Stressregulierung als Primärprävention bei Auszubildenden zum Notfallsanitäter
Projektleitung:
MPH Gabriele Buruck
Mitarbeiterinnen:
Dr. Denise Dörfel
Dr. Anne Tomaschek
Projektlaufzeit:
07/2014 - 30.06.2017
Projektförderung:
iga
Die Gestaltung von gesunder Arbeit stellt ein wichtiges Themenfeld der Initiative Gesundheit und Arbeit (IGA) dar. Wichtig dabei ist, dass Gesundheitsthemen und die Förderung von Gesundheit bereits frühzeitig, z.B. über Maßnahmen zur Stressregulierung, eingebracht werden. Stressregulierung ist besonders bedeutsam bei Berufsgruppen, welche hohen emotionalen Belastungen ausgesetzt sind. Zu dieser Berufsgruppe gehören u.a. die Beschäftigten der Rettungsdienste. Dabei stellt sich die Frage, ob eine Integration von Kompetenzen zur Stressregulierung bereits in der Ausbildung entsprechender Berufe zu verankern ist.
Aufgrund gesetzlicher Veränderungen in Deutschland zum 01.01.2014 und dem neuen Ausbildungsberuf des Notfallsanitäters werden die Ausbildungsunternehmen vor die Herausforderung gestellt, erweiterte fachliche, personale, soziale und methodische Kompetenzen zur eigenverantwortlichen Durchführung und teamorientierten Mitwirkung bei der notfallmedizinischen Versorgung zu vermitteln. Die erweiterte Verantwortung in Notfällen setzt eine Vorbereitung und Begleitung der Teilnehmer beim Umgang mit stressauslösenden Situationen bereits in der theoretischen Ausbildung voraus. Besonders da Defizite in der Gefühlsregulierung einen wichtigen Einfluss auf das Auftreten und die Entstehung von verschiedenen Formen von psychischen Störungen haben. Es liegen evidente Erkenntnisse vor, dass die fehlende Fähigkeit schwierige Gefühle zu regulieren mit Depressionen und einer Vielfalt weiterer psychopathologischer Symptome zusammenhängt (Berking & Wuppermann, 2012), welche zum frühzeitigen Verlassen des Berufes führen können.
Aus diesem Grund soll über den Zeitraum von drei Jahren in den neu startenden Ausbildungsklassen des DRK Bildungswerkes Sachsen in einem Warte-Kontrollgruppen-Design die Wirksamkeit des Trainings emotionaler Kompetenzen (TEK, Berking 2010) untersucht werden. Die Durchführung der Maßnahme gliedert sich in mehrere Phasen: In der Vorbereitungsphase findet der erste Kontakt zu den Teilnehmern statt. Die anschließende Trainingsphase (Diagnostik, Training, Diagnostik) beginnt zunächst mit einer Erfassung der emotionalen Kompetenzen der Teilnehmer. Im Training werden in 8 bis 10 Einheiten aufbauend auf dem Model der effektiven Emotionsregulation (Berking & Znoj, 2008) verschiedene emotionsregulatorische Kompetenzen trainiert: Entspannung (Muskel- und Atementspannung, u.a. Progressive Muskelentspannung), bewertungsfreie Wahrnehmung (bewusste Wahrnehmung der eigenen Emotionen sowie das Erkennen und Benennen dieser), Akzeptanz (eigene negative Gefühle annehmen), Toleranz (eigene negative Gefühle aushalten), Selbstunterstützung (Selbstwert und Selbstfürsorge), Analysieren (die Ursachen des aktuellen emotionalen Erlebens verstehen), Regulation (das eigene emotionale Erleben gezielt positive beeinflussen).
Das Training erfolgt im wöchentlichen Abstand im Gruppensetting (max. 10-12 Teilnehmer), um durch Austausch und soziale Unterstützung einen größtmöglichen Nutzen für den einzelnen Teilnehmer zu gewährleisten. Eine Implementierung in den Alltag durch Hausaufgaben sowie Unterstützung zum Üben (z.B. durch eine Übungs-CD) wird im Trainingsprozess gefördert. Um erste Hinweise auf die Wirksamkeit der Maßnahme erhalten zu können, erfolgt nach Abschluss des Trainings eine nochmalige Erfassung der Kompetenzen der Trainingsteilnehmer (Diagnostik). Die Warte-Kontrollgruppe erhält zunächst kein Training und wird nur zu den zwei Diagnostik-Zeitpunkten befragt.
Im typischen Ablauf einer Maßnahmendurchführung erfolgen die Evaluation des Trainings sowie die Booster-Veranstaltung zur Auffrischung der Inhalte und Bearbeitung von aktuellen Problemen in der Nachbereitungsphase. Diese Phase wird zusammen mit der Durchführung des Trainings für die Warte-Kontrollgruppe (erstes Ausbildungsjahr) ergänzend durchgeführt.
Der Nutzen der Maßnahme für emotional-regulatorisch anspruchsvolle Berufe, die durch den Umgang mit Notfällen gekennzeichnet sind (Polizei, Beschäftigte in der stationären Altenpflege), ist bereits in verschiedenen Studien nachgewiesen worden (Berking, Meier & Wuppermann, 2010; Buruck et al. in Vorbereitung). Die Steigerung der emotionalen Kompetenzen (Entspannung, bewertungsfreie Wahrnehmung, Akzeptanz, Toleranz, Selbstunterstützung, Analysieren, Regulation) und des damit einhergehenden verbesserten Umgangs mit Stressauslösenden Situationen wird daher erwartet. Präventiv werden durch die Integration des Trainings bereits in einer frühen Phase der Ausbildung und die dadurch erlernten Bewältigungsstrategien langfristig positive Auswirkungen auf die Gesundheit (weniger Stresssymptome, wie Burnout, Rückenschmerz etc.) angenommen.