03.01.2011
Magersucht früh erkennen und verhindern
Magersucht (Anorexia nervosa) zählt zu den gefährlichsten
psychischen Erkrankungen. „Das ist vor allem wegen der Folgen
so“, sagt Corinna Jacobi, Professorin am Institut für Klinische
Psychologie und Psychotherapie der TU Dresden und Leiterin des
dortigen Essstörungsschwerpunkts. So sind zwar nur ein Prozent
aller 11- bis 17-Jährigen an einer Magersucht erkrankt. Die
Gefahr, dass die Patienten daran sterben, ist aber sehr groß.
Sorge bereitet den Experten nicht nur die steigende Anzahl an
gefährdeten jungen Mädchen, die ihr Körperempfinden an
TV-Sendungen und Magazinen orientieren. „Vor allem die Eltern
nehmen die Gefahr oft nicht oder zu spät wahr“, sagt Corinna
Jacobi.
Das zeigt das aktuelle Forschungsprojekt der TU-Psychologin. In
einer sachsenweiten Studie soll ein Programm zur Früherkennung
und Vorbeugung von Essstörungen entwickelt werden. Grundlage
ist ein Fragebogen, der derzeit an Schulen in Dresden und dem
Umland verteilt wird. Darin setzen sich Eltern und ihre Kinder
mit ersten Anzeichen der Erkrankung auseinander und berichten
unabhängig voneinander von ihren Beobachtungen. Vor allem wenn
junge Mädchen plötzlich abnehmen, ständig auf ihre Figur
bedacht sind oder sich vermehrt mit Diäten beschäftigen,
besteht das Risiko, dass sie an einer Magersucht erkranken. In
diesem Stadium können Eltern jedoch eingreifen und ihren
Töchtern helfen. Unterstützung durch Informationen und
konkrete, individuelle Anregungen erhalten sie in dem von den
Diplom-Psychologinnen in Kooperation mit der Universität
Stanford entwickelten internet-gestützten Programm. „Viele
Eltern melden sich erst bei uns, wenn die Krankheit schon
ausgebrochen ist und die Kinder in einer Klinik sind“, sagt
TU-Psychologin Ulrike Völker. Dann sei die Behandlung jedoch
sehr langwierig und habe oft nicht den gewünschten Erfolg.
In den nächsten zwei Jahren soll das neu entwickelte Programm zur Früherkennung und Prävention an einer großen Stichprobe sachsenweit systematisch überprüft werden. Dafür fehlen den Diplom-Psychologen noch immer Teilnehmer für die Studie. „Die Hemmschwelle der Eltern ist groß, wenn es darum geht, sich mit diesem wichtigen Thema auseinanderzusetzen“, sagt Ulrike Völker.
Informationen für Journalisten:
Dipl.-Psych. Ulrike Völker,
Götz-Stiftungsprofessur "Grundlagen und Interventionen bei
Essstörungen und assoziierten Störungen",
Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der TU
Dresden,
Tel.: +49 351 463-39619,
www.essstoerungen.tu-dresden.de