24.07.2020
Nachruf auf Professor Hans Göldner
Die Fakultät Maschinenwesen nimmt Abschied von dem ehemaligen Professor für Elastizitätstheorie/Bruchmechanik Prof. Dr.-Ing. habil. Hans Göldner, der am 11. Juli 2020 im Alter von 92 Jahren verstarb.
Hans Göldner wurde 1928 in Dresden geboren. Drei politische Systeme hat er bewusst erlebt. Als Jugendlicher 1944 noch zum Kriegsdienst eingezogen, überstand er das Kriegsende und die Gefangenschaft. Er konnte 1947 in Dresden das Abitur ablegen. Nach einjähriger Praktikumstätigkeit in Dresdner Maschinenbaubetrieben absolvierte er ein vierjähriges Maschinenbaustudium an der TH Dresden, das er als Diplomingenieur abschloss. Anschließend blieb er als Assistent bei Professor Heinz Neuber, dem Autor der berühmten Kerbspannungslehre, und später als Oberassistent bei Professor Arthur Weigand, dem Direktor des Institutes für Festigkeitslehre und Schwingungsforschung an der Fakultät Maschinenwesen. Hans Göldner promovierte 1960 bei Professor Weigand zu dem Thema „Die Reduktionsmethode in der Elastizitätstheorie“ und habilitierte sich 1963 mit der Schrift „Beiträge zur Festigkeitsberechnung im Behälterbau“. Im Jahr 1960 wurde er mit der Wahrnehmung einer Professur mit Lehrauftrag für Technische Mechanik an der Fakultät Maschinenwesen der TH Dresden beauftragt, 1963 Professor mit Lehrauftrag für Festigkeitslehre, 1969 bis 1992 ordentlicher Professor für Statik und Festigkeitslehre sowie 1993 bis 1994 Professor für Elastizitätstheorie/Bruchmechanik an der Fakultät Maschinenwesen der TU Dresden.
Seine gesamte akademische Karriere hat Professor Göldner der Technischen Mechanik, dieser unverzichtbaren Basiswissenschaft des Maschinenbaus, gewidmet. Hierbei erwarb er bleibende Verdienste. Mit Anfang 30 begann Professor Göldner die Lehre der Technischen Mechanik für den Maschinenbau an der TU Dresden aufzubauen. Er initiierte und organisierte die Fachrichtung Angewandte Mechanik, die trotz aller politisch bedingter Umbrüche fünf Jahrzehnte bestand und die Voraussetzung für die heutige Studienrichtung „Simulationsmethoden des Maschinenbaus“ bildete. Als erster Direktor der Sektion Grundlagen des Maschinenwesens hat Professor Göldner Leitungsverantwortung übernommen und mit der institutionellen Zusammenführung der thematischen Gebiete Konstruktion, Werkstoff und Berechnung eine heute noch tragfähige Idee realisiert. Seine hervorragende Organisationsfähigkeit setzte er für die Sache der Mechanik in verschiedenen Gremien der DDR ein, so als Mitglied des Hoch- und Fachschulrates, Beauftragter der Hauptforschungsrichtung Festkörpermechanik, Vorsitzender des Zentralen Arbeitskreises „Mechanik“ im Forschungsrat und Mitglied der Akademie der Wissenschaften.
Professor Göldner ist Autor und Mitautor von neun Lehr- und Fachbüchern. Diese Bücher erreichten in Ost- und Westdeutschland zusammen mehr als 40 Auflagen. Aus der Fachrichtung Angewandte Mechanik gingen achtzehn Universitäts- und Fachhochschulprofessoren hervor. Vielen ehemaligen Studierenden des Maschinenbaus der TU Dresden werden die mitreißenden Grundkursvorlesungen Professor Göldners im traditionsreichen „Bombentrichter“ des Zeuner-Baus und die natürlichen Umgangsformen Professor Göldners unvergessen geblieben sein.
Wir werden die Verdienste Prof. Göldners für unsere Fakultät in dankbarer Erinnerung behalten.
Quelle Biografie: https://tu-dresden.de/ua/dokumentationen/archivfremde-veroeffentlichungen/nestor-der-angewandten-mechanik-beging-90-geburtstag