Sep 15, 2014
Wälder der Zukunft
Die Forstwissenschaftliche Tagung 2014 fand vom 17. bis 20.
September an der TU Dresden statt. Unter dem Leitthema „Wälder
der Zukunft: Lebensraum, Ressourcenschutz und
Rohstoffversorgung“ diskutierten Experten aus den Bereichen
Forst, Umwelt und Energie aktuelle Entwicklungen in
Wissenschaft und Praxis.
Ist die Ära des Holzes, die Egon Glesinger 1949 in seinem Buch
„The Coming Age of Wood“ prophezeite, Realität oder Fiktion?
Dieser Frage ging Prof. Albrecht Bemmann, Professor für Forst-
und Holzwirtschaft Osteuropas an der TU Dresden, in seinem
Impulsvortrag nach. Der Rohstoff Holz hat in den vergangenen
Jahren in vielen Industrie- und Schwellenländern wieder an
wirtschaftlicher Bedeutung gewonnen. Neben Forstwirten und
Forstwissenschaftlern ringen heute aber auch andere
gesellschaftliche Akteure wie Naturschützer oder
Umweltpolitiker um die Deutungshoheit über das Thema Wald.
Dennoch, so ist Prof. Bemmann überzeugt, kann Holz zur Lösung
der globalen Probleme des Bevölkerungswachstums,
Energieverbrauchs und Klimawandels beitragen.
Die Forstwissenschaftliche Tagung wird alle zwei Jahre von den
Forstwissenschaftlern der Universitäten in Dresden, Freiburg,
Göttingen und München sowie dem Deutschen Verband forstlicher
Forschungsanstalten organsiert. In diesem Jahr hatte die
Fachrichtung Forstwissenschaften der TU Dresden die Leitung
inne. Die Tagung brachte die Forstwissenschaften in ihrer
gesamten Breite zusammen und bietet Raum für den
interdisziplinären Austausch. Darüber hinaus wurde der Deutsche
Forstwissenschaftspreis für herausragende Forschungsarbeiten
junger Wissenschaftler zum Erhalt, der Nutzung und Funktion von
Waldökosystemen verliehen. 2014 geht er an Dr. Susanne Jochner
von der TU München, die die Veränderungen von Blühzeitpunkten
der Baumarten aufgrund des Treibhauseffektes erforscht
hat.
Am Campus in Tharandt beleuchteten Wissenschaftler und Experten
in über 150 Vorträgen und 50 Postern ein breites
Themenspektrum. Im Zentrum standen neben anderen Fragen des
Zusammenwirkens von Waldnutzung und Naturschutz, die
Auswirkungen des Klimawandels, Ökologie und Forsttechnik. Eine
Exkursion am 20. September führte in den Nationalpark
Sächsische Schweiz.
Der Deutsche Forstwissenschaftspreis wurde am 17.09.2014 in Dresden an Frau Dr. Susanne Jochner von der TU München verliehen. Die Entscheidung dafür hat das zuständige Preiskuratorium aller vier deutschen forstwissenschaftlichen Universitäts-Fakultäten getroffen. Der Preis wird alle zwei Jahre von der Eva Mayr-Stihl-Stiftung gestiftet und ist die höchstdotierte forstwissenschaftliche Auszeichnung im deutschsprachigen Raum. Die Verleihung durch Prof. Dr. Karl-Heinz Feger, Dekan der Fakultät für Umweltwissenschaften der Technischen Universität Dresden, fand auf einer feierlichen Veranstaltung im Rahmen der Forstwissenschaftlichen Tagung statt.
Das Preiskuratorium würdigte Frau Dr. Jochner (32 Jahre) für ihre herausragenden Forschungsleistungen im Fachgebiet der Ökoklimatologie, die durch eine Reihe exzellenter internationaler Publikationen dokumentiert sind. Für die Forstwissenschaften sind ihre Forschungen von besonderem Interesse, da sie sich mit Veränderungen von Blühzeitpunkten der Baumarten im Rahmen des anthropogen verstärkten Treibhauseffekts befasst hat, die die Produktion von Samen und damit die erfolgreiche Verjüngung von Waldbeständen beeinflussen können. Die Blühphänologie spielt zudem eine wichtige Rolle für die menschliche Gesundheit und die Erholungsfunktion der Wälder, denn mittlerweile sind mehr als 12 Mio. Menschen in Deutschland Pollenallergiker.
Mit dem Thema der Dissertationsschrift hatte Frau Jochner
einen überaus wichtigen Untersuchungsgegenstand gewählt: die
Länge der Wachstumsperiode, die Blühzeitpunkte und die
Pollenemissionen von Bäumen. Diese phänologischen Faktoren sind
für den Zuwachs in Waldbeständen mitentscheidend, sie steuern
die Konkurrenz und auch die Verfügbarkeit von Nahrung und
Habitaten für Insekten und Vögel und beeinflussen so auch die
Biodiversität. Dabei konzentrierte sich Frau Jochner auf urbane
Ökosysteme, die nicht nur aufgrund des Klimawandels immer mehr
in den Fokus der forstwissenschaftlichen Forschung rücken. Die
urbane Wärmeinsel mit ihrem speziellen Mesoklima erlaubt mit
höheren Temperaturen und stärkerer Luftverschmutzung schon
heute einen Blick in die Klimazukunft, es sind also natürliche
Experimentalflächen für die erwarteten Veränderungen in
anderen Waldregionen. Deshalb erlauben diese Ansätze schon
jetzt eine Bewertung der zukünftigen Baumarteneignung.
www.fowita.de
Informationen für Journalisten:
Dr. Stephan Bonn
TU Dresden, Fachrichtung Forstwissenschaften
Tel.: 035203 3831205