Mar 25, 2009
Umwelt- und Gesundheitsrisiken durch hormonell aktive Substanzen erkennen und reduzieren
In den vergangenen Wochen machte die Belastung von Mineralwasser mit Östrogenen Schlagzeilen. Tatsächlich sind unerwünschte Wirkungen von Stoffen auf die Hormonsysteme von Mensch und Tier in den letzten Jahren eines der umstrittensten Forschungsgebiete der Umweltwissenschaften geworden, was die Interpretation der Ergebnisse angeht: Endokrin aktive Substanzen (EAS) werden unter anderem mit der Entstehung von Missbildungen, Krebs sowie Störungen der Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht.
Am Institut für Abfallwirtschaft und Altlasten der TU Dresden werden das Vorkommen und die Elimination dieser Substanzen bei der Abwasser-, Abfall- und Klärschlammentsorgung seit mehr als einem Jahrzehnt untersucht und auf der Reihe der Symposien „Endokrin aktive Substanzen in Abwasser, Klärschlamm und Abfällen“ mit der Fachöffentlichkeit diskutiert. Um die neuen Entwicklungen bezüglich hormonell bzw. endokrin aktiver Substanzen in Recht, Politik, Wissenschaft und Technologie vorzustellen und zu diskutieren, findet nun am 25. März 2009 an der Technischen Universität Dresden das 4. Dresdner Symposium der Reihe statt.
Zahlreiche EAS sind vollkommen naturfremde Stoffe. Sie werden vor allem in großen Verbrennungsanlagen oder in Kläranlagen ausgestoßen (durch Rückstände von Körperpflegemitteln, Arzneimitteln, Reinigungs- und Lösungsmitteln im Abwasser). Aber auch in der Landwirtschaft sind sie zu finden, etwa durch Hormone und Arzneimittel in der Gülle, bei der Anwendung von Pestiziden oder nitrathaltigen Düngemitteln. Antibiotika und andere Tierarzneimittel in der Fischzucht oder Biozide aus Schiffsanstrichen sowie der alltägliche Gebrauch von Gütern, aus denen z.B. Weichmacher freigesetzt werden, gehören ebenfalls zu den aktuellen Problemstellungen. Dem Umweltingenieurwesen kommt deshalb eine wichtige Rolle zu, wenn zum Beispiel neue Waschmittel entwickelt werden sollen, bei deren Gebrauch und Entsorgung möglichst wenig EAS anfallen.
Aufgrund der Vielfalt dieser Stoffe und der durch sie hervorgerufen Effekte können Umwelt- und Gesundheitsrisiken nur mit einer interdisziplinären Herangehensweise erkannt, bewertet und reduziert werden. Dem trägt die Technische Universität Dresden Rechnung, indem drei weitere Professuren die Ausrichtung des Symposium durch die Arbeitsgruppe Umwelthormone an der Professur Abfallwirtschaft (Prof. Bernd Bilitewski) des Institutes für Abfallwirtschaft und Altlasten inhaltlich und organisatorisch unterstützen: Molekulare Zellphysiologie (Prof. Günter Vollmer), Technische Chemie (Prof. Wladimir Reschetilowski) und Technische Hydrobiologie/Ökotoxikologie (Dr. Dirk Jungmann).
Das Symposium richtet sich an Interessierte aller Fachgebiete und Tätigkeitsbereiche und schafft ein Forum für übergreifende Diskussionen, in denen vor allem auch Nachwuchswissenschaftler an die Komplexität der Problematik herangeführt und zur Präsentation ihrer Arbeiten ermuntert werden sollen.
Autor: Martin Morgenstern
Informationen für Journalisten:
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