Ehrenamt Insights
In Ehrenamt Insights stellen wir Ihnen Student:innen vor, die sich bereist ehrenamtlich engagieren oder auch eigene Initiativen gegründet haben. Hier erfahren Sie, was sie bewegt hat, ein Ehrenamt zu übernehmen, wie sie ihre Hochschulgruppen gefunden haben, wie sie diese Zeit als ehrenamtliche Mitarbeiter:innen erlebt haben und was sie daraus mitnehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Selma Cafferty, Jugendbeobachterin bei der DGVN
- Denis und Ayan von „Studis gegen Rechts“
- Henning und Hannes von Akaflieg
- Kaya Wilczek, Jungbotschafterin bei ONE
- Philipp Graffe von ArbeiterKind.de
- "Eule" von "Nightline Dresden"
- Ralph vom "Campusradio Dresden"
- Ben Balsmeier vom "Zeugen der Flucht Dresden e.V."
- Jonathan Sternstein vom Leo-Club Dresden
- Friedrich Ohrt von „Ingenieure ohne Grenzen“
- Jascha von „Balu und Du“
- Helene von AIESEC
- Lotta Borkhardt von Amnesty International
- Franz Riedel von der studentischen Initiative AIAS Dresden e.V.
- Sophie Groschupf vom Studentischen Sanitätsdienst der TU Dresden
- Julika Prinz vom Etudes Sans Frontières – Studieren Ohne Grenzen Deutschland e.V.
- Laura Oberender, Gründerin der Nachhaltigkeits-AG Bauingenieurwesen
- Darius Schulte-Eversum von elbMUN - Elbe Model United Nations e.V.
Selma Cafferty, Jugendbeobachterin bei der DGVN
"Der Mehrwert liegt darin, Brücken zwischen Jugendlichen weltweit und Entscheidungsträgern zu bauen, was einen direkten Einfluss auf die Zukunft unserer Gesellschaften und das Erreichen der UN-Ziele hat. "
Die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) setzt sich für starke Vereinten Nationen ein: Denn nur durch enge internationale Zusammenarbeit können Frieden gesichert, Menschenrechte gestärkt und eine nachhaltige Entwicklung gefördert werden. Selma Cafferty studiert an der TUD Internationale Beziehungen und war vor Kurzem als Jugendbeobachterin der DGVN beim Zukunftsgipfel in New York. Im Interview erzählt sie uns, vor welchen Herausforderungen sie stand, welchen Mehrwert ihr Ehrenamt bietet und warum junge Menschen sich engagieren sollten.
Wer bist du und wo engagierst du dich ehrenamtlich?
Hi, mein Name ist Selma Cafferty. Ich bin 21 Jahre alt und studiere an der TU Internationale Beziehungen. Zurzeit engagiere ich mich als Jugendbeobachterin für den Summit of the Future, dem Zukunftsgipfel der Vereinten Nationen. Ermöglicht wird meine Teilnahme durch die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) mit Unterstützung durch das Auswärtige Amt.
Wofür setzt sich diese Organisation ein und was ist deine Rolle als Jugendbeobachterin?
Die DGVN ist ein Transmissionsriemen zwischen den Vereinten Nationen und Deutschland, allen voran der deutschen Zivilgesellschaft. Insofern trägt sie einerseits Impulse aus Deutschland an die Vereinten Nationen heran, und analysiert andererseits die Arbeit der UN. Meine Rolle als Jugendbeobachterin gestaltet sich analog dazu und sieht konkret so aus: Unser Team spricht auf Veranstaltungen, tauscht sich mit Expert:innen aus dem UN-System aus und berät sich mit Politiker:innen, zum Beispiel aus dem Bundestag oder aus dem Europäischen Parlament.
Du warst in den letzten Tagen in New York beim Zukunftsgipfel. Wie läuft so ein Gipfel ab und welche Aufgaben hattest du vor Ort?
Der Zukunftsgipfel war in zwei Teile gegliedert. Los ging es mit den Youth Action Days, bei denen Jugendpartizipation im Vordergrund stand und erfreulicherweise auch – verglichen mit dem UN-Standard – junge Menschen mit diversen Hintergründen als Speaker:inner und Panelisten dabei waren. Daraufhin folgte der eigentliche Summit, bei dem der sogenannte „Pact for the Future“ verabschiedet wurde. Die Textverhandlungen dazu begannen schon weit im Voraus und wurden übrigens von Namibia und Deutschland koordiniert.
Vor Ort resultiert das in einem ordentlichen Veranstaltungsmarathon, auch für mich. Dann besteht meine Rolle darin, auf Events zu sprechen, mit anderen anwesenden Personen über den Input zu diskutieren und die Ergebnisse auszuwerten. Auch sprechen wir uns mit anderen Jugenddelegierten (sowohl aus EU-Ländern als auch über die EU hinaus) ab, um gemeinsame Strategien zu entwickeln, wie wir Jugendpartizipation zu einem Querschnittsthema machen. Und noch vieles mehr! Das Ehrenamt endet aber nicht mit dem Abschluss des Pakts. Jetzt fokussieren wir uns auf die nächsten Schritte: Was kann verbessert werden, was muss wie umgesetzt werden? Diese Einblicke teilen wir auf einer Reihe von politischen Veranstaltungen in Deutschland.
Was waren in deinem Ehrenamt besondere Herausforderungen und welcher Moment ist dir vielleicht besonders positiv in Erinnerung geblieben?
Eine große Herausforderung war für mich die thematische Breite des Summits. Grob gesagt: Unter den Begriff „Zukunft“ lässt sich fast alles subsumieren. Der Pakt hat „Zukunft“ auf fünf Kapitel heruntergebrochen: Nachhaltige Entwicklung, Frieden und Sicherheit, Wissenschaft und Technologie, Jugend und zukünftige Generationen sowie eine Transformation der Global Governance. Es war anspruchsvoll, sich in kurzer Zeit in so viele Themen einzulesen und auf dem aktuellen Stand der Verhandlungen zu bleiben. Allerdings ist auch mein Studium breit angelegt und hat mir damit eine wertvolle Grundlage verschaffen.
Ehrlich gesagt war die gesamte Zeit ein Highlight, daher will ich hier nur mal vom größten Zufall berichten: Ein Side Event wurde organisiert von der Keio University – der Universität in Japan, an der ich mein Auslandssemester verbracht habe. Es war schön, auf Grundlage dieser persönlichen Nähe über deutsche und japanische Sichtweisen auf die Sustainable Development Goals (SDGs) und deren Vermarktung zu sprechen und mich mit Professor:innen und Studierenden meiner Gastuni auszutauschen.
Was ist für dich das Besondere an deinem Ehrenamt? Welchen Mehrwert bietet es?
Das Besondere ist die Möglichkeit, als kleines Team die Stimme junger Menschen auf einer globalen Bühne zu vertreten. Ich kann an der Gestaltung internationaler Politik mitwirken und eine frische Perspektive auf Themen wie Nachhaltigkeit, Gleichberechtigung und Frieden einbringen.
Der Mehrwert liegt darin, Brücken zwischen Jugendlichen weltweit und Entscheidungsträgern zu bauen, was einen direkten Einfluss auf die Zukunft unserer Gesellschaften und das Erreichen der UN-Ziele hat. Zudem lerne ich unglaublich viel über Diplomatie, interkulturelle Zusammenarbeit und wie man konkrete Veränderungen vorantreibt. Der Austausch mit anderen Akteur:innen – egal auf welcher Ebene - liegt mir sehr am Herzen, denn ich bin der Meinung: Diplomatie ist von Menschen und für Menschen gemacht!
Wie bist du dazu gekommen, Jugendbeobachterin zu werden, und kann das jede:r machen?
Im Prinzip kann das jede:r machen! Ich bin über die Website der DGVN darauf aufmerksam geworden, habe mich beworben und wurde nach einem Bewerbungsgespräch ausgewählt. Beispielsweise entsendet die DGVN auch Jugenddelegierte zur UN-Generalversammlung oder Jugendbeoachter:innen zur Frauenrechtskommission. Die konkreten Voraussetzungen, etwa die Altersgrenzen, sind jeweils unterschiedlich. Eins lässt sich aber sagen: Vorheriges Engagement im politischen oder im UN-Kontext ist sicher ein Plus. In Dresden gibt es zum Beispiel den elbMUN e.V., der jährlich eine Model United Nations Konferenz organisiert – dort war ich selbst auch aktiv, was sicher eine wichtige Rolle für mein derzeitiges Engagement spielt.
Warum sollten sich junge Menschen deiner Meinung nach ehrenamtlich engagieren?
Es ist unsere Zukunft, die da auf dem Spiel steht. Ehrenamtliches Engagement kann sowohl inhaltlich einen Beitrag leisten als auch auf persönlicher Ebene etwas bewegen. Das wiederum führt zu einem Gefühl der Selbstwirksamkeit: der Überzeugung, dass man Herausforderungen bewältigen kann.
Wir stehen vor unzähligen Herausforderungen: Klimakrise, Kriege, Geschlechtergerechtigkeit, und vielen weiteren. Die Weltlage ist bedrückend und mir persönlich hat der Austausch mit so vielen engagierten, inspirierenden Menschen neue Hoffnung und Motivation für weitere ehrenamtliche Arbeit gegeben.
Wenn du etwas verändern möchtest – egal ob in der Nachbarschaft oder bei den Vereinten Nationen: engagiere dich, finde dich mit anderen Menschen zusammen, die auch etwas bewegen möchten, und setze dein Thema auf die Agenda.
Zum Abschluss: Wie würdest du dein Ehrenamt in drei Worten beschreiben?
Bereichernd, sinnstiftend, verbindend.
Vielen Dank für das Interview.
Denis und Ayan von „Studis gegen Rechts“
"Man sieht die Wahlergebnisse, man sieht die politische Lage. [...] Es ist ein Thema, das man angehen und für das man Lösungen finden muss. Deswegen engagiere ich mich aus Überzeugung."
Die Hochschulgruppe „Studis gegen Rechts“ (studis-gegen-rechts.de) engagiert sich gegen Rassismus, Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit in der Gesellschaft. An vielen weiteren Hochschulstandorten in Deutschland gibt es lokale Gruppen. In Dresden hat sie sich im April dieses Jahres gegründet und ist vom Studierendenrat der TUD (StuRa) anerkannt. Ayan und Denis sind zwei der Studierenden, die sich seitdem für Aufklärung und Veränderung einsetzen. Im Interview erzählen sie, was sie antreibt, warum sie auf Demos meistens Laufschuhe tragen und wie jede:r selbst aktiv werden kann.
Wer seid ihr und was macht ihr als Hochschulgruppe?
Denis: Ich bin Denis, studiere Informatik und kümmere mich in unserer Hochschulgruppe hauptsächlich um unsere IT-Struktur. Bei „Studis gegen Rechts“ geht es – wie der Name schon sagt – darum, etwas gegen den Rechtsruck in unserer Gesellschaft zu tun.
Ayan: Ich bin Ayan, studiere jetzt im zweiten Semester Mathe und helfe in der Hochschulgruppe überall dort, wo gerade Unterstützung gebraucht wird. Zurzeit bin ich zum Beispiel stark in die Planung der Erstsemesterwoche „ESE gegen Rechts“ eingebunden. Generell sind wir eine relativ neue Hochschulgruppe und haben erst im April unser erstes Plenum abgehalten. Wir sind also noch nicht lange aktiv und haben daher noch keine festen Strukturen. Wir haben uns aufgrund der aktuellen politischen Situation und in Hinblick auf die Wahlen in diesem Jahr gegründet.
Das klingt schon mal spannend! Könnt ihr einen kurzen Überblick geben, in welchen Formen ihr euch engagiert?
Ayan: Generell unterstützen wir viele Demos in und um Dresden, teilen Veranstaltungen auf Social Media oder organisieren gemeinsame Anreisen. Gerade bei den Demonstrationen im „Hinterland“ ist es oft schwierig, alleine hinzugehen. In der Gruppe ist es einfacher, aufeinander aufzupassen. Wir melden auch selbst Demos an, zum Beispiel die „Wir sind die Brandmauer“-Demos. Die Ordner:innen und das Awareness-Team vor Ort bestehen größtenteils aus Mitgliedern unserer Hochschulgruppe. Neben den Demos machen wir auch Flyer-Aktionen, erstellen Infomaterialien, rufen zur Wahl auf und leisten Aufklärungsarbeit. Intern bieten wir Argumentationstrainings an, um populistischen Positionen zu begegnen.
Denis: Wir sind in verschiedene Themenbereiche unterteilt, in denen man sich engagieren kann. Ich bin zum Beispiel bei „Lautis Dresden“ dabei. Diese Gruppe unterstützt Demos allgemein, auch außerhalb Dresdens, indem sie Demo-Equipment wie Lautsprecher und Mikrofone bereitstellt. Orte in der Umgebung haben oft Interesse, aber nicht das Know-how, um Demos durchzuführen. Wir stellen dann in der Regel Lastenräder mit Lautsprechern zur Verfügung, sodass Demos mit bis zu 300 Personen möglich sind. Wir kümmern uns also um die logistische Seite der Demonstrationen.
Wie seid ihr selbst zur Hochschulgruppe gekommen? Was hat euch dazu bewegt, selbst aktiv zu werden?
Denis: Ich habe von der Gruppe durch Flyer erfahren, die vor dem ersten Plenum verteilt wurden. Dann bin ich mit Freunden hingegangen. Das Thema hat mich interessiert und ich wollte schon vorher aktiv werden. Durch das Plenum war es dann einfacher, vor Ort mit Leuten in Kontakt zu kommen. Seitdem bin ich dabeigeblieben.
Ayan: Ich war schon bei „Fridays for Future“ aktiv, bevor ich nach Dresden gezogen bin. „Studis gegen Rechts“ ist einfach eine coole Hochschulgruppe, die sich für ein wichtiges Thema einsetzt, und es macht Spaß, mit den Leuten zusammenzuarbeiten.
Wie kann man bei euch mitmachen und sich einbringen?
Ayan: Wir haben jeden ersten und dritten Dienstag im Monat um 19:00 Uhr Plena, in der Regel im Club der HängeMathe. Wo genau es stattfindet, kann man einfach auf Instagram (studisgegenrechts_dresden) oder auf der Webseite (studis-gegen-rechts.de) nachschauen. Man kann einfach vorbeikommen und erstmal zuhören. Es ist aber auch cool, wenn man sich an den Diskussionen beteiligt, Ideen einbringt oder bei Aufgaben hilft, wie etwa Banner malen, eine Demo begleiten oder Flyer verteilen. Ein weiterer Einstieg wäre natürlich, zu Demos zu gehen.
Was macht euer Ehrenamt für euch persönlich so besonders? Weshalb würdet ihr es anderen Leuten weiterempfehlen?
Denis: Für mich ist es ein gutes Gefühl, aktiv zu sein und nicht untätig zuzusehen, sondern der aktuellen Situation entgegenzuwirken. Das gibt mir ehrlich gesagt Mut und Kraft.
Ayan: Bis zu diesem Interview habe ich noch nie darüber nachgedacht, dass das, was ich mache, ein Ehrenamt ist. Ich mache es vor allem, weil ich von der Sache überzeugt bin. Man sieht die Wahlergebnisse, man sieht die politische Lage. Ich finde die Situation extrem besorgniserregend, und ich denke, man muss etwas dagegen tun. Es ist ein Thema, das man angehen und für das man Lösungen finden muss. Deswegen engagiere ich mich aus Überzeugung.
Ihr wart beide mehrfach auf Demos unterwegs. Wie ist es für euch, dort vor Ort zu sein?
Denis: Das kommt auf die Demo an. Die Demo, auf der ich am Sonntag war, war eher bürgerlich. Es geht darum zu zeigen, dass wir hier sind, Spaß haben und niemand allein ist. Das fühlt sich gut an, wenn mehrere Tausend Leute mitmachen. Es gibt aber auch andere Demos, bei denen man das Gefühl hat, lauter zu sein oder mehr bewirken zu können. Es hängt davon ab, wofür oder wogegen man demonstriert.
Ayan: Das sehe ich genauso. „Wir sind die Brandmauer“ beispielsweise ist eher bürgerlich und versucht, die gesamte Gesellschaft mitzunehmen, um zu zeigen, dass wir die Mehrheit sind und alle gegen Rechtsextremismus stehen. Bei der Demo „Essen widersetzen“ ging es darum, einen Parteitag zu blockieren, was ein ziemlich krasses Event war. Dort waren eher erfahrene Leute vor Ort. Und dann gibt es noch die Hinterland-Demonstrationen, bei denen man sich schon darauf einstellt, dass es zu Konfrontationen kommen könnte. Beim CSD in Plauen war eine rechtsextreme Gegendemonstration mit über 300 Leuten angemeldet. Da habe ich extra Laufschuhe angezogen, falls es brenzlig wird. Man sollte stets achtsam sein, wir haben aber immer erfahrene Leute dabei und haben abgestimmt, wie wir aufeinander aufpassen und uns in schwierigen Situationen verhalten.
Welche Veranstaltungen oder Projekte gibt es von euch in nächster Zeit, wo man mal reinschnuppern könnte?
Denis: Wir haben auf jeden Fall einige Sachen für die ESE vorbereitet. In diesem Rahmen planen wir auch ein größeres Plenum im neuen Semester, wo hoffentlich nach der Prüfungszeit und den Semesterferien wieder mehr Leute vor Ort sind. Hierzu sind natürlich alle herzlich eingeladen, egal ob Erstsemester oder schon länger Studierende.
Ayan: In der ESE arbeiten wir eng mit den Kritischen Einführungstagen zusammen. Von uns organisiert wird es noch zwei Vorträge und eine Vorstellung von verschiedenen aktivistischen Gruppen geben. Außerdem sind einige Vernetzungsveranstaltungen geplant, wie ein Kneipenquiz, um sich kennenzulernen und zu schauen, wie es bei uns abläuft.
Vielen Dank für eure Zeit und eure Antworten!
Henning und Hannes von Akaflieg
"Ich bin selbst als blutiger Anfänger dazugekommen und wusste damals nicht mal, was Segelfliegen ist. Nur ein Jahr später mache ich gerade meinen Flugschein [...]. Und genau das ist es, was uns ausmacht: Wir bringen Luftfahrt und Luftfahrtforschung ein Stück weit mehr an den Mann."
Die Akademische Fliegergruppe (Akaflieg) hat in Deutschland eine lange Tradition. In Dresden wurde sie in den 1990er Jahren wiedergegründet – seitdem versucht Akaflieg in der sächsischen Landeshauptstadt die unmotorisierte Luftfahrt voranzutreiben. Hannes Jahn und Henning Schmude verbringen den Großteil ihrer Freizeit in der Werkstatt und auf dem Flugplatz, um zu forschen, zu bauen und natürlich zu fliegen – ganz getreu dem Motto der Hochschulgruppe. Im Interview verraten sie, was ihr Ehrenamt besonders macht und warum die Akaflieg für Studierende der perfekte „Spielplatz“ ist.
Wer seid ihr und was macht ihr als Hochschulgruppe?
Hannes: Bei der Akaflieg steht alles unter dem Motto „Forschen, Bauen, Fliegen“. Wenn man nichts Ingenieurstechnisches studiert, klingt es immer so unfassbar, irgendwas mit Flugzeugen zu machen. Ich bin selbst als blutiger Anfänger dazugekommen und wusste damals nicht mal, was Segelfliegen ist. Nur ein Jahr später mache ich gerade meinen Flugschein und gehe ganz locker mit Themen rund ums Fliegen um. Und genau das ist es, was uns ausmacht: Wir bringen Luftfahrt und Luftfahrtforschung ein Stück weit mehr an den Mann. Jede:r, der Interesse an Luftfahrt hat, kann zu uns kommen. Die notwendige technische Erfahrung bringen wir der Person dann bei.
Henning: Wir hatten auch mal einen Mediziner dabei, der während des Fliegens in verschiedenen Situationen Parameter des menschlichen Körpers gemessen hat, die Indikatoren für Stresssituationen sind. Das war auch eine ziemlich coole Sache.
Ihr schaut euch also nicht nur die technische Seite an, sondern betrachtet das Fliegen interdisziplinär?
Henning: Genau, wir bieten eine echte Spielwiese für unterschiedlichste Fachrichtungen an. Man ist hier sehr frei mit seinen Ideen, kann sich frei ausleben und zum Beispiel auch Studienarbeiten schreiben. Unsere Belegarbeiten landen nachher auch nicht in der Schublade, sondern auf der Piste. Unser Segelflugzeug-Prototyp ist letztendlich auch aus irgendwelchen Belegarbeiten entstanden. Die Experimente, die wir machen, sind teilweise Studienarbeiten, teilweise auch Eigeninitiative. Und gerade für Leute, die wirklich ein Bezug zu ihrem Thema brauchen und eine eigene Idee verwirklichen wollen, ist das hier der Way to go. Ich kenne so viele Leute, die das Thema ihrer Studienarbeit gar nicht interessiert – das passiert uns hier nicht.
Welche Vorteile hat es noch, eine Studienarbeit bei euch zu schreiben?
Henning: Man hat direkt eine gewisse Reichweite, denn wir haben verschiedene Events im Jahr, wo sich alle Akafliegs aus Deutschland treffen, über ihre Projekte reden und Vorträge halten über das, was sie gemacht haben. Bei diesen Treffen sind Ehemalige dabei, die jetzt in hohen Positionen bekannter Unternehmen wie Airbus oder Lufthansa arbeiten. Und die hören sich das an und sind begeistert, was die Studenten eigentlich alles machen. Da entstehen wirklich viele Connections, die einem später sehr viel helfen können.
Ihr habt also auch viel Praxiserfahrung, die anderen vielleicht fehlt.
Hannes: Ja, das ist wirklich so. Es gibt Studenten, die beweisen ihr Wissen aus der Luftfahrttechnik und kennen den Schiebewinkel auf dem Papier, aber wir wissen, was es bedeutet, ihn in der Luft zu bedienen, und wie es sich anfühlt, ihn falsch einzustellen.
Wie seid ihr selbst zum Fliegen und zur Akaflieg gekommen?
Hannes: Wir haben so eine Aktion, bei der wir uns mit unseren Fliegern auf die getTUgether-Fläche vor dem Hörsaalzentrum stellen. Und da bin ich als blutiger Anfänger, als Erstsemester, hingekommen, wollte gerade ins Audimax gehen und plötzlich stand da ein Flugzeug. Das fand ich mega cool. Was jetzt für mich schon Alltäglichkeit geworden ist, war damals für mich der Anstoß, Akaflieg beizutreten.
Henning: Ich habe früher als Jugendlicher Modellflugzeuge gebaut und bin dann irgendwann mal auf dem Flugplatz gelandet und war total begeistert. Gleichzeitig habe ich erfahren, dass es sowas wie Studentengruppen gibt, die sich den ganzen Tag mit diesen Themen beschäftigen und dann war das schon gegessen.
Wer kann bei euch mitmachen und welche Voraussetzungen braucht man?
Henning: Grundsätzlich können alle Studierenden der Dresdner Hochschulen mitmachen – völlig egal, ob sie Maschinenbauer sind oder etwas ganz Anderes.
Hannes: Diese Interdisziplinarität ist uns sogar sehr wichtig – daher sind alle Studienrichtungen willkommen. Denn davon profitieren wir am Ende alle. Was man aber natürlich mitbringen sollte, ist das Interesse an der Luftfahrt und die Begeisterung fürs Fliegen.
Henning: Und man sollte keine Höhenangst haben, zumindest, wenn man auch fliegen möchte. Selbst zu fliegen ist jedoch kein Muss, immerhin ist die Pilotenausbildung auch sehr zeitintensiv.
Was ist für euch das Komplizierteste an der Piloten-Ausbildung gewesen?
Hannes: Vielleicht die Theorie-Prüfung (lacht).
Henning: Man muss viel lernen, mehr als beim Führerschein, aber grundsätzlich ist die Ausbildung ähnlich aufgebaut. Man hat verschiedene Fächer: Meteorologie, was super interessant ist, Luftrecht, Luftfahrzeugtechnik, Aerodynamik, menschliches Leistungsvermögen, Navigation usw. Man muss am Ende als Segelflieger genau dasselbe beherrschen wie die Motorflieger auch. Was Streckenplanung und Wetterbeobachtungen angeht, haben wir sogar den Motorfliegern was voraus. Das sind an sich alles super spannende Felder, aber es ist halt manchmal sehr trocken. Das Fliegen selbst ist eigentlich für Menschen, die praxisorientiert denken oder auch generell die Praxis mögen, kein Problem.
Was ist euer Favorit, Motorflieger oder Segelflieger?
Hannes: Segelflieger, ganz klar. Wenn es darum geht, das Flugzeug wirklich zu beherrschen, dann ist der Segelflug doch der Beginn zum guten Piloten. Denn in den Motorflieger setzt du dich rein, wuchtest ihn irgendwie hoch, fliegst nur geradeaus und dann landest du wieder. Du musst also eigentlich nur das Landen und Starten beherrschen.
Henning: Aber wir Segelflieger müssen die ganze Zeit schauen, wo überhaupt Thermik ist, und orientieren uns an verschiedenen Merkmalen wie Wolken, am Relief, Seen, Wäldern. Es ist eben ein Sport und nicht nur von A nach B kommen. Das Handling eines Segelfliegers ist schon ein ganz anderes; man muss präziser fliegen, gute Steuereingaben machen, um möglichst wenig Widerstand dabei zu erzeugen und um die Thermik, die Energie maximal auszunutzen.
Habt ihr beim Fliegen keine Bedenken, heil wieder runterzukommen?
Hannes: Nein, gar nicht. Vor allem, wenn man selbst mit daran arbeitet und weiß, was man tun muss, damit so ein Flugzeug überhaupt fliegt, weiß man auch, dass kaum etwas passieren kann. Die Maschinen sind schon sicher und in der Luft sicherer als am Boden. Wenn etwas kaputtgeht, dann meistens beim Rüsten, also beim Aufbauen.
Henning: Ansonsten sind die einzigen Probleme, die entstehen können, bedingt durch menschliches Versagen. Es gibt schon Knackpunkte, bei denen es gefährlich werden kann, wenn man sie nicht beachtet. Die werden einem aber so eingeprügelt, dass sie eigentlich kein Problem sein sollten.
Hannes: Es gab bei uns auch noch nie Verletzungen oder einen Absturz. Vielleicht gab es mal Landungen, die gerade noch gut ausgegangen sind, aber das passiert dann durch menschliches Versagen, meistens durch Selbstüberschätzung und vor allem bei denjenigen, die eigentlich fliegen können, es aber schon länger nicht mehr gemacht haben.
Henning: Das Wichtigste beim Fliegen ist eine gute Selbsteinschätzung. Das lernt man aber auch in der Ausbildung. Dann geht auch nichts schief.
Habt ihr ein besonderes Highlight mit Akaflieg, auf das ihr gerne zurückblickt?
Hannes: Für unseren Prototypen, den wir gerade bauen, haben wir jetzt die Flügel fertiggestellt. Dafür haben wir bei einem Segelflughersteller teilweise auch selbst Flügel mit deren Formen gebaut und sie modifiziert. Insgesamt zwei Wochen haben wir dafür unsere Ferien „geopfert“ – und zum Schluss waren doch alle sehr sentimental, dass die Flügel jetzt fertig sind.
Henning: Für mich war ein Highlight noch das Abschließen meiner Pilotenlizenz. Jetzt haben sich die Jahre ausgezahlt und ich habe die Freiheit, unabhängig von anderen zu fliegen. Und man kann sie mir nicht mehr wegnehmen – außer der Arzt. (lacht)
Beide: Und das Sommertreffen ist immer ein Highlight. Das ist wie ein Festival, bei dem sich alle Akaflieger aus Deutschland treffen und Experimente oder Flugversuche machen. Wir treffen uns auf einem alten Militärflugplatz, schlagen dort gemeinsam unsere Zelte auf und haben einfach Spaß zusammen. Und das Besondere ist dabei eigentlich, dass man sich auf solchen großen Akaflieg-Veranstaltungen sofort familiär und verbunden fühlt. Man lernt Leute aus ganz Deutschland kennen, kann sich vernetzen und hat sozusagen überall im Land einen freien Schlafplatz, das ist ziemlich cool.
Welchen Mehrwert bietet euch euer Ehrenamt?
Henning: Praxisbezug, Wissen, Erfahrung. Und wir wissen tatsächlich mehr als Kommiliton:innen über das Gerät, das wir in der Uni studieren. Sie studieren zwar dasselbe, haben bei uns aber die Möglichkeit, es in der Praxis kennenzulernen.
Ansonsten – Connections, Freunde, eine Pilotenlizenz, die man machen kann.
Fliegen ist halt echt das geilste Hobby, das es gibt, und wenn man das vergleichsweise günstig und unter Gleichgesinnten machen kann, ist das schon echt ein Privileg.
Hannes: Und ein echter Mehrwert ist für mich auch noch, dass durch Akaflieg kein Tag wie der andere ist und es immer etwas Neues gibt.
Stehen bei euch in nächster Zeit Veranstaltungen an?
Henning: Man kann uns auf dem Dies Academicus im Juni besuchen oder auch, wenn man will, mal bei uns mitfliegen. Eigentlich sind jedes Wochenende Gastflüge möglich, um das Segelfliegen einfach mal auszuprobieren. Dazu kann man uns einfach schreiben und wir richten es ein.
Hannes: Ansonsten sind wir im nächsten Semester sicher wieder auf der getTUgether-Fläche und auf TUD-Veranstaltungen anzutreffen.
Zum Abschluss – euer Ehrenamt in drei Worten?
Henning: Forschen, Bauen, Fliegen! Das ist ja auch unser Motto.
Hannes: Und das ist auch das, was wir hier fast jeden Tag machen.
Vielen Dank für eure Zeit!
Kaya Wilczek, Jungbotschafterin bei ONE
"Entwicklungszusammenarbeit bedeutet, dass wohlhabendere Länder wie Deutschland ihre globale Verantwortung übernehmen und eine Vorreiterrolle einnehmen, indem sie finanzielle Unterstützung und konkrete Projekte in stark von Armut betroffenen Ländern leisten."
Die Entwicklungsorganisation ONE setzt sich seit 2004 auf lokaler, nationaler sowie internationaler Ebene ein, dass extreme Armut und vermeidbare Krankheiten bekämpft werden.
Kaya Wilczek ist Jugendbotschafterin bei ONE. Im Interview verrät sie, wie sie zum Ehrenamt gekommen ist, was ihr Engagement ausmacht und wie es für sie ist, mit Bundestagsabgeordneten zu sprechen.
Wer seid ihr und was macht ihr?
ONE ist eine internationale Entwicklungsorganisation, die 2004 von verschiedenen Persönlichkeiten, zum Beispiel auch U2-Leadsänger Bono, gegründet wurde. Diese Organisation hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, extreme Armut und vermeidbare Krankheiten bis 2030 zu beenden, wobei der Fokus vor allem auf Subsahara-Afrika liegt. ONE setzt dabei hauptsächlich auf Lobby- und Kampagnenarbeit.
Das Jugendbotschafter:innen-Programm gibt es in insgesamt sieben europäischen Ländern. Wir sind inzwischen mehr als 300 Jugendbotschafter:innen, die von ONE Tools an die Hand bekommen, um selbst aktiv zu werden und sich für globale Gerechtigkeit einzusetzen.
Was genau meint der Begriff „Entwicklung“ bzw. „Entwicklungszusammenarbeit“?
Früher nannte man das "Entwicklungshilfe", aber heute verwenden wir diesen Begriff nicht mehr, weil er immer noch koloniale Kontinuitäten und Abhängigkeitsverhältnisse impliziert. Entwicklungszusammenarbeit bedeutet, dass wohlhabendere Länder wie Deutschland ihre globale Verantwortung übernehmen und eine Vorreiterrolle einnehmen, indem sie finanzielle Unterstützung und konkrete Projekte in stark von Armut betroffenen Ländern leisten. Diese Länder bieten den ärmeren Nationen Werkzeuge an, um Projekte vor Ort umzusetzen und ihr Potenzial voll auszuschöpfen.
Wie wird man Jugendbotschafter:in?
Zuerst bewirbt man sich online. Dann folgt ein lockeres Kennenlerngespräch. Wenn das gut läuft, nimmt man an einem Kick-Off-Wochenende in Berlin teil, wo alle neuen „JuBos“ aus Deutschland zusammenkommen. Dort erhält man verschiedene Schulungen, zum Beispiel, wie man mit der Presse spricht, wie man Interviews führt und wie man mit politischen Entscheidungsträgern kommuniziert. Die Hauptaufgabe eines Jugendbotschafters oder einer Jugendbotschafterin besteht darin, Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern wie Bundestagsabgeordneten zu führen, um mehr politisches Engagement von Deutschland im Bereich Entwicklung einzufordern.
Zusätzlich kann man beispielsweise Stände auf Festivals betreiben, um mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen, die Entwicklungszusammenarbeit bekannter zu machen und auf ihre Erfolge hinzuweisen. Man versucht auch, mehr Menschen zu mobilisieren, sich für dieses Thema einzusetzen.
Das klingt auf jeden Fall spannend. Engagierst du dich hier in der Region oder auch deutschlandweit?
Vor allem regional. Ich spreche häufig mit den Bundestagsabgeordneten aus meinem Wahlkreis, indem ich sie selbstständig kontaktiere, sei es per E-Mail oder Telefon. So möchte ich sicherstellen, dass sie bemerken, dass junge Menschen in ihrer Region ein Interesse an Entwicklungsthemen haben. Zusätzlich nehme ich an von ONE organisierten Veranstaltungen teil, bei denen ich die Möglichkeit habe, mit hochrangigen Politiker:innen zu sprechen. Zum Beispiel habe ich bereits mehrmals die Bundesentwicklungsministerin getroffen. Kürzlich hatten einige Jugendbotschafter:innen sogar ein Treffen mit der Staatsministerin im Bundeskanzleramt. Mein Engagement ist also hauptsächlich regional, aber gelegentlich auch deutschlandweit ausgerichtet.
Bei deinem Ehrenamt ist also viel Eigeninitiative gefragt, wenn du selbst auf Politiker:innen zugehst?
Genau, aber das macht es einfacher, das Ehrenamt mit dem Studium zu verbinden. Denn in Phasen, in denen man mehr Zeit hat, kann man auch mehr unternehmen. Aber ebenso ist es wichtig, sich in stressigen Phasen etwas zurückzunehmen und sich auf das Studium zu konzentrieren. Es gibt lediglich einen verpflichtenden Online-Stammtisch pro Monat, dessen Termin flexibel vereinbart werden kann. Zum Beispiel findet der nächste Stammtisch gemeinsam mit Jugendbotschaftern aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden statt, da bald eine Kampagne zur Europawahl ansteht. Über diese Kampagne wird dann online diskutiert.
Wie bist du selbst zu ONE gekommen?
Ich habe mich schon immer für Politik interessiert. Und dann habe ich nach dem Abi ein Jahr Pause gemacht, weil ich noch nicht hundertprozentig wusste, was ich studieren möchte. Mir lag das Thema Bildung und Bildungsgerechtigkeit am Herzen und ich habe gemerkt, wie privilegiert man in dieser Hinsicht in Deutschland ist. Dann habe ich ein bisschen recherchiert, wie man sich in diesem Bereich engagieren kann und bin durch Zufall auf ONE gestoßen.
Was sind die Hauptthemen, für die ihr euch einsetzt?
Das sind diese großen Themen wie globale Armut und vermeidbare Krankheiten, aber auch Geschlechtergerechtigkeit, Klimawandel oder Hungerkrise.
Was das konkret heißt, ändert sich von Jahr zu Jahr, je nachdem, was gerade aktuell ist. Dieses Jahr liegt der Fokus beispielsweise darauf zu vermeiden, dass im Bundeshaushalt die Mittel für Entwicklung noch weiter gekürzt werden. Außerdem ist ein Schwerpunkt die Europawahl.
Welche Voraussetzungen braucht man, um bei euch mitzumachen?
Man sollte ein politisches Interesse mitbringen und etwas bewirken wollen. Außerdem sollte man Eigeninitiative zeigen und sich selbst motivieren können, für diese gute Sache aktiv zu sein. Ein bisschen Selbstbewusstsein braucht man auch, obwohl man das auch lernt.
Wie ist es für dich, mit den „Vertreter:innen des Volkes“ zu reden?
Vor dem ersten Gespräch mit einem Bundestagsabgeordneten war ich schon extrem aufgeregt. ONE nimmt einen aber gut an die Hand. Man bekommt Briefings, auf denen Fakten und Zahlen stehen, damit man sie nicht selbst recherchieren muss und nichts Falsches sagt. Das hat mir schon Sicherheit gegeben, aufgeregt war ich natürlich trotzdem. Aber das wird von Zeit zu Zeit besser und man wird geübter. Und ich habe gemerkt, dass es doch bloß Menschen sind, die auch an einem selbst interessiert sind und die es cool finden, mal mit jungen Leuten zu sprechen. Es ist immer gerne gesehen, dass sich junge Leute für wichtige Sachen einsetzen.
Was hast du aus dem Ehrenamt für dich persönlich mitgenommen?
Ich habe viele coole Leute kennengelernt, die an denselben Sachen interessiert sind und dieselben Werte teilen. Der Erfolg von seinem kleinen, persönlichen Engagement ist natürlich schwer messbar, aber es ist trotzdem schön zu sehen, wenn es positive Nachrichten aus dem Bereich gibt, in dem man sich engagiert. Zum Beispiel hat UNICEF neulich einen Bericht veröffentlicht, dass sich die Kindersterblichkeit in den letzten 20 Jahren halbiert hat.
Und was ich gerade schon meinte: Man wird selbstsicherer, man lernt, mit neuen Leuten ins Gespräch zu kommen und für seinen Standpunkt einzutreten, auch wenn es mal unbequem wird.
Kurz und knapp zum Abschluss: Wie würdest du dein Ehrenamt in drei Worten beschreiben?
Global, wirkungsvoll und engagiert.
Vielen Dank für deine Einblicke und deine Zeit, Kaya!
Philipp Graffe von ArbeiterKind.de
"Was damals als Webseite begann, ist heute ein Netzwerk, dass all diejenigen unterstützt, die nicht aus einem akademischen Elternhaus stammen. Wir bieten Orientierungsmöglichkeiten für Schüler:innen und Studierende, um sich im Studium zurechtzufinden. Sie können ihre Erfahrungen und Sorgen mit Menschen teilen, die ihre Probleme und Startschwierigkeiten verstehen."
„Die akademische Welt ist eine ganz andere.“ – Philipp Graffe von ArbeiterKind.de im Gespräch.
ArbeiterKind.de ist mehr als eine Hochschulgruppe: Das 2008 gegründete Netzwerk setzt sich deutschlandweit für Bildungsgerechtigkeit ein. Mit Vorträgen und verschiedenen Austauschangeboten möchten sie darauf aufmerksam machen, dass jede Person studieren kann.
Philipp Graffe engagiert sich seit einem halben Jahr in der Hochschulgruppe der TUD. Er ist ein „Arbeiterkind“ und hat die Schwierigkeiten, die ein Student aus einer Nicht-Akademikerfamilie haben kann, selbst erfahren. Mit diesem Wissen möchte er nun anderen Studierenden und Studieninteressierten helfen.
Wer seid ihr und was macht ihr als Hochschulgruppe?
Wir sind ArbeiterKind.de. Das Netzwerk wurde 2008 von Katja Urbatsch gegründet. Damals hatte sie festgestellt, dass ihr Freund überhaupt keine Probleme hatte, mit Professor:innen zu sprechen, während sie als Kind ohne Akademiker-Eltern oft unsicher war. Heute stellt das Netzwerk alle wichtigen Informationen bereit, um Menschen aus Nicht-Akademiker-Familien zu unterstützen.
Was damals als Webseite begann, ist heute ein Netzwerk, das all diejenigen unterstützt, die nicht aus einem akademischen Elternhaus stammen. Wir bieten Orientierungsmöglichkeiten für Schüler:innen und Studierende, um sich im Studium zurechtzufinden. Sie können ihre Erfahrungen und Sorgen mit Menschen teilen, die ihre Probleme und Startschwierigkeiten verstehen. Dabei verstehen wir uns als Community, die diesen wertvollen Austausch ermöglicht.
Insgesamt engagieren sich bereits über tausende Ehrenamtliche deutschlandweit in 80 lokalen Gruppen.
Auf welchen Wegen verfolgt ihr euer Ziel? Was für Angebote habt ihr?
Bei uns kann man sich in mehreren Aufgabenfeldern engagieren: Als Botschafter:in, Mutmacher:in, oder Mentor:in.
Als Botschafter:innen gehen wir in Schulen und halten dort Vorträge zu verschiedenen Themen, wie zum Beispiel der Studienfinanzierung. Unter anderem sprechen wir darüber, was es bedeutet zu studieren, wann sich ein Studium lohnt und was im Studium auf einen zukommt. So kommen wir mit den Schüler:innen ins Gespräch und können unsere lokale Gruppe bekannter machen.
Als Mutmacher:innen wenden wir uns insbesondere an Studieninteressierte oder Erstsemester. Bei Fragen zum Studium bieten wir gern ein persönliches Gespräch an. Während des gemeinsamen Austauschs möchten wir den Studierenden die Ängste und Vorurteile nehmen, denn ein Studium als Erstakademiker ist sehr gut möglich. Ich kenne das selbst. Ich bin auch der Erste in meiner Familie, der studiert. Die akademische Welt ist eine andere und die Sorge, nicht zurechtzukommen, ist anfangs einfach da. Hier möchten wir gern ansetzen, helfen und ermutigen, diese Hürden zu nehmen.
Wenn Studierende in den letzten Zügen ihres Studiums sind, können sie sich für das Mentoring-Programm anmelden. Dort geht es vor allem darum, den Berufseinstieg zu erleichtern und sich im Arbeitsleben zurechtzufinden.
Wie ist eure Gruppe in Dresden aufgebaut?
Wir haben eine flache Hierarchie. Alle sind gleichberechtigt. Momentan sind wir zehn Mitglieder und jeder kann sich einbringen, wo er möchte und wie es seine oder ihre Kapazitäten ermöglichen. Unser Ziel ist es, in diesem Jahr Arbeiterkind.de noch bekannter zu machen und die Strukturen zu stärken.
Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, in Lehrveranstaltungen zu gehen, um die Organisation und das Thema in der Universität präsenter zu machen. Als Ehrenamtliche:r sind wir auch auf Schulbesuchen und Messeständen vertreten. Weitere Tätigkeiten fallen zudem intern an, wie die Verwaltung unseres E-Mail-Postfaches. Das Aufgabenspektrum ist da breit gefächert. Jede:r Interessierte kann sich selbst Aufgaben suchen und Ideen einbringen.
Wie würdest du das Ehrenamt bei ArbeiterKind in 2 oder 3 Worten beschreiben?
Bereichernd und unterstützend.
Wie lange bist du selbst schon dabei und wie bist du dazu gekommen?
Ich bin jetzt seit einem guten halben Jahr dabei. Ich wollte der Gesellschaft etwas zurückgeben, weil ich in meiner akademischen Laufbahn auch viele Hürden überwunden habe. Mein Ziel ist es noch zu promovieren und auf der Suche nach Unterstützung bin ich online auf ArbeiterKind.de gestoßen. Hier konnte ich mir sehr gut vorstellen, mich zu engagieren. So kann ich nicht nur etwas geben, sondern mich auch persönlich weiterentwickeln.
Gibt es einen besonderen Moment, der dir aus den letzten Monaten in Erinnerung geblieben ist?
Tatsächlich war es das erste Treffen zum Infoabend. Dort habe ich mich sofort verstanden gefühlt. Jeder konnte sich vorstellen und seine eigene Geschichte erzählen. Ich habe sofort gemerkt: „Hier bin ich richtig, hier möchte ich mich gerne weiter engagieren“.
Ein weiterer Moment ist mir beim Informationsmarkt zur feierlichen Immatrikulation in Erinnerung. Wir hatten einen Stand und konnten mit anderen Studierenden ins Gespräch kommen. Das schöne war, dass auch sie uns das Feedback gaben, sich durch unsere Arbeit verstanden und nicht allein gelassen zu fühlen.
Kann man bei euch mitmachen? Welche Voraussetzungen braucht man dafür?
Es gibt immer einen Infoabend am ersten Mittwoch des Monats ab 19:30 Uhr. Der findet hybrid statt. Jede:r – ob Akademiker oder nicht – ist herzlich willkommen und kann ohne Anmeldung teilnehmen. Die Infos dazu findet man auf unserer Webseite, genauso wie den Link zum Big Blue Button Meeting.
Zum Abschluss: Hast du einen Rat für Menschen, die sich generell für ein Ehrenamt interessieren und sich engagieren wollen?
Probiert es auf jeden Fall aus, aber habt dabei eure zeitlichen Ressourcen im Blick. Der Fokus auf euer Studium steht stets im Vordergrund. Eine Balance zu finden, ist wichtig. Aber sonst: Bitte machen! Ausprobieren! Es ist super bereichernd.
Das Interview führte Julia Bachmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.
"Eule" von "Nightline Dresden"
"Wir sind ein anonymes Zuhörtelefon von Studierenden für Studierende. [...] Wir bleiben auch anonym und nennen uns „Eulen“, weil wir sozusagen nachtaktiv sind. [...] Dort hören wir einfach zu, egal [...] ob Prüfungsstress, Liebeskummer, Heimweh oder einfach nur mal quatschen."
Die Hochschulgruppe Nightline Dresden hat für jede Person ein offenes Ohr – egal, mit welchem Anliegen sie sich an das anonyme Zuhörtelefon wendet. Wir haben mit einer der „Eulen“ – so bezeichnen sich die Aktiven der HSG, die wie ihre Anrufer:innen ebenfalls anonym bleiben – über die Vielfalt der Arbeit bei der Nightline, die Prinzipien des Zuhörtelefons und Weiteres gesprochen.
Wer seid ihr und was macht ihr als Hochschulgruppe?
Wir sind die Nightline Dresden, ein anonymes Zuhörtelefon von Studierenden für Studierende. Wir sind per Telefon und Chat am Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag von 21 bis 24 Uhr erreichbar. Und dort hören wir einfach zu, egal welche Sorgen oder Anliegen die anrufende Person hat – ob Prüfungsstress, Liebeskummer, Heimweh oder einfach nur mal quatschen.
Wie kann ich mir den „Arbeitsalltag“ bei euch vorstellen?
Pro Monat haben wir jeder etwa ein- bis zweimal Dienst. Ansonsten haben wir neben dem Dienst noch andere Engagements im Verein. Es gibt zum Beispiel eine Gruppe, die sich um die Werbung kümmert, oder Menschen, die sich mit den Finanzen beschäftigen – oder das Wichtigste: Wir haben jemanden, der uns mit Schokolade versorgt.
Gibt es bestimmte Prinzipien, die ihr bei eurer Arbeit verfolgt?
Ja, wir haben fünf Prinzipien. Wir sind anonym – wir wissen also nicht, wer da gerade mit uns telefoniert. Das ist aber auch andersrum so: Wir bleiben auch anonym und nennen uns „Eulen“, weil wir sozusagen nachtaktiv sind. Außerdem sind wir vertraulich und unterliegen der Schweigepflicht. Wir sind vorurteilsfrei: Egal, was uns erzählt wird, wir verurteilen die Person nicht. Darüber hinaus sind wir unabhängig – institutionell, finanziell und so weiter. Und Prinzip Nummer 5: Wir sind niederschwellig. Wir verstehen uns als Hilfe auf Augenhöhe. Wir sind nicht dafür ausgebildet, jemandem professionell Ratschläge zu geben, wie vielleicht jemand bei der Telefonseelsorge – wir sind wirklich ein reines Zuhörtelefon.
Wie geht ihr vor, wenn euch jemand anruft?
Es kommt immer auf die Situation an: Manchmal möchte sich jemand einfach nur die Sorgen von der Seele reden. Dann hören wir einfach nur zu. Und manchmal möchte die Person doch irgendwie einen Ratschlag haben. Dann müssen wir leider sagen, dass wir dafür nicht ausgebildet sind und können aber auf andere Stellen verweisen, wo sich Hilfe gesucht werden kann.
Kann man bei euch in der Hochschulgruppe mitmachen und wenn ja, wie?
Sehr gerne sogar (lacht). Man braucht sich bloß bei uns zu bewerben oder uns eine E-Mail zu schreiben (nightline-dresden+mitarbeiten@posteo.de). Dann gibt es ein kleines Kennenlerngespräch, wo der/die Bewerber:in auch Fragen stellen kann. Wenn sich die Person entscheidet mitzumachen, gibt es eine kleine Schulung über zweieinhalb Tage, also von Freitagnachmittag bis Sonntagabend. Dort lernt man, welche Methoden man beim Zuhörtelefon anwenden kann. Und dann ist man auch schon dabei.
Welche Eigenschaften oder Fähigkeiten braucht man, wenn man sich bei euch als Ehrenamtliche:r engagieren möchte?
Es ist zunächst egal, in welchem Studienfach oder Studiengang man ist. Wir haben ganz viele verschiedene bei uns in der Nightline. Und es ist total egal, von wo man kommt und wer man ist – wichtig ist, dass man ein offenes Ohr hat und auch Motivation, sich im Verein zu engagieren, um zum großen Ganzen beizutragen.
Wie lange bist du selbst schon dabei und wie bist du auf die Nightline aufmerksam geworden?
Ich bin seit ungefähr zwei Jahren dabei. Ich habe damals nach einem Ehrenamt gesucht und bin dabei auf die Plattform „Ehrensache jetzt“ gestoßen, wo verschiedene Ehrenämter mit einer Art Profil vorgestellt werden. Dort habe ich die Nightline gefunden und das fand ich eine großartige Idee, weil ich selbst am Anfang meines Studiums eine ziemlich lange Zeit über krank war. Und da die Krankheit ansteckend war, war ich ziemlich einsam. In dem Moment habe ich gedacht: Da hätte ich die Nightline sehr gut gebrauchen können. Deswegen habe ich mich dann hier beworben.
Gibt es Vorteile, die du persönlich aus deinem Engagement ziehst, oder etwas, was du aus den Jahren mitgenommen hast?
Für mich persönlich ist es auf jeden Fall angenehm, etwas Nützliches zu machen, für eine Person da zu sein, die vielleicht gerade niemanden zum Reden hat, weil ich – wie gesagt – selbst schon in der Situation war. Ansonsten sind die Menschen bei der Nightline ein riesiger Vorteil. Das ist wie so ein riesig großer Safe Space mit super netten Personen, die ich sonst wahrscheinlich nicht kennengelernt hätte.
Welchen Rat würdest du Ehrenamtsinteressierten mit auf den Weg geben?
Einfach gerne bei uns bewerben! Und generell für Ehrenamtsinteressierte bei uns: Die Bewerbung ist nicht schwer, das Kennenlerngespräch und die Schulung gehen recht schnell. Man kann es auch gerne mal ausprobieren, ob das Ehrenamt zu einem passt und welche Aufgabe davon. Ich persönlich war schon in vielen Teams, habe deren Arbeit unterstützt und dadurch Einblick in verschiedene Bereiche der Arbeit des Vereins gehabt. Und ich finde es ziemlich cool, dass so viele verschiedene Personen oder Gruppen dazu beitragen, dieses Angebot für Studierende bereitstellen zu können. Also einfach ausprobieren!
Das Interview führte Julia Bachmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.
Ralph vom "Campusradio Dresden"
"Uns ist es wichtig, einfach diese Kerben zu finden, wo Menschen merken „Hey cool, die haben dazu etwas gemacht!“. Wir müssen nicht das bekannteste Radio in Dresden werden. Wir wollen einfach am Puls der Zeit sein und den Zeitgeist sowie die Themen, die uns beschäftigen, widerspiegeln."
Das Campusradio Dresden ist seit 2007 ein fester Bestandteil der TU Dresden. Hinter der Hochschulgruppe stecken Studierende aus allen Fachrichtungen und Semestern der Universität. Als unabhängiges studentisches Medium möchte das Campusradio Dresdner:innen erreichen, die gerne genauer hinhören. TUD-Student Ralph ist ehrenamtliches Mitglied des Teams. Ihm ist es vor allem wichtig, mit dem Radio am Puls der Zeit zu sein und Themen, die das Team beschäftigen, widerzuspiegeln.
Was ist das Campusradio und was macht ihr in eurer Hochschulgruppe?
Das Campusradio ist ein eingetragener Verein. Wir bieten Studierenden die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln, sei es Live-Radio, Moderation, Interviews führen oder Podcast-Folgen aufnehmen. Das machen wir in unterschiedlichen Bereichen. Also nicht nur Musik, sondern auch kulturelle oder TUD-Themen. Eben Themen die Studierende beschäftigen. Es ist wichtig, dass es dieses Angebot an der Uni gibt. Wir sitzen hier für Beiträge zusammen und alle können das einbringen, worauf sie Lust haben. Das ist das Wichtigste.
Wie bist du auf das Campusradio aufmerksam geworden?
Ich habe 2020 anfangen zu studieren und mir war bewusst, dass es in so einer großen Stadt so etwas geben muss. Also habe ich „Campusradio“ und „Dresden“ eingeben und habe schon die Adresse gefunden. Damals hat es mich nur etwas abgeschreckt, dass durch die Coronazeit das Tutorium ausgefallen ist und ich dachte, dass man durch dieses Tutorium reinkommt. Ich habe dann den Chefredakteur kennengelernt und er meinte, man kann einfach vorbeikommen. Wir hatten leider wenig Neuzugänge, aber jetzt plötzlich ist es wie eine neue Generation, die ins Büro kommt. Deshalb freut es uns, dass es jetzt so wieder wiederbelebt wird.
Aktuell bist du für Finanzen und Eventmanagement zuständig. Wie kann man sich eine typische Woche bei dir in der Campusradio-Arbeit vorstellen?
Letztes Jahr war ich noch beim Marketing. Durch diese Tätigkeit sind die Events dann einfach herausgewachsen. Wir haben gemerkt, wir haben Bedarf in diesem Bereich und so verteilen wir dann auch die Aufgaben. Angefangen haben wir mit dem Campus Culture Festival letztes Jahr oder Teachermania. Das waren schon große Herausforderungen. Wir hatten nicht viel Geld zur Verfügung und es waren viele Mitglieder weggebrochen. Mittlerweile sind meine Aufgaben Finanzen und Events, weil ich das gerne in die Hand nehmen wollte. Immer wenn ich freie Zeit habe oder gerade prokrastiniere, beschäftige ich mich eigentlich mit Campusradio-Themen. Ich schaue, was ansteht oder plane, was beim nächsten wöchentlichen Besprechungstermin wichtig ist, was hat sich aus alten Themen ergeben hat oder wie der Fortschritt bei Beiträgen ist.
Ihr berichtet über verschiedene Themen rund um Uni, Kunst, Kultur oder sendet eure eigenen Interviews. Kannst du uns einen kurzen Überblick in euer Programm geben?
Es gibt zum Beispiel unser Live-Radio. Das heißt „Funkstube“ und läuft im freien „coloRadio“ in Dresden. Da haben wir im Moment anderthalb Stunden Slot. Von der letzten Funkstube bis zur heutigen Stunde sind das dann zum Beispiel die neusten Songs so rauskommen. Man kann das aber auch für Beiträge verwenden. Wenn wir auf der Musikschiene bleiben, haben wir da noch den „Plattenbau“. Das ist ein einfaches Konzept: Es gibt drei Personen und jede Person bringt ein Album ins Spiel. Jeder hört sich das dann an und sagt seine Meinung dazu. Das ist eher ein Podcast-Format, was dann auf unserer Homepage oder Spotify hochgeladen wird. Anders schaut es dann zum Beispiel aus bei „Let´s talk Dresden“. Das betrifft eher Personen, die in Dresden etwas bewirken oder machen, das wir als berichtenswert empfinden. Ich war zum Beispiel bei den Kunsttagen im Sektor dabei. Dort haben wir den Aussteller kennenlernen dürfen und mit ihm ein Interview geführt. Dann haben wir auch noch das Heimatgeflüster, das heißt: drei Filme, drei Personen in einer Podcast Folge. Es gibt auch ein Programm, wo wir Leute draußen fragen, was sie gerade für Musik hören. Das werden wir heute auch noch vor der SLUB machen. Dann haben wir noch normale Beiträge. Nicht alles fällt in eine Rubrik. Aber es gibt noch einige andere Ideen oder Formate, die wiederbelebt werden sollen. Wir sind da recht offen. Wir haben eine neue Generation, also kann da auch ein neues Format rein oder einfach verändert werden.
Was ist dein persönliches Lieblingsprogramm?
Ich glaube mein persönliches Highlight ist schon immer „Let´s talk Dresden“, weil es einfach so viele coole Sachen gibt, die man in Dresden machen kann und die passieren. Das Leben geht ja auch über die Uni hinaus. Wir bilden die Gesellschaft da draußen ja auch zu einem Teil mit ab.
Wie sieht der Prozess von der ursprünglichen Idee für einen Beitrag bis hin zur fertigen Sendung aus?
Das ist immer super unterschiedlich. Wenn es ein sehr aktuelles Thema ist, dann ist das natürlich vorrangig. Steht jetzt aber nur die Idee und man weiß nicht genau, wann man das macht, dann verschiebt sich das auch manchmal ein bisschen. Im Prinzip sitzen wir im Büro zusammen und eine Person äußerte eine Idee, die ihr in den Kopf gekommen ist. Dann gibt es meist recht schnell Menschen, die darauf auch Lust haben, jemanden kennen, mal bei einem Seminar waren oder jemand hat vielleicht dazu studiert – so funktioniert das bei uns. Der Großteil ist aus den Geisteswissenschaften. Wir finden es manchmal selbst ein bisschen schade, dass weniger naturwissenschaftliche Fächer und Techniker dabei sind. Dafür haben wir Philosophie, Politikwissenschaft, Soziologie, auch Studierende aus der Hydrowissenschaft. In diesem großen Themenkreis kommen fabelhafte Beitragsideen zusammen. Aber die Dauer der Beitragsumsetzung kann ich schwer konkretisieren. Unser Beitrag zur veganen Fleischerei hat zum Beispiel nicht lange gedauert. Meistens arbeiten schon Minimum zwei Leute an einen Beitrag, aber wir haben auch Beiträge, wo vier Personen involviert sind. Dafür wird natürlich der Effort größer und dauert dann auch länger.
Welche Vorteile siehst du in deiner ehrenamtlichen Tätigkeit beim Campusradio?
Wir bekommen oft Akkreditierungen – das ist ein ziemlich großes Plus. Wenn wir mit der E-Mail-Adresse von der Chefredaktion nachfragen, ob wir einen Beitrag machen oder etwas auf Instagram promoten können, heißt es oft: „Klar, kommt vorbei!“ Man merkt, dass wir in der Kulturszene auch wirklich beliebt sind. Teilweise bekommen auch wir Anfragen, ob wir vorbeikommen wollen.
Beschreibe dein Ehrenamt in drei Worten!
Aktiv, vielfältig und einfach schön.
Was wünschst du dir für die Zukunft des Campusradios?
Das größte und wichtigste Ziel ist es, das Campusradio für zukünftige Generationen zu erhalten. Wir versuchen jeden zu erreichen, der gerade ein offenes Ohr für uns hat. Da unsere Leute so verschieden sind, sind auch unsere Beiträge so unterschiedlich. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass eine Person alle unsere Inhalte konsumiert. Uns ist es wichtig, einfach diese Kerben zu finden, wo Menschen merken „Hey cool, die haben dazu etwas gemacht!“. Wir müssen nicht das bekannteste Radio in Dresden werden. Wir wollen einfach am Puls der Zeit sein und den Zeitgeist sowie die Themen, die uns beschäftigen, widerspiegeln.
Ist es schwer, Studium und Ehrenamt miteinander zu vereinbaren?
Manchmal schon, aber das ist dann ja gerade die Herausforderung und das woran man lernt, die Balance zu finden. Ich muss zugeben, letztes Jahr habe ich das etwas übersehen und zu viel für das Campusradio gemacht, einfach weil ich Lust hatte. Daraus lernt man dann. Aber wenn das so ist, kann ich auch immer mit den anderen reden. Klar, dafür braucht es natürlich die Leute. Aber ich glaube, dass wir da wirklich gut aufgestellt sind und alles kompensieren können, wenn irgendetwas dazwischenkommt.
Würdest du aus heutiger Sicht nochmal ein Ehrenamt übernehmen?
Definitiv! Im Vergleich zum Praktikum, wo man drauf wartet, genommen zu werden oder nicht, macht ein Ehrenamt irgendwo eine Tür auf. Klar, es muss auch finanziell möglich sein, dass du da Zeit investierst.
Welchen Tipp kannst du Ehrenamts-Interessierten mit auf den Weg geben?
Das Wichtigste ist, sich einfach auszuprobieren. Man muss wirklich Lust darauf haben, dann kann man darin richtig aufgehen. Auch für Menschen, die Anschluss suchen, kann es gut sein, sich ehrenamtlich einzubringen. Ein Ehrenamt gibt einfach so viele Einblicke, die man sonst nicht hat, zum Beispiel wie Prozesse intern ablaufen. Das ist sehr wertvoll!
Das Interview führte Lu Ann Bahmann, SHK in der Pressestelle.
Ben Balsmeier vom "Zeugen der Flucht Dresden e.V."
" [Wir] veranstalten Workshops in Schulen [..], um Menschen mit und ohne Fluchterfahrung zusammenzubringen. [...] In den Medien wird sehr oft über Menschen geredet, aber nicht mit ihnen. Wir möchten eben diese persönliche Ebene mit in die Debatte einfließen lassen und auch in die Köpfe der Menschen bringen."
Die Initiative Zeugen der Flucht Dresden e.V. setzt sich für antirassistische Bildungsarbeit ein. Bei Workshops können die Teilnehmer:innen mehr über das Thema Flucht erfahren und persönliche Geschichten hören. Durch den Austausch und die Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Fluchterfahrung, möchten die Mitglieder junge Menschen zusammenbringen. Ben Balsmeier ist studentischer Ehrenamtlicher und aktiver Teil der Hochschulgruppe Dresden. Mit seiner Tätigkeit will er interkulturellen Austausch ermöglichen und so einen Beitrag zu einer offeneren und demokratischen Gesellschaft ohne Rassismus leisten. Im Interview erzählt der TUD-Student mehr über seine Auszeichnung durch die Studienstiftung und warum er wohl für immer ein Ehrenamtlicher sein wird.
Wer seid ihr und was macht ihr bei Zeugen der Flucht e.V.?
Wir sind Zeugen der Flucht Dresden e.V. und veranstalten Workshops in Schulen im Sinne der antirassistischen Bildungsarbeit, um Menschen mit und ohne Fluchterfahrung zusammenzubringen. Seit der Flüchtlingskrise 2015 gab und gibt sehr viele Vorurteile gegen Menschen, die Fluchterfahrung haben oder Menschen mit Migrationshintergrund allgemein. Diesen Vorurteilen möchten wir durch den persönlichen Austausch entgegenwirken, damit die Menschen miteinander und nicht übereinander sprechen. Es soll eine differenziertere Sichtweise auf das Thema Flucht geschaffen werden.
Wie sieht eure Arbeit konkret aus?
In den Medien wird sehr oft über Menschen geredet, aber nicht mit ihnen. Wir möchten eben diese persönliche Ebene mit in die Debatte einfließen lassen und auch in die Köpfe der Menschen bringen. Dafür haben wir ein Konzept entwickelt, das zuerst faktisch über dieses sehr emotional aufgeladene Thema berichtet, d.h. es gibt ein Quiz, wo die Teilnehmer:innen testen können, was sie schon über das Thema Flucht wissen. Dazu gibt es eine Präsentation, um dann die Fragen, die vielleicht beim Quiz aufgekommen sind, zu klären und generell ein bisschen zu informieren – z. B. wie funktioniert das Asylsystem in Deutschland, was sind Hauptaufnahme- und Herkunftsländer von Flüchtlingen, wie hängt das zusammen, was sind Fluchtursachen und Ähnliches. Im zweiten Teil kommt der Part, der uns besonders macht. Eine Person erzählt persönlich seine oder ihre Fluchtgeschichte und die Schüler:innen können dann Fragen stellen, um Vorurteile loszuwerden, aber auch um Interesse, was im ersten Teil aufgekommen ist, zu vertiefen.
Für welche Arten von Schulen bietet ihr diese Workshops an?
Für Schulformen von Klasse 3 bis 13 – da ist eigentlich immer alles dabei. Wir waren in Berufsschulen, Gymnasien, Oberschulen und haben jetzt ein Grundschul-Konzept entwickelt, d.h. wir gehen auch in Grundschulen. Da wird das natürlich alles ein bisschen kindgerechter, interaktiver und pädagogischer vermittelt und auch nicht so detailliert in Bezug auf Krieg oder Gewalt. Wir passen unseren Workshop immer extrem an das Publikum an, d.h. wenn wir jetzt bei der Grünen Jugend einen Workshop machen, dann hat das Publikum natürlich einen anderen Hintergrund, als wenn wir jetzt in eine Grundschule gehen.
Du engagierst dich seit 2019 bei Zeugen der Flucht. Wie bist du damals auf die Hochschulgruppe aufmerksam geworden?
Der Verein kommt eigentlich aus Freiburg und die Idee in Dresden hatte sich dann 2022 offiziell gegründet. Vorher war es eher eine Untergruppe von Freiburg. Es lief also schon was, war aber noch nicht so groß. Als ich angefangen habe Internationale Beziehungen zu studieren, gab es in der Ersti-Woche einen Tag, wo sich alle Initiativen vorgestellt haben. Und da hat ein mittlerweile guter Freund von mir, der Zeugen der Flucht in Dresden viel mit aufgebaut hat, das Projekt vorgestellt und ich hatte direkt Bock. Dann wächst man da natürlich so rein, was glaube ich die Stärke des Vereins ist. Wir versuchen immer den persönlichen Kontakt sehr zu pushen. Ich mochte einfach die Leute, man hat sich besser kennengelernt und dann ist es auch irgendwie eine Herzensangelegenheit geworden. Als mein Freund dann aus Dresden weggezogen ist, habe ich es das dann so ein bisschen übernommen und dann wurde auch alles ein bisschen ernster und größer, weil wir uns von Freiburg unabhängig gemacht haben.
Mittlerweile bist du seit April 2022 als Vorstandsvorsitzender tätig. Erzähle uns bitte mehr über deine Aufgaben!
Das sieht immer unterschiedlich aus. Natürlich gibt es Kernaufgaben, die sich durchziehen wie Vereinstreffen vorbereiten und durchführen, viele Rechnungen schreiben für Workshops und Ähnliches oder das Konto verwalten. Aber auch eben Veranstaltungen und Workshops organisieren, mit den Schulen kommunizieren und dann die Vereinsmitglieder fragen, wann sie Zeit haben und deren Ideen und Nöte umsetzen – also ein bisschen Mädchen für alles, wenn man das noch so sagt.
Du wurdest kürzlich von der Studienstiftung als Finalist des Engagementpreises ausgezeichnet, herzlichen Glückwunsch! Wie ist es dazu gekommen?
Es gibt diesen Engagementpreis seit zehn Jahren Als wir uns beworben haben war gerade eine Phase, wo wir dringend Geld brauchten. Uns war vor allem auch die finanzielle Unterstützung und der Spendenaufruf, den wir darüber bekommen, sehr wichtig. Es ist sehr schwer als kleiner, neugegründeter Verein in Dresden erstmal Fuß zu fassen, vor allem wenn man etwas mit Flucht und Migration macht. Es war eine Zeit, wo es sehr auf der Kippe stand, ob wir diese Vereinsarbeit überhaupt finanziell weitermachen und da hat uns der Preis selber, aber auch das Preisgeld und das Coaching sehr geehrt und geholfen. Ich bin sehr dankbar für die gesamte Förderung. Auch die Leute, die auch im Finale waren – das waren sehr coole Projekte, mit denen wir uns ebenfalls vernetzt haben.
Warum ist aus deiner Sicht so wichtig, sich ehrenamtlich zu engagieren?
Allgemein ist es glaube ich so, dass es in der Gesellschaft viele Probleme und Aufgaben gibt, die nicht gelöst werden oder die von den eigentlichen Akteuren nicht umgesetzt werden, wo dann ehrenamtliche Personen einspringen müssen. Bei uns ist das der Fall mit Integration und gegen Rassismus sowie Rechtsradikalismus zu arbeiten. Meiner Meinung nach wird nicht genug gegen extremistische, rechte Tendenzen getan und dann muss man eben als Person ehrenamtlich einspringen, um diese Lücke zu füllen. Das heißt, es ist teilweise einfach eine Notwendigkeit, das zu tun. Da gibt es natürlich auch viele andere Bereiche. Für mich ist es persönlich so, dass ich viele Menschen mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrungen kenne und kennengelernt habe und das natürlich so eine Herzensangelegenheit ist. Man weiß, was sie durchlebt haben. Diesen Menschen ein bisschen mehr Bühne zu bieten und dabei zu helfen, sich auszudrücken oder das in die Gesamtgesellschaft zu tragen und den Hass gegen die Personen, der wirklich existiert, abzubauen – das ist dann die persönliche Komponente, die sich während der Vereinsarbeit sehr stark vertieft hat.
Wenn du zurückblickst: Welche Erfahrungen nimmst du als Vereinsvorsitzender mit? Hat deine Tätigkeit hat auch einen Einfluss auf deine persönliche Entwicklung gehabt?
Ich bin auf jeden Fall sehr gewachsen an dieser Aufgabe. Als Bachelorstudent einen Verein zu gründen – das war alles irgendwie so learning by doing. Ich habe extrem gelernt das ganze Organisatorische auf die Reihe zu bekommen. Aber natürlich auch, wie man ein Team führt und leitet, worauf man achten muss. Was ist gut für den Teamzusammenhalt und wie strukturiert man das? Welche Aufgaben bespricht man in der großen Runde und welche in der kleinen? Welche persönlichen Befindlichkeiten von Personen spielen da rein? Einmal natürlich die administrative Ebene und dann natürlich das Teamleading – das nehme ich als Stärke mit. Der interkulturelle Austausch, der bei uns stattfindet, ist natürlich eine große Bereicherung und auch die Menschen, die ich kennengelernt habe.
Was wünschst du dir für die Zukunft eurer Initiative?
Erstmal möchte ich natürlich, dass es so gut weiterläuft wie jetzt und weiterhin die sehr coolen und interessanten Leute, die dabei sind, auch dabeibleiben. Wenn man jetzt mal größenwahnsinnig werden darf, soll es natürlich noch größer werden. Also mehr Schulen erreichen, mehr Menschen erreichen und sich vielleicht auch geografisch ausweiten. Wir haben im Mai in Leipzig und Berlin Workshops gemacht. Dass man sich als Verein einfach breiter aufstellt und noch mehr politische Arbeit macht. Wir gehen jetzt schon auf Demos, sind bei Podiumsdiskussionen, halten Vorträge oder Reden wie zum Beispiel bei der Tolerave. Mit „größer“ meine ich, Reichweite ausweiten und breiter von den Personen. Also noch mehr Länder, mehr individuelle Fluchtgeschichten und dass es einfach fest als ehrenamtliche, antirassistische Bildungsarbeit in Dresden und Umgebung verankert wird. Das würde ich mir sehr wünschen.
Angenommen ich möchte mich auch bei Zeugen der Flucht e.V. engagieren: Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen?
Vieles hat sich bei uns so entwickelt, dass irgendwer einen Kumpel oder eine Freundin mitgebracht hat. Ich glaube man sollte interessiert am Thema Flucht sein und interessiert zuhören – das sollte man schon mitbringen. Man sollte jetzt nicht erwarten, dass wir mega strukturierte Vereinstreffen haben, wo mit Anträgen gearbeitet wird. Wenn man sich irgendwie ein bisschen engagieren, was tun und auch schnell was machen möchte, dann gerne. Aber es ist alles ein bisschen entspannter, weil die Leute natürlich auch Spaß haben sollen, wenn sie ihre Freizeit damit verbringen.
Seid ihr aktuell auch auf der Suche nach neuen Mitgliedern?
Auf jeden Fall! Besondern suchen wir Menschen, die ihre Geschichte bei uns erzählen. Wir versuchen natürlich auch mehr Diversität reinzubringen und haben jetzt zum Beispiel auch eine Person aus der Ukraine – unsere erste weibliche Erzählerin. Wir wollen immer noch mehr Länder, mehr individuelle Fluchtgeschichten und natürlich auch Leute, die uns bei der Organisation unterstützen. Es ist auch viel Fluktuation im Verein. Manche Leute kommen, gehen dann wieder oder gehen ins Auslandssemester.
Auf welche Veranstaltungen können sich Interessierte in nächster Zeit freuen?
Wir machen öfter Spiel- und Spaßtreffen, um die Verbindung im Verein zu stärken, das Teamwork auszuweiten und Ähnliches. Es ist alles ein bisschen freundschaftlich und man verbringt seine Freizeit zusammen. Wenn es interessierte Leute gibt, können sie gerne am 23. Juli um 15Uhr zu unserem Workshop im Büro des Bundestagsabgeordneten Kassem Taher Saleh in der August-Bebel-Straße 33 vorbeikommen. Außerdem haben wir noch am 20. August einen weiteren Workshop. Infos hierfür folgen auf unserer Instagram-Seite @zeugenderflucht_dresden.
Wenn du heute noch einmal vor der Entscheidung stehen würdest, ein Ehrenamt zu übernehmen: Würdest du es wieder tun?
Ich glaube, ich werde mich immer ehrenamtlich engagieren, weil mir das einfach sehr wichtig ist. Es ist ein guter Ausgleich zum Studium oder dann später auch zum Beruf. Es ist immer extrem wertvoll, verschiedene Dinge zu tun, damit man nicht zu engstirnig auf eine Sache fokussiert ist. Alleine deswegen möchte ich es immer machen. Die Probleme in Deutschland in Bezug auf Flucht und Migration sind ja nicht gelöst, sondern verschlimmern sich eher gerade wieder in der Debatte. Deswegen würde ich mich auf jeden Fall wieder engagieren. Aber ich weiß nicht, ob ich mich nochmal so intensiv wie in den letzten zwei Jahren engagieren würde, weil mir das persönlich schon sehr viel abverlangt hat.
Was würdest du abschließend anderen Studierenden mitgeben, die sich auch ehrenamtlich engagieren möchten?
Ihr müsst auf jeden Fall überlegen, wofür ihr so ein bisschen brennt, was euch wichtig ist. Nicht einfach irgendwo hingehen, weil man denkt: „Cool sich jetzt ehrenamtlich zu engagieren“. Erstmal am besten in sich gehen, um zu ermitteln, welche gesellschaftlichen, politischen oder sozialen Themen einem überhaupt wichtig sind. Und dann vorher auch mal abchecken, wieviel Kapazitäten habe ich eigentlich. Kann ich eine Sache machen, kann ich zwei Sachen machen? Und dann auch schon mal mit einer groben Vorstellung reingehen. Es gibt ja genug Möglichkeiten. Informiert euch, dann sollte das Ganze gut laufen!
Das Interview führte Lu Ann Bahmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.
Jonathan Sternstein vom Leo-Club Dresden
"Ich denke, dass der größte Nutzen, den man für sich selbst speziell beim Leo Club herausziehen kann, ist, dass wir uns auch weiterbilden. [...] Des Weiteren lernt man natürlich persönlich dazu, wie man Sachen organisieren kann und worauf es ankommt."
Der Leo-Club Dresden „August der Starke“ ist eine Jugendorganisation von Lions Clubs International, in der sich junge Menschen unter dem Motto „We serve“ engagieren. Neben den ehrenamtlichen Einsätzen geht es vor allem um die Gemeinschaft und persönliche Entwicklung. Zusammen organisieren die Mitglieder Hilfsprojekte, sogenannte „Activitys“, und führen diese anschließend im Team durch. So werden Sach- oder Geldspenden akquiriert. Jonathan Sternstein ist als ehrenamtliches Mitglied in der Hochschulgruppe Dresden tätig. Seitdem er 2019 auf die Hochschulgruppe aufmerksam wurde, engagiert sich der TUD-Student regelmäßig bei unterschiedlichen Aktionen in der Stadt und umliegenden Region. Wie so eine Activity aussehen kann und was er aus seiner bisherigen Zeit im Ehrenamt mitnimmt, berichtet Jonathan im Interview.
Kurz gesagt, wer seid ihr und was macht ihr als Hochschulgruppe?
Wir sind der Leo-Club Dresden „August der Starke“. Die Leo-Clubs im Allgemeinen gibt es in ganz Deutschland und auch weltweit in sehr vielen Ländern. Ursprünglich kommt das aus den USA und ist eigentlich ein Stück weit wie eine Jugendorganisation von den Lions Clubs, aber wir sind eben trotzdem völlig eigenständig und können im Prinzip selbst entscheiden, was wir tun und lassen. Was uns ausmacht sind hauptsächlich zwei Sachen. Einmal die ehrenamtliche Tätigkeit, dass wir gemeinnützige Projekte organisieren und dann auch umsetzen. Und das andere ist, dass wir uns auch persönlich weiterbilden und gemeinsam Veranstaltungen planen und machen, uns auch mit den anderen Leos im Prinzip sachsenweit, deutschlandweit, europaweit und weltweit treffen.
Wie lange bist du schon ehrenamtlich im Leo-Club Dresden aktiv? Erzähle uns bitte mehr über deinen Weg zum studentischen Engagement!
Ich kenne den Leo-Club seit 2019. Ich war ungefähr ein dreiviertel Jahr erstmal Gast, also noch kein Mitglied und habe mir erstmal angeschaut, was das ist, weil ich das selbst auch vorher eigentlich gar nicht kannte. Ein guter Freund, den ich schon seit der Grundschulzeit kenne, hatte mich drauf angesprochen, ob ich Lust hätte, mitzumachen. Der wiederum hat die Gruppe auch über einen Freund kennengelernt – also ja, im Prinzip über Hörensagen.
Im Leo-Club bist du aktuell als Sekretär tätig. Was sind deine Aufgaben in dieser Position?
Bei uns gibt es immer vier offizielle Ämter: Präsident:in, Vizepräsident:in, Sekretär:in und Schatzmeister:in. Das ist in unserer Satzung so festgeschrieben, einfach für die Organisation und die wählen wir jedes Jahr neu. Wir haben das auch dieses Jahr schon neu festgelegt, weil das Amtsjahr bei uns immer im Juli endet. Dann werde ich Vizepräsident. Hauptaufgabe als Sekretär ist es, bei den Club-Treffen einfach mitzuschreiben, eben wenn man Ideen hat und was plant, dass das einfach festgeschrieben wird, um sich auch hinterher noch daran erinnern zu können.
Wie kann man sich so ein Club-Treffen vorstellen?
Wir treffen uns immer einmal monatlich und planen dort Sachen, verteilen die Aufgaben, wer was übernimmt, was wir zukünftig machen wollen und werten nochmal aus, was wir gemacht haben. Und manchmal treffen wir uns einfach, um ein bisschen Spaß zu haben. Wir gehen zum Beispiel bowlen oder letztes Wochenende waren wir im Garten bei einem Mitglied grillen – also es ist immer sehr entspannt.
Inwiefern nimmst du aus deinem studentischen Ehrenamt Vorteile mit?
Ich denke, dass der größte Nutzen, den man für sich selbst speziell beim Leo Club herausziehen kann, ist, dass wir uns auch weiterbilden. Es gibt Veranstaltungen, die extra organisiert werden, wo man bestimmte Sachen neu lernen kann und Workshops über alle möglichen Themen, die man besuchen kann. Des Weiteren lernt man natürlich persönlich dazu, wie man Sachen organisieren kann und worauf es ankommt. Auch bestimmte Sachen durchzusetzen und wirklich zum Laufen zu kriegen, sodass es funktioniert. Man übernimmt nicht nur Verantwortung für sich selbst sozusagen, sondern auch darüber hinaus. Aber auch die Vernetzung, man lernt viele Leute kennen, gerade über die Lions, aber auch andere Leos deutschlandweit und international, sodass man da einfach Kontakte knüpft.
Gibt es etwas, dass du aus deiner bisherigen Ehrenamtszeit mitnimmst?
Ja, ich denke, dass man sich persönlich auch ein bisschen entwickelt, dadurch dass man alleine eben schon Erfahrungen macht, die man so nicht machen würde. Auch die Verantwortung, die man im Amt übernimmt und Sachen organisiert – das ist auch etwas, was einen persönlich weiterbringt.
Im vergangenen Oktober habt ihr neben einer gemeinsamen Blutspendenaktion mit Unterstützung der sächsischen Leos auch die 1-Teil-Mehr-Aktion veranstaltet. Kannst du uns mehr über eure Activitys erzählen?
Die Blutspenden sind etwas, das wir relativ regelmäßig machen – immer mit den Mitgliedern, die Lust darauf haben. Darunter kann sich wahrscheinlich jeder etwas vorstellen. Eine 1-Teil-Mehr-Aktion ist vielleicht etwas, was sich nicht jeder direkt vorstellen kann. Dort haben wir uns mit den anderen sächsischen Leos – es gibt noch einige Clubs in Leipzig, Bautzen, Görlitz, jetzt auch neu in Chemnitz – im Rahmen einer Versammlung getroffen. Wir haben uns einmal vor einen Edeka und vor einen Fressnapf gestellt und dort die Leute höflich gefragt, ob sie bereit wären, ein Teil mehr zu kaufen, als sie üblicherweise für ihren Einkauf kaufen würden. Und das, was wir zusammengesammelt haben, haben wir dann gespendet. Einmal die Lebensmittel an die Ukrainehilfe und die Tiernahrung haben wir an ein Tierheim in Freital gespendet. Zum Beispiel zur Weihnachtszeit organisieren wir Geschenkpatenschaften für eine Einrichtung für Jugendliche und Kinder, die aus verschiedenen Gründen benachteiligt sind und bringen die Geschenke dann dorthin. Und zu Ostern basteln wir Osterkörbchen und befüllen die. Das beides haben wir letztes und dieses Jahr gemacht. Außerdem hatten wir jetzt manchmal einen Glühweinstand vor dem HSZ.
Es gibt mittlerweile unterschiedlichste Hilfsprojekte und Spendenaktionen. Warum sollten junge Menschen genau dem Leo-Club beitreten?
Ich habe es ja erstmal hautnah kennengelernt und miterlebt und wusste dann, wie es abläuft und habe so gemerkt, dass es mir gefällt und ich mich da auf jeden Fall mit einbringen möchte. Für alle anderen kann ich nur raten, dass man sich das einfach mal anschaut. Wir haben auch ständig Gäste, die mit dabei sind und sich anhören, was wir so tun. Aber es macht auch einfach Spaß. Wir haben echt coole Activitys, die wirklich Spaß machen. Zum Beispiel sind wir letztes Jahr mit einem Schlauchboot über die Neiße gepaddelt und haben Müll gesammelt. Man macht einfach was Gutes und hat Spaß daran.
Angenommen ich möchte auch gerne mal als Gast bei euch zuhören? Was muss ich mitbringen?
Es ist jeder bei uns willkommen, der Lust hat mitzumachen, mitanzupacken und Ideen einzubringen – gerne einfach vorbeikommen. Am besten uns vorher nochmal schreiben, damit wir dann sagen können, wann unser Club-Treffen ist. Aber im Prinzip ist jeder bei uns herzlich willkommen. Eigentlich ist die einzige Voraussetzung, 16-30 Jahre alt zu sein.
Welche Activitys habt ihr für die kommenden Monate geplant?
Eine unserer Activitiys ist die Carwash-Aktion, die machen wir jedes Jahr. Das ist mittlerweile schon wie ein Klassiker geworden. Da bekommen wir eine Autowaschanlage gestellt und verkaufen sozusagen Tickets für das Autowaschen und die Einnahmen werden dann gespendet. Die gehen dieses Jahr an den Sonnenstrahl e.V. Die Spendenziele und -zwecke von unserem Club sind meist immer recht regional, also Dresden und Umgebung. Wenn man etwas Größeres macht, zum Beispiel deutschlandweit, dann natürlich auch größer. Dann suchen wir uns immer etwas raus, was wir unterstützen wollen. Dafür können uns gerne Vereine und Gruppen anschreiben, die einfach Hilfe benötigen.
Wenn du jetzt noch einmal vor der Entscheidung stehen würdest, ein Ehrenamt zu übernehmen: Würdest du es wieder tun?
Auf jeden Fall! Ich glaube, wenn ich es jetzt nicht wollen würde, dann wäre ich nicht Mitglied.
Welchen Rat würdest du aus deinen Erfahrungen mit dem Engagement, Ehrenamts-Interessierten mitgeben?
Ich kann nur raten, dass man sich einfach mal informiert, zum Beispiel online oder auch bei Veranstaltungen wie dem dies academicus. Dort kann man sich auch alle möglichen Hochschulgruppen anschauen. Ich kann eigentlich nur empfehlen, sich da irgendwo einzubringen, weil man eben auch persönlich einen Nutzen daraus ziehen kann und es einfach eine schöne Sache ist, auch neben dem Studium noch etwas anderes zu machen und sich auszuprobieren. Das ist sehr viel wert und da hat man ja sonst nicht unbedingt die Möglichkeit zu, vor allem im Studenten- oder Berufskontext. Da muss ja alles irgendwie immer funktionieren und so ist es alles ein bisschen zwangloser.
Das Interview führte Lu Ann Bahmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.
Friedrich Ohrt von „Ingenieure ohne Grenzen“
„Wir alle profitieren an der Universität von gesellschaftlichen Strukturen, die uns umfassend privilegieren. Ehrenamtliches Engagement bietet eine gute Möglichkeit, diese Privilegien sinnvoll einzusetzen."
Bereits seit 20 Jahren leistet „Ingenieure ohne Grenzen e.V.“ wichtige Entwicklungsarbeit vor allem im Globalen Süden. Durch die partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe will der Verein so die Wasser- und Energieversorgung unterstützen sowie Bildungseinrichtungen und die zivile Infrastruktur voranbringen. Friedrich ist neben seinem Studium an der TU Dresden ehrenamtliches Mitglied der Regionalgruppe Dresden. Hier ist er für die Projekt- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig und kümmert sich um die IT-Administration. Im Interview gibt er einen Einblick in seinen Alltag mit dem Engagement und erklärt, warum es für ihn so wichtig ist neben dem Studium ehrenamtliche Erfahrungen zu sammeln.
Erzähl uns bitte kurz, wer ihr seid und wofür ihr in der Regionalgruppe Dresden steht!
„Ingenieure ohne Grenzen“ ist eine deutschlandweite Organisation der technischen Entwicklungszusammenarbeit, die sich in lokalen Regionalgruppen organisiert. Diese Regionalgruppen betreuen hauptsächlich Inlands- wie Auslandsprojekte, organisieren aber beispielsweise auch Workshops.
Wie bist du zum Ehrenamt bei „Ingenieure ohne Grenzen“ gekommen?
Schon seit Beginn meines Studiums wollte ich mich, soweit zeitlich möglich, neben der Universität engagieren. Ende 2020 hat mich ein Kommilitone auf „Ingenieure ohne Grenzen“ aufmerksam gemacht. Daraufhin habe ich mich bei einigen Treffen, die zu dieser Zeit pandemiebedingt online stattfanden, dazugeschaltet. Ich habe mich direkt gut aufgenommen gefühlt und über die ersten Wochen die Organisation, ihre Arbeitsweise und ihre Projekte kennengelernt. Begeistert haben mich insbesondere die Zielsetzung, die Lebensbedingungen benachteiligter Menschen nachhaltig zu verbessern, das bevorzugte Mittel der partnerschaftlichen Unterstützung und der ganzheitliche Ansatz, welcher auch Bildung und Öffentlichkeitsarbeit beinhaltet. Außerdem herrscht in der Regionalgruppe durchweg freundschaftliches Klima, der Spaß kommt bei der Arbeit auch nicht zu kurz. Das alles hat mich zum Engagement bei „Ingenieure ohne Grenzen“ motiviert.
Euer Einsatz reicht von Äthiopien bis Indonesien. Auf welchen Projekten liegt aktuell euer Fokus?
Die Regionalgruppe Dresden betreut zurzeit ein Inlandsprojekt in Dresden und ein Auslandsprojekt in Taveta, Kenia. In Dresden wollen wir Menschen im besten Alter aus zugewanderten oder geflüchteten und aus deutschen Familien zusammenbringen, um sich auszutauschen, sich durch ihre Fähigkeiten gegenseitig zu bereichern, zusammen zu kochen, zu gärtnern, zu lernen, zu spielen – kurz: gemeinsam teilzuhaben am Leben in Dresden.
In Kenia arbeiten wir mit der lokalen Mbuyuni Women Groupzusammen, welche das Bildungszentrum Mbuyuni Sunrise Academy ausbauen möchte. Zurzeit existieren dort ein Aufklärungszentrum gegen weibliche Genitalverstümmelung, ein Kindergarten, eine Vor- sowie Grundschule. Zukünftig sollen auch eine Sekundarschule und eine Berufsschule etabliert werden. Zusammen mit Akifra, der Dresdner Aktionsgemeinschaft für Kinder- und Frauenrechte, wollen wir die Frauengruppe dabei unterstützen. Das umfasst auf technischer Seite Support beim Bau neuer Gebäude, beim Ausbau der Wasserversorgung, sanitärer Anlagen und der Energieversorgung sowie bei der Entwicklung von Weiterbildungsangeboten.
Welche Möglichkeiten gibt es, sich bei euch zu engagieren? Was müssen Interessierte gegebenenfalls schon mitbringen?
Das Schöne bei „Ingenieure ohne Grenzen“ sind die vielfältigen Möglichkeiten des Engagements und die niedrigen Einstiegshürden. Natürlich sind erfahrene und technisch versierte Ingenieur:innen herzlich willkommen. Aber auch als Student:in oder Berufseinsteiger:in jeglicher Fachrichtung kann man sich bei uns einbringen. Neben der technischen Projektarbeit, also beispielsweise der Planung und Auslegung von Energiesystemen, sind die Öffentlichkeitsarbeit und das Fundraising wichtige Bestandteile unserer Arbeit. Das umfasst Mediendesign, Social Media, Promotion, das Akquirieren von Fördermitteln und vieles Anderes. Die Möglichkeiten sind zahlreich, die wichtigste Voraussetzung ist Freude an Zusammenarbeit.
Warum ist aus deiner Sicht so wichtig, sich ehrenamtlich zu engagieren?
Für mich persönlich ist es wichtig, neben dem Studium weitere Erfahrungen zu sammeln. Der universitäre Alltag kann leicht monoton werden und beleuchtet oft nur eine Sichtweise und ein Fachgebiet. Durch außeruniversitäres Engagement kann der eigene Horizont erweitert werden. Da ich ehrenamtlich tätig bin, kann ich mir die Arbeit flexibel einteilen – sowohl für die Art der Tätigkeit als auch für den zeitlichen Umfang, den ich investieren möchte. Ich bin froh, über das Ehrenamt der Gesellschaft etwas zurückgeben zu können. Wir alle profitieren an der Universität von gesellschaftlichen Strukturen, die uns umfassend privilegieren. Ehrenamtliches Engagement bietet eine gute Möglichkeit, diese Privilegien sinnvoll einzusetzen.
Was war bislang aus deiner Sicht die größte Herausforderung? Gibt es auch etwas, worauf du besonders stolz bist?
Eine ständige Herausforderung, der wir bei Projekten von „Ingenieure ohne Grenzen“ ausgesetzt sind, ist die Kommunikation mit unseren internationalen Partnerorganisationen. Interkulturelle Differenzen erschweren dabei teils die Zusammenarbeit. Gleichzeit können wir dabei viel über uns, andere Kulturen und globale Zusammenhänge lernen. „Ingenieure ohne Grenzen“ bietet unter anderem in diesem Bereich Workshops an, die dabei helfen, diese Schwierigkeiten zu überwinden. In diesem Zusammenhang bin ich froh, dass wir als Team auf unserer letzten Reise nach Kenia, trotz interkultureller Differenzen zur Partnerorganisation, eine gute Basis für eine zukünftige Zusammenarbeit legen konnten.
Was erhoffst du dir mit eurem Einsatz zu erreichen?
Ich hoffe, dass wir mit unseren Projekten tatsächlich die Lebensbedingungen benachteiligter Menschen nachhaltig verbessern können. Dabei lässt sich dies nicht nur an einem Ausbau der Infrastruktur messen. Die Lebensbedingungen umfassen auch soziale und wirtschaftliche Faktoren. Ich bin aber davon überzeugt, dass ingenieurstechnische Leistungen, zum Beispiel eine nachhaltige Versorgung mit sauberem Wasser oder eine hohe Verfügbarkeit erneuerbarer Energie, dazu beitragen kann, eine nachhaltige Entwicklung anzustoßen. Ein Beispiel: Eine stabilisierte Stromversorgung kann Lernenden der Mbuyuni Sunrise Academy eine bessere Ausbildung im digitalen Bereich ermöglichen. Das kann ihnen im späteren Berufsleben bessere Aussichten auf langfristige Beschäftigung und damit mehr Sicherheit im Leben geben.
Wenn du jetzt noch einmal vor der Entscheidung stehen würdest, ein Ehrenamt zu übernehmen: Würdest du es wieder tun?
Unbedingt. Es ist eine super Möglichkeit, über den eigenen Tellerrand zu schauen, sich zu vernetzen und Kompetenzen im fachlichen wie außerfachlichen Bereich aufzubauen. Ich habe das Glück, bei „Ingenieure ohne Grenzen“ auch viele Freunde gefunden zu haben und wichtige Kontakte knüpfen zu können.
Welchen Rat würdest du aus deinen Erfahrungen mit dem Engagement, Ehrenamts-Interessierten mitgeben?
Probiert es einfach mal aus! Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten des Ehrenamts in Dresden. Organisationen und Hochschulgruppen mit unterschiedlichstem Fokus bieten diverse Angebote, die euer Leben nur bereichern können. Während der eigene Horizont erweitert wird, werden auch Wissen und Kompetenzen geschult und verbessert. So könnt ihr Erfahrungen sammeln, die ihr im Vorlesungssaal nicht machen werdet. „Ingenieure ohne Grenzen“ bietet dazu vielseitige Möglichkeiten, also schaut gerne mal vorbei!
Das Interview führte Lu Ann Bahmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.
Jascha von „Balu und Du“
„Balu und Du spielt auf die Geschichte „DasDschungelbuch“ von Rudyard Kipling an. Darin ist Balu der lustige und gutmütige Bär, der das Waisenkind Mogli in seinem Leben im Dschungel anleitet und begleitet. [...] Genau diese Beziehung macht das Mentoringprogramm aus. Gemeinsames Erleben und Spaß haben ist der Kern der Patenschaft."
„Balu und Du“ ist ein gemeinsames Projekt der Diakonie Dresden und TU Dresden. Im Rahmen des Programms übernehmen Ehrenamtliche wie Jascha für einen bestimmten Zeitraum die Verantwortung für ein Grundschulkind und begleiten es außerhalb der Schule. Durch persönliche Treffen soll so Kindern geholfen werden, sich in der heutigen Gesellschaft zurecht zu finden, zu lernen und sich individuell entfalten zu können. Im Interview hat uns Jascha mehr über seine Mentorenzeit als „Balu“ berichtet und wie er es geschafft hat, Ehrenamt und Studium miteinander zu vereinbaren.
An der TU Dresden gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren. Erzähle uns bitte mehr über deinen Weg zu „Balu und Du“!
Als ich 2017 zum Studium an die TU Dresden kam, war für mich klar, dass ich mich in irgendeiner Form engagieren möchte. Dabei habe ich etwas gesucht, dass nicht nur einen positiven gesellschaftlichen Einfluss hat, sondern mir auch möglichst viel Spaß macht. Als Freund:innen mir dann von ihren Erfahrungen mit „Balu und Du“ erzählt haben, war ich sofort begeistert. Nach einem ersten Anruf und nettem Gespräch mit dem damaligen Koordinator ging eigentlich alles recht schnell. Ich habe eine Informationsveranstaltung besucht, an einigen einführenden Veranstaltungen, die der Vorbereitung des Mentorings dienen, teilgenommen und dann auch schon meine Mentorenschaft gestartet.
Was ist „Balu und Du“? Worum geht es bei euch?
„Balu und Du“ ist ein Mentoringprogramm, bei dem meist Studierende für ein Jahr eine Mentorenschaft für ein Kind im Grundschulalter übernehmen. Meist trifft man sich dafür einmal die Woche zwei bis drei Stunden zu Aktivitäten wie Spaziergängen, Spielplatzbesuchen bis hin zum gemeinsamen Kochen. Ziel des Programms ist es, durch diese gemeinsamen Unternehmungen das Patenkind zu unterstützen, sich in unserer Gesellschaft zu entwickeln. Durch die Patenschaft lernt es oft neue Dinge und Situationen kennen und damit auch, wie man daraus entstehende Herausforderungen erfolgreich meistern kann. Das können die einfachen, beiläufigen Erkenntnisse sein, zum Beispiel, wie man ein Buch aus der Bibliothek ausleihen kann oder dass Gemüse eigentlich auch ganz gut schmeckt. Andererseits möchte man auch die Mentor:innen in sozialen Fähigkeiten bilden, zum Beispiel wie man kindgerecht erklären kann, warum bei Rot über die Straße zu gehen nicht erlaubt ist oder aber auch einfach mal aufmerksam zuzuhören. Die Idee ist zwei Menschen unterschiedlichen Alters zueinander zu führen, die mit Spaß und Freude sehr viel voneinander lernen können. Damit das gelingt, wird die Patenschaft von Programmkoordinator:innen der Diakonie Dresden begleitet, die einen in Begleitveranstaltungen unterstützen und bei Fragen und Problemen zur Seite stehen. Zudem stellt „Balu und Du“ natürlich auch ein kleines Budget für die Unternehmungen zur Verfügung, damit keine Mehrkosten entstehen.
Kannst du uns erklären, was hinter dem Namen „Balu und Du“ steckt?
„Balu und Du“ spielt auf die Geschichte „Das Dschungelbuch“ von Rudyard Kipling an. Darin ist Balu der lustige und gutmütige Bär, der das Waisenkind Mogli in seinem Leben im Dschungel anleitet und begleitet. Zusammen erleben sie viele Abenteuer und lernen einander kennen. Genau diese Beziehung macht das Mentoringprogramm aus. Gemeinsames Erleben und Spaß haben ist der Kern der Patenschaft. Dass die Balus (Mentor:innen) und Moglis (Patenkinder) dabei voneinander lernen, ist ein schöner Nebeneffekt.
Was muss man als „Balu“ mitbringen? Wie sieht so eine Patenschaft aus?
Das Wichtigste ist Offenheit und Spaß! Das Großartige am Programm ist ja, dass nicht nur die Moglis sich ausleben können, sondern auch die Balus. Die Mentorenschaft ist eine schöne Möglichkeit, selbst mal ganz neue Dinge zu tun. Bei mir war das zum Beispiel Baseball, was mein Mogli und ich auf dem Stadtfest ausprobiert haben – vielleicht entdecken manche Balus dabei noch ein bislang verborgenes Talent. Kreativität in der Freizeitgestaltung ist natürlich hilfreich. Glücklicherweise wird einem dabei aber mit vielen Ideen zur Seite gestanden und man muss keine durchgeplante Unternehmung für jedes Treffen haben! Ich bin recht regelmäßig mit meinem Mogli auf den nahen Sportplatz Fußballspielen gegangen, weil uns beiden das einfach viel Freude bereitet hat. Ein bisschen Zeit und Freude am Umgang mit Kindern sollte man natürlich mitbringen und sich in dessen Gegenwart auch vorbildhaft verhalten, da man als Balu für dieses Kind nun mal eine wichtige Orientierung ist.
Kannst du genauer darauf eingehen, wie du es geschafft hast, deine Tätigkeit als „Balu“ mit dem Studium zu vereinen?
Ich habe mir während der Vorlesungszeit zum Beispiel den Donnerstag mit zwei bis drei Stunden fest für die Unternehmungen mit meinem Mogli eingeplant und dazu 90 Minuten für die Begleitveranstaltung, die immer freitags stattfand. In den Semesterferien habe ich mich flexibel mit meinem Mogli abgesprochen. Wenn wir uns wegen eines Urlaubs mal nicht sehen konnten, haben wir uns dafür beim nächsten Mal einfach mehr Zeit genommen und konnten so auch mal längere Ausflüge machen. Sehr hilfreich für die Integration in den Studienalltag ist auf jeden Fall auch, dass es über das Studium Generale und für Lehramtsstudierende zum Beispiel auch über den Ergänzungsstudienbereich möglich ist, die Mentorenschaft als Studienleistung anerkennen zu lassen.
Nach einem Jahr endet offiziell das Mentoringprogramm. Angenommen, man möchte im Anschluss daran weiterhin ehrenamtlich tätig sein: Wie geht es danach weiter? Welche Optionen haben Studierende?
Hier gibt es zwei Möglichkeiten, die auch gut miteinander kombinierbar sind. Man kann sowohl die Patenschaft fortsetzen als auch Teil der Hochschulgruppe „Baghira“ werden. Wenn man die Patenschaft weiterführt, wird nur die Durchführung eigenständiger, da die Begleitung durch die Koordinator:innen und unterstützenden Strukturen abnimmt. Ich habe mich bereits gegen Ende meines Patenschaftsjahres dazu entschieden, das Programm auch anderweitig unterstützen zu wollen und bin so zu „Baghira“ gekommen. In engem Austausch mit der Diakonie Dresden organisieren wir zum Beispiel Werbung, Bildungsangebote sowie Veranstaltungen für die Balus und ihre Moglis. Dabei engagiert sich jedes Mitglied ganz nach den eigenen Möglichkeiten, bringt individuelle Ideen und Fähigkeiten ein.
Was macht das Engagement bei „Balu und Du“ für dich besonders?
Das Besondere an „Balu und Du“ ist, dass Spaß und Lernen hier keine einseitige Sache sind. Als ich meine Patenschaft anfing, ging ich recht naiv davon aus, dass mein Mogli nur etwas von mir lernen würde. Zu dieser Fehlannahme hat mich wohl das Wort „Mentor:in“ verleitet. Tatsächlich habe ich umgekehrt mindestens genauso viel von meinem Mogli gelernt. Der sprichwörtliche Blick durch Kinderaugen ermöglicht es tatsächlich eine ganz neue Perspektive wahrzunehmen und kennenzulernen.
Beschreibe dein Engagement in 3 Worten!
Überzeugung, Freude, Solidarität
Deine Tätigkeit bringt sicherlich auch die ein oder andere Herausforderung mit sich. Kannst du uns erzählen, was dich an deinem Ehrenamt motiviert, weiterzumachen?
Ich möchte anderen Menschen ermöglichen, solche Erfahrungen sammeln zu dürfen, wie sie mir während meiner Mentorenschaft zuteilwurden. Ich bin überzeugt, dass es eine wichtige Grundlage unseres Zusammenlebens ist, die Perspektive anderer einnehmen und verstehen zu können, empathisch zu sein. Gerade diese Fähigkeit ist es, die das Programm meiner Erfahrung nach fördert. Deshalb motiviert mich die Überzeugung durch „Balu und Du“ einen Teil zu einer sozialeren, empathischeren Gesellschaft beizutragen. Dass das Programm nebenbei auch die Stärkung der Bildungsgerechtigkeit in Deutschland zur Folge hat, ist dabei noch eine zusätzliche Motivation.
Stell dir vor, du würdest jetzt noch einmal vor der Entscheidung stehen, ein Ehrenamt zu übernehmen: Würdest du es wieder tun?
Kurz und knapp: unbedingt!
Gibt es einen Tipp, den du Ehrenamts-Interessierten mit auf den Weg geben würdest?
Man sollte unbedingt die Infoveranstaltungen besuchen, um Programmkoordinator:innen sowie aktuellen und ehemaligen Balus Fragen zu stellen. So erhält man alle wichtigen Informationen und dazu noch Erfahrungsberichte aus erster Hand. Danach sollte man deutlich besser einschätzen können, ob „Balu und Du“ das Richtige für einen ist. Die aktuellen Termine findet man auf unserer Website oder in unserem Newsletter. In Person kann man uns bei der Ehrenamtsmesse Dresden oder auf dem Campus beim dies academicus antreffen. Bei Interesse stehen wir gerne unter zur Verfügung. Auch bei „Baghira“ suchen wir immer Unterstützer:innen. Ob als Werbeexpert:in in den sozialen Medien oder als Verpflegungsprofi für die nächste Veranstaltung – bei uns findet man kurz- und langfristige Möglichkeiten sich zu engagieren.
Das Interview führte Lu Ann Bahmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.
Helene von AIESEC
"AIESEC ist eine der weltweit größten Studierendenorganisationen. [...] Wir streben eine Welt an, in der Menschen auf ihr eigenes Verständnis von „Frieden“ hinarbeiten können und die Ansichten anderer anerkennen und respektieren. Jeder soll die beste Version von sich selbst sein können."
AIESEC ist eine internationale Austauschorganisation, welche es sich zur Aufgabe gemacht hat, Praktika und Freiwilligenprojekte im Ausland zu vermitteln. So sollen jungen Menschen authentische, wirkungsvolle interkulturelle Austauscherfahrungen ermöglicht werden. Mittlerweile zählen über 100 Länder und Territorien zum Portfolio der Initiative – von Brasilien über Sri Lanka bis hin zu Mexiko. Zu den studentischen Mitgliedern der Organisation gehört auch Helene. In ihrer freien Zeit ist die Wirtschaftsstudentin als Vorsitzende im Lokalkomitee Dresden tätig. Welche Herausforderungen sie in dieser Position bewältigen musste und warum es so wichtig ist, ein Ehrenamt zu übernehmen, berichtet sie im Interview.
Erzähle uns bitte, wie du zu deinem Ehrenamt bei AIESEC gekommen bist!
Ich bin jetzt seit fast zwei Jahren bei AIESEC. Besonders an der Organisation ist, dass viele AIESECer ihre gesamte Studienzeit in der Organisation bleiben und auch im Anschluss noch Mitglied sind. Daher sind zwei Jahre noch gar nicht so lange. Darauf aufmerksam geworden bin ich damals durch eine Mail eines Professors. Die Initiative hat auf den ersten Blick vor allem zwei meiner Interessen verbunden: Internationalität/ Interkulturalität und ehrenamtliche Tätigkeit in einer internationalen Organisation. Doch auch, dass die Arbeit auf den ersten Blick dem wirtschaftlichen Arbeitsfeld sehr ähnlich ist, hat mich gereizt. So bin ich dann im Jahr 2021 nach Abschluss meines 1. Semesters zu AIESEC gekommen.
Was genau macht AIESEC? Wie kann man sich die Arbeit eurer Hochschulgruppe vorstellen?
AIESEC ist eine der weltweit größten Studierendenorganisationen. Unser Ziel ist es, junge Menschen mithilfe von interkulturellen Erfahrungen persönlich und professionell weiterzuentwickeln. Wir streben eine Welt an, in der Menschen auf ihr eigenes Verständnis von „Frieden“ hinarbeiten können und die Ansichten anderer anerkennen und respektieren. Jeder soll die beste Version von sich selbst sein können. Dabei gehen wir davon aus, dass vor allem junge Leute der Schlüssel zu einer besseren Zukunft sind, weshalb wir dort ansetzen. Um dieses Ziel zu erreichen, wollen wir Leadership durch praktische Erfahrungen in herausfordernden Umfeldern entwickeln. Diese praktischen Erfahrungen stellen wir durch unsere interkulturellen Austauschprojekte bereit.
Wie kann man sich diese Austauschprojekte vorstellen? Welche Möglichkeiten haben Studierende bei euch, Erfahrungen im Ausland zu sammeln?
Wir bieten zum einen Freiwilligenprojekte an, zum anderen aber auch Praktika für Lehramt und auch andere Bereiche wie zum Beispiel IT und Wirtschaft. Mithilfe dieser Projekte ermöglichen wir es Studierenden, einen ganz neuen Einblick in ein Land zu bekommen, indem man für 6 – 8 Wochen dort in einer Hostfamilie, einem Appartement o. Ä. unterkommt. Die Bereiche, in denen man freiwillig tätig werden kann, sind vielfältig und basieren auf den Nachhaltigkeitszielen der UN. Darunter fallen zum Beispiel Projekte im Bereich Umwelt- und Klimaschutz, Gleichberechtigung, Unterrichten und viele weitere. Die Freiwilligenprojekte werden von unseren Standorten in dem jeweiligen Land ausgesucht und finden in Kooperation mit lokalen NGOs statt. Betreut wird man dabei von uns in Deutschland, aber auch von den AIESECern vor Ort.
Angenommen man entscheidet sich, mit AIESEC während des Studiums ins Ausland zu gehen. Wie läuft der Prozess ab, wenn man ein Auslandspraktikum machen will?
Wir versuchen es so einfach wie möglich für die Studierenden zu gestalten. Der Prozess für ein Praktikum ist jedoch etwas umfangreicher und dauert länger als für ein Freiwilligenprojekt. Im Allgemeinen melden sich Interessierte auf unserer Webseite an und werden dann vom Komitee kontaktiert, um persönlich über Vorstellungen, Erwartungen und Wünsche für ein Projekt zu sprechen. Wir übernehmen dabei die Suche nach passenden Projekten und unterstützen bei der Entscheidung sowie der anschließenden Bewerbung. Wird man für ein Projekt angenommen, kann man sich entscheiden, ob man dieses oder lieber ein anderes antreten will –eine Bewerbung heißt noch nicht, dass man das Projekt am Ende machen muss. Mit dem unterschriebenen Vertrag beginnt die Phase der Vorbereitung und Aufbereitung verschiedener Themen. Und dann ist man auch schon „ready to go“.
Neben den Austauschmöglichkeiten können Studierende auch ehrenamtlich in eurer Hochschulgruppe tätig werden. Gibt es dafür bestimmte Voraussetzungen?
Engagieren kann sich bei uns jeder zwischen 18 und 30 Jahren. Ansonsten gibt es keine Voraussetzungen. Unsere Teams bestehen aus ganz verschiedenen Personen mit unterschiedlichen Hintergründen. Unser Lokalkomitee unterteilt sich zum Beispiel in die Bereiche Marketing, Finanzen und Legales, Talent Management sowie zwei Teams, die sich mit unseren Auslandsprojekten beschäftigen (Lehramtspraktika und Freiwilligenprojekte im Ausland). Je nachdem in welcher Position man tätig ist, variieren die Aufgaben. Man muss gut zu unserem Team passen, ausreichend Zeit mitbringen und es muss für beide Seiten stimmen – dann kann man nach einem Kennlerngespräch und erstem Lokalkomitee-Meeting auch schon Mitglied bei AIESEC werden.
Du übernimmst aktuell die Rolle der Lokalvorsitzenden in Dresden. Wie gestaltet sich dein Ehrenamt in dieser Position?
Als Hauptverantwortliche für unser Komitee in Dresden gebe ich vor allem eine Vision und Richtung vor und leite sowie unterstütze mein Team. Wir setzen hierbei auf ein agiles Leadership Modell, sprich Kommunikation spielt bei uns eine essenzielle Rolle. Ich bin ebenfalls für die Gestaltung unserer wöchentlichen Vorstands- sowie Lokalkomitee-Meetings verantwortlich und führe regelmäßige Check-Ins mit den Vorstandsmitgliedern, aber auch mit meinem Consultant durch. Die Arbeit ist sehr facettenreich und kann daher auch immer neue unterschiedliche und sich verändernde Aufgaben beinhalten. Ich unterstütze so zum Beispiel aktuell Studierende bei der Projektsuche und im gleichen Zug bin ich auch viel im Kontakt mit Komitees aus der ganzen Welt, um mich mit diesen über mögliche Projekte abzustimmen. Doch auch Marketing-Tätigkeiten oder Finanzaufgaben können mal anfallen. Dafür sind jedoch vorrangig die entsprechenden Teams verantwortlich. Ich arbeite entweder in unserem Büro oder ganz flexibel, wo ich gerade bin.
Was unterscheidet euch von anderen Hochschulgruppen? Kannst du uns erzählen, was AIESEC für dich besonders macht?
Was es für mich besonders macht, sind die Menschen. Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Menschen auf einem Haufen getroffen, die so aufgeschlossen und inspirierend sind. Alle haben die gleichen Werte und arbeiten auf das gleiche große Ziel hin – das verbindet enorm. Wir haben mehrere Konferenzen im Jahr, auf denen sich alle 33 Komitees in Deutschland treffen. Für mich persönlich sind das die schönsten Erinnerungen, die ich bisher mit der Organisation sammeln konnte. Gemeinsam zu diskutieren, neue Perspektiven zu bekommen und Ideen weiterzuentwickeln. Doch auch, dass es uns schon seit 75 Jahren gibt und sich Alumni immer noch so sehr engagieren. Bei uns heißt es immer „Einmal ein AIESECer, immer ein AIESECer“ – und es stimmt!
Hast du im Zusammenhang mit deiner ehrenamtlichen Tätigkeit auch Enttäuschungen erlebt? Was waren Herausforderung in deiner bisherigen Zeit?
Während meiner Zeit als Vorsitzende ist es nicht immer einfach gewesen, allerdings bin ich vor allem dadurch gewachsen. Die größte Herausforderung war es für mich, ein Komitee wiederaufzubauen., denn als ich Vorsitzende wurde, war das sehr klein. Wir machten intensive Rekrutierungsphasen und mussten allen neuen Mitgliedern die Aufgaben und Strukturen erklären. Das ist viel Arbeit und nicht besonders leicht. Auch das Leiten eines multikulturellen Teams mit so vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten ist nicht gerade einfach. Doch daraus habe ich persönlich immens viel gelernt. Das Schöne an AIESEC ist, dass man mit allen Herausforderungen nur wachsen kann und auch wenn Fehler passieren, man aus diesen lernt. Während meiner gesamten Zeit hatte ich immer einen riesigen Support aus dem Netzwerk in Deutschland. Man ist nie wirklich allein und hat immer Rückhalt, was die Arbeit und auch die Herausforderungen deutlich angenehmer und einfacher machen. Das vergangene Jahr als Vorsitzende war eines der herausforderndsten Jahre, die ich hatte – aber auch eines, indem ich am meisten gelernt habe, mich am meisten entwickelt habe und am meisten über mich hinausgewachsen bin.
Wenn du auf dein letztes Jahr im Ehrenamt zurückblickst: Welche Erfahrungen nimmt du als Team Head mit? Würdest du sagen, deine Tätigkeit hat auch einen Einfluss auf deine berufliche bzw. persönliche Entwicklung?
Ich konnte durch die Arbeit so viel Neues lernen und erleben, was mir persönlich und auch beruflich enorm viel gebracht hat. Die Arbeit bei AIESEC ist sehr nah an der Arbeit dran, die täglich in Unternehmen passiert. Ich konnte viele Skills erlernen, die ich direkt in meinem Werkstudentenjob anwenden konnte und ebenfalls Ideen mitnehmen, die ich in dem Unternehmen umsetzen konnte, um Prozesse intern zu verbessern. Auch bezüglich meiner Führungsqualitäten hat mich AIESEC geprägt. Ich weiß durch AIESEC sehr genau, was das Arbeitsumfeld ist, in dem ich später arbeiten möchte und wie ich dieses weiter gestalten kann. Ich glaube man kann nicht so genau beschreiben in wie vielen Bereichen AIESEC mir persönlich und beruflich geholfen hat ohne den Rahmen zu sprengen. Doch es hat mich definitiv sehr geprägt.
Wenn du heute noch einmal vor der Entscheidung stehen würdest, ein Ehrenamt zu übernehmen: Würdest du es wieder tun?
Die Antwort fällt mir sehr leicht. Sie wäre immer wieder: Ja!
Welchen Tipp würdest du Ehrenamts-Interessierten mit auf den Weg geben?
Ich finde, jeder sollte ein Ehrenamt gemacht haben. Manchmal denkt man, dass man nicht genug Zeit hat oder nichts daraus lernt. Daher mein Tipp: Macht es! Durch ein Ehrenamt, egal welches, kann man immer etwas mitnehmen, sich weiterentwickeln und neue Perspektiven kennenlernen. Ehrenamtliche Arbeit kann einem enorm helfen, herauszufinden was man später machen möchte und in welchem Umfeld man arbeiten möchte. Und wenn man Glück hat, wie in meinem Fall, findet man eine Organisation, in der man eine Leidenschaft entdeckt.
Das Interview führte Lu Ann Bahmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.
Lotta Borkhardt von Amnesty International
„Tatsächlich kann es manchmal etwas ernüchternd sein, sich mit all den Menschenrechtsverletzungen auseinander zu setzen [...]. Umso schöner ist es, dann aber auch Berichte darüber zu bekommen, wie unsere Arbeit tatsächlich etwas bewirkt hat."
Amnesty International gilt als die weltweit größte Bewegung, welche für Menschenrechte eintritt und sich gegen schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen stark macht. Ein engagiertes Mitglied der Hochschulgruppe Amnesty International Dresden ist Lotta Borkhardt. Neben ihrem Politikwissenschafts-Studium an der TU Dresden engagiert sich Lotta bereits seit über einem Jahr ehrenamtlich. Bei Amnesty ist sie unter anderem in zwei der sechs unterschiedlichen Untergruppen eingebunden, welche sich mit verschiedenen Themen wie Menschenrechtbildung oder Frauenrechte beschäftigen.
Die TU Dresden verfügt über zahlreiche Hochschulgruppen, welche Studierenden die Möglichkeit geben, sich ehrenamtlich zu engagieren. Kannst Du uns mehr darüber erzählen, wie du dazu gekommen bist, dich zusätzlich zu deinem Studium ehrenamtlich zu engagieren?
Ich studiere mittlerweile schon im 5. Semester Politikwissenschaft im Bachelor an der TU Dresden. So war auch der Weg zu Amnesty Dresden relativ naheliegend. In meiner Tätigkeit bei Amnesty sehe ich, dass mein Studium auch praktische Anwendungen finden kann. Bei der ganzen Theorie in der Uni ist es schön auch zu sehen, wie man aktiv etwas bewirken kann.
Bei Amnesty bist du als Gruppensprecherinnen tätig. Wie würdest du eine typische Woche bei dir in der Amnesty-Arbeit beschreiben? Oder gibt es diese gar nicht?
Ich bin seit Frühling 2021 eine der beiden Gruppensprecherinnen bei Amnesty. Das bedeutet, dass ich unsere Treffen leite, welche alle zwei Wochen stattfinden und beispielsweise Anfragen und Termine im Blick habe. Der einzig beständige Planungspunkt bei jedem unserer Treffen ist eigentlich ein kurzes Update aus allen Untergruppen. Weil diese die meiste Arbeit zwischen den Plena machen, berichten wir uns dabei gegenseitig kurz, was in den einzelnen Untergruppen gerade so ansteht und passiert. Ansonsten sprechen wir über verschiedene Aktionen, die demnächst anstehen, wie zum Beispiel der Abend für die Erstsemestler:innen am 10. November, den Briefmarathon oder größere Amnesty Konferenzen.
Du hast eben schon von Untergruppen gesprochen. Wie kann man sich das genau vorstellen? Wie setzt sich eure Hochschulgruppe zusammen?
Wir bei der Hochschulgruppe Amnesty in Dresden sind in sechs unterschiedlichen Untergruppen organisiert, die sich mit verschiedenen Themen beschäftigen. Dazu zählen unter anderem Menschenrechtsbildung, Wirtschaft und Digitalisierung, Frauenrechte oder unsere Gruppe für Flucht und Asyl. Die Untergruppe zu Menschenrechtsbildung hält zum Beispiel Workshops oder geht an Schulen, um über Menschenrechte zu sprechen. Hingegen hat unsere Frauenrechtsuntergruppe aktuell eine Ringvorlesung in Kooperation mit der Hochschulgruppe GeNOW an der Uni organisiert. Als ganze Gruppe machen wir auch größere Aktionen, die sich allgemein mit Menschenrechten beschäftigen, wie zum Beispiel der Briefmarathon im Dezember, bei dem wir Unterschriften sammeln wollen.
Die Arbeit rund um die Thematik Menschenrechte und deren Verletzungen ist sicherlich oftmals gar nicht so leicht. Was motiviert dich dennoch immer weiterzumachen?
Tatsächlich kann es manchmal etwas ernüchternd sein, sich mit all den Menschenrechtsverletzungen auseinander zu setzen, die überall und andauernd auf der Welt passieren. Umso schöner ist es, dann aber auch Berichte darüber zu bekommen, wie unsere Arbeit tatsächlich etwas bewirkt hat. Das erinnert mich daran, dass ich persönlich aktiv dabei helfen kann, tatsächlich etwas für andere Menschen zu ändern.
Was denkst Du, war bisher die größte Herausforderung, die du im Rahmen deiner ehrenamtlichen Tätigkeit bewältigen musstest?
Manchmal ist es schwierig die Motivation zu behalten, vor allem, wenn man zum Beispiel die Nachrichten schaut. Da scheint es so, als ob alle Arbeit nichts bringt und wir sowieso nichts ändern können. In einem anderen Moment ist es aber auch immer wieder motivierend einen Bericht von einer Freilassung, einem faireren Gerichtsprozess oder der Verhinderung einer Todesstrafe zu lesen, die Amnesty bewirkt hat.
Würdest du dein Engagement bei Amnesty als eine Herzensangelegenheit beschreiben? Wenn ja, kannst du uns erklären warum?
Auf jeden Fall. Ein Ehrenamt ist wahrscheinlich immer eine Herzensangelegenheit, sonst würde man es nicht freiwillig tun. Ich habe einfach das Gefühl irgendetwas tun zu müssen, wenn ich mir die Situation auf der Welt anschaue. Meine Arbeit bei Amnesty ermöglicht mir das zumindest in meinem eigenen Rahmen.
Wenn du auf die Zeit vor deiner Mitgliedschaft in der Hochschulgruppe zurückblickst – Würdest du sagen, dass sich dein Leben auch in anderen Bereichen oder deinem sozialen Umfeld verändert hat?
Es fällt mir schwer das festzumachen. Ich würde auf jeden Fall sagen, dass sich mein Leben und soziales Umfeld in den letzten 1 1/2 Jahren verändert hat, vor allem im Vergleich zu meiner Schulzeit. Ob das jetzt an Amnesty, meinem Studium oder auch der Corona-Pandemie liegt ist schwer zu sagen. Wahrscheinlich ist es eine Kombination aus allem.
Hast du bestimmte Ziele für die kommende Zeit bezüglich deiner Tätigkeit im studentischen Ehrenamt? Stehen größere Projekte an?
Unser nächstes größeres Projekt ist wohl der Briefmarathon im Dezember. Dabei werden für zehn, vorher von Amnesty International ausgewählte Fälle von Menschenrechtsverletzungen deutschlandweit versucht, möglichst viele Unterschriften zu sammeln. Jede dieser Unterschriften steht dabei für einen einzelnen Brief oder eine E-Mail, die die zuständigen Stellen, welche für diese Verletzungen verantwortlich sind, dann überschwemmen sollen. In etwa 30 Prozent dieser Fälle tritt nach dem Briefmarathon tatsächlich eine Verbesserung ein – denn genau das ist unser Ziel.
Kannst du dir vorstellen, dich nach Abschluss deines Studiums noch ehrenamtlich zu engagieren oder vielleicht sogar hauptberuflich bei Amnesty International zu arbeiten?
Ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen auch nach meinem Studium noch ehrenamtlich weiter aktiv zu sein. Amnesty bietet an dieser Stelle auch deutschlandweit zahlreiche Möglichkeiten. Teil einer Amnesty Gruppe zu werden, wäre also auch außerhalb von Dresden möglich.
Was würdest du anderen Studierenden, die auch darüber nachdenken sich ehrenamtlich zu engagieren oder vielleicht sogar in deine Fußstapfen treten wollen, mit auf den Weg geben?
Ein Ehrenamt gibt sowohl Dir selbst als auch anderen Menschen etwas. Im Unialltag haben viele den Eindruck gar nichts nebenbei schaffen zu können. Für mich sind die Sitzungen in unserer Hochschulgruppe aber immer auch eine Gelegenheit, mich mit Anderen auszutauschen, denen ich in meinem Studiengang vielleicht gar nicht über den Weg gelaufen wäre. Man hat immer die Möglichkeit je nach Zeit mal mehr oder weniger aktiv zu sein, aber besser als gar nichts zu tun, ist es allemal.
Das Interview führte Lu Ann Bahmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.
Franz Riedel von der studentischen Initiative AIAS Dresden e.V.
"Um ein richtiger Held zu sein, braucht es aber nicht immer große Taten. Manchmal reichen auch kleine Gesten, wie eine Blutspende oder eine Typisierung, um für Andere ein wahrer Held und Lebensretter zu sein."
Die studentische Initiative AIAS Dresden e.V. setzt sich für den Kampf gegen Blutkrebs ein. In vielen Fällen ist eine Stammzelltransplantation für Blutkrebspatienten die einzige Chance auf Heilung. Doch da Gewebemerkmale möglichst identisch sein müssen, finden viele Betroffene keinen passenden Spender. Franz Riedel ist Mitglied der Hochschulgruppe und möchte aktiv auf die Thematik Blutkrebs aufmerksam machen. Über seine persönlichen Erfahrungen mit der Stammzellspende und warum besonders junge Spender so wichtig sind, berichtet er im Interview.
Was bedeutet die Abkürzung AIAS?
Der Name “AIAS” steht nicht etwa für eine Abkürzung, sondern bezieht sich auf den Helden „Aias“ aus der griechischen Mythologie, der sich im Trojanischen Krieg durch seine Loyalität und enorme Tapferkeit auszeichnete. Um ein richtiger Held zu sein, braucht es aber nicht immer große Taten. Manchmal reichen auch kleine Gesten, wie eine Blutspende oder eine Typisierung, um für Andere ein wahrer Held und Lebensretter zu sein.
Wie bist du dazu gekommen, dich neben deinem Forstwissenschafts-Studium noch ehrenamtlich zu engagieren – und warum ist deine Wahl auf diese Hochschulgruppe gefallen?
Ich wollte Leute außerhalb der Uni kennenlernen, die nicht das Gleiche studieren wie ich, und gleichzeitig etwas Sinnvolles leisten. Da sind Hochschulgruppen und Vereine die erste Anlaufstelle. Ich habe mich z.B. auch bei der „Bühne“ oder bei elbMUN engagiert, was mir großen Spaß gemacht hat. Es gibt aber nur eine Initiative, die aktiv Leben rettet: AIAS! Die Energie der Leute dort und das unglaubliche Gefühl, die Welt selbst ein Stück besser zu machen, haben mich sofort überzeugt meine Zeit in dieses Projekt zu stecken, als ich an einem Infostand angesprochen wurde. Am Ende des Tages muss man sich fragen, was man mit seiner Freizeit machen möchte: etwas Soziales und Sinnvolles oder Rennautos und Betonboote bauen.
Die Möglichkeiten sich bei AIAS zu engagieren sind sehr vielfältig. Was machst du genau?
Bei AIAS gibt es vier verschiedene Ressorts, die alle unverzichtbare Aufgaben übernehmen – vom Marketing bis hin zu IT und Personal. Ich selbst kümmere mich um die Events, die wir für Aufklärungszwecke oder im Zuge von Registrierungsaktionen organisieren. Zusammen mit den anderen Mitgliedern bin ich verantwortlich für Förderanträge, Logistik und Planung kreativer Veranstaltungen. Dabei gibt es keine Grenzen des Möglichen! Wir haben beispielsweise vor vier Jahren in Kooperation mit der DVB eine eigene Straßenbahn genutzt und Fahrgäste während der Fahrt über das Thema Leukämie aufgeklärt.
Darüber hinaus bin ich Schatzmeister im Vorstand, d.h. ich habe die Aufsicht und Verantwortung über unsere Ausgaben und Einnahmen durch Spenden oder Sponsoring.
Blutkrebs kann jeden treffen, deshalb ist eure Arbeit so wichtig. Kannst du uns kurz erklären, wie eine Registrierung bei euch abläuft?
Das ist schnell erklärt: Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein! Anhand der entnommenen Speichelproben kann man die Informationen extrahieren, die für die Merkmale der Blutkörperchen von Nöten sind. Diese Infos werden zusammen mit persönlichen Daten, wie Körpergewicht und Alter, bei der DKMS (Deutschen Knochenmark Spenderdatei) hinterlegt, um bei übereinstimmenden Merkmalen – einem Match – als passende:r Spender:in kontaktiert zu werden. Deswegen sind aktuelle Adresse und Telefonnummer essenziell! Ein rechtzeitiger Beginn der Blutkrebs-Therapie ist sehr wichtig – je schneller ich mit dem:der Spender:in in Kontakt komme, desto besser stehen die Überlebenswahrscheinlichkeiten des:der Patient:in.
Du bist ebenfalls als potenzieller Lebensretter gegen Blutkrebs registriert. Hast du bereits eine Übereinstimmung mit einem Patienten erlebt? Wärst du bereit für eine Spende, wenn du in diesem Moment einen Anruf erhalten würdest?
Ja, ich habe bereits ein Match mit einer Patientin gehabt. Das erste Gefühl beim Anruf der DKMS war Freude und diese unglaubliche Verantwortung für einen anderen Menschen. Ihre Gesundheit und ihr Leben lagen plötzlich in meinen Händen! Wenn man einmal in dieser Situation steckt, einem Menschen bei einer Krebstherapie helfen zu können, dann wird es kein „Nein“ geben. Ich stelle mir immer vor, dass es genauso meine Familie oder Freunde treffen könnte, und da würde ich auch sofort alle Hebel in Bewegung setzen. Denn Krebs kann jede:n erwischen.
Ich würde es jederzeit wieder tun. Der Eingriff bestand bei mir aus einer Blutspende bei einem Arzt und war wirklich gut zu bewältigen – und ehrlich gesagt, hat es richtig Spaß gemacht!
Bereits seit drei Jahren engagiert du dich bei AIAS. Was treibt dich an?
Ich selbst habe vor etwa vier Jahren Stammzellen an eine Patientin gespendet, kurz nachdem mein bester Freund an Krebs gestorben ist. Ihm konnte ich nicht helfen, dafür aber einer wildfremden Person aus Osteuropa. Das war schon ein seltsames Gefühl, aber gleichzeitig auch unfassbar tröstend und bestärkend. Ich glaube, viele Menschen haben Angehörige durch Krebs verloren und ebenfalls diese lähmende Hilflosigkeit gespürt. Viele Krebsarten sind nicht heilbar, aber Blutkrebs ist oft durch eine Transplantation der Stammzellen gut zu therapieren. Diese Möglichkeit muss man nutzen, um so vielen Menschen wie möglich das Leben zu retten, auch wenn man sich nicht direkt kennt. Denn stell dir vor, es geht um deinen Vater oder deine Oma. Dann würdest du es auch versuchen.
Wie können sich Studierende bei euch engagieren und was sollten sie dafür mitbringen?
Wenn man Lust auf Öffentlichkeitsarbeit, Freude am Fotografieren oder einfach Motivation zur Organisation von spannenden Events hat, ist man bei uns richtig. Man muss kein spezielles Wissen mitbringen – nur Freude und eine positive Einstellung, Leben zu retten.
Warum ist wichtig, gerade junge Menschen als potenzielle Spender:innen zu gewinnen?
Je jünger ein:e Spender:in, desto vitaler und anpassungsfähiger die Stammzellen des Körpers. Es ist wichtig, dass junge Menschen einen längeren Zeitraum in der Datenbank bleiben. Wenn ich mich mit 18 Jahren registrieren lasse, werden meine Gewebemerkmale fast vierzig Jahre lang in der Datenbank gespeichert. Ob ein Mensch im ersten Jahr oder erst nach zwanzig Jahren in Frage kommt, weiß ich im Vorfeld nicht. Wenn ich mich erst mit 40 Jahren typisieren lasse, ist die Zeitspanne zum Leben retten also kürzer. Sobald man 55 Jahre alt ist, fällt man aus der DKMS raus. Und je länger man bei DKMS registriert ist, desto wahrscheinlicher ist es als Stammzell-Spender:in in Frage zu kommen.
AIAS Dresden ist besonders bekannt für die großen Typisierungsaktionen, unter anderem 2020 im Hörsaalzentrum mit 2549 neuen potenziellen Stammzellspender:innen. Aufgrund der Pandemie konnten diese zuletzt nicht vor Ort stattfinden. Habt ihr jetzt Pläne für Veranstaltungen auf dem TUD-Campus?
Solange wir Corona nicht loswerden, können wir anderen Menschen natürlich keinen Abstrich im Mund machen. Eine große Registrierungsaktion ist also leider bisher nicht geplant. Deswegen konzentrieren wir uns derzeit auf Aufklärung zu dem Thema und promoten unsere Online-Kampagne, bei der man das Spender-Set coronakonform nach Hause bekommt.
Kannst du dir vorstellen, dich auch nach Abschluss deines Studiums noch aktiv für den Kampf gegen Blutkrebs einzusetzen? Was sind deine Wünsche für die Zukunft?
Selbstverständlich! Andere Leute zur Registrierung bei DKMS zu motivieren und Vorbehalte gegenüber der Transplantation aus der Welt zu räumen, kann man auch unabhängig von Studium und Beruf. Auch Typisierungsaktionen wie wir sie an der TUD organisieren, müssen nicht immer groß angelegt sein
Sich typisieren zu lassen ist kein großer Aufwand. Ich würde mir wünschen, dass die Aufklärung über das Thema beim Hausarzt präsenter umgesetzt wird und man automatisch registriert wird, außer wenn man aktiv widerspricht. Das gilt genauso für die Ausstellung eines Organspendeausweises.
Wenn du anderen Studierenden, die gerade noch überlegen, einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachzugehen, eine Botschaft mit auf den Weg geben müsstest – welche wäre es?
Es ist egal für welches Ehrenamt ihr euch entscheidet – Das Engagement allein zählt und ist nicht selbstverständlich. Werdet Held:innen des Ehrenamts! Und der DKMS.
Der nächste Infostand von AIAS Dresden e.V. findet am 21. April vor der Alten Mensa statt. Bei gutem Wetter lädt die Lokalgruppe am darauffolgenden Tag ab 17:00 Uhr zum Wikinger-Schach auf dem Nürnberger Ei ein. Am Montag, dem 16. Mai zeigt das Kino am MTZ am Uniklinikum anlässlich zum Themenabend “Fighting blood cancer” den Film „Beim Leben meiner Schwester“. Zuvor gibt es einige Informationen zum Thema von einem Arzt aus dem Bereich der Hämatologie des Uni-Klinikums.
Das Interview führte Lu Ann Bahmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.
Sophie Groschupf vom Studentischen Sanitätsdienst der TU Dresden
"Einfach machen. Ich war am Anfang auch etwas skeptisch, aber man findet sich eigentlich überall sehr schnell ein und gewinnt dabei so viel mehr als einfach nur eine Freizeitbeschäftigung."
Der Studentische Sanitätsdienst der TU Dresden setzt sich dafür ein, dass Mitarbeitende und Studierende in der Lage sind, in Notsituationen qualifiziert Erste Hilfe leisten zu können. Seit Oktober 2018 ist Sophie Groschupf neben ihrem Studium an der TUD ehrenamtliches Mitglied des Sanitätsdienstes. Die Master-Studentin kümmert sich dabei um die Organisation sowie die Öffentlichkeitsarbeit der Hochschulgruppe.
Du engagierst dich nun schon seit über 3 Jahren im Studentischen Sanitätsdient. Wie bist du damals dazu gekommen, neben dem Studium noch eine Ehrenamts-Position zu übernehmen? Warum ist deine Wahl auf genau diese Hochschulgruppe gefallen?
Ich hatte einfach Lust, etwas Neues auszuprobieren und wollte mich gern abseits meines Sozialpädagogik-Studiums mit anderen Inhalten beschäftigen – sozusagen ein wenig aus meiner „Bubble“ herauskommen. Da schien mir eine Hochschulgruppe an der TU Dresden eine gute Möglichkeit zu sein. Ich habe damals zu Beginn des Semesters ein Werbeplakat in einem Wohnheim gesehen und mir gedacht, dass ich da mal vorbeischauen könnte. Daraufhin war ich beim Begrüßungsabend des Wintersemesters und habe mich anschließend dazu entschieden, bei den Unisanis mitzumachen.
Die meisten Studierenden haben bestimmt schon einmal vom Studentischen Sanitätsdienst gehört, wissen jedoch nicht, was euer konkretes Einsatzgebiet ist. Kannst du uns erzählen, wann man sich an die „Unisanis“ wenden kann?
Neben der eigenen Aus- und Fortbildung unserer Mitglieder bieten wir kostenlos auf Wunsch zugeschnittene Erste-Hilfe-Kurse an. Außerdem sichern wir Veranstaltungen der Universität sanitätsdienstlich ab – sofern bestimmte Auflagen unsere Zuständigkeit nicht übersteigen. Wenn Studierende also beispielsweise an ihrem Institut, im FSR oder in einer Hochschulgruppe mal wieder ihre Kenntnisse in Erster Hilfe auffrischen wollen oder die nächste größere Konferenz oder Party planen, freuen wir uns, sie dabei unterstützen zu können. Am besten erreicht man uns hierfür per Mail an .
Was muss man beachten, wenn man an einem Erste-Hilfe-Kurs teilnehmen möchte? Wer kann alles teilnehmen und was müssen Interessierte möglicherweise mitbringen?
Die kostenlosen Erste-Hilfe-Kurse bieten wir für Mitarbeitende sowie Studierende der TUD an. Da wir unsere Kurse sehr frei in Absprache mit der teilnehmenden Gruppe im Voraus zusammenstellen, können wir ein sehr breites Spektrum an Themen der Notfallmedizin abdecken. Egal ob Risiken und Unfälle im Chemielabor, Erste Hilfe am Kind oder Kurse auf Englisch – wir bekommen das mit unseren Teilnehmer:innen hin. Diese Flexibilität hat allerdings zum Nachteil, dass wir keine Zertifikate für unsere Kurse ausstellen können. Deshalb verweisen wir dann bei EH-Kursen für den Führerschein, betrieblichen Ersthelfer o.ä. gerne an einen anderen Anbieter.
Der Studentische Sanitätsdienst ist bestimmt auch für viele andere Studierende als Hochschulgruppe interessant. Wer kann alles ein „Unisani“ werden und was müssen Interessierte dafür schon wissen? Sind Vorkenntnisse wichtig?
Jeder mit Interesse am Thema kann gern auf uns zukommen. Es braucht keinerlei Vorkenntnisse. Alles was man benötigt, lernt man im Laufe der Zeit bei unseren wöchentlichen Treffen von den ausgebildeten Mitgliedern. Aber auch Menschen mit Erfahrung in unserem Bereich sind immer herzlich willkommen.
Bei den „Unisanis“ bist du für organisatorische Aufgaben und die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Wie würdest du eine typische Woche bei dir im Ehrenamt beschreiben? Oder gibt es die in dieser Form gar nicht?
Eine typische Woche gibt es eigentlich nicht. Was ich allerdings jede Woche mache, ist gemeinsam mit einem Kollegen Beiträge für unseren Instagram-Account @unisan_tud vorzubereiten. Dafür benötigen wir je nach Thematik mal mehr und mal weniger Zeit. Meine organisatorischen Aufgaben sind abhängig von den Anfragen, die uns erreichen. Veranstaltungen gibt es momentan leider kaum, aber im Laufe dieses Semesters haben wir mehrere Erste-Hilfe-Kurse gegeben, in Deutsch und in Englisch. Das erfordert vorab einige Absprachen mit den Gruppen, wie z. B. thematische Schwerpunkte, Anzahl der Teilnehmenden oder die technische Ausstattung. In Verbindung damit vereinbare ich auch intern, wer von unseren Mitgliedern den Kurs durchführen wird.
Wenn du die Zeit vor deiner Mitgliedschaft in der Hochschulgruppe mit dem Jetzt vergleichst – würdest du sagen, dass sich dein Leben in deinem sozialen Umfeld oder anderen Bereichen verändert hat?
Ja, auf alle Fälle! Ich kenne jetzt deutlich mehr Rettungssanitäter als vorher. Ich glaube, wenn man Teil einer Hochschulgruppe ist, verändert sich das soziale Umfeld immer. Man trifft viele neue Leute aus den unterschiedlichsten Studienbereichen und lernt damit völlig verschiedene Perspektiven kennen. Durch die „Unisanis“ habe ich einen ganz anderen Blick auf Erste Hilfe bekommen und festgestellt, wie wichtig es ist, mindestens ein paar Handgriffe zu beherrschen, die im Ernstfall Leben retten können. Das klingt manchmal vielleicht ein wenig überzogen, aber: letztlich kann jeder von uns irgendwann in eine Situation geraten, in der Erste Hilfe unerlässlich ist. Mein Interesse an der ganzen Thematik hat sich so noch einmal vergrößert und ich wollte gern noch ein wenig mehr dazulernen. So bin ich über den Studentischen Sanitätsdienst in Kontakt mit dem DRK Dresden gekommen und vor zwei Jahren auch dort Mitglied geworden.
Welche Ziele hast du bezüglich deiner Tätigkeit im studentischen Ehrenamt in den nächsten Monaten? Stehen größere Projekte an?
Ziele lassen sich aufgrund der unsicheren Situation momentan nur schwer definieren. Wir haben am Anfang des Wintersemesters einige neue Mitglieder dazubekommen und ich würde mich sehr freuen, wenn wir im Frühjahr/Sommer endlich wieder die Chance haben, uns in Präsenz zu treffen, um die neuen Leute besser mitnehmen zu können als es momentan online möglich ist. Natürlich wäre es für die gesamte Gruppe schöner, wenn wir wieder mehr üben könnten und uns regelmäßig offline sehen. Daneben steht noch die Vorbereitung des dies academicus an, an dem wir im Mai teilnehmen werden. Dort findet man uns also mit Sicherheit. Ansonsten warten wir ab, was die nächsten Monate für uns bereithalten. Langweilig wird es bei uns nie!
Aktuell studierst du noch Sozialpädagogik an der TU Dresden. Denkst du, du wirst dich auch nach Abschluss deines Studiums noch ehrenamtlich engagieren oder vielleicht sogar hauptberuflich im Sanitätsdienst arbeiten?
Ehrenamtlich weiterzuarbeiten, kann ich mir definitiv sehr gut vorstellen. Um im Hauptamt anzufangen, macht mir mein Studienfach allerdings aktuell noch zu viel Spaß. Es bleibt für mich jedoch eine naheliegende Möglichkeit, wenn man sich einmal umorientieren möchte.
Wenn du anderen Studierenden, die auch an einer ehrenamtlichen Tätigkeit interessiert sind, eine Botschaft mit auf den Weg geben müsstest – was wäre es?
Einfach machen. Ich war am Anfang auch etwas skeptisch, aber man findet sich eigentlich überall sehr schnell ein und gewinnt dabei so viel mehr als einfach nur eine Freizeitbeschäftigung.
Das Interview führte Lu Ann Bahmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.
Julika Prinz vom Etudes Sans Frontières – Studieren Ohne Grenzen Deutschland e.V.
"Es ist wichtig, dass euch der Kern der Arbeit am Herzen liegt. Aber genauso, dass die Chemie in der Gruppe stimmt. Neben Freundschaften nimmt man aus dem Ehrenamt Dinge mit, die man nirgendwo anders lernt."
Die Initiative „Studieren Ohne Grenzen“ engagiert sich für Hochschulbildung in Krisenregionen. Mit der Vergabe von Stipendien an bedürftige Studierende will sie so zur Verbesserung der Bildungsinfrastruktur beitragen und in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die Situation in den Projektregionen schaffen. Ein engagiertes Mitglied der Dresdner Lokalgruppe ist Julika Prinz. Mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit möchte die TUD-Studentin andere junge Menschen dabei unterstützen, neben ihrem Studium selbst soziale Projekte in ihren Heimatländern umzusetzen. Im Interview hat uns Julika mehr über ihren Weg zu „SOG Dresden“ und das aktuelle Stipendienprogramm in Guatemala erzählt.
Bereits seit 2003 gibt es die Initiative „Etudes Sans Frontières – Studieren Ohne Grenzen Deutschland e.V.“. Wofür setzt ihr euch als Hochschulgruppe ein?
Der Ansatz von „Studieren Ohne Grenzen“ ist, dass die größte Veränderung im Kleinen beginnt. Viele junge Menschen weltweit haben Energie, Motivation und tolle Ideen für Veränderung. Deshalb organisieren wir Stipendien für Menschen in kriegs- und konfliktgeprägten Regionen, damit diese finanziell unabhängiger sind und soziale Projekte in ihrem Land umsetzen können. Gleichzeitig möchten wir die Menschen in Deutschland über das Geschehen in den Regionen informieren und globale Zusammenhänge zwischen unserem Handeln in Deutschland und den Situationen weltweit aufzeigen.
Wie sieht eine typische Woche bei dir in der Ehrenamts-Arbeit aus? Was gehört zu deinem Tätigkeitsbereich?
Eine richtig typische Woche gibt es bei mir nicht. Die Arbeit war bei mir schon immer sehr flexibel einteilbar und in den Jahren im Ehrenamt haben sich meine Tätigkeitsbereiche mehrfach geändert. Ich war von 2018 bis 2020 Lokalkoordinatorin der Gruppe in Dresden. Dazu gehörte die Vorbereitung und Leitung der wöchentlichen Lokalgruppentreffen, das Organisieren von Teamevents wie zum Beispiel die Kennenlern-Wochenenden in der Sächsischen Schweiz oder auch Running-Cocktail-Abende.
Bei „Studieren Ohne Grenzen“ kann man sich jedoch nicht nur in der Lokalgruppe engagieren, sondern auch mit verschiedenen Mitgliedern auf Bundesebene zusammenarbeiten. Nach meiner Zeit als Lokalkoordinatorin habe ich die Vertretung von „Studieren Ohne Grenzen“ im Verband Deutscher Studierendeninitiativen übernommen. Dort tausche ich mich mit Vertreter:innen unterschiedlichster Studierendeninitiativen über aktuelle Herausforderungen und Errungenschaften aus, darüber wie wir voneinander lernen oder uns unterstützen können und auch wie wir studentisches Ehrenamt an Hochschulen stärken und in der Politik sichtbarer machen können.
Erzähle uns bitte mehr über deinen Weg zu „Studieren ohne Grenzen“!
Ich bin tatsächlich durch Zufall auf die Hochschulgruppe gestoßen, als der Mitbewohner einer Kommilitonin mir davon erzählte. Sein Satz lautete ungefähr „Wir organisieren Stipendien für Studierende in ehemaligen Kriegs- und Konfliktregionen. Wir möchten sie dabei unterstützen neben ihrem Studium selbst soziale Projekte in ihrer Stadt umsetzen zu können.“ Das hat mich direkt gefangen. Für mich ist eine aktive Zivilgesellschaft und ehrenamtliches Engagement ein wichtiger Bestandteil lebendiger und sich progressiv entwickelnder Gesellschaft. Gleichaltrige dabei zu unterstützen, dies in ihrer Stadt zu tun, fand ich gut. Mein Interesse war also geweckt und nach einem Infoabend bei Pizza und Bier war ich dabei.
Was macht das Engagement in deiner Hochschulgruppe für dich so besonders?
Es klingt vielleicht etwas kitschig, aber ich denke man kann trotzdem sagen, dass wir geeint sind in der Vereinsvision von „einer friedlichen und solidarischen Welt, in der alle Menschen ihr Lebensumfeld selbstbestimmt mitgestalten können“.
Und mit diesem gemeinsamen Gedanken ist jedes SOG-Event ein Ort, an dem man Menschen kennenlernt, mit denen man auf unterschiedlichste Art und Weise eine tolle Zeit haben kann. Man kann gemeinsam Blödsinn machen und genauso in Workshops zu Postkolonialismus und Rassismus kritische Selbstreflexion üben. Ich glaube, das macht SOG für mich so besonders: die Freundschaften, in Dresden und ganz Deutschland, und die kritische Reflexion, mit welcher der Verein seine eigene Position und Arbeit vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und historischer Strukturen betrachtet.
Jede ehrenamtliche Tätigkeit ist individuell. Welche drei Wörter beschreiben dein studentisches Engagement bei SOG am besten?
Jung, dynamisch, sexy!
Du studierst Elektrotechnik an der TUD. Wie schaffst du es, deine ehrenamtliche Arbeit mit dem Studium zu vereinbaren?
Die Arbeit bei „Studieren Ohne Grenzen“ stellt für mich eine gute Ergänzung zum Studium dar. Wir behandeln andere Themen – ich bilde mich also in anderen Bereichen weiter. Es ist außerdem schön mit den Menschen eben nicht über „Unizeug“, die Profs und die nächste Klausur zu reden. Die wöchentlichen Lokalgruppentreffen sind ein Abend mit Freunden – manchmal mehr wie ein Stammtisch als eine „Arbeitsverpflichtung“. Kurz vor den Veranstaltungen ist dann schon viel los. Da wir eine Hochschulgruppe sind und alle Mitglieder, was das Studium angeht, im gleichen Boot sitzen, findet dafür zum Beispiel in der Prüfungsphase immer weniger oder nichts statt.
Was war bislang das prägendste Ereignis in deiner Ehrenamtszeit? Gibt es etwas, worauf du besonders stolz bist?
Das prägendste Ereignis war das „Freiflugfestival“ – ein Festival für Mitglieder und Freunde mit Musik und Workshops zu Nachhaltigkeit, Entwicklungszusammenarbeit und vielem mehr – von einem Team aus bundesweiten SOG-Mitgliedern organisiert.
Besonders stolz bin ich jedoch auf die von der Lokalgruppe Dresden organisierte Podiumsdiskussion „Wer hilft hier wem? – Eine kritische Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von Entwicklungszusammenarbeit“. Die Organisation war zeitweise sehr stressig, aber ich habe auch unglaublich viel gelernt. Am Ende waren 200 Menschen bei der Veranstaltung im Hygienemuseum und haben die kritischen Auseinandersetzung der Expert:innen verfolgt, Fragen gestellt und mitdiskutiert. Es war ein lebendiger Abend, auf den ich ein bisschen stolz bin, dass wir ihn auf die Beine gestellt haben.
Neben der Mitgliedschaft kann „SOG“ auch auf andere Weise unterschützen, zum Beispiel durch eine Projektpatenschaft. Wie kann man sich das vorstellen?
Mit einer Patenschaft kann man konkret einen Teil oder die gesamten Stipendienkosten für eine Stipendiatin oder einen Stipendiaten für die Dauer des Studiums übernehmen. Da die Lebenshaltungs- und Studienkosten in den Ländern sehr unterschiedlich sind, sind auch die Stipendien unterschiedlich. In Guatemala beträgt das Stipendium beispielsweise 165 Euro pro Monat, womit die Studiengebühren und ein Teil der Lebenshaltungskosten gedeckt sind. Eine Patenschaft ist bereits ab 15 Euro im Monat möglich.
In den vergangenen Jahren habt ihr unter anderem Konzerte oder gemeinsame Wochenenden veranstaltet. Was habt ihr aktuell in Planung?
Wir müssen uns nach den letzten Jahren erstmal wieder „eingrooven“. Um möglichst unabhängig von Pandemieentwicklungen zu sein, planen wir momentan jedoch ein Spikeballtunier. Dabei wollen wir wieder auf dem Campus präsent sein und neue Menschen auf uns aufmerksam machen. Einige Mitglieder sind auch mit dem Studium fertig geworden und die Gruppe muss sich wieder neu zusammenfinden. Mit einer neuen Gruppe können wir uns von Konzert bis Podiumsdiskussion alles vorstellen. Besonders wichtig ist jedoch die Arbeit am Stipendienprogramm Guatemala hervorzuheben. Gemeinsam mit der Lokalgruppe in Göttingen wird der Kontakt zu den Stipendiat:innen gepflegt, das Auswahlverfahren organisiert und das Programm kontinuierlich evaluiert. Für diese spannende Arbeit, die den Kern von „Studieren ohne Grenzen“ darstellt und das Ehrenamt von anderen Vereinen unterscheidet, suchen wir neue Menschen – gerne auch mit Spanischkenntnissen.
Welchen Ratschlag kannst du neuen studentischen Ehrenamtlichen oder noch unschlüssigen jungen Menschen in Bezug auf die Ehrenamtstätigkeit mit auf den Weg geben?
Probiert euch auf jeden Fall aus. Ich kann nur empfehlen, bei Hochschulgruppen einfach mal reinzuschnuppern. Es ist wichtig, dass euch der Kern der Arbeit am Herzen liegt. Aber genauso, dass die Chemie in der Gruppe stimmt. Neben Freundschaften nimmt man aus dem Ehrenamt Dinge mit, die man nirgendwo anders lernt. Außerdem ist zivilgesellschaftliches Engagement ein wichtiger Teil unserer Demokratie in Deutschland, sei ein Teil davon! ;)
Das Interview führte Lu Ann Bahmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.
Laura Oberender, Gründerin der Nachhaltigkeits-AG Bauingenieurwesen
"Jede Person ist eine Bereicherung und kann Aufgaben übernehmen, die langfristig auch eine Veränderung bewirken. Und der Mehrwert, den man davonträgt, ist riesig. Man sollte sich also einfach durchprobieren, bis man sein Tätigkeitsfeld gefunden hat."
Die Hochschulgruppe „Nachhaltigkeits-AG Bauingenieurwesen“ beschäftigt sich mit Themen rund um die Bereiche Bau und Umwelt. Gemeinsam setzen sich die Mitglieder:innen dafür ein, den Fokus in der universitären Lehre stärker auf ökologische Themen wie die nachhaltige Bauwende und ihre Umsetzung oder alternative Baustoffe zu lenken. Laura Oberender ist Gründerin der Gruppe. Mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit will sie ein größeres Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen in ihrem zukünftigen Berufsfeld als Bauingenieurin entwickeln. Wie es zur Gründung der Hochschulgruppe kam, was die ehrenamtliche Tätigkeit für sie ausmacht und welche Veranstaltungen für das kommende Semester geplant sind, hat Laura uns im Interview erzählt.
Eure Hochschulgruppe wurde im Mai 2021 gegründet und ist damit noch relativ jung. Du gehörst zu den Gründer:innen der Initiative. Wie kam es dazu?
In den letzten Jahren habe ich immer mehr ein Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen gewonnen. Ende 2020 wurde mir klar, dass auch mein zukünftiges Berufsfeld als Bauingenieurin davon betroffen ist. Der Bausektor ist für 40 % der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Zusätzlich verbrauchen wir sehr viel Energie und erzeugen viel Müll. Um herauszufinden, was ich als zukünftige Bauingenieurin bei der Planung ändern kann, habe ich nach Modulen in meinem Studium geschaut, die mir das beibringen können. Dabei ist mir aufgefallen, dass es kaum Möglichkeiten gibt, sich in diesem Bereich weiterzubilden und wenn dann nur als Wahlpflichtmodul. Da diese Thematik aber für alle Bauigenieur:innen zunehmend wichtiger wird, wollte ich das ändern.
Mein Ziel war es eine Gruppe zu gründen, die versucht, ökologische Themen mehr in die Lehrpläne zu integrieren. Alle Studierenden sollen im Laufe ihres Studiums mit dem Thema konfrontiert werden, sodass sich ein größeres Bewusstsein dafür entwickelt.
Ihr beschäftigt euch vordergründig mit den Themen Bau und Umwelt. Was kann man sich darunter konkret vorstellen? Wo seid ihr aktiv?
Da wir den Bausektor als einen der Haupthebel im Kampf gegen die Klimakrise sehen, wollten wir uns genau auf diesen fokussieren. Wir haben verschiedene Arbeitsgruppen. Eine davon arbeitet eng mit dem Institut für Baukonstruktion zusammen. Gemeinsam arbeiten wir die Module des Grundstudiums um. Das bedeutet, dass wir Vorlesungen zu Nachhaltigkeitsthemen erstellen, Gastvorlesungen organisiert haben sowie Belegthemen auf nachhaltiges Bauen abgeändert haben. Studierende des 2. Semesters lernen in diesem Semester zum Beispiel wie ein Ökobilanzvergleich zwischen verschiedenen ökologisch und nicht ökologischen Konstruktion funktioniert. Im Sommersemester 2022 haben wir zum ersten Mal eine Ringvorlesung mitorganisiert. Gemeinsam mit der Hochschulgruppe IG Bau wurde die Bau-Ringvorlesung ins Leben gerufen. Dort beschäftigen wir uns unter anderem auch mit einer nachhaltigen Bauwende.
Eine weitere Gruppe organisiert Baustellenbesichtigungen für interessierte Studierende. Mit unseren Professoren wollen wir auch in Kontakt kommen, z. B. bei Stammtischen, bei denen wir gemeinsam überlegen, wie wir Nachhaltigkeit mehr in die Lehre einbinden und die Institute bei der Umsetzung unterstützen können.
Unser ganzes Engagement teilen wir auch öffentlich auf Social Media, weshalb es auch dafür eine eigene Arbeitsgruppe gibt.
Was sind deine konkreten Aufgabenbereiche in der Nachhaltigkeits-AG Bauingenieurwesen?
In unsere Hochschulgruppe übernehme ich vor allem die Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem bin ich in sehr vielen Arbeitsgruppen aktiv. Dazu gehört vor allem die Arbeit mit dem Institut für Baukonstruktion, aber auch die Ausarbeitung und Organisation der Bauringvorlesung. Zudem kümmere ich mich mit um die Baustellenbesichtigungen und Stammtische.
Wie würdest du dein Ehrenamt in nur drei Worten beschreiben?
Weiterbildend, erfüllend und Gemeinschaft.
Was macht für dich deine ehrenamtliche Tätigkeit so besonders? Was gefällt dir an deiner Arbeit am meisten?
Unsere Gruppe ist für mich mehr als nur eine Hochschulgruppe. Wir sind über das letzte Jahr sehr zusammengewachsen und unserer Gruppenzusammenhalt ist sehr groß. Wir unterstützen uns gegenseitig, überlegen gemeinsam wie wir Sachen verändern können und die Mitglieder sind auch bereit dazu, Aufgaben zu übernehmen. Ich habe außerdem das Gefühl wirklich etwas zu verändern und das motiviert weiterzuarbeiten.
Welche Voraussetzungen sollten Studierende mitbringen, die in der Nachhaltigkeits-AG Bauingenieurwesen tätig werden wollen?
Es benötigt keine wirklichen Voraussetzungen, um bei uns zu machen – Wir freuen uns über jede Person die Lust hat mitzumachen und sich für das Thema der nachhaltigen Bauwende interessiert. Auch Studierende, die nicht Bauingenieurwesen studieren, sind herzlich eingeladen! Es gibt mittlerweile so viele Aufgaben zu erledigen, die über das Fachwissen hinaus gehen. Auch da freuen wir uns über Hilfe.
In den letzten Monaten habt ihr schon einige Vorlesungseinheiten zum Thema an der TUD übernommen. Was sind eure weiteren Pläne für dieses Jahr? Auf welche Veranstaltungen können sich Interessierte freuen?
Wir hoffen, dass wir unsere Bau-Ringvorlesung auch im Wintersemester wieder stattfinden lassen können. Außerdem sind verschiedenste Tagesexkursionen z. B. nach Leipzig geplant. Wir werden nach einer kleineren Pause auch wieder Stammtische organisieren. Im September wird es einen Workshop zum Thema nachhaltige Baukonstruktionen in Kooperation mit der HTWK Leipzig geben. Und auch sonst versuchen wir bei Veranstaltungen der Universität präsent zu sein. Nicht zu vergessen sind unsere Sitzungen, die aller zwei Wochen im ABS 2-06 stattfinden. Es lohnt sich also in unsere Gruppen einzutreten oder uns auf den sozialen Medien zu verfolgen, um nichts zu verpassen.
Du studierst nun schon im 8. Semester Bauingenieurwesen an der TU Dresden. Hilft dir deine ehrenamtliche Tätigkeit auch in deinem Studiums weiter?
Meine ehrenamtliche Arbeit hilft mir gerade jetzt in den höheren Semestern sehr. Ich beschäftige mich freiwillig mit Themen, die wir dann auch im Studium behandeln bzw. bei Belegarbeiten anwenden müssen. Durch das Wissen, was ich mir angeeignet habe, erspart mir das Zeit und ermöglicht mir, noch tiefer in die Thematik einzusteigen.
Hast du konkrete Ziele, die du als Ehrenamtliche gerne im Laufe der nächsten Monate oder Jahre in der Hochschulgruppe verwirklichen willst?
Mein Ziel und auch das meiner Gruppenmitglieder ist die Gründung eines Vereins, um auch in Zukunft die Finanzierung von Exkursionen, Workshops und Vorlesungen zu ermöglichen. Außerdem würde ich die Hochschulgruppe gerne so etablieren, dass auch die zukünftigen Studierenden sich uns anschließen und weiter für unsere Ziele kämpfen. Es sind auch immer noch sehr viele Module in unserem Studiengang, die Nachhaltigkeitsthemen nicht besprechen. Ich würde mich freuen, wenn wir auch diese umgestalten könnten.
Was ist dein Ratschlag an andere Studierende, die gerne ehrenamtlich tätig werden wollen und vielleicht noch unentschlossen sind?
Ich würde zunächst erst einmal nach Gruppen schauen, die meine Interessen und Ziele vertreten. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man mit den Möglichkeiten an ehrenamtlichen Tätigkeiten überfordert ist und sich vielleicht auch nicht traut, in eine neue Gruppe hineinzukommen. Aber wir, die sich schon engagieren, sind immer froh, wenn Interessierte dazukommen. Jede Person ist eine Bereicherung und kann Aufgaben übernehmen, die langfristig auch eine Veränderung bewirken. Und der Mehrwert, den man davonträgt, ist riesig. Man sollte sich also einfach durchprobieren, bis man sein Tätigkeitsfeld gefunden hat.
Das Interview führte Lu Ann Bahmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.
Darius Schulte-Eversum von elbMUN - Elbe Model United Nations e.V.
"Das letzte Jahr hat mich auf jeden Fall in der Hinsicht beeinflusst, dass ich dieses Jahr mit noch größerem Elan an die Arbeit gehe. Ich hatte eine sehr schöne Zeit bei elbMUN, habe durch elbMUN wundervolle Menschen kennengelernt und bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich machen durfte. "
Darius ist 19 Jahre alt und studiert an der TUD Internationale Beziehungen. Neben seinem Studium ist er als ehrenamtliches Mitglied der Hochschulgruppe Elbe Model United Nations e.V. aktiv. Der von Studierenden geführte Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine internationale mehrtägige UN-Simulation im Sächsischen Landtag in Dresden zu organisieren. Während der Konferenz vertreten die Teilnehmer:innen die Delegation eines Landes in ausgewählten UN-Räten oder -Ausschüssen und diskutieren. Ziel ist es, Resolutionen zu weltpolitischen Herausforderungen zu verhandeln und zu verabschieden.
Was war deine Motivation, dich neben dem Studium an der TU Dresden zu engagieren?
Nachdem ich letztes Jahr mein Abitur gemacht habe, bin ich im Oktober 2021 nach Dresden gekommen, um hier Internationale Beziehungen zu studieren. So hatte ich relativ schnell Kontakt zu Studierenden aus höheren Semestern, die elbMUN in den vergangenen Jahren organisiert haben und über die Konferenz berichteten. Das waren also die ersten Berührungspunkte mit der Model United Nations-Konferenz in Dresden.
Im September letzten Jahres habe ich dann selbst als Teilnehmer an einer MUN in Heilbronn teilgenommen, die mir sehr viel Spaß bereitet und mich in vielerlei Hinsicht bereichert hat. Nun wollte ich selbst aktiv werden und mithelfen, eine so schöne Veranstaltung auch für andere zu organisieren.
Wie ist eure Initiative aufgebaut? Welches Teams gibt es? Wie werden die Aufgaben verteilt?
elbMUN ist ein eingetragener Verein, welcher aus einem vierköpfigen Vorstand besteht. Der Vorstand leitet die rechtlichen und finanziellen Belange des Vereins. Darüber hinaus gibt es einige Teams, die sich um die Organisation der Konferenz kümmern. Das „Secretariat“, kümmert sich vor allem um einen reibungslosen Ablauf während Konferenzen. Das „Conference Team“ beschäftigt sich hingegen mit der inhaltlichen Gestaltung der Konferenz: In welchen Komitees also diskutiert werden soll und über welche aktuellen, politisch relevanten Themen debattiert und eine Resolution verabschiedet werden soll. Ein weiteres sehr cooles Team ist das „Social Events Team“, welches das soziale „Drumherum“ organisiert. Dieses Jahr hat das Team beispielsweise eine Kinonacht, einen Spieleabend oder eine Party im Bärenzwinger organisiert.
In welcher Position bist du aktuell tätig? Kannst du uns einen Einblick in dein Ehrenamt bei elbMUN geben?
Ich bin sogenannter Team Head des Guestspeaker-Teams. Das bedeutet, dass mein Team dafür zuständig ist, Gastredner:innen für die Konferenz zu gewinnen. Denn die elbMUN-Konferenz besteht nicht nur aus Debatten und Diskussionen zwischen den Delegierten, sondern auch aus spannenden Input-Vorträgen von Wissenschaftler:innen, Politiker:innen oder weiteren Expert:innen, die zu ihrer Forschung referieren oder von ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen berichten. So konzipierten wir im vergangenen Jahr zu dritt ein Programm mit spannenden Gästen, wie zum Beispiel der Diplomatin Mariia Timon, die über die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Heimat, den Inselstaat Kiribati, berichtete. Außerdem luden wir Dr. Linus Mührel ein, welcher an der FU Berlin zum Tatbestand des Ökozids forscht.
An welchem Projekt arbeitet ihr aktuell?
Momentan sind wir dabei, elbMUN 2023 zu organisieren und diese Konferenz noch besser als die vorigen zu gestalten.
Wie kann man sich als Teilnehmer:in solch eine Konferenz vorstellen?
Als Teilnehmer:in einer Model United Nations schlüpft man in die Rolle von Diplomat:innen, die ein Land bei einer Konferenz der Vereinten Nationen vertreten. Es wird während der Debatten über ein aktuelles Thema debattiert, wie es auch in den Versammlungen der Vereinten Nationen, z.B. der Generalversammlung oder dem Sicherheitsrat der Fall ist. Ziel ist es, am Ende der Debatte eine Resolution zu verabschieden, in der Lösungsmaßnahmen für ein aktuelles weltpolitisches Problem niedergeschrieben werden. Das Spannende daran ist meiner Meinung nach, die Interessen des Landes zu vertreten, welches man sich ausgesucht hat. Ein Delegierter der USA hat beispielsweise in vielen Aspekten natürlich andere Ansichten als eine Delegierte Mexikos. So gilt es, mit viel Geschick, Diplomatie und informellen Gesprächen, sei es beim gemeinsamen Mittagessen oder abends auf der Party, die anderen Delegierten von seinen Vorschlägen zu überzeugen.
Die Konferenz wird übrigens mit einer feierlichen Zeremonie im Sächsischen Landtag eröffnet. Dieses Jahr war unter anderen der Sächsischen Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler zu Gast. Normalerweise findet auch die gesamte Konferenz im Landtag statt.
Stell dir vor, du müsstest jemandem den Begriff „Ehrenamtliches Engagement“ erklären. Was bedeutet es persönlich für dich?
Für mich persönlich bedeutet es, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Zu wissen, dass ich mit meiner Zeit, Energie und Motivation Anderen eine Freude bereiten kann, indem ich ein Teil des Orga-Teams von elbMUN bin, erfüllt mich sehr.
Gab es im Rahmen der Ausübung deiner studentischen Tätigkeit bei elbMUN auch Probleme oder Enttäuschungen?
Ja klar. Im „Guestspeaker Team“ haben wir letztes Jahr ca. 40 Personen aus Politik, Forschung und von NGOs angeschrieben, ob sie einen Vortrag bei der elbMUN-Konferenz 2021 halten würden – zugesagt haben letztendlich drei. Da war es schon manchmal frustrierend, nur Absagen zu kassieren und gleichzeitig zu wissen, dass die Konferenz immer näher rückt. Letztendlich ist dank gutem Teamwork und etwas Glück alles gut gegangen.
Wenn du auf dein letztes Jahr im Ehrenamt zurückblickst: Welche Erfahrungen nimmt du als Team Head mit? Würdest du sagen, deine Tätigkeit hat auch einen Einfluss auf deine berufliche bzw. persönliche Entwicklung?
Das letzte Jahr hat mich auf jeden Fall in der Hinsicht beeinflusst, dass ich dieses Jahr mit noch größerem Elan an die Arbeit gehe. Ich hatte eine sehr schöne Zeit bei elbMUN, habe durch elbMUN wundervolle Menschen kennengelernt und bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich machen durfte.
Angenommen du würdest heute noch einmal vor der Entscheidung stehen, ein Ehrenamt zu übernehmen: Würdest du es wieder tun?
Auf jeden Fall! Neben meiner Tätigkeit bei elbMUN bin ich außerdem Teil der Refugee Law Clinic, wo ich seit neustem ehrenamtlich Rechtsberatung für Geflüchtete gebe. Dabei wird mir bewusst, dass ich meiner Verantwortung gegenüber der Gesellschaft Rechnung trage und mit meinem Wissen, in diesem Fall über das Asyl- und Aufenthaltsrecht, anderen Menschen helfen kann.
Darüber hinaus bin im Vorstand des IB-Vereins, also dem Förderverein des Studiengangs Internationale Beziehungen. Auch in dieser Position hat es mir das letzte Jahr viel Freude bereitet, Veranstaltungen zu organisieren.
Im nächsten Frühling steht die nächste Konferenz an. Was erwartest du von der elbMUN 2023?
Ich erwarte eine tolle Veranstaltung, die Studierende aus Dresden, Deutschland und der ganzen Welt zusammenbringen wird, um über die wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zu diskutieren und über Lösungsvorschläge für diese zu debattieren. Und natürlich, um ein paar wunderschöne Tage in Dresden zu verbringen!
Welchen Rat würdest du aus deinen Erfahrungen mit dem studentischen Engagement, Ehrenamts-Interessierten mitgeben?
Am Anfang des Studiums wurde ich gefühlt von ehrenamtlichen Möglichkeiten überrannt und konnte leider häufig nicht Nein sagen. Es wurden in jeder Einführungs-Vorlesung spannende Projekte, Initiativen und Vereine vorgestellt, bei denen ich am liebsten überall teilnehmen wollte. Zeitlich würde das natürlich alles nur schwer unter einen Hut passen. Daher würde ich Interessierten raten, sich lieber auf ein Ehrenamt zu konzentrieren und dieses mit aller Kraft zu verfolgen, anstatt sich für fünf Engagements zu verpflichten, die man allerdings nur auf Sparflamme wahrnehmen kann.
Wir suchen immer neue Leute, die Lust haben, die Konferenz in die Tat umzusetzen. Interessierte können sich gerne per Mail (), Instagram (@elbmun) oder über unsere Website (www.elbmun.org) mit uns in Verbindung setzen oder mich einfach auf dem Campus ansprechen.
Das Interview führte Lu Ann Bahmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.