Postdoc-Retreat Biologie - Zukunftsträchtige Wissenschaft braucht alle klugen Köpfe
An den deutschen Hochschulen zeichnet sich langsam eine Geschlechterparität ab, wobei der Frauenanteil mit steigendem Qualifikationsniveau sinkt. Dieser "Leaky Pipeline"-Effekt führt dazu, dass laut UNESCO im Jahr 2018 weltweit nur ein Drittel der Forschenden Frauen waren. In Deutschland lag der Frauenanteil in der Wissenschaft im Jahr 2019 sogar nur bei 28 Prozent (Destatis, 2021). Damit liegen wir deutlich hinter einer Reihe von östlichen EU-Ländern mit Spitzenwerten von 51% (Lettland), 49% (Litauen) sowie 48% (Kroatien) und unter dem EU-27-Durchschnitt von 33%. Dieses für Deutschland charakteristische Bild spiegelt sich auch bei der Besetzung von Dauerstellen für wissenschaftliches Personal an der Fakultät Biologie der TU Dresden wider.
Aber woran liegt es, dass hochqualifizierte und gut ausgebildete Frauen nach einem erfolgreichen Studienabschluss oder einer Promotion die Wissenschaft verlassen?
Ein Grund hierfür sind fehlende langfristige Perspektiven, die sich aus dem Mangel an unbefristeten Stellen und dem Sonderbefristungsrecht des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes ergibt. Dies führt häufig zum Ausstieg aus der Wissenschaft, da die berufliche Qualifizierung oft nicht mit der Familienplanung vereinbar ist. Doch das Wissenschaftssystem benötigt die Vielfalt, Leistungsfähigkeit und Kreativität aller Beteiligten. Um alle klugen Köpfe zu gewinnen, muss es demnach mehr Freiraum für individuelle Karrierepläne geben.
Um sich über die aktuelle Situation an der Fakultät Biologie der TU Dresden auszutauschen, fand am 29. April 2022 das erste Retreat der weiblichen Postdocs statt, welches mit Hilfe der Gleichstellungsmittel des Bereiches Mathematik und Naturwissenschaften ausgerichtet werden konnte. Insgesamt nahmen neun Wissenschaftlerinnen teil, die die Perspektive von sechs Arbeitsgruppen bzw. Nachwuchsgruppen (Botanik, Pflanzenphysiologie, Molekularbiologie, Pflanzengenomik, EME und Zoologie) vertraten. Unter dem Motto "Lichter gehen auf" wurden in einer Kreativwerkstatt auf traditionelle Weise Kerzen gezogen. In dieser ungezwungenen Atmosphäre lernten sich die Teilnehmerinnen untereinander besser kennen und fanden den nötigen Raum, um im direkten Austausch thematische Synergien zu erkennen und sich untereinander stärker zu vernetzen.
Der wichtigste Schwerpunkt des Treffens lag in der Auseinandersetzung mit den aktuellen Perspektiven für eine wissenschaftliche Karriere und den sich bietenden Möglichkeiten zur Verbesserung der Chancengleichheit. In diesem Zusammenhang ging es u.a. auch darum, sich darüber auszutauschen, welche Veranstaltungen des Zentrums für Weiterbildung empfehlenswert sind und was dabei an Inhalten mitgenommen werden kann. Auch der Bedarf an Unterstützung bei der Bewerbung auf eine Professur und anstehenden Kommissionsgesprächen wurde diskutiert.
Der gemeinsame Tag war schnell vorbei und es herrschte Einigkeit darüber, einen regelmäßigen Austausch zu suchen. Seinen Ausklang fand das Retreat bei herrlichem Sonnenschein im Sommergarten des Alten Wettbüros.