Ein Wald aus Carbonbeton
Inhaltsverzeichnis
Projektdaten
Titel | Title Zulassungsversuche für Canopies aus Textilbeton für die Sächsische Aufbaubank (SAB) in Leipzig | Approval tests for carbon concrete Canopies for the Sächsische Aufbaubank (SAB) in Leipzig Auftraggeber | Client CarboCon GmbH, Dresden Zeitraum | Period 01.2017 – 03.2018 Leiter | Project Manager Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Manfred Curbach (Institut für Massivbau, TU Dresden), Bearbeiter | Contributors Dipl.-Ing. Robert Schneider, Otto-Mohr-Laboratorium |
Bericht aus dem Jahrbuch 2017
Für den Neubau eines Verwaltungsgebäudes für die Sächsische Aufbaubank (SAB) in Leipzig wollte der Bauherr regionale Entwicklungen in das Gebäude integrieren, um den Charakter einer Förderbank bereits architektonisch auszudrücken. Die Verwendung von Carbonbeton war quasi die logische Folge. Eingesetzt werden soll der Verbundwerkstoff in ca. 180 baumähnlichen Canopies im Außenbereich des U-förmigen Gebäudes, dem sogenannten Forum. Die Canopies sind mit Carbontextil bewehrte, trichterförmige Schalenkonstruktionen mit variierenden Außendurchmessern von 2,0 m bis 5,0 m. Ihre Form ist in der Draufsicht kreisrund und sie befinden sich auf ca. 21 m hohen Schleuderbetonstützen. Neben der ästhetischen Außenwirkung werden die Canopie-Stütze-Konstruktionen aktiv für die horizontale Gebäudeaussteifung verwendet und sind damit am Lastabtrag beteiligt.
Bisher ist Carbonbeton für den Einsatz in Neubauteilen noch nicht allgemein normativ geregelt, sodass in diesem Projekt die Erlangung einer Zustimmung im Einzelfall erforderlich ist. Zu diesem Zweck wurde das Otto-Mohr-Laboratorium des Instituts für Massivbau beauftragt, ein umfangreiches Versuchsprogramm umzusetzen, in welchem die Werkstoffe Feinbeton und Carbontextil sowohl einzeln als auch im Verbund auf ihre Eignung für Außenbauteile geprüft werden. Relevante Einflüsse sind dabei statische sowie windinduzierte dynamische Lasten, Temperatur und Frost-Tauwechsel-Beanspruchungen.
Bei der Übertragung von wissenschaftlichen Ergebnissen in die Praxis sind bekanntlich weitere Hürden zu überspringen. Wichtig waren z. B. die Verarbeitbarkeit und Oberflächenqualität des Betons, die Lagegenauigkeit und Formbarkeit des Textils, optische Ansprüche an die Betonfarbe und natürlich der Preis in Kombination mit dem baubranchenüblichen Zeitdruck, die bei einem Prestigeprojekt in dieser Größenordnung gegenüber einem reinen Forschungsprojekt eine fast übergeordnete Rolle spielen.
Die Kombination all dieser wissenschaftlichen, technologischen, probabilistischen und ökonomischen Aspekte stellt eine große, aber sehr interessante Herausforderung für alle beteiligten Institute, Ingenieurbüros und Hersteller dar. Am Ende wird die Stadt Leipzig um ein interessantes Bauwerk bereichert werden.