23.02.2024
#FactFriday: Rivalitäten untereinander: interfeminine Konflikte
Historischer Ursprung
Über Jahrtausende hinweg waren Frauen von der Gunst eines Mannes abhängig:
- Die Entscheidungen des Vaters, ein weibliches Baby am Leben zu lassen, und des Mannes, eine Frau zu heiraten, prägten das Leben der Frauen maßgeblich.
Das Leben einer Frau wurde durch die Auswahl ihres Partners bestimmt:
- Mädchen früh zu verheiraten, resultierte aus ökonomischen Überlegungen.
- Die Auswahlkriterien für eine Ehepartnerin waren dabei oft äußerliche Merkmale.
- Söhne galten als Unterstützung für Familie, während das Fehlen männlicher Nachkommen zu Armut führen konnte.
- Die Ehe gewährte keine nachhaltige Sicherheit, da Frauen nicht nur von der Gunst ihres Mannes, sondern auch von ihrer Exklusivität in seinem Leben abhängig waren. Ein Nachlassen des Interesses konnte ernste Konsequenzen wie gesellschaftlichen Ausschluss oder sogar ein Todesurteil nach sich ziehen.
Diese Überlebensstrategien aus dem mittelalterlichen Patriarchat wirken bis heute subtil in unserer Gesellschaft nach.
“Frauen fällt es schwer, sich als ein WIR wahrzunehmen. Frauen leben verstreut unter Männern, enger angebunden an ihre Brüder, Väter und Ehemänner als an andere Frauen. Warum sollten sie also fremde Frauen zu ihren Verbündeten machen?” ~Simone de Beauvoir (Buch: “Das andere Geschlecht”)
“Immer ist es die eine Frau, die sich durchsetzt. In der Bibel ist es Maria, im Märchen gibt es immer die eine Prinzessin, sehr schön und sehr blöd. Mit dieser Prägung gehen Frauen ins Leben und dann wundert Mann sich über die Konkurrenz und begrenzten Plätze. Dann wird so getan, als wären Frauen von Natur aus stutenbissig und selbst schuld an dieser Rivalität.” ~Carolin Kebekus (Buch: “Es kann nur eine geben”)
Pick me
“Die eine Coole” - Wer kennt das? Eben nicht wie alle anderen Mädels zu sein.
Das Konzept der "einen Coolen" reflektiert den Wunsch, sich von den gängigen Erwartungen an weibliches Verhalten zu lösen und eine individuelle Identität zu kultivieren. Sowas gibt es bei Männern nicht. Selbst wenn ein Mann viele Freundinnen hat würde er nie sagen: “Mit Männern komm ich nicht so gut klar.” Negative Urteile über Frauen basieren oft auf Klischees. Lasst euch nicht in Schubladen stecken und wertet andere Frauen nicht ab, nur weil sie Dinge mögen, die als weiblich gelten. (Gilt übrigens auch für Männer, die Dinge mögen, die nicht als männlich gelten!)
Bodyshaming
Der weibliche Körper ist allgegenwärtig für öffentliche Kommentare freigegeben, wodurch sich die gesellschaftliche Norm etabliert hat, dass ungefragte Bewertungen und Optimierungsvorschläge akzeptabel sind. Dieser Normalisierungseffekt führt dazu, dass Frauen ihren Körper mit anderen vergleichen, woraus sich eine profitable Industrie entwickelt hat, die von diesem Vergleichsdruck profitiert. Um diesen Trend aufrechtzuerhalten, werden fortlaufend unerreichbare Körperideale präsentiert, die zu einem erheblichen finanziellen Aufwand in Form von Kosmetikprodukten, Nahrungsergänzungsmitteln, Fitnessstudios, Apps und chirurgischen Eingriffen führen. Damit setzt man Frauen noch ein weiteres Gefühl ins Unterbewusstsein: Wir sind selbst Schuld, wenn wir diese Ziele nicht erreichen, einfach zu wenig Selbstdisziplin!
“Wenn es eine Creme geben würde, die wirklich gegen Cellulite, oder Falten helfen würde, warum sollte man diese auf den Markt bringen?” ~Carolin Kebekus
“Es kann nur Eine geben.” ~Heidi Klum
- Im beruflichen Umfeld fällt es häufig schwer, bedingt durch die Befürchtung, begrenzte Ressourcen teilen zu müssen, andere Frauen nicht als potenzielle Konkurrentinnen zu betrachten.
- Warum geht es bei diesen Vergleichen vor allem am Anfang fast immer nur um Äußerlichkeiten? Wann sind wir Frauen eigentlich da gelandet, uns gegenseitig so zu bewerten, wie Männer es bei Frauen tun? Dies lässt sich auf die Übernahme des "männlichen Blicks" zurückführen, der in von Männern geprägten Machtstrukturen wurzelt.
- Frauen konkurrieren nicht nur um einen beruflichen Status, sondern auch stark um soziale Anerkennung, sei es in den Augen von männlichen Vorgesetzten bezüglich ihrer Attraktivität oder im Vergleich zu anderen Müttern und Ehefrauen hinsichtlich ihrer Kompetenz und Klugheit. Frauen sehen sich daher einer Vielzahl von Vergleichsmöglichkeiten gegenüber gestellt.
Appell to go
- Es ist wichtig den eigenen Standpunkt und die eigenen Messlatten für Erfolg unter dem spezifischen Aspekt einer strukturell so gegebenen Konkurrenzsituation unter Frauen zu überprüfen.
- Die Annahme, dass eine Frau, die sich nicht in die traditionelle "mädchenhafte" Rolle einfügt, automatisch inakzeptabel ist, ist ein engstirniges Denkmuster, das die Vielfalt weiblicher Persönlichkeiten negiert.
- Schubladendenken ablegen und Frauen nicht aufgrund von Klischees beurteilen.
- Frauen, genau wie Männer, haben das Recht, ihre Persönlichkeit frei zu entfalten, ohne durch stereotype Erwartungen eingeschränkt zu werden. Dies gilt nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer, die Interessen und Vorlieben haben, die nicht den traditionellen Vorstellungen von Männlichkeit entsprechen.