A wie Abelscher Petroleumprüfer
Streifzug durch Technikgeschichte der Elektrik
Wer kennt das nicht: Eigentlich funktioniert das Teil noch, aber es sieht nach nichts mehr aus also weg damit. Anders denkt Frank Lüning (Foto). Getreu dem Motto: Je älter, desto besser, hebt er auf, was andere entsorgen. "Besonders haben es mir elektrische und elektromechanische Geräte angetan", schwärmt der Meister für Versuchstechnik vom TU-Institut für Maschinenelemente und Maschinenkonstruktion, in den 34 Jahren, die ich an der TU bin, kam einiges zusammen."
Richtig begonnen hatte seine Sammelleidenschaft, als Ende der 60er Jahre viele große Versuchsstände an der Uni umgerüstet wurden und mühevoll selbst gebaute Nachkriegstechnik verschrottet werden sollte. Schade drum, dachte sich damals der junge Elektromeister Lüning, setzte manches Schaltschütz wieder instand und hob es auf. "Zum Gespött meiner Kollegen", erinnert er sich lächelnd. Später besorgte er sich aus dem Zeunerbau eine ausgediente Glasvitrine, räumte seine Schätze aus Schränken und Kisten ein und legte privat zusammengetragene Stücke hinzu.
Wer heute die liebevoll beschriftete Sammlung aus etwa 120 Geräten und Teilen im Schumannbau bewundert, unternimmt einen Streifzug durch fast ein Jahrhundert elektrischer Technikgeschichte. "Das fängt an mit A, wie Abelscher Petroleumprüfer von 1902, und hört auf mit Z, wie Zeitrelais, immerhin 5 Pfund schwer", erklärt Frank Lüning. Und seine Lieblingsstücke?
"Das sind die erste in Deutschland gebaute Höhensonne, 'Synthetisches Sonnenlicht', von 1930 mit Gebrauchsanweisung und Augenschutz und das erste Koffer-Röhren-Radio aus DDR-Produktion, der 53er 'Spatz'."
Auch kuriose Stücke gibt es, wie den 70 Jahre alten elektrischen Feueranzünder "Fidibus". Kaum in der Steckdose, fängt innen ein Draht an zu glühen, an dem dann der Holzspan entzündet werden kann. Im TÜV- und DIN-Zeitalter treibt das jedem Arbeitsschützer die Haare zu Berge. "Die Technik damals war robust und zuverlässig, alles Ausgestellte würde auch heute noch laufen",meint Frank Lüning stolz.
Die einstigen Spötteleien sind längst vorbei. Ein Münchener Professor, der kürzlich an der TU weilte, bekam vor der Vitrine sogar feuchte Augen: "Daß es so etwas noch gibt..."
Karsten Eckold
[Gelöschtes Bild: http://www.me.tu-dresden.de/publika/presse/luening.jpg Alternativtext: Bildunterschrift: ]
Frank Lüning stellt seine Sammlung vor. (Foto: UJ/Eckold)
Quelle: UJ 12/95