Sep 05, 2014
Vom Hörsaal in die Werkstatt
Andrea Heller ist stolz auf ihr Gesellenstück. Nach ihren Vorstellungen plante und baute sie ein Nähschränkchen und darf nun die Berufsbezeichnung Tischlerin tragen. Eigentlich nichts Besonderes – doch die Studentin Andrea Heller will Berufsschullehrerin werden. Sie studiert an der TU Dresden „Höheres Lehramt an berufsbildenden Schulen“ in der beruflichen Fachrichtung Holztechnik. Die Besonderheit des von ihr gewählten kooperativen Studienganges sind systematisch organisierte Ausbildungspraktika, die Studierenden ohne einschlägige Berufsausbildung den Zugang in die Arbeitswelt ermöglichen. Durch die Praktika in Tischlereien und beim BTZ Pirna der Handwerkskammer Dresden erhalten die angehenden Berufschullehrer Einblicke in Fertigungsabläufe und betriebliche Strukturen. Diese Praxiserfahrungen sind eine Grundlage für die Gestaltung eines interessanten und arbeitsweltorientierten Unterrichts. Darüber hinaus haben die Studierenden die Chance, während des Lehramtsstudiums eine berufliche Ausbildung zu absolvieren.
Studentin Andrea Heller ist überzeugt: „Ich möchte Lehrerin für Holztechnik werden und wissen, wovon ich spreche. Wenn ich meinen Auszubildenden zum Beispiel das Herstellen eines Hockers erkläre, macht es einen großen Unterschied, ob ich mir mein Wissen nur aus Büchern angelesen habe oder den Hocker selbst gebaut habe – angefangen mit der Zeichnung, über das Hobeln bis hin zur Oberflächenbehandlung. In der beruflichen Ausbildung konnte ich nicht nur handwerkliche Fertigkeiten erlernen, sondern auch das Programmieren von CNC-Maschinen. Mit diesen lassen sich zum Beispiel Schriftzüge auf die Platte des Hockers schreiben.“
Die Fakultät Erziehungswissenschaften an der TU Dresden bildet nicht nur Lehrer für Grundschulen, Oberschulen und Gymnasien aus, sondern auch Lehrer für berufsbildende Schulen. Das innovative Konzept für das Lehramtsstudium an berufsbildenden Schulen wird neben der Holztechnik in weiteren vier beruflichen Fachrichtungen angeboten: in Bautechnik, Elektrotechnik, Labor- und Prozesstechnik sowie in Metalltechnik. In dem seit 2011 laufenden Projekt nehmen aktuell 57 Lehramtsstudierende teil.
„Lehrer an berufsbildenden Schulen ist ein Beruf für junge Frauen und Männer, die technisch interessiert sind und gut mit Menschen umgehen können“, hebt Professorin Manuela Niethammer in diesem Zusammenhang hervor. Zumal die Einstellungschancen nach Aussagen des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus bis 2020 steigen werden. Denn dann kommt der Lehrermangel an den berufsbildenden Schulen an.
Professor Martin Hartmann beschreibt den Anspruch an die Qualität der Berufsschullehrerausbildung so: „Für ihre Aufgabe, Fachkräfte für Industrie und Handwerk auszubilden, benötigen die Lehrer an berufsbildenden Schulen Erfahrungen in berufsbezogenen Tätigkeiten und Kenntnisse über betriebliche Abläufe.“
Die zukünftigen Berufsschullehrer werden beispielsweise Hochbaufacharbeiter, Tischler, Chemielaboranten oder Mechatroniker unterrichten. Sie begleiten junge Menschen beim Start ins Berufsleben. Berufsschullehrer fördern und fordern die berufliche Kompetenzentwicklung der Jugendlichen. Somit sind heutige Studierende wie Andrea Heller für die Ausbildung der Fachkräfte von morgen in sächsischen Unternehmen verantwortlich.
Informationen für Journalisten:
Prof. Manuela Niethammer
Tel.: 0351 463-33068