Praktikum KAS Paris 2008/09
Inhaltsverzeichnis
Technische Universität Dresden
Fakultät Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft / Institut für Romanistik Praktikumsbericht
(Praktikum im Rahmen der Allgemeinen Qualifikationen/AQua)
Praktikum bei der KONRAD ADENAUER STIFTUNG in Kooperation mit dem Lehrstuhl Frankreichstudien und Frankophonie der TU Dresden
01. Oktober 2008 bis 03. Februar 2009, Paris
Praktikumsbericht
1. Einleitung
Der vorliegende Bericht dient der Dokumentation meines Praktikums bei der KONRAD
ADENAUER STIFTUNG, welches ich im Rahmen des Bachelor-Studienganges Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften der Technischen Universität Dresden absolviert habe.
Das Praktikum fand in dem Zeitraum vom 01. Oktober 2008 bis 03. Februar 2009 im
Auslandsbüro der Stiftung in Paris statt. Im Zuge dieses Praktikums ist daher nicht nur das in der Studienordnung vom 5. Dezember 2006 für das Fach Germanistik (Literatur- und
Kulturwissenschaften) geforderte Pflichtpraktikum von vier Wochen abgedeckt, sondern auch der für das Fach Romanistik (Französisch) obligatorische, mindestens zehn Wochen dauernde Auslandsaufenthalt in einem frankophonen Land absolviert worden.
Auf den folgenden Seiten soll neben der Schilderung der Praktikantentätigkeiten zunächst ein Einblick in die Organisation und Arbeitsweise der KONRAD ADENAUER STIFTUNG gegeben sowie Ziele und Inhalte ihrer Tätigkeit dargestellt werden.
2 . Die KONRAD ADENAUER STIFTUNG
Die KONRAD ADENAUER STIFTUNG1 trägt den Namen des ersten deutschen Bundeskanzlers seit 1964. Gegründet wurde sie bereits 1955 unter dem Namen „Gesellschaft für christlichdemokratische Bildungsarbeit“. Ihre beiden Hauptstandorte sind Sankt Augustin bei Bonn und Berlin. Bundesweit ist sie darüberhinaus in zwei Bildungszentren und 16 Bildungswerken tätig. Die KAS setzt sich für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit ein und definiert sich selbst als politische Stiftung2, Think Tank3 und Beratungsagentur, die u. a. Analysen für politisches Handeln erstellt und passgenaue Politikberatung anbietet. Besondere Anliegen der KAS sind die Förderung der europäischen Einigung, die Festigung der Demokratie, die entwicklungspolitische Zusammenarbeit und die Intensivierung der transatlantischen Beziehungen. Sie ist ein gemeinnütziger, eingetragener Verein, dessen Organe eine Mitgliederversammlung, ein für zwei Jahre gewählter Vorstand, der die Geschäfte der Stiftung führt und ihr Vermögen verwaltet, sowie ein Kuratorium sind. Sie finanziert sich zu 96,3% aus öffentlichen Zuwendungen, zu 3,1% aus Teilnehmergebühren und zu 0,6% aus Einnahmen von Fondsertägen und Spenden.
Die Stiftung engagiert sich in den Bereichen „Politik und Beratung“, „Internationale
Zusammenarbeit“ und „Politische Bildung“. Sie unterhält in Berlin eine Akademie, in welcher Symposien, Konferenzen, Expertentagungen und Ausstellungen stattfinden. Zur Akademie gehört auch ein Bildungswerk, in welchem sich Bürgerinnen und Bürger über wichtige politische Zeitfragen informieren können. Weiterhin verfügt die Stiftung über ein Archiv (ACDP – Archiv für Christlich-Demokratische Politik), das die geschichtliche Entwicklung der Christlichen Demokratie dokumentiert und erforscht. Die Begabtenförderung der Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, künftige Leistungseliten zu fördern. Aus diesem Grund vergibt die KAS Stipendien für die Promotion, für künstlerisch orientierte Aufbaustudien und an Nachwuchs-Journalisten. Im Bereich der Kultur fördert die KAS durch den Else-Heiliger-Fonds (EHF) den Dialog zwischen Kulturschaffenden und Bürgern.
Mittlerweile fördert die KONRAD ADENAUER STIFTUNG mit mehr als 70 Niederlassungen auf fünf Kontinenten weltweit Projekte in über 100 Ländern. In Westeuropa ist sie u.a. in großen Städten wie Paris, London, Rom und Brüssel vertreten. Darüber hinaus gibt es Büros in Asien (z. B. in Indien, China, Japan, Korea, Malaysia, Thailand), Lateinamerika (z. B. in Argentinien, Chile, Guatemala, Peru, Venezuela) im Nahen Osten (z.B. in Israel und
Jordanien), in Osteuropa und in den USA. Mit Bildungs- und Dialogprogrammen sollen in
diesen Ländern Schwerpunktthemen wie z. B. gute Regierungsführung, Rechtsstaatlichkeit, Soziale Marktwirtschaft, unabhängige Medien unterstützt werden.
Die Tätigkeit des Auslandsbüros Paris, in welchem ich mein Praktikum absolviert habe,
konzentriert sich in erster Linie auf den Politikdialog in den Bereichen Außen- und
Sicherheitspolitik, Europapolitik sowie Wirschafts- und Sozialpolitik. Zielgruppen sind dabei insbesondere politische Entscheidungsträger, Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Medien.
(Quelle: Informationsbroschüre der Konrad-Adenauer-Stiftung. Auftrag: Demokratie! Die Konrad-Adenauer-Stiftung. Hrsg. Konrad-Adenauer-Stiftung e. V., Sankt Augustin, Berlin 2008.)
3. Tätigkeiten während des Praktikums
Aufgrund der am 1. Oktober 2008 stattgefundenen Wahl des französischen
Senatspräsidenten war meine erste Aufgabe im Rahmen des Praktikums die Erstellung eines Portraits über den neuen Senatspräsidenten Gérard Larcher. Hierfür war eine gründliche Recherche und Lektüre der französischen Presseberichterstattung der vorausgehenden Tage, in denen die internen Nominierungswahlkämpfe der Parteien für dieses Amt stattgefunden hatten, sowie eine Auswertung der Ergebnisse der Senatswahlen vom 21. September 2008, notwendig.
Am 3. Oktober 2008 veranstaltete die KAS Paris einen politischen Dialog mit dem
nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Dr. Jürgen Rüttgers. Zu diesem Anlass
wurden ca. 100 französische und deutsche politische Entscheidungsträger und Experten sowie Vertreter aus den Medien und der Wirtschaft zu einer déjeuner-débat4 eingeladen, bei welcher das Thema „Das Europäische Gesellschaftsmodell in der Globalisierung“ diskutiert wurde.
Bei der Veranstaltung selbst war ich während der Debatte bei der Moderation behilflich. Zur Nachbereitung der Veranstaltung habe ich durch die Zusammenfassung der von Jürgen Rüttgers gehaltenen Rede beigetragen, sowie die deutsche und französische Presse hinsichtlich ihrer Berichterstattung über diese Mittagsdebatte ausgewertet.
Vom 9. bis 16. Oktober stand meine Praktikantentätigkeit bei der KAS Paris ganz im Zeichen der Finanzkrise. Die Berliner Zentrale der Konrad Adenauer Stiftung hatte um einen Bericht von verschiedenen Auslandsbüros über die Wahrnehmung und Resonanz der Krise in den jeweiligen Ländern, unter Berücksichtigung der außen-, regional- und finanzpolitischen Auswirkungen, gebeten, der später gemeinsam mit den Ausarbeitungen der anderen Auslandsbüros veröffentlicht wurde.5 Hierfür galt es, einen Überblick über die von Politikern – insbesondere von Staatspräsident Nicolas Sarkozy, Premierminister François Fillon und Finanzministerin Christine Lagarde, sowie der politischen Oppositionsparteien – und Journalisten getätigten Aussagen im Hinblick auf die Finanzkrise zu gewinnen. Meine Aufgabe innerhalb dieses Projektes bestand überwiegend in der Zusammenfassung der in diesem Zeitraum gehaltenen, relevanten Reden von Nicolas Sarkozy und François Fillon und der Auswertung der französischen Medien.
Die Finanzkrise und ihre politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen waren auch in den folgenden Wochen immer wieder Gegenstand meines Praktikums. Alle von der französischen und der deutschen Regierung in diesem Zusammenhang getätigten Aussagen, sei es zu einem europäischen Hilfsfonds zur Rettung angeschlagener Finanzkonzerne6, zu der Verstaatlichung nationaler Unternehmen oder einer europäischen Wirtschaftsregierung wurden von der Stiftung zur Kenntnis genommen und dokumentiert. Insbesondere die Presseberichterstattung in den deutschen und französischen Medien haben wir für deutschte und französische Gesprächspartner recherchiert und aufbereitet.
Ein Themenschwerpunkt der KAS Paris war im 2. Halbjahr 2008 die intensive Verfolgung
der Maßnahmen Frankreichs im Rahmen der französischen EU-Ratspräsidentschaft, die am 31. Dezember 2008 endete. Vor diesem Hintergrund beobachtete die Stiftung insbesondere alle von Frankreich ausgehenden Initiativen auf europäischer Ebene. In ihrem Arbeitsprogramm definierte die französische EU-Ratspräsidentschaft Klima- und
Energiepolitik, Einwanderungspolitik, Verteidigungspolitik und Agrarpolitik als
Themenschwerpunkte. Hinzu kam das Projekt einer Mittelmeerunion, welche am 13. Juli auf Anregung der französischen EU-Ratspräsidentschaft von 43 Mittelmeeranrainer-Staaten in Paris ins Leben gerufen wurde. Aufgrund aktueller politischer Ereignisse, wie dem Russland-Georgien-Konflikt und der Finanzkrise, haben die Prioritäten der Ratspräsidentschaft sich jedoch teilweise verschoben und mussten gelegentlich zugunsten eines unverzüglichen Krisenmanagements in den Hintergrund rücken.
Eine meiner Aufgaben bestand in Zusammenhang mit den Zielen der französischen EU-Ratspräsidentschaft in der Erstellung eines kurzen Berichtes über die Verabschiedung des „Europäischen Paktes zu Einwanderung und Asyl“7 am 16. Oktober 2008 in Brüssel durch die Staats- und Regierungschefs der EU, seinen Inhalten und seiner Genese. Auch für diese Aufgabe war eine vorherige Recherche innerhalb der Medienberichterstattung notwendig. Am 3. und 4. November konkretisierte Brice Hortefeux, der damalige französische Minister für Immigration, Integration, nationale Identität und solidarische Entwicklung und jetzige Minister für Arbeit und Soziales, im Rahmen der dritten europäischen Ministerkonferenz zu Integrationsfragen in Vichy, wie er sich Integration in Frankreich zukünftig vorstellt. Bestandteil des geplanten „contrat d’accueil et d’intégration“, den ab 2009 alle neu eintreffenden Immigranten in Frankreich unterschreiben müssten, soll u. a. eine Unterrichtsstunde über die französische Nationalhymne La Marseillaise sein, da diese „nicht nur eine Melodie“ sei.8 Weiterhin soll ein Schwerpunkt auf der Vermittlung der französischen Sprache liegen, über deren hohen Stellenwert innerhalb des Integrationsprozesses unter allen Vertretern der europäischen Länder Konsens herrscht.9 Daher sollen sich alle Immigranten bereits vor ihrer Einreise nach Frankreich in ihrem Heimatland einem Sprachtest unterziehen und im Falle eines Scheiterns einen Sprachkurs belegen.10 Bereits in Frankreich lebende Immigranten sollen in sogenannten „école des parents“11 die Möglichkeit haben, ihr
Französisch zu verbessern, um es auch ihren Kindern beibringen zu können.12
Am 17. November 2008 veranstaltete die KAS Paris in Zusammenarbeit mit dem deutsch-französischen Studienkomitee (Cerfa) im Ifri (Institut français des relations internationales)
das 7. Deutsch-Französische Strategieforum zu dem Thema „Das Dreieck Paris-Berlin-
Washington nach den amerikanischen Wahlen: Perspektiven für die transatlantischen
Beziehungen“. Dieses Diskussionsforum teilte sich in drei thematisch unterschiedliche Panels. Erörtert wurden in diesem Rahmen die folgenden Themen: „Amerika nach den Wahlen. Ein neues Amerika? Die neue amerikanische Administration“ sowie „Energiepolitik: Wege zu einer umfassenden transatlantischen Strategie – Energiesicherheit als geostrategische Herausforderung; Energiesicherheit als umweltpolitische Herausforderung“ und „Ein Neubeginn für die transatlantische Allianz? NATO und Afghanistan – welches „burden sharing“? NATO und Russland – welche Perspektiven? Irak: Bedingungen und Auswirkungen des amerikanischen Truppenrückzugs“. An der Veranstaltung nahmen ca. 60 Teilnehmer aus Deutschland, Frankreich und den USA teil – politische Entscheidungsträger und Berater, Experten, Diplomaten, Militärs und Fachjournalisten. Auch ich konnte an dieser ganztägigen Veranstaltung partizipieren, da meine Aufgabe in der Anfertigung eines Berichtes bestand, der die wichtigsten Ergebnisse der Diskussion und die Aussagen der Teilnehmer zusammenfassen sollte.
Weiterhin konnte ich am 2. Dezember 2008 an dem 7. WEU-Parlamentarierdialog
teilnehmen, einer Dialogveranstaltung, die die Konrad Adenauer Stiftung bereits zum
wiederholten Mal in Paris mit Mitgliedern der parlamentarischen Versammlung der WEU13 organisiert hat. In diesem deutsch-französischen Expertendialog tauschten Mitglieder der französischen und der deutschen Delegation sich über aktuelle politische Entwicklungen in Deutschland und Frankreich aus.
Gegen Ende des Jahres 2008 hat das Auslandsbüro Paris der KAS einen umfangreichen
Jahresbericht über die Aktivitäten der Stiftung in Frankreich (und Spanien, welches
kommissarisch von Paris aus betreut wird) verfaßt. Ich habe an diesem Bericht insofern
mitgearbeitet, als dass ich die endgültige Version Korrektur gelesen und formatiert habe. Zum Jahresabschluss gehörte außerdem die Auswertung der Bilanz der französischen EU-Ratspräsidentschaft, welche in zahlreichen Presseartikeln aber auch in Fachpublikationen ihren Niederschlag gefunden hat. Auch wir im Büro der KAS Paris haben uns mit diesem Thema befasst und meine Aufgabe bestand in diesem Kontext in der Zusammenfassung einer Bewertung der während der französischen Ratspräsidentschaft erzielten Ergebnisse durch Jean-Dominique Giuliani, dem Präsidenten der Robert Schuman Stiftung14.
Das politische Jahr 2009 startete in Frankreich mit den Neujahrsansprachen des
Staatspräsidenten, des Premierministers sowie der Präsidenten von Nationalversammlung und Senat an die wichtigsten gesellschaftlichen Gruppen, in welchen die grundsätzlichen Reformvorhaben für das neue Jahr thematisiert wurden. Das
Auslandsbüro Paris hat die Aussagen der Politiker dokumentiert und in einen politischen
Bericht einfliessen lassen, der auf der Homepage der KAS Paris unter der Überschrift
„Frankreichs politischer Jahresauftakt 2009 – Politische Neujahrswünsche und
Regierungsumbildung“ am 20. Januar veröffentlicht wurde. An diesem Bericht habe ich
mitgearbeitet, in dem ich Inhalte der Neujahrsansprachen der Politiker zusammengefasst und die Darstellungen in der Presse ausgewertet habe.
Ein weiteres wichtiges Thema war im Januar die bereits seit November 2008 immer wieder in den Medien diskutierte Umbildung der französischen Regierung nach Ende der Ratspräsidentschaft.15 Die KAS Paris hat alle vorhergehenden Spekulationen über Neubesetzungen von Ministerämtern und Positionen in der Regierungspartei intensiv verfolgt und dokumentiert. Meine Aufgabe bestand vor allem darin, die Direktorin der KAS Paris fortwährend über neue Personaldebatten zu unterrichten und die Presseberichterstattung zu dokumentieren. Auch die Erstellung von Kurzportraits der neuen Funktionsträger innerhalb der Regierung, bzw. der Regierungspartei UMP, fiel in meinen Aufgabenbereich.16
Eine der letzten Veranstaltungen der KONRAD ADENAUER STIFTUNG, an welcher ich während meines Praktikums teilnehmen konnte, war eine Podiumsdiskussion zu dem Thema „Welche Wirtschaftsstrategien für Europa angesichts der internationalen Finanzkrise? Deutsche und französische Ansätze“, die am 21. Januar 2009 anlässlich des 46. Jahrestages des Elysée-Vertrags von der Maison Heinrich Heine und in Kooperation mit der Konrad Adenauer und der Friedrich Ebert Stiftung mit Vertretern aus dem Europaparlament, der Nationalversammlung und des Senats organisiert wurde. Kern der Debatte waren die Einsätze auf beiden Seiten des Rheins zur Rettung der Situation sowie das deutsch-französische Verhältnis in diesem Zusammenhang und nach der französischen EU-Ratspräsidentschaft. Auch von dieser Diskussionsrunde habe ich im Anschluss einen Bericht angefertigt.
Am 24. Januar 2009 fand ein Parteitag der Regierungspartei UMP statt, auf welchem u.a. Xavier Bertrand, bis zum diesem Zeitpunkt Minister für Wirtschaft und Soziales, als neuer Generalsekretär der UMP gewählt wurde. Sein Vorgänger, Patrick Devedjan, war bereits am 5. Dezember zum Minister beim Premierminister, zuständig für die Umsetzung des Plans zur Ankurbelung der Wirtschaft, ernannt worden. Seit diesem Zeitpunkt leitete Bertrand kommissarisch die Partei. Ein weiteres Ergebnis dieses Parteitages war die Aufstellung der Listenführer, mit denen die UMP im Juni 2009 für die Europawahlen kandidieren wird. Die Teilnahme an diesem Parteitag war für mich der absolute Höhepunkt meines Praktikums, da ich die Gelegenheit hatte, fast alle Mitglieder der französischen Regierung sowie Staatspräsident Sarkozy einmal „live“ und aus nächster Nähe zu erleben. Meine Aufgabe bestand im Anschluss in der Erstellung eines Protokolls des Parteitages, welches die wichtigsten Ergebnisse festhalten sollte.
Eine weitere Tätigkeit während meines Praktikums waren gelegentliche Übersetzungsarbeiten. Für eine Diskussions-Veranstaltung, die die KAS Paris in Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut Bordeaux, der Stadt Bordeaux und dem Institut für Politikwissenschaften der Universität von Bordeaux organisiert hat, habe ich eine Übersetzung des französischen Programms ins Deutsche angefertigt. An diesem Vierten deutsch-französischen Dialog über Europa in Bordeaux, der am 30. Januar stattfand, diskutierten deutsche und französische Experten über das Thema „20. Jahrestag des Berliner Mauerfalls – Bilanz und Perspektiven für Europa“. Teilnehmer dieser Fachkonferenz waren Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger. Diskutiert wurde u.a. über die Tragweite dieser historischen Ereignisse, die Transformationsprozesse in Mittel- und Osteuropa sowie die aktuellen geostrategischen Herausforderungen
in Europa und für die EU.
4. Fazit
Das Praktikum bei der Konrad Adenauer Stiftung war für mich persönlich eine Bereicherung und sehr lehrreich. Ich habe in diesen vier Monaten nicht nur einen sehr guten Einblick in die Arbeit des Auslandsbüros einer politischen Stiftung gewonnen, sondern auch viel über die politische Situation und das politische System meines Gastlandes Frankreich gelernt. Darüber hinaus habe ich aber auch neue Erkenntnisse über die Parteienlandschaft von Deutschland und die Strukturen der Europäischen Union gewonnen.
Weiterhin konnte ich durch den Kontakt – nicht nur mit meinen französischen Kolleginnen im Büro der KAS Paris – sondern – durch die Einbindung in die zahlreichen Veranstaltungen des Auslandsbüros – auch mit französischen und deutschen Gesprächspartnern aktiv an der Pflege der deutsch-französischen Beziehungen partizipieren. Dieser Auslands-Aufenthalt war für mich durch den interkulturellen Austausch mit Franzosen sowohl hinsichtlich der französischen Sprache als auch hinsichtlich der französischen Kultur aufschlussreich. So konnte ich beispielsweise meine Französisch-Kenntnisse anwenden und ausbauen. In meiner Freizeit hatte ich die Gelegenheit, Paris und seine Sehenswürdigkeiten besser kennenzulernen und vom kulturellen Angebot der Stadt – durch den Besuch von Museen, Ausstellungen, Theater- und Kinoaufführungen – zu profitieren.
Die Themen der verschiedenen Veranstaltungen, die ich in meinem Tätigkeitsbericht aufgezählt und an denen ich im Rahmen meines Praktikums teilgenommen habe, zeigen, dass ich mich in diesen vier Monaten auch intensiv mit internationalen, außenpolitischen Fragestellungen beschäftigt habe (z. B. der Finanzkrise, den Präsidentschaftswahlen in den USA, der EU-Ratspräsidentschaft) und in diesen Angelegenheiten nun viel besser informiert bin, als dies Zeitungslektüre gewährleisten könnte. Insofern habe ich diese teilweise historischen Ereignisse viel direkter wahrgenommen und gelernt, dass politische Vorgänge nicht abstrakt sind, sondern von Menschen für Menschen gemacht werden.
Dresden, 19. Februar 2009
Martina Wisser (BA Germanistik und Romanistik, 7. Semester)
Fußnoten
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im Folgenden „KAS“ oder „die Stiftung“.
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„Politische Stiftungen sind privatrechtlich konstituierte Organisationen, die unabhängig, eigenverantwortlich und in geistiger Offenheit Leistungen erbringen, die im öffentlichen Interesse liegen, aber vom Staat selbst nicht wahrgenommen werden können. Sie finanzieren sich überwiegend aus Mitteln des Bundes und der Länder.“ Vgl. Informationsbroschüre der Konrad-Adenauer-Stiftung. Auftrag: Demokratie! Die Konrad-Adenauer-Stiftung. Hrsg. Konrad-Adenauer-Stiftung e. V., Sankt Augustin, Berlin 2008. S. 5.
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Wörtlich übersetzt heißt Think Tank „Denkfabrik“, gemeint ist damit ein Forschungsinstitut oder eine wissenschaftliche Politikberatung.
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Diskussionsrunde im Rahmen eines festlichen Mittagessens.
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s. im Internet unter http://www.kas.de/wf/de/33.14952/ [17. Februar 2009].
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Dies war ein Vorschlag, den die französische Finanzministerin am 2. Oktober in einem Interview mit dem Handelsblatt lanciert hatte, und der für Verstimmung zwischen Deutschland und Frankreich sorgte, bevor die französische Regierung ihn dementierte.
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Cf.: Arbeitsprogramm der Französischen EU-Ratspräsidentschaft. 1. Juli - 31. Dezember 2008. Ein Europa, das handelt, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden. S. 19f., www.eu2008.fr [20.Oktober 2008].
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« La Marseillaise n’est pas qu’une mélodie. Il est important de faire de la pédagogie sur ce qu’elle signifie. » Le Monde, 4. November 2008.
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Le Figaro, 3. November 2008.
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Le Monde, 4. November 2008.
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wörtlich übersetzt « Elternschule », Le Figaro bezeichnet diese Schule als « école ouverte », auf dt. „offene Schule“.
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Monde, 4. November 2008.
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WEU= Western European Union, Europäische Versammlung für Sicherheit und Verteidigung / Versammlung der Westeuropäischen Union.
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Die Robert Schuman Stiftung ist ein in Frankreich sehr bekanntes politisches Forschungsinstitut, das 1991 gegründet wurde und sich selbst zum Ziel gesetzt hat, konstruktiv an dem Aufbau Europas mitzuarbeiten. Vgl. http://www.robert-schuman.eu/en_frs_fondation_robert_schuman.php [17. Februar 2009].
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Nach dem Ende seiner Amtszeit als EU-Ratspräsident hatte Staatspräsident Sarkozy wieder mehr Zeit, sich innenpolitischen Angelegenheiten zu zuwenden. [Anm. MW].
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Ich habe u. a. Portraits von Bruno Le Maire, dem neuen Minister für Europäische Angelegenheiten sowie Beauftragten für die deutsch-französische Zusammenarbeit und Eric Besson, dem Minister für Immigration, Integration, nationale Identität und solidarische Entwicklung, erstellt.