Gedenken an Prof. Dr.-Ing. E. h. Dr.-Ing. Wolfgang Beitz, Ehrendoktor der Technischen Universität
[Gelöschtes Bild: http://www.me.tu-dresden.de/publika/presse/beitz.jpg Alternativtext: Bildunterschrift: ]
Professor Wolfgang Beitz
Am 30. Juni 1999 hätte Professor Beitz seinen 64. Geburtstag gefeiert. Leider war ihm das nicht vergönnt. Am 23. November 1998 verstarb er im Alter von 63 Jahren. Zu seinem Gedenken findet am 9. Juli 1999 an der TU Berlin ein Kolloquium statt und auch wir wollen unseren Ehrendoktor mit diesem Nachruf würdigen.
Wolfgang Beitz wurde in Berlin geboren. Nach einem Studium an der Technischen Universität Berlin im Fachgebiet Maschinenbau nahm er eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Maschinenelemente dieser Technischen Universität auf. Bereits zu diesem Zeitpunkt ergaben sich erste Kontakte zu unserer Universität. 1960 durfte er seinen Chef, Professor Cornelius, zu einem Besuch des Institutes für Maschinenelemente unserer Universität begleiten. Durch die unglückliche Situation nach dem Mauerbau im Jahre 1961 wurden diese direkten Kontakte logischerweise unterbrochen.
Trotz des eisernen Vorhanges fanden aber die Arbeiten von Beitz auch bei uns Beachtung. In Auswertung seiner 1961 verteidigten Dissertation über Untersuchungen an dynamisch beanspruchten drehelastischen Kupplungen wurde das von ihm entwickelte Prüfstandsprinzip in der Kupplungsindustrie auch bei uns angewendet. Es zeichnete sich durch eine einfache Bauweise aus und fand dadurch allgemeine Verbreitung. Von 1962 bis 1968 arbeitete Beitz als Konstrukteur, Konstruktionsleiter und stellvertretender Entwicklungschef für elektrische Großmaschinen im AEG Telefunken Berlin.
1969 wurde er zum ordentlichen Professor und Leiter des Instituts für Maschinenkonstruktion und Konstruktionstechnik an die TU Berlin berufen. Im Verlauf seiner Amtszeit hat er durch über 180 Veröffentlichungen in technisch-wissenschaftlichen Fachzeitschriften, durch sein gemeinsam mit Pahl herausgegebenes konstruktionsmethodisches Werk "Konstruktionslehre" und als Herausgeber der Zeitschrift "Konstruktion" sowie des Dubbel-Taschenbuches internationale Anerkennung und Beachtung erworben. Das Buch "Konstruktionslehre" ist inzwischen in sieben Sprachen übersetzt worden.
Für uns war aus Literaturrecherchen sehr schnell erkennbar, daß Beitz im Kreis der westlichen Fachkollegen eine zentrierende Rolle spielte. Beeindruckend waren die Konsensbildung zwischen unterschiedlichen Auffassungen zur Konstruktionsmethodik und das Zusammenfassen in Form der VDI-Richtlinien der 22er Reihe. Als Sprecher des Lenkungsausschusses zur Koordinierung dieser Arbeiten, als Obmann eines VDI-Fachausschusses sowie als Vorsitzender der VDI-Gesellschaft EKV hat Professor Beitz sehr engagiert auf das Zustandekommen dieser Richtlinien Einfluß genommen.
Neben seinen Aufgaben als Hochschullehrer hat Professor Beitz von 1987 bis 1989 als Staatssekretär beim Senator für Wissenschaft und Forschung in Berlin gearbeitet. Bei der Wahrnehmung dieser Funktion parallel zu seinen Aufgaben als Professor wurde er durch das Team seiner Mitarbeiter am Institut tatkräftig unterstützt.
Wir Fachkollegen aus den neuen Bundesländern sind Professor Beitz besonders dankbar für sein nach der Wende sehr intensives Bemühen um unsere Integration in bestehende gesamtdeutsche Gremien. Seinem Einfluß ist es zu danken, daß 1990 die Tagung "Konstruktionstechnik" in Dresden ein Forum zur persönlichen Kontaktnahme der Fachkollegen aus Ost und West wurde.
Unsere Technische Universität Dresden wurde von Beitz stets als ein wichtiger Partner angesehen. Auf seinen Vorschlag wurde Dresden als Tagungsort für die Tagung der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Maschinenelemente und Konstruktionstechnik 1997 ausgewählt und Professor Linke mit der Präsidentschaft betraut. Der Empfehlung von Herrn Beitz ist es auch zu danken, daß der Verfasser bei der Gründung des wissenschaftlichen Forums für Produktentwicklung (Berliner Kreis) mitwirken konnte.
Die Vielfalt dieser Verbindungen und die hohe Wertschätzung für Professor Beitz führten dazu, daß die Fakultät Maschinenwesen der TU Dresden den Beschluß faßte, Wolfgang Beitz mit dem Verleihen des Ehrendoktors zu würdigen. Im Rahmen der feierlichen Veranstaltung der TU Berlin zu seinem 60. Geburtstag wurde dieser Beschluß durch den Dekan der Fakultät Maschinenwesen unserer Universität öffentlich bekanntgegeben.
Mit dem Verleihen des Ehrendoktors am 4. Oktober 1995 an Herrn Professor Wolfgang Beitz ehrte unsere Universität einen herausragenden Vertreter des Fachgebietes Konstruktionstechnik, der profilierend auf das Fachgebiet eingewirkt hat. Sie hat durch diese Ehrung einen bedeutungsvollen, international bekannten und anerkannten Wissenschaftler mit unserer Universität verbunden und die Beziehungen zur Technischen Universität Berlin noch enger gestaltet.
Mit der Persönlichkeit Professor Beitz wurde ein Mensch geehrt, der kollegial, aufgeschlossen, stets hilfsbereit, tatkräftig, weitblickend und konsequent, sich engagiert für die Weiterentwicklung der Wissenschaft, aber auch der zwischenmenschlichen Beziehungen im Kreis der Fachkollegen eingesetzt hat und stets als Vorbild dienen wird.
Nach dem Verleihen des Ehrendoktors hat sich die Verbindung Berlin-Dresden noch weiter verstärkt. Es entstanden persönliche Kontakte, gemeinsame Projekte und die Mitwirkung in Gremien der TU Dresden. So unterstützte Professor Beitz den Aufbau des Universitären Fernstudiums an unserer Universität durch aktives Mitwirken im projektbegleitenden Ausschuß. Weiterhin hat er als Mitglied im Berufungsausschuß für die Nachfolge der Professur "Konstruktionstechnik/CAD" bis zu seinem Ableben aktiv mitgearbeitet.
Mit dem Ehrendoktor Wolfgang Beitz hat unsere Universität einen wertvollen Partner verloren, der stets uneigennützig mit Rat und Tat zur Seite stand. Wir werden seiner stets in Ehren gedenken.
Professor Dr.-Ing. habil. Johannes Klose
Quelle: UJ 13/99