05.08.2013
Weltweit erster universeller Transistor der n- und p-Typ-Verhalten in einem einzigen Bauelement vereint
Wissenschaftler des Nanoelectronic Materials Laboratory
(NaMLab gGmbH) haben den weltweit ersten Universaltransistor
demonstriert, der gleiches Verhalten für Elektronen- (n) und
Löcherleitung (p) aufweist. Die Funktionsweise wurde anhand
einer energieeffizienten CMOS-Schaltung entlang eines einzelnen
Nanodrahtes nachgewiesen. Ein gezieltes Umschalten der
Ladungsträgerart einzelner Transistoren ermöglichte dabei die
unterschiedlichen Schaltungsfunktionen. Im Gegensatz zu den
gegenwärtig genutzten Transistoren weisen die
Universaltransistoren keine Unterschiede in der
Materialauswahl, der Herstelltechnologie und der Größe auf, um
beide Leitungstypen zu realisieren. Die neue Technologie könnte
die CMOS-Technologie signifikant verändern, da sie eine
komplementäre MOS-Technologie aus einem universellen Transistor
ermöglicht.
Die heutige digitale Elektronik besteht zum überwiegenden Teil
aus komplementären Schaltungen. In diesen werden n- und p-Typ
Transistoren verschalten, um die statische Verlustleistung zu
senken. Seit mehr als 40 Jahren werden diese beiden
Transistor-Typen individuell so konstruiert, verkleinert und
optimiert, dass sie gleiches und damit aneinander angepasstes
elektrisches Verhalten aufweisen. Dies stellt angesichts des
unterschiedlichen Verhaltens von n- und p-Leitung in Silizium
eine große technologische Herausforderung dar. Beispielsweise
werden diese Unterschiede durch eine größere
Transistorkanalweite von einem p-Transistor im Vergleich zu
einem n-Transistor ausgeglichen. Da die Transistorkanalweite
bei aggressiv skalierten 3D CMOS Transistoren nicht frei
veränderbar ist, wird diese Art der Anpassung zunehmend
schwieriger. Der am NaMLab in Kooperation mit dem
Excellenzcluster CfAED entwickelte universelle Transistor,
vereint die Eigenschaften optimierter p- und n-Typ-Transistoren
in einem einzigen Transistor. Die Auswahl zwischen
Elektronen- (n-Typ) oder Löcherleitung (p-Typ) jedes einzelnen
Transistors erfolgt dabei durch ein elektrisches
Ansteuersignal. Das sehr unterschiedliche Verhalten beider
Ladungsträgerarten konnte angeglichen werden, indem ein nur 12
nm dicker Silizium-Nanodraht durch eine Hülle aus
Siliziumdioxid mechanisch verspannt wurde.
In der aktuellen Arbeit von André Heinzig und Walter M. Weber,
die heute im Journal Nano Letters online erschienen ist, werden
zum ersten Mal voll funktionsfähige
Silizium-Nanodrahttransistoren mit gleichem Verhalten für
Elektronen- und Löcherleitung gezeigt. Die vorgestellten
Ergebnisse demonstrieren so zum ersten Mal vollkomplementäre
rekonfigurierbare Schaltungen. Diese ermöglichen die
Realisierung von logischen Funktionen mit einer geringeren
Anzahl von Transistoren im Vergleich zu konventionellen
CMOS-Schaltungen.
Die Arbeiten wurden durch die Deutsche
Forschungsgemeinschaft im Rahmen (DFG) des Projektes ReproNano
gefördert und sind in Zusammenarbeit mit dem DFG
Exzellenzcluster „Center for Advancing Electronics Dresden
(CfAED)“ durchgeführt worden. NaMLab wird eine mögliche
Umsetzung in zukünftige Produkte sowie die weiteren R&D
Aktivitäten mit seinen Industriepartnern diskutieren.
Die angesprochene Publikation ist im Internet zu finden unter:
http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/nl401826u
Über NaMLab
Die „Nanoelectronics Materials Laboratory gGmbH“ (NaMLab) wurde
im July 2006 gegründet. NaMLab ist ein Tochterunternehmen und
An-Institut der TU Dresden. NaMLab betreibt am Campus der TU
Dresden ein Forschungsgebäude mit vier Laborräumen, einem
Reinraumlabor und einem Bürobereich für über 27 Wissenschaftler
und sonstige Angestellte. NaMLab betreibt Materialforschung zur
Anwendung in nanoelektronischen Bauelementen und arbeitet eng
mit den Instituten der TU Dresden zusammen.