30.09.2024 - 02.10.2024; Tagung
Projekt Universitätsschule Dresden bei der Tagung „Digitale Transformation für Schule und Lehrkräftebildung gestalten“
Wiebke Bergjürgen
Ralf Christoph
Prof.in Dr.in Anke Langner, Leiterin der Forschungsstelle
Dr.in Marlis Pesch
Vom 30. September bis 2. Oktober 2024 lädt der Kompetenzverbund lernen:digital zur Tagung „Digitale Transformation für Schule und Lehrkräftebildung gestalten“ nach Potsdam ein. Die Forschungsstelle zur Universitätsschule Dresden ForUS an der TU Dresden ist mit folgenden Themen vertreten:
- Wiebke Bergjürgen trägt bei mit dem Vortrag "Schuleigene KI? Nutzung von GPTs zur Unterstützung innovativer Lernformate".
Aus dem Abstract: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Schul- und Bildungskontext gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit (u.a. Luckin & Holmes, 2016; Pedro et al., 2019; Hwang et al., 2020; Ouyang & Jiao, 2021). In den letzten Jahren sind international diverse Tools und Plattformen für KI-gestützten Unterricht entstanden und auch im deutschsprachigen Raum zeigen sich erste Bestrebungen KI für Lehren und Lernen zu nutzen (u.a. Gonsch, 2019; Hamisch & Kruschel, 2022; Weber & Schlegel, 2023). Die meisten Entwicklungen im Bereich der Artificial Intelligence in Education (AIEd) kommen dabei aus dem privaten Sektor. Die realen Probleme und Bedürfnisse der pädagogischen Praxis finden dabei mitunter wenig Berücksichtigung (vgl. Pedro et al., 2019, S. 27–28). Im Kontext der Universitätsschule Dresden (USD) liegen die Bedürfnisse unter anderem bei der Erstellung von Lernmaterial, welches zum Konzept der Schule passt. Die USD arbeitet mit Projektlernen und Lernateliers um den Schüler*innen selbstständiges und interessengeleitetes Lernen zu ermöglichen und Selbstregulationsprozesse zu fördern (vgl. Langner & Hess, 2020). Als „digitale Schule“ nutzt die USD zur Unterstützung unter anderem eine schuleigene Lern- und Schulmanagementsoftware (vgl. Langner et al., 2021, S. 200). Auf Grund der konzeptuellen Unterschiede sind auch die Anforderungen an das Lernmaterial nicht die gleichen wie an anderen staatlichen Schulen. Entsprechend sind bereits existierende digitale KI-tools, wie to teach_ (thea, 2024) oder fobizz (o.J.), die darauf spezialisiert sind Unterrichtsvorbereitung zu unterstützen, für die USD wenig nutzbar. Deshalb hat sich in der Begleitforschung des Schulversuchs die Frage entwickelt, wie ein KI-tool aussehen kann welches die Einzelschule mit einbezieht und den realen Bedürfnissen gerecht wird. Dabei ist das INSEL GPT entstanden, welches den Chatbot ChatGPT von OpenAI nutzt. GPTs sind „individuelle ChatGPT-Versionen, die Hinweise, Zusatzwissen und Kombinationen aus Fähigkeiten vereinen“ (OpenAI, 2024). Das INSEL GPT erstellt mit Hilfe zuvor definierter Kriterien und basierend auf Lernzielen Lernbausteine, mit denen die Schüler:innen in der Atelierzeit selbstständig und interessengeleitet lernen können. Im Beitrag sollen anhand des INSEL GPTs Chancen und Grenzen von GPTs für die Gestaltung von Unterrichts- und Schulentwicklung diskutiert sowie zentrale Fragen von Transparenz, Fairness und Qualitätssicherung beleuchtet werden. - Anke Langner, Leiterin der Forschungsstelle Universitätsschule ForUS, Marlis Pesch und Ralf Christoph präsentieren "Digitale Lerntagebücher als Medium und Methode zur Förderung von Socially Shared Regulation of Learning (SSRL) – ein Arbeitsstand an der Universitätsschule Dresden".
Aus dem Abstract: Die Universitätsschule Dresden (USD) der Technischen Universität Dresden, ein Schulversuch oder besser Real-Labor (Schäpke et al., 2018) ist im Schuljahr 2019/2020 mit dem Ziel gestartet, angelehnt an die Entwicklungslogische Didaktik von Feuser (2013), individuelle Entwicklungswege in kooperativen Lernsettings zunehmend unter Einbeziehung digitaler Praktiken zu ermöglichen. An der Universitätsschule Dresden lernen die Schüler:innen täglich fächerübergreifend und kollaborativ in Projektarbeit, damit verbunden ist notwendigerweise ein stärker selbstreguliertes Lernen (Langner & Pesch 2023) .
Positive Effekte kooperativen Lernens auf Lernerfolge (Kyndt et al., 2013) sind ebenso wie positive Effekte von Selbstregulationsstrategien auf Lernerfolge (Dignath & Büttner, 2008) empirisch nachgewiesen. Auch für das Lernen in digitalen Kontexten gibt es erste Ansätze zur Unterstützung Selbstreguliertem Lernens (SRL) (Meta-Analysen v. Devolder, van Braak & Tondeur, 2012; Zheng, 2016), die jedoch im deutschsprachigen Raum zumeist für erwachsene Akteur:innen entwickelt wurden. Etwas mehr Forschung gibt es hingegen zum Einsatz digitaler Portfolios zur Förderung des SRL im schulischen Kontext (Hunt, Wood, Terrell & Isom, 2006; Kahn, 2014), die den Nutzen für die Förderung reflexiver Kompetenz (Lambe, McNair & Smith, 2013) belegen.
Neben dem SRL sind in den letzten 20 Jahren verstärkt Prozesse des Socially Shared Regulation of Learning (SSRL, Panadero & Järvelä, 2015) in den Fokus gerückt. SSRL beschreibt, welche gemeinsamen Regulationsprozesse stattfinden, wenn Gruppen kooperativ zusammenarbeiten (Morgan, 10th and 11th 2020). Ein Literaturreview zeigte jedoch, dass keine Forschung zu SSRL in den Altersgruppen der Sekundarstufe existiert, möglicherweise auch deshalb, da das Lernen in kooperativen, projektorientierten Lehr-Lern-Settings bisher (noch) nicht kontinuierlich Anwendung in schulischen Lernsettings findet.
An der USD werden im Sinne des Design-based Research Ansatz (DBR, Gess, Rueß & Deicke, 2014; Langner, Ritter & Pesch, 2020; Reinmann, 2022) seit 2021 systematisch Materialien/Methoden entwickelt, die es den Schüler:innen ermöglichen sollen, die eigenen Lernprozesse zunehmend selbständig zu planen, zu dokumentieren und sich darauf basierend mit dem eigenen Lernen auseinander zu setzen. Dazu gehört auch ein aktuell analog angelegtes Lerntagebuch zur Unterstützung des SRLs in kooperativen Lernsettings (Projektlogbuch).
Hier stellt sich die Frage, wie einerseits die bisher in analoger Form in der Mittel- und Jugendstufe der Universitätsschule zum Einsatz kommenden Projektlogbücher für eine digitale Verwendung in der Oberstufe umgestaltet werden können? Andererseits ist damit die Frage verbunden, welche Potentiale ein digitales Projektlogbuch für die Förderung des SSRL gegenüber einer analogen Version bietet und wie dies umgesetzt werden kann. Diesen Fragen, die Digitale Transformation für Schule und Lehrkräfte im Sinne des Titels der Tagung implizieren, soll sich im Beitrag anhand des Forschungsstands der Universitätsschule Dresden angenähert werden.
Im Rahmen des Beitrages wird, ausgehend von einer kurzen Skizze zur Projektarbeit an der USD, der Fokus auf die Entwicklung und Implementation eines digitalen Lerntagebuchs zur Unterstützung des SRLs in kooperativen Lernsettings gelegt. Der Beitrag präsentiert, wie mittels DBR-Ansatz unter Einbeziehung unterschiedlicher schulischer Akteur:innen und auf Basis der bisher verwendeten Prototypen von analogen Lerntagebüchern an der USD eine digitale Version des LTBs entwickelt wird, die die sozialen Regulationsprozesse in der kooperativen Projektarbeit unterstützen soll.
Aufgrund des konzeptuellen Charakters des Designed-Based Research können noch keine Endergebnisse aufgezeigt werden, sondern vielmehr erste Entwicklungsschritte nachgezeichnet und daran eine Diskussion angeknüpft werden, die in die weitere Entwicklung des Lerntagebuches eingebunden werden. Der Beitrag schließt somit mit dem anvisierten Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis des Kompetenzverbundes lernen:digital.
Über die Universitätsschule Dresden
Die Universitätsschule Dresden ist ein gemeinsames Projekt der Landeshauptstadt Dresden und der Technischen Universität. Sie ist eine öffentliche und kostenfreie Gemeinschaftsschule in städtischer Trägerschaft, an der unter wissenschaftlicher Begleitung innovative Formen des Lehrens und Lernens erprobt werden. Darüber hinaus ist sie Ausbildungsschule für zukünftige Lehrkräfte und künftig auch Weiterbildungsschule für Lehrer:innen. Wissenschaftlich begleitet wird der Schulversuch von der Forschungsstelle ForUS an der TU Dresden.
Informationen zum Forschungsprojekt an der TU Dresden: https://tu-dresden.de/gsw/unischule
Informationen zur Universitätsschule Dresden: http://universitaetsschule.org
Auf verschiedenen Social-Media-Kanälen finden Sie unter @unischuleTUD Einblicke in das Forschungsprojekt und den Schulalltag : Facebook, X, Instagram, YouTube und LinkedIn. Neuigkeiten aus dem Projekt Universitätsschule Dresden gibt es regelmäßig im GSW-Newsletter.