07.06.2021
Humboldt-Forschungsstipendium für Postdocs und erfahrene Wissenschaftler:innen
Das Humboldt-Forschungsstipendium für Postdoktoranden ist eines der renommiertesten Stipendien für Forschende aller Nationen und Fachgebiete. Es fördert herausragende internationale Wissenschaftler, um in Deutschland zu forschen. Neben dem Stipendium profitieren die Wissenschaftler:innen insbesondere von der Vernetzung mit dem weltweiten Netzwerk der Humboldt-Stipendiaten.
Für Forschende aus Schwellen- und Entwicklungsländern gibt es zudem die Möglichkeit einer Förderung über das Georg Forster‐Forschungsstipendium. Bedingung dafür ist, dass ihre Forschung hohe Relevanz für die weitere Entwicklung ihres Landes hat.
An der TU Dresden sind derzeit etliche Alexander-von-Humboldt-Forschungsstipendiaten zu Gast. Trotz Pandemie konnten sie – unter Einhaltung der Hygienebestimmungen und Quarantäneregeln – ihren Aufenthalt in Deutschland antreten. Wir stellen fünf von ihnen an dieser Stelle vor.
Pablo Rafael Urbina Aviles (Fakultät Umweltwissenschaften / Professur für tropische und internationale Forstwirtschaft)
Der Agrarökonom und Soziologe Pablo Rafael Urbina Aviles aus Nicaragua ist seit März 2021 für ein Jahr an der TU Dresden zu Gast. Über ein Klimaschutzstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung forscht er an der Professur Tropische und Internationale Forstwirtschaft der Fakultät Umweltwissenschaften zu partizipativen Zertifizierungssystemen (Participatory Guarantee Systems, kurz PGS) in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft.
Mit dem Klimaschutzstipendium wird Pablo Urbina die Anwendung von PGS-Systemen in zwei Fallstudienkommunen in Junin und Lima in Peru untersuchen und die Methodik zur Umsetzung weiterentwickeln. Die kleinbäuerliche Agrarproduktion soll auf diesem Weg umweltverträglicher, insbesondere klimaangepasst und wirtschaftlich ertragreicher gestaltet werden, wobei großer Wert auf eine partizipative Wissensentwicklung gelegt wird. „Wir planen eine internationale Publikation zu den Studienergebnissen von Pablo Urbina“, erläutert Prof. Jürgen Pretzsch, Seniorprofessor für Tropische Forstwirtschaft am Institut für Internationale Holz- und Forstwirtschaft. Zudem soll Pablo Urbina seine Erkenntnisse auf Kongressen präsentieren. Gerade hat er einen Beitrag für den Tropentag Mitte September eingereicht. Mehr Informationen
Dr. Nusrat Sultana (Fakultät Biologie / Professur für Zell- und Molekularbiologie)
Im Rahmen eines Georg Forster-Forschungsstipendium erforscht Frau Dr. Nusrat Sultana aus Bangladesch für knapp zwei Jahre das Erbgut verschiedener Mangoarten an der Professur für Zell- und Molekularbiologie der Pflanzen der TU Dresden. Auf dieser Grundlage sollen Strategien für die Mango-Züchtung und den Erhalt der bedrohten Wildarten entwickelt werden. Diese wilden Ressourcen sind durch klimatische Veränderungen, Rodungen sowie stärkere industrielle Nutzung der Flächen stark gefährdet. Dr. Sultana möchte in ihrem Projekt strategische und genetisch informierte Ansätze finden, um die natürlichen Ressourcen ihres Landes zu schützen.
„Unser Lehrstuhl pflegt seit seinem Bestehen enge Kontakte mit Bangladesch, die sich insbesondere durch Studierenden- und Forschungsmobilitäten sowie gemeinsamen Publikationen auszeichnen. Dr. Nusrat Sultana war bereits im Rahmen eines ERASMUS+-Mobilitäts-Programmes im Jahr 2016 an unserem Lehrstuhl. Sie führte hier erste Klonierungen und cytogenetische Experimente durch. Seitdem stehen wir in Kontakt und konnten bereits gemeinsame Publikationen veröffentlichen“, erläutert Gastgeberin Dr. Tony Heitkam von der Professur für Zell- und Molekular Biologie der Pflanzen.
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Jack Asare Awuku (Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“/ Professur für Verkehrspsychologie der Fakultät Verkehrswissenschaften)
Jack Awuku Asare bezeichnet sich selbst als „Sustainable Transport Enthusiast“ – und als Verfechter für nachhaltigen Transport und Verkehr hat er eine Mission: „Ich möchte meinen Landsleuten in Ghana und in Entwicklungsländern die Notwendigkeit nachhaltiger Transportmöglichkeiten und Alternativen zum privaten Auto aufzeigen, sie zum Umdenken und vor allem zum Umsteigen bewegen." Dafür braucht es neben einem langen Atem, viel Überzeugungsarbeit unterlegt mit guten Argumenten und Ideen. Mit diesen rüstet sich der 35-jährige Experte für Infrastrukturlösungen gerade aus – und zwar als Humboldt-Stipendiat an der Professur für Verkehrspsychologie der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ der TU Dresden. Er hat eines der begehrten Internationalen Klimaschutzstipendien 2021/2022 der Humboldt Stiftung erhalten. Seit Anfang März ist er für ein Forschungsjahr in Dresden und wird von Prof. Tibor Petzoldt und seinem Team betreut. Sein Forschungsschwerpunkt ist dabei die „Entwicklung und Förderung von weichen verkehrspolitischen Maßnahmen und Strategien zum Klimaschutz in Ghana“.
„Wir freuen uns sehr, Jack bei uns zu haben. Er möchte viel lernen, und wir werden ihn dabei nach Kräften unterstützen. Gleichzeitig wird sein Wissen über Verkehr und Transport in Entwicklungsländern an der Fakultät sehr geschätzt, da es uns hilft, die ‚Probleme‘, die wir in der entwickelten Welt haben, zu relativieren“, so Tibor Petzoldt.
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Dr. Gargi Joshi (Politi-Forschungsgruppe am B CUBE - Center for Molecular Bioengineering)
Dr. Gargi Joshi will das Alexander von Humboldt-Stipendium in den kommenden zwei Jahren nutzen, ihre Biomaterialforschung in der Politi-Forschungsgruppe am B CUBE - Center for Molecular Bioengineering fortzusetzen. „Forscher und Ingenieure suchen ständig nach Inspiration in der Natur und nutzen sie, um bessere Materialien zu konstruieren – von der Architektur über die Elektronik bis hin zu biomedizinischen Geräten. In der Materialwissenschaft und -technik ist ein solcher Ansatz als Biomimicking bekannt“, sagt Dr. Gargi Joshi. „Ich war schon immer von natürlichem Design und Mustern fasziniert. Im Laufe der Jahre haben sich Biomaterialien entwickelt, weil sich ihre Struktur und Funktion gegenseitig beeinflusst haben. Ich möchte dieses Wechselspiel erforschen, die Prinzipien hinter dem Design der Natur umfassend verstehen und diese Erkenntnisse in die Praxis umsetzen, um bessere künstliche Materialien zu entwickeln."
„Ich bin begeistert von der Zusammenarbeit mit Prof. Yael Politi. Sie ist eine Expertin auf dem Gebiet der Materialwissenschaften. Ich habe viel zu lernen und zu erforschen“, erklärt Dr. Joshi. „In diesem Projekt werde ich viele verschiedene Instrumente verwenden, einige davon wurden speziell angefertigt.“
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Dr. Lu Yang (Anastassiadis- und Stewart-Forschungsgruppen am Biotechnologischen Zentrum (BIOTEC) der TU Dresden)
Dr. Lu Yang wird mit ihrer Forschung in den nächsten zwei Jahren in den Anastassiadis- und Stewart-Forschungsgruppen am Biotechnologischen Zentrum (BIOTEC) der TU Dresden unterstützen.
„Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Prof. Anastassiadis und Prof. Stewart. Sie sind Experten in Epigenetik und Genom-Engineering mit einer Vielzahl von hochzitierten Publikationen in renommierten Fachzeitschriften wie Nature Genetics, Nature Biotechnology, Blood und anderen. Sie haben einige fantastische gentechnische Werkzeuge erfunden, darunter die Tamoxifen-induzierbare konditionale Mutagenese, die Rekombinationstechnik und die BAC-Transposition. Es ist spannend, mit ihnen zusammenzuarbeiten und diese gentechnischen Verfahren einzusetzen, um die epigenetische Regulation der Blutentwicklung zu untersuchen. Meine Studien könnten den Grundstein für die Entwicklung zukünftiger Gentherapien für Blutkrankheiten legen“, sagt Dr. Yang.
Lu Yang hat Zellbiologie an der Zhejiang Universität China studiert, bevor sie ihr PhD-Studium in Molekularer Genetik bei Professor Merlin Crossley an der University of New South Wales, Australien, begonnen hat. Sie schloss 2018 ihre Promotion ab und wechselte 2020 an das BIOTEC der TU Dresden, um sich den Gruppen von Anastassiadis und Stewart anzuschließen.
Gargi kommt aus Indien, ist aber aus Japan nach Dresden gezogen. Sie war Stipendiatin der Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) in der Forschungsgruppe von Prof. Tatsuo Kaneko am Japan Advanced Institute of Science and Technology (JAIST) in Nomi, Ishikawa, Japan. Ihre Arbeit konzentrierte sich auf Polysaccharide, natürliche Polymere, die als Bausteine für den bakteriellen Biofilm dienen. Dr. Joshi hat eine Methode entwickelt, mit der die Anordnung der Polysaccharide manipuliert werden kann, um filmähnliche Materialien mit Eigenschaften zu entwerfen, die auf eine Vielzahl von Anwendungen zugeschnitten sind, z.B. kontrollierte Medikamentenabgabe, Tissue Engineering oder Soft Robotics. Mehr Informationen