Noten gibt oder bei denen vor allem kompetenz- und potenzialorientiert bewertet wird:
So sinnvoll und gerecht sind Schulnoten // Quarks (ganze Folge)
Schule ohne Noten: So fühlen sich Lernende und Lehrende dabei // Quarks
Individuelle Lernentwicklungsberichte - Lernen ohne Noten // Das Deutsche Schulportal sowie ein zugehöriger Bericht