18.01.2022
Außerschulischen Lernorten auf der Spur
Lehrkräfte können dank einer an der TUD erstellten Karte bereits mehr als 100 Orte für besonderes Lernen finden
Beate Diederichs
Das Einzelvorhaben »Außerschulische Lernorte in der Lernlandschaft Sachsen« innerhalb des Projekts TUD Sylber stellt eine Karte mit Orten in ganz Sachsen zusammen, wo Lehrkräfte mit ihren Klassen gezielt Wissen erwerben können. Mehr als 100 solcher Lernorte sind bereits auf dieser Karte verzeichnet, die eine lose Linksammlung zum Thema ablösen wird. »Der Mehrwert für die Lehrkräfte besteht darin, dass die Betreiber der Lernorte dort detaillierte Informationen einstellen können und wir auch Filtermöglichkeiten einprogrammiert haben. So können die Lehrkräfte gezielt suchen und erhalten zuverlässige Ergebnisse«, sagt Projektmitarbeiterin Hanna Janßen.
Am Anfang steht immer das Unterrichtsthema. »Ich stelle mir beispielsweise eine Lehrerin vor, die gerne einen außerschulischen Lernort besuchen will, wo man etwas über die Geschichte des Rechners erfährt, und zwar im Fach Technik und Computer in der fünften Klasse einer Oberschule. Sie gibt diese Suchkriterien in unserer Karte ein und erhält als Ergebnis das Konrad-Zuse-Museum in Hoyerswerda«, berichtet Hanna Janßen, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Einzelvorhaben »Außerschulische Lernorte in der Lernlandschaft Sachsen« innerhalb des Projekts TUD Sylber. Mithilfe der Filterfunktion in der neuen Karte kann die Lehrkraft sehen, was der gewünschte Lernort für das jeweilige Fach, die jeweilige Schulart oder die entsprechende Klasse anbietet, und dies mit den eigenen Erfordernissen abgleichen. Eine beträchtliche Erleichterung gerade für Lehrerinnen und Lehrer, die mit vollem Deputat von 26 Wochenstunden arbeiten und keine Zeit für eine aufwändige Recherche haben.
Die neue Karte, die seit 2020 im Einzelvorhaben entsteht, löst eine lose Sammlung von Lernorten und Internetadressen ab, die immer noch auf der Homepage zu sehen ist und gewissermaßen Vorreiter war. »Sie verzeichnet zwar nach jetzigem Stand nur noch reichlich 100 Lernorte statt der ursprünglichen rund 600 in der Linksammlung, bietet aber zu diesen einen beträchtlichen Mehrwert im Vergleich zu früher«, betont Hanna Janßen. Dieser Mehrwert ist das Ergebnis der akribischen Arbeit der studentischen Hilfskraft im Vorhaben, Marthe Petzold. Auf Basis der alten Linksammlung kontaktiert diese junge Frau nämlich nach und nach die darin registrierten Lernorte und befragt diejenigen, die sie betreiben, ob sie mit einem ausführlichen Profil auf der neuen Karte zu finden sein wollen. Auch gänzlich neue Lernorte werden akquiriert, wobei das Team des Einzelvorhabens auf thematische Vielfalt achtet. »Früher boten wir beispielsweise vor allem Museen an, jetzt haben wir auch andere Einrichtungen dazugenommen, wie Bibliotheken«, sagt Hanna Janßen. Die Einrichtungen erhalten einen eigenen Login und können ihr Profil so selbst gestalten und Öffnungszeiten, Kontaktdaten, Eintrittspreise oder Informationen zu möglichen Führungen einstellen. Damit können sich Lehrkräfte darauf verlassen, dass die Informationen aktuell sind. Weniger ist hier also mehr. Und es sollen ja stetig weitere Lernorte dazukommen. Die Karte ist also eigentlich nie fertig. Wenn der Projektzeitraum 2023 endet, möchte das Team eine Lösung finden, sie weiterhin anzubieten. Auch die TU Dresden ist dort übrigens verzeichnet als Sammlung kleinerer Lernorte, wie das »LernLaborFarbe« oder der Botanische Garten. Unter den anderen Lernorten nehmen vier eine Sonderstellung ein: Das Bergbaumuseum Altenberg, die Umweltbildungsstelle Wolf und der Förderverein Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft sind Kooperationspartner. Am MiBERZ (Museum für mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge) in Dippoldiswalde finden Lehrveranstaltungen für Studierende statt.
Wie stark Lehrkräfte die Karte bereits nutzen, lässt sich schwer ermitteln. Doch darüber, wie die Neuerung bei ihnen ankommt, hat Hanna Janßen in zwei Präsentationsveranstaltungen Eindrucke gesammelt. »Wir haben mit unserem Angebot eine Lücke geschlossen, das wurde deutlich«, berichtet die wissenschaftliche Mitarbeiterin. Die Lehrkräfte unterbreiteten auch Vorschlage dazu, wie man die Nutzeroberfläche klarer gestalten oder die Filter optimieren konnte. »Zum Glück haben wir im Vorhaben immer mindestens eine studentische Hilfskraft, die Informatik studiert und diese Anregungen umsetzt«, fügt sie hinzu.
Die Karte ist ein Produkt der zweiten Phase des Vorhabens »Außerschulische Lernorte in der »Lernlandschaft Sachsen« innerhalb des Projekts TUD Sylber, die seit 2019 läuft. TUD Sylber steht für »Synergetische Lehrerbildung im exzellenten Rahmen«. Es wird innerhalb der »Qualitätsoffensive Lehrerbildung« aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefordert. In der ersten Phase des Vorhabens befasste man sich vor allem mit Lernorten in Dresden, während man in der zweiten den Fokus auf ganz Sachsen richtet und einen besonderen Schwerpunkt auf das Erzgebirge und die Oberlausitz legt, zwei Regionen, wo es an Lehrkräften mangelt. »Wir wollen bereits den Studierenden zeigen, welches Potenzial an Lernorten in diesen Gegenden schlummert«, erläutert Hanna Janßen.
Die Karte ist im Internet zu finden unter: https://lernorte.sachsen.schule
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 1/2022 vom 18. Januar 2022 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.