30.05.2012
Plötzlich war die Erde ein Ellipsoid
In Würdigung der "150 Jahre Gradmessung in Sachsen" lädt die
TU Dresden zusammen mit weiteren Partnern, vor allem dem
Deutschen Verein für Vermessungswesen e.V., zu einem
Festkolloquium am 1. Juni 2012 ein. Die Veranstaltung beginnt
14 Uhr im Hörsaalzentrum (Hörsaal 04). Unter anderem spricht
Prof. Hermann Drewes (München, Generalsekretär der
Internationalen Assoziation für Geodäsie). Am 2. Juni 2012
schließt sich ab 9 Uhr eine Fachtagung am gleichen Ort an, die
den Beitrag Sachsens zur Gradmessung im Detail behandelt.
Ausgangspunkt für das Jubiläum war die im 18. Jahrhundert durch
große Vermessungsexpeditionen gewonnene Erkenntnis, dass die
Erde ein an den Polen abgeflachter Ellipsoid ist. Daraufhin
fanden im 18. und 19. Jahrhundert in mehreren europäischen
Ländern Meridianbogenmessungen statt. Ziel war, Größe und Form
der Erde genau zu bestimmen. Mit der Gründung der
"Mitteleuropäischen Gradmessung" entstand 1862 eine
internationale Wissenschaftsorganisation, die den Anstoß für
den Aufbau präziser geodätischer Landesvermessungsnetze und
deren grenzübergreifende Verbindung gab. Diese
Landestriangulierungen bilden noch heute die Grundlagen
moderner Kartenwerke und Verwaltungsaufgaben.
Die Geodäsie kann als eines der ersten wissenschaftlichen
Fächer an der damaligen Königlich Polytechnischen Schule, der
heutigen TU Dresden, bezeichnet werden. Christian August Nagel
wird zu Recht als "Vater der Geodäsie in Dresden" gewürdigt. Er
wurde 1852 als Ordentlicher Lehrer für Geodäsie und 1858 als
Professor für Geodäsie berufen. Als „Gradmessungscommissar"
vertrat er das Königreich Sachsen in der "Mitteleuropäischen
Gradmessung", jener für die damalige Zeit beispiellosen
internationalen wissenschaftlichen Vereinigung. Diese
Organisation, aus der später die "Internationale Erdmessung"
und die "Internationale Assoziation für Geodäsie"
entstanden, gab entscheidende Anstöße für den Aufbau der
Landesvermessungen nicht nur in Sachsen, sondern über nationale
Grenzen hinaus. Neben Christian August Nagel prägten weitere
deutsche Wissenschaftler und Wissenschaftsorganisatoren wie
Johann Jacob Baeyer und Friedrich Robert Helmert die
Entwicklung der modernen Geodäsie. Das Königreich Sachsen
befand sich mit den Nagelschen Arbeiten auf der Höhe der
Zeit.
Näheres unter: http://gradmessung-sachsen-2012.de
Informationen für Journalisten:
Dr. Kristin Novotny, Dr. Mirko Scheinert,
Institut für Planetare Geodäsie der TU Dresden,
Tel.: 0351 463-32192,