Feb 11, 2020
Alles andere als lochen, abheften und Kaffee kochen
Die TUD bietet bis zu 150 Praktikumsplätze für Schüler an – und sie sind sehr begehrt
Beate Diederichs
Bei einem Betriebspraktikum an der TU Dresden lernen Schüler die Berufsfelder von Mitarbeitern der Universität, vor allem von Wissenschaftlern, kennen. Das Angebot ist bei Gymnasiasten, aber auch Oberschülern und Schülern freier Schulen sehr gefragt. Unter allen Einrichtungen, die Plätze anbieten, verzeichnet das DLR_School_Lab die meisten Anmeldungen. Doch auch der Botanische Garten, die Fakultät Chemie und Lebensmittelchemie und die Fakultät Physik sind begehrt.
Praktikumsplätze füllen sich fast von alleine
Werbung braucht das Betriebspraktikum an der TU Dresden eigentlich nicht. Die insgesamt rund hundert bis hundertfünfzig Plätze, die die Uni in den vergangenen Jahren pro Durchgang anbot, füllten sich größtenteils von selbst. Dennoch sendet Birgit Hartenhauer, Leiterin Studierendenmarketing an der TUD, jedes Jahr in der Vorbereitungswoche der Dresdner Schulen nach den Sommerferien ein Info-Paket zum Praktikum an die Gymnasien der Landeshauptstadt. Darin ist auch der Flyer, der beschreibt, was die zweiwöchige Tätigkeit bezweckt: Die Berufsfelder eines Wissenschaftlers kennenzulernen. Er benennt auch die Bandbreite der Praktikumsstellen, nämlich Institute aller Wissenschaftsbereiche, technische Bereiche und zentrale wissenschaftliche Einrichtungen. »Wir schicken das Paket zwar nur an Dresdner Gymnasien, doch das Angebot richtet sich auch an Dresdner Oberschulen und freie Schulen im Sekundarbereich sowie an Schulen außerhalb Dresdens«, betont Birgit Hartenhauer. »Am Ende ist es so, dass vorrangig Schülerinnen und Schüler von Gymnasien aus Dresden und dem Umland unser langjähriges Angebot nutzen. Nur wenige Praktikanten kommen bisher von der Oberschule. Außerdem gab es über die Jahre auch einzelne Teilnehmer von Gymnasien anderer Bundesländer sowie aus dem Ausland, in letzterem Fall von der Deutschen Schule in Prag und der Deutschen Internationalen Schule in Den Haag«, so die TUD-Mitarbeiterin weiter. Welche Plätze an welchen Einrichtungen konkret in welchem Jahr zur Verfügung stehen, erfahren Interessenten im Internet. An jeder Fakultät oder Einrichtung, die einen Platz oder mehrere Plätze anbietet, kümmert sich ein Mitarbeiter um die Praktikanten und informiert sie über alles, was sie wissen müssen. Dabei bestimmen die Regelungen der Schulen und die Bedürfnisse der Fachbereiche an der Universität, wann genau das Praktikum stattfindet. Oberschüler absolvieren es meist in der achten Klasse, Gymnasiasten in der neunten und manche Montessorischüler in der elften Klasse in Zeiträumen, die die Schule festlegt. Die Einrichtungen an der Hochschule bieten Praktika dann an, wenn sie nachgefragt sind und wenn ihre eigenen Kapazitäten und ihr Bedarf es zulassen. »So braucht der Botanische Garten, ein beliebter Anbieter von Schülerpraktika, besonders in denjenigen Abschnitten des Gartenjahres Hilfe, in denen viel gepflanzt wird«, erklärt Birgit Hartenhauer. Das soll aber nicht heißen, dass die Hochschule die Praktikanten nur für Hilfsarbeiten einsetzt. »Die Universität hat einen Anspruch an die Stellen: Die Schüler und Schülerinnen sollen einen Blick in die Wissenschaft werfen und die damit verbundenen Prozesse verstehen«, so die Leiterin des Studierendenmarketings. Die Schüler werten daher gemeinsam mit ihren Betreuern Versuche aus, bereiten Skripte vor und dürfen auch mal jenseits ihrer Arbeit eine Lehrveranstaltung besuchen. »Es ist definitiv mehr als lochen, abheften und Kaffee kochen«, kommentiert Birgit Hartenhauer.
Ein Rezept für Flummis aus der Mikrowelle
Neben dem Botanischen Garten, der Fakultät Chemie und Lebensmittelchemie und der Fakultät Physik betreut das DLR_School_Lab jedes Jahr eine große Zahl an Praktikanten. »Es hat unter allen Einrichtungen, die Plätze anbieten, die meisten Schülerpraktikanten und darunter auch die größte Zahl von Oberschülern«, sagt Birgit Hartenhauer. Die beiden Neuntklässler Saskia Fröhlich und Oskar Collet von der HOGA Schule Dresden verbrachten Anfang Dezember zwei Wochen hier. Sie sollten mit einfachen Zutaten, die in jedem Haushalt zu finden sind, ein Rezept für Flummis zusammenstellen und ausprobieren, ob es funktioniert. Da sie erfolgreich waren, schrieben sie daraus eine Experimentieranleitung für ein kleines Heft mit Experimenten. »Wir haben gestern drei Rezepte aus dem Internet herausgesucht und probieren sie jetzt. Die erste Zusammensetzung – Leim, Wasser, Magnesiumsulfat und Farbe – funktionierte nicht so richtig«, erzählte Oskar. »Nun testen wir Variante zwei: Maisstärke, Keimöl, Wasser und Farbe. Dieses Gemisch haben wir in die Mikrowelle gesteckt und es entwickelt sich gut«, fügte Saskia hinzu. Beide Schüler haben ein Faible für Chemie und besonders fürs Experimentieren. Ihre Betreuerin am DLR_School_Lab, die promovierte Chemikerin Catharina Hatscher, nickte zu den Ausführungen der Schüler. Sie war froh, dass die beiden in der relativ ruhigen Zeit im Dezember da waren und nicht im April, wenn die meisten staatlichen Gymnasien ihre Praktikumszeit eingeplant haben. »Denn da sind drei Viertel der Plätze lange vorher belegt«, sagte die Wissenschaftlerin. Das DLR_School_Lab experimentiert mit Schulklassen und führt sie so spielerisch unter anderem an die Forschung an der TU Dresden heran. Die Schülerpraktikanten unterstützen diese Experimente, ebenso wie die große Zahl an Freiwilligendienstleistenden, studentischen und ehrenamtlichen Mitarbeitern es tut, die am DLR_School_Lab tätig ist. »Die Praktikanten suchen sich einen Versuch aus unserem Repertoire heraus, arbeiten sich in das Material ein und geben unseren Gästen dann praktische Anweisungen«, erläuterte Dr. Hatscher. Dabei zeigt sich oft, ob die Praktikanten das Experiment lieber mit einigen Handgriffen unterstützen oder Talent haben, die Schritte auch zu erklären. »Unser Ziel ist es, dass sie lernen, sich zu präsentieren und sich dabei korrekt auszudrücken: Im Idealfall zu wissen, wie sie denselben Sachverhalt einmal mit wissenschaftlicher Terminologie, ein anderes Mal mit einfachen Worten erläutern«, sagt Chemikerin Hatscher. Saskia und Oskar übten das gerade: Zum einen schrieben sie ein Laborjournal zu ihren Experimenten, zum anderen formulierten sie die Anleitung für das Experimentierheft. Am Ende der zwei Wochen Praktikum haben sie viel ausprobiert und gelernt. Hilfsarbeiten wie Kaffee kochen standen nicht auf ihrem Plan. Denn den Kaffee kocht im DLR_School_Lab, wie fast überall, natürlich die Maschine.
Weitere Informationen zu Schülerpraktikumsplätzen an der TU Dresden:
tu-dresden.de/schuelerpraktikum
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 3/2020 vom 11. Februar 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.