Von China lernen!
Vortrag des Rektors des Anhui Institute of Architecture & Industry,
Prof. Zhao Qinbo, vor Dresdner Bauingenieuren
Der erste Lehrer der Chinesen, so der Rektor, sei Konfuzius – und was der vor mehr als 2.000 Jahren seinen über 3.000 Schülern gesagt habe, sei den Chinesen auch heute noch eine Richtschnur.
„Bildung hat in China einen hohen Stellenwert,“ betonte Prof. Zhao Qinbo – selbst Familien mit geringem Einkommen legten Wert auf die Ausbildung ihrer Kinder und seien bereit, die teilweise nicht geringen Studiengebühren an chinesischen Universitäten zu zahlen. Wer die Gebühren, die bis zu einem Jahreseinkommen eines durchschnittlich verdienenden Arbeiters betragen, nicht zahlen kann, bekomme aber Unterstützung: Für die Besten gebe es sowieso Stipendien, und für die finanziell nicht so gut situierten Studenten zinslose Kredite und bevorzugt Zuteilung von Ferienjobs. „China investiert in Bildung – das ist in Deutschland nicht mehr so!“ beklagte der Rektor der TU Dresden, Prof. Dr. Achim Mehlhorn, in der sich anschließenden Diskussion und betonte, dass seiner Meinung nach „Investitionen in die eigene Zukunft demnächst nirgendwo mehr kostenlos sein“ könnten. Ein Eindruck, den auch der Prorektor für Universitätsplanung, Prof. Dr. Hans-Jürgen Hardtke, teilte: „In China habe ich erlebt, mit welchem Elan Studenten bei der Sache sind, die ausgesucht sind und für das Studium bezahlen!“
Die zukünftigen Studenten werden an drei Tagen im Juli bei einem Aufnahmeverfahren gefunden. Das Verfahren ist zentral geregelt und erfolgt chinaweit nach einheitlichen Kriterien. Nicht einheitlich sind allerdings die Einstiegshürden: Die guten Universitäten suchen sich auch nur die besten Bewerber aus – was dann wiederum zu guten Leistungen an der Uni führt und diese im Ranking nach oben befördert. Da es nicht genug Studienplätze gibt (Prof. Zhao: „China hat 1,3 Milliarden Einwohner – da sind jährlich 2.680.000 Studienanfänger viel zu wenig!“), ist die Auswahl streng. Das Positive aber: Rund 92 Prozent aller Anfänger halten durch und bestehen auch. „Und die acht Prozent, die nicht bestehen, sind Motivation für alle, nicht dazu zu gehören!“, ergänzt der Rektor der chinesischen Uni.
Das Anhui Institute of Architecture & Industry ist 1960 gegründet und bildet an acht Fakultäten zu allem aus, was mit Bauwesen zu tun hat. Derzeit gibt es im modernen Komplex der Universität 6.300 Studenten sowie 780 Professoren und Mitarbeiter. Die Zahl der Studenten soll steigen – avisiert sind 10.000 bis 2005 und weitere 3.000 mehr bis 2008. Das Institut ist so eine Art Kaderschmiede – „viele Entscheidungsträger im Bauwesen haben bei uns studiert“, erklärte der Rektor. Sein Wunsch (und der Hintergrund für den Besuch in Dresden) ist es, dass einige der Bachelor-Studenten hier ihren Master machen.
Ein Wunsch, der zumindest nicht auf taube Ohren stösst. „Es sind sehr gut ausgebildete Studenten, „berichtet der Dresdner Rektor Prof. Mehlhorn und lobt aus seinen China-Erfahrungen „Ausstattung und Modernisierungsgrad, den wir an deutschen Universitäten so nicht finden.“ Die so bestens qualifizierten Studenten in einen Masterstudiengang zu überführen, sei für ihn sehr interessant. Für die Bauingenieure an der TU Dresden auch: Hier wird gerade ein englischsprachiger Masterstudiengang „Rehabilitation Engineering“ diskutiert, der das hier traditionell vorhandene profunde Wissen ohne Sprachbarrieren weitergeben soll.
Zurück zur vorherigen Seite