23.02.2022
Bestrahlungserfolg bei Hirntumoren lässt sich mit PET-MRT vorhersagen und liefert neue Ansätze für die Therapie
Die Dresdner Wissenschaftlerin Dr. Annekatrin Seidlitz konnte zeigen, dass die kombinierte Nutzung der Bildgebungsverfahren PET und MRT bei Patienten mit einem aggressiven Hirntumor deutlich mehr Informationen für eine individuelle Therapie liefert. Die bei der Bildgebung eingesetzte radioaktiv markierte Aminosäure Methionin liefert vor Therapiebeginn Hinweise darauf, wo der Tumor nach der Therapie erneut auftreten könnte. Die Stiftung Hochschulmedizin Dresden würdigte die Veröffentlichung der Studienärztin mit einem Carl Gustav Carus Förderpreis. Dr. Seidlitz kann sich über 1000 Euro Preisgeld freuen, finanziert von der Medizinischen Fakultät der TU Dresden.
Dresden, 22. Februar 2022. Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 4800 Menschen an einem Glioblastom. Der Hirntumor gilt bis heute als unheilbar in den meisten Fällen. Er lässt sich aufgrund seiner Lage im Gehirn selten mit ausreichendem Sicherheitsabstand entfernen und die Patienten müssen nach Therapieabschluss mit Rückfällen rechnen. Um die Rezidivbildung zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern, werden die Glioblastom-Patienten nach dem operativen Eingriff mit einer Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie behandelt. „Das sei eine Gratwanderung“, sagt Studienleiterin Mechthild Krause, Direktorin des OncoRay-Zentrums und der Klinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Dresden sowie geschäftsführende Direktorin am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC). „Die Therapie erreicht nicht nur verbliebene Tumorzellen, sondern auch gesundes Gewebe, dessen Zerstörung nachhaltigen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen haben kann“, ergänzt Professorin Krause, die das Institut für Radioonkologie am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) leitet und als Standortsprecherin des Deutschen Krebskonsortiums (DKTK) eng mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg kooperiert.
„Trotz intensiver Forschung hat sich die ungünstige Prognose der Patienten mit Glioblastom in den letzten Jahren kaum verbessert. Eine Erhöhung der Strahlentherapiedosis stellt einen möglichen Ansatz dar, der jedoch sorgfältig gegenüber dem dadurch steigenden Risiko für Folgeschäden abgewogen werden muss“, sagt Dr. Annekatrin Seidlitz. Sie hat in einer Studie die Daten von 102 Patienten ausgewertet, die im Zeitraum von 2013 bis 2016 behandelt wurden. Vor Beginn der Radiochemotherapie wurden die Patienten nicht nur der standardmäßigen Magnetresonanztomografie (MRT) unterzogen, sondern erhielten parallel auch eine Positronen-Emissions-Tomografie (PET). Die zusätzliche Gabe einer radioaktiv markierten Aminosäure lieferte Aufschluss über die Stoffwechselaktivitäten im Gewebe, wobei Tumorzellen durch besonders hohe Aktivitäten auffallen. „Der Einsatz des radioaktiven Methionin ist eine logistische Herausforderung, die Halbwertzeit liegt bei 20 Minuten“, sagt Dr. Seidlitz. Und sie ergänzt: „Im Ergebnis können aber die Patienten schon vor Behandlungsbeginn identifiziert werden, bei denen der Tumor mit großer Wahrscheinlichkeit zurückkehren wird. Damit wäre in Zukunft denkbar, beispielsweise mit einer erhöhten Strahlendosis bei den Betroffenen zu arbeiten und ihre Erfolgsaussichten so zu verbessern“, so die Studienärztin.
„Die Auswertung von Frau Dr. Seidlitz liefert wichtige Erkenntnisse zu Frühindikatoren, die einen Verlauf der Erkrankung vorhersagen. Im Ergebnis könnte im Rahmen einer personalisierten Therapie die Behandlung angepasst werden. Was heute Teil von Studien ist, soll schon morgen schon Standard bei der Behandlung von Krebspatienten sein“, sagt Prof. Esther Troost, selbst Strahlentherapeutin und neue Dekanin der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden.
Kontakt:
Dr. med. Annekatrin Seidlitz, M. Sc. (Clinical Research),
Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Dresden,
Fachärztin für Strahlentherapie und ärztliche Leiterin Klinisches Studienzentrum ,
Annekatrin.Seidlitz@uniklinikum-dresden.de
Die Carl Gustav Carus Förderpreise werden seit 1991 verliehen, zunächst von der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden und dem Universitätsklinikum Dresden, seit 2017 vergibt die Stiftung Hochschulmedizin Dresden die Preise für hervorragende Dissertationen und Publikationen. Die Ostsächsische Sparkasse unterstützt die Würdigung herausragender wissenschaftlicher Arbeit durch die Stiftung von Preisgeldern. 2021 gab es knapp 30 Bewerber, aus denen insgesamt sieben Preisträger ausgewählt wurden.
Die Stiftung Hochschulmedizin 2012 als Stiftung bürgerlichen Rechts errichtet und behördlich anerkannt, fördert Projekte am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus und der gleichnamigen Medizinischen Fakultät Dresden in den Bereichen Krankenversorgung, Forschung und Lehre. Die Stiftung ist gemeinnützig und zur Ausstellung von Spendenbescheinigungen berechtigt. Sie nimmt jederzeit gern Spenden zur Unterstützung der Dresdner Hochschulmedizin entgegen.
Ostsächsische Sparkasse Dresden IBAN DE27 8505 0300 0221 0457 40 BIC OSDDDE81XXX