Jan 25, 2010
9. Dresdner Chamisso-Poetikdozentur mit Ota Filip
Im Jahre 2010 übernimmt Ota Filiip nach Yüksel Pazarkaya,
Gino Chiellino, Adel Karasholi, Ilma Rakusa, Vladimir Vertlib,
José F. A. Oliver, Zsuzsanna Gahse und Hussain Al-Mozany die
Dresdner Chamisso-Poetikdozentur.
Die Chamisso-Poetikdozentur für Autoren mit
Migrationshintergrund wurde 2002 vom MitteleuropaZentrum der TU
Dresden und der Robert Bosch Stiftung unter Mitwirkung des
Lehrstuhls für Neuere deutsche Literatur und Kulturgeschichte
der TU Dresden ins Leben gerufen und findet seit 2005 in
Zusammenarbeit mit der Sächsischen Akademie der Künste statt.
Ihr Themenspektrum widmet sich insbesondere den Erfahrungen von
Autoren "zwischen den Sprachen" und der Frage, wie Traditionen
unterschiedlicher Sprachräume erkundet und poetisch umgesetzt
werden. Die Robert Bosch Stiftung, die jährlich den
Adelbert-von-Chamisso-Preis der Bayerischen Akademie der Künste
an deutschsprachige AutorInnen nicht deutscher Muttersprache
verleiht, setzt mit der Dozentur auf Nachhaltigkeit.
Ota Filip, Chamisso-Preisträger von 1986, wird im Rahmen der
Dresdner Poetikdozentur fünf öffentliche Vorlesungen halten.
Der Schriftsteller gibt Einblicke in seine poetologische
Werkstatt und wird insbesondere die Bruchstellen beim Schreiben
in zwei Sprachen darstellen. Schwerpunkte legt der Augenzeuge
zahlreicher Epochenbrüche des 20. Jahrhunderts auf die
dehnbaren Interpretationsmöglichkeiten von Geschichte und
Geschichten, aber auch auf die Bedingungen des Schreibens in
einer fremden Sprache. Seine Sicht auf die deutschsprachige
Literaturgeschichte in Böhmen und Mähren wird Ota Filip ebenso
darlegen wie seine Schwierigkeiten, Heimat zu definieren.
1930 in Ostrava geboren, verbringt Ota Filip seine Jugend in
Prag, wo er neben dem Studium als Journalist arbeitet. Da seine
Texte als Angriffe auf die Staats- und Gesellschaftsordnung
gelesen werden, muss er mehrere Haftstrafen verbüßen. 1974 wird
ihm die Staatsbürgerschaft entzogen und er geht mit seiner
Familie nach München ins Exil. Seitdem widmet er sich,
überwiegend in deutscher Sprache schreibend, der
deutsch-tschechischen Verständigung und überzeugt mit seinem
umfangreichen Werk Publikum und Kritik. Zuletzt erschien auf
Deutsch "Das Russenhaus. Roman um Gabriele Münter und Wassily
Kandinsky" (2005).
Die Veranstaltungen mit Ota Filip finden jeweils um 20 Uhr im Blockhaus Dresden, Sitz der Sächsischen Akademie der Künste, Neustädter Markt 19, an folgenden Terminen und mit folgenden Titeln statt:
- Mittwoch, 13.01.2010 "Über die erträglichen Schwierigkeiten mit der Zweisprachigkeit"
- Donnerstag, 14.01.2010 "Prager Frühling 1968 - Das Ende einer reizenden Illusion"
- Dienstag, 26.01.2010 "Über Glanz, Gloria und Misere des Exils und der schreibenden Exilanten"
- Mittwoch, 27.01.2010 "Meine kakophonischen Klagelieder"
- Donnerstag, 28.01.2010 "Meine Anti-Helden und Ich".
Zur ersten Veranstaltung werden die Staatsministerin für
Wissenschaft und Kunst, Prof. von Schorlemer, und Dr. Klaus
Hübner von der Robert Bosch Stiftung erwartet. Der Eintritt ist
frei.