Sep 08, 2020
Eine süße Idee wurde Wirklichkeit: Honig vom Campus
Kevin Günzel, studentischer Hobbyimker, betreut die TUD-Bienengruppe
Claudia Trache
Die Leidenschaft für das Imkern entdeckte Kevin Günzel bereits mit 16 oder 17 Jahren. »Damals habe ich auf dem Scheunenboden bei meinen Großeltern noch original verpackte Bienenkästen entdeckt«, erzählt der Student der Verfahrens- und Naturstofftechnik. »Mein Vater erzählte mir, dass es früher in den Obstplantagen meiner Großeltern viel mehr gesummt hat.«
Mit den Imkerbüchern, die sich zunächst sein Vater kaufte, beschäftigte sich bald Kevin Günzel viel intensiver. Er baute sich neue Bienenkästen, da die alten nicht mehr den heute üblichen Maßen entsprachen. Ein Bienenvolk bekam er geschenkt und konnte es im Garten seiner Eltern aufstellen. Irgendwann hatte er etwa fünf Völker. 2017, nach dem Abschluss einer dreijährigen Schlosserlehre, kam er zum Studium an die TU Dresden. Auf der Suche nach einem geeigneten Standort für seine eigenen Bienenvölker kam er mit der Gruppe Umweltschutz im Dezernat Liegenschaften, Technik und Sicherheit in Kontakt. Im Frühjahr 2018 holte er seine Völker nach Dresden und konnte sie auf einer großen Streuobstwiese an der Bergstraße 69 aufstellen.
Durch diesen Kontakt erfuhr Kevin Günzel auch von dem Projekt Nachhaltiger Campus, welches die Gruppe Umweltschutz koordiniert und dazu 2017 einen Ideenwettbewerb startete. »Eine eingereichte Idee waren die Campus-Bienen. Der Ideengeber konnte an der Umsetzung dann allerdings nicht mehr mitwirken, aber es fanden sich genügend Interessenten und mit Kevin Günzel ein studentischer Imkerpate«, erzählt Ulrike Seiler, Koordinatorin des Projekts Nachhaltiger Campus. In der Regel treffen sie sich von März bis Ende Juli wöchentlich, danach bis Ende September unregelmäßiger. Ende Dezember findet mit der Oxalsäurebehandlung gegen die Varroamilbe einmalig ein abschließender Eingriff statt. Nach anfänglichen Rückschlägen kümmert sich die Bienengruppe inzwischen um zwei Völker, die ebenfalls auf der Wiese an der Bergstraße 69 stehen. Einen Schwarm haben sie zum Beispiel am Mollier-Bau eingefangen. Kevin Günzel steht der Bienengruppe, die in erster Linie aus TUD-Mitarbeitern besteht, mit Rat und Tat zur Seite.
»Anfangs war es für mich etwas ungewohnt, als Student den TUD-Mitarbeitern etwas zu erklären und ihre Fragen zu beantworten. Doch das hat sich schnell gelegt«, erinnert er sich. So war er an ihrer Seite, als es im Frühjahr darum ging die Waben zu erneuern, die Völker zu erweitern und den Honigraum aufzusetzen. Von Mai bis Juli erfolgte die sogenannte Schwarmkontrolle. Auch bei der Honigernte gibt es einiges zu beachten. Die Honigwaben werden zunächst mithilfe einer Bienenflucht von den Bienen befreit. Anschließend wird der Honig in einer Honigschleuder aus den Waben gelöst. Nach dem Schleudern muss der Honig gesiebt bzw. gefiltert werden, um ihn zum Beispiel von Pollenrückständen oder Wachsstückchen zu befreien. Je nach Sorte kann der Honig sofort in Gläser abgefüllt werden oder wird vorher cremig gerührt. Aber auch nach der letzten Ernte gibt es noch einiges zu tun für die Bienengruppe. Neben der mehrfachen Varroa-Milbenbehandlung in der Bienenkiste müssen die Bienen bis Oktober mit Zuckersirup aufgefüttert werden. Danach werden die Bienen bis zur letzten Varroabehandlung um Weihnachten komplett in Ruhe gelassen. Sie überwintern in einer Wintertraube, in der sie sich gegenseitig wärmen.
Bereits 2019 konnte sich die Gruppe über eine kleine Honigernte freuen. Dieses Jahr war besonders ertragreich. Gewöhnlich kann im Mai nach der Obstblüte, im Juni nach der Rapsblüte und Ende Juli nach der Sommerblüte Honig geerntet werden. Die Bienenvölker der TU Dresden haben in diesem Jahr pro Ernte rund 15 Kilogramm Honig gegeben. »Der Honig wird hauptsächlich für den Eigenbedarf verwendet«, so Ulrike Seiler. »Die geerntete Honigmenge schwankt sehr stark und ist natürlich begrenzt, so dass letztlich nur geringe Mengen gegen eine Spende abgegeben werden können. Ein Honigverkauf findet nicht statt. Wer sich nach TUD-Honig erkundigen oder mitimkern möchte, kann unter der E-Mail-Adresse mit der Gruppe Kontakt aufnehmen.«
Online-Fachtagung
Am 14. September findet von 10 bis 13 Uhr eine Online-Tagung an der TUD zum Thema »Sechs Jahre aktiv für Blühende Schmetterlingswiesen – Ergebnisse und Perspektiven« in Kooperation mit der Sächsischen Landesstiftung für Natur und Umwelt und dem Senckenberg-Museum für Tierkunde statt. Hintergrund ist das Projekt »Puppenstuben gesucht«, an dem sich die TUD mit ihren Insektenwiesen beteiligt.
Anmeldung (bis 10. September 2020) und Programm unter www.lanu.de/vhH.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 13/2020 vom 8. September 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.