25.05.2008
Kurt-Beyer-Preise 2007 gehen an Gesine Marquardt und Matthias Weise
Der Kurt-Beyer-Preis wird seit 1996 jährlich durch de HOCHTIEF Construction AG gestiftet. Ausgezeichnet werden herausragende Abschlussarbeiten junger Wissenschaftler auf den Gebieten des Bauwesens und der Architektur an der Technischen Universität Dresden.
Dieses Jahr werden die Dissertationen von Dr.-Ing. Gesine Marquardt und Dr.-Ing. Matthias Weise prämiert. Zur Preisverleihung am 4. Juni um 14.30 Uhr im Festsaal des Rektorats der TU sind interessierte Journalisten herzlich eingeladen. Die Festansprache hält der Vorsitzende der Geschäftsleitung der HOCHTIEF Construction AG Sachsen, Andreas Schlage.
Weitere Informationen:
Pressestelle der TU Dresden
Tel. 0351 463-32398
E-Mail:
"Abbildung von Änderungen in der modell-basierten Objektplanung"
Dr. Matthias Weise beschreibt in seiner Doktorarbeit neue Verfahren und Methoden, die die Zusammenarbeit bei der Planung von Bauwerken verbessern können. "Das Bestreben der Softwarehersteller, die verschiedenen Planungsinformationen in einem gemeinsamen Datenmodell zusammenzuführen, bildet die Grundlage meiner Arbeit. Die Ausgangsfrage war: Wie kann ein solches Datenmodell während der Planung möglichst effizient und für alle Beteiligten gewinnbringend verwaltet werden? Die zu verwaltenden Planungsdaten sind heute sehr komplex und bis hin zur Bauausführung immer wieder Verfeinerungen und konzeptionellen Überarbeitungen unterworfen. Die resultierenden Änderungen werden bisher aber nur unzureichend dokumentiert und sind, wenn nicht richtig erkannt, eine wesentliche Ursache für Planungsfehler. Das Ziel sollte daher sein, den Planungsfortschritt nicht anhand von unabhängigen Einzeldatensätzen, sondern mit Hilfe aussagefähiger Änderungen darzustellen", erläutert Weise. Dadurch könnten nicht nur die bestehenden Probleme der Datenverwaltung gelöst werden, sondern auch der Planungsprozess insgesamt nachvollziehbar abgebildet werden.
Weitere Informationen:
Dr.-Ing. Matthias Weise
Tel.: 0351 4061711
"Demenzfreundliche Architektur - Räumliche Orientierung in Altenpflegeheimen"
Welche Auswirkungen die zunehmende Geriatrisierung der Gesellschaft auf das Gesundheitswesen und speziell auf die Architektur von Pflegeheimen hat - damit hat sich Dr. Gesine Marquardt in ihrer Doktorarbeit befasst. Für die bei Prof. Schmieg an der Professur für Sozial- und Gesundheitsbauten angesiedelte Arbeit hat sie dreißig Pflegeeinrichtungen aus ganz Deutschland untersucht und die Zusammenhänge zwischen der jeweiligen Architektur und der Orientierungsfähigkeit der Bewohner analysiert. Das überraschende Ergebnis: in "konservativen" Gebäudestrukturen mit einer geradlinigen Erschließung finden sich die Bewohner viel besser zurecht und sind deshalb viel selbständiger als in Gebäuden, deren Flure einen Richtungswechsel aufweisen, etwa um Innenhöfe oder Atrien - genau den Strukturen, die jahrelang als empfehlenswert propagiert und seit den neunziger Jahren in vielen Neubauten verwirklicht worden sind.
Aus ihren Ergebnissen hat die Wissenschaftlerin einen Kriterienkatalog mit Umsetzungsempfehlungen erstellt. Darin nimmt sie auch auf so genannte mileutherapeutische Ansätze Bezug. Die Milieutherapie versucht, eine Krankheit durch die Gestaltung der Umwelt des Patienten positiv zu beeinflussen. So sind die täglichen Verrichtungen für Patienten einfacher, wenn die Einrichtung der Zimmer aus Zeiten stammt, in denen ihre Gedächtnisfähigkeit noch nicht beeinträchtigt war.
Gesine Marquardt weist hier auf einen eklatanten Widerspruch hin: "Mit modernen Griffleisten einer Multifunktionsküche zum Beispiel können viele Demenzerkrankte überhaupt nichts anfangen - drückt man ihnen aber einen Kartoffelschäler in die Hand, wissen sie sofort damit umzugehen. Diese einleuchtende Erkenntnis wurde bei der Einrichtung der Patientenzimmer, beispielsweise mit den vertrauten Tapeten, auch schon berücksichtigt. Und dann bauen wir den Patienten ein hypermodernes Gebäude in einer Architektur, mit der sie nichts anfangen können? Bei den Möbeln sollte das Denken doch nicht aufhören!"
Weitere Informationen:
Dr.-Ing. Gesine Marquardt
Technische Universität Dresden
Fakultät Architektur
Professur Sozial- und Gesundheitsbauten
01062 Dresden
Tel.: 0351 463-34724
Autor: Martin Morgenstern