Aug 11, 2024
#FactFriday: Olympischer Rückblick
Olympische Spiele 2024
Bei den Olympischen Spielen traten 10.000 Athleten und Athletinnen aus aller Welt an und kämpften vom 26. Juli bis zum 11. August in 32 Sportarten um den Sieg. Damit fand Olympia zum dritten Mal in der französischen Hauptstadt statt. Insgesamt gab es 392 Goldmedaillen zu gewinnen. Für Sportfans handelt es sich um ein ganz besonderes Ereignis, doch wie können wir den Wettkampf aus feministischer Sicht betrachten?
Kurz und knapp
Frauen- und Männerbekleidung im Sport
Schon im April entstand eine große Debatte um Olympia. Der Grund waren die Uniformen für das Team USA, welche vom Sportkleidungshersteller Nike in Paris vorgestellt wurden.
Dabei bestanden die Leichtathletik-Uniformen für Herren aus einem engen Tanktop und einer Hose, die in der Mitte des Oberschenkels endete, während für die Frauen ein pinkfarbener Body vorgesehen war, der an den Beinen besonders hochgeschnitten war. Damit erfüllt Nike das Klischee der mädchenhaften Prinzessin und reduziert die Athletinnen gleichzeitig auf ihre Körper.
Auf Kritik ließ nicht lang warten auf sich warten und neben ironischen Kommentaren, die eine „komplizierte Intimpflege“ als Voraussetzung zum Tragen der Sportkleidung machten oder Vergleiche zu Baywatch zogen, gab es auch einige empörte Aufrufe. Laura Fleshman, ehemalige Athletin und feministische Autorin, nennt die Uniformen respektlos: „Damentrikots sollten im Dienste der Leistung stehen, geistig und körperlich. […] Wenn dieses Outfit wirklich förderlich für die körperliche Leistungsfähigkeit wäre, würden Männer es tragen.“
Diese Uniform ist eine Option von vielen und nicht verpflichteten, jedoch trägt sie zu einer Debatte bei, die schon seit Jahren im Damensport thematisiert wird: wie kurz muss die Bekleidung sein. Dabei ist vor allem Fleshmans Punkt ein Problem, denn Männer tragen diese Kleidung nicht. Somit werden die Sportlerinnen, die hart für ihre Karrieren und Leistungen arbeiten, auf einen Körper reduziert und in patriarchalische Erwartungen gezwängt.
Erst 2021 gab es einen ähnlichen Fall, der um die Welt ging. Die norwegischen Beach-Volleyballerinnen wurden bestraft, da sie statt der vorgesehenen knappen Höschen länger Shorts trugen.
Es gab keinen Zwang, der diese Uniformen verpflichtend gemacht hätte und Nike betont die Vielseitigkeit und freie Auswahl der Designs. Auch der Deutsche Leichtathletikverband, dessen Sportler ebenfalls von Nike ausgestattet wurden, erklärt: „Diese [Sportlerinnen und Sportler] können selbstverständlich aus einer Vielzahl an verschiedenen Wettkampf-Outfits ihre persönliche Auswahl treffen. Somit stellen wir sicher, dass sich jede*r Athlet* in den jeweiligen Outfits wohl fühlt.“
Dennoch ist auffällig, wie viel kürzer und freizügigere Kleidung von Sportlerinnen im Vergleich zu Männersportkleidung ist.
Gute Nachricht
Ein Schritt in Richtung Gleichstellung
Die Olympischen Sommerspiele 2024 sind die ersten Olympischen Spiele, in denen es eine numerische Geschlechterparität auf dem Spielfeld gab. Das heißt, dass erstmal die gleiche Anzahl an Sportlern und Sportlerinnen teilnehmen werden. Ein weiterer Meilenstein des Sports war außerdem, ein ausgeglicheneres Programm, in dem 28 von 32 Sportart komplette Gleichstellung erfuhren. Außerdem wurden die zu gewinnenden Medaillen anders verteilt, sodass 152 Sportevents für Frauen und 157 für Männer gab, zusätzlich noch 20 gemischtgeschlechtliche. Das bedeutet also, dass mehr als die Hälfte der Medaillen von Frauen gewonnen werden kann.
Der weibliche IOC-Anteil (International Olympic Committee) ist außerdem von 21% in der Olympischen Agenda 2020 auf 40% gestiegen. Weiterhin sind seit 2022 50% der IOC-Agenda weiblich. „Wir sind glücklich und stolz, diesen historischen Meilenstein zu feiern“, sagte Marie Sallois, IOX-Direktorin für Unternehmen und nachhaltig Entwicklung.
Welche Meilensteine gab es noch?
- Paris hat sich außerdem besonders für die Gleichstellung im Sport eingesetzt und so wurden beispielsweise zur „Prime Time“ gleichmäßig Männer- und Frauendisziplinen ausgestrahlt.
- Eine weitere Gleichstellungsmaßnahme bestand darin, dass sich viele Sportstätten zu prominenten Frauen umbennen.
- Ein weiteres Zeichen für Gleichberechtigung stellte die Geschlechterdualität während der Eröffnungszeremonie dar, wobei ein weiblicher und männlicher Athlet gleichermaßen ausgewählt wurden. Dieses Konzept gab es zwar zuvor schon bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020, ist jedoch eine gute Möglichkeit, Frauen auch ins Scheinwerferlicht zu bringen. Auch die Flaggenträger waren weiblich sowie männlich. Ebenfalls wurde das Olympische Feuer durch eine Frau und einen Mann entzündet.
- Das Wahrzeichen der Spiele stellte Marianne, das Symbol der Französischen Republik dar.
- Die Strecke für den Marathon orientierte sich am Frauenprotest von Paris nach Versailles in der Zeit der französischen Revolution.
- Von allen 45000 freiwilligen Helfern waren 50% Frauen.
- Auch die Hälfte der Mitarbeitenden und des Exekutionsausschusses waren weiblich und auch unter den 10000 Fackelträgern/innen bzw. den Staffelteilnehmenden gab es Geschlechtergleichheit.
- Die 40000 Plätze für die Teilnahme am Marathon Pour Tour-Massenevent werden gerecht zwischen Frauen und Männern aufgeteilt.
Historische Sportstätte und zuküntige Pläne
#FUNFact: 1900 durften das erste Mal weibliche Athletinnen an den Olympischen Spielen teilnehmen. Die Olympiade wurde damals auch in Paris abgehalten.
Zu verbessern ist jedoch noch der Anteil an Trainerinnen, Moderatorinnen oder Schiedsrichterinnen oder in den Führungsetagen. Diese Differenz soll in den nächsten Jahren behoben werden. Dafür hat das IOC einige Initiativen gestartet, die Frauenförderung unterstützen. Unter anderem setze sich das WISH-Programm (Women in Sport High Performance) die Ausbildung von Trainerinnen zum Ziel.
Marie Sallois fasst die Ereignisse folgendermaßen zusammen: „Wir haben uns verpflichtet, die gesamte olympische Bewegung zu mobilisieren, um die Gleichstellung der Geschlechter auf dem Spielfeld und darüber hinaus im und durch den Sport zu beschleunigen. Lassen Sie uns den Moment feiern, aber lassen Sie uns die Reise nicht aufhalten - lassen Sie uns sie beschleunigen.“
Generell soll es also Gleichstellung geben und das IOC ist auf einem guten Weg. Beispielsweise sind momentan 42,3% des IOCs weiblich, während es 2013 noch 21% waren.
Sport ist heilig
Warum Gleichstellung im Sport so wichtig ist
Warum sprechen wir von der „Fußball-WM“ und der „Frauenfußball-WM“, jedoch nie von der „Männerfußball-WM“? (Kleiner Tipp: Macht es einfach mal)
Das liegt an der patriarchalischen Grundeinstellung, dass Männer die „Ausgangssituation“ bilden. Durch Frauen im Sport können diese Klischees und auch Weltanschauungen gebrochen werden. Deshalb ist die Sichtbarkeit von Frauen im Sport und in allen anderen Bereichen so entscheidend.
Weiterhin erreicht diese Sichtbarkeit, dass eingefahrene Frauenbilder wie die Leistungsfähigkeit oder Schönheitsideale überwunden werden.
Marie Barsacq, die Direktorin für Einfluss und Kulturerbe der Olympischen Spiele Paris 2024, fasste die Gleichstellungsgziele des IOC wie folgt zusammen: „Die Parität unter den Athleten hat Paris 2024 ermutigt, ehrgeizige Ziele in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter zu verfolgen, und zwar in zweierlei Hinsicht: die Rolle der Frauen im Sport zu fördern und den Sport als Instrument zu nutzen, um zu einer größeren Gleichstellung zwischen Männern und Frauen in der Gesellschaft im Allgemeinen beizutragen.“
Quellen:
[3] https://www1.wdr.de/nachrichten/olympia-outfits-debatte-100.html
[4] https://olympics.com/de/news/paris-2024-erste-spiele-mit-geschlechterparitaet
[5] https://olympics.com/ioc/news/genderequalolympics-paris-2024-making-history-on-the-field-of-play
[6] https://www.sportschau.de/olympia/rueckblick-olympia-paris-1900-100.html