Jul 07, 2021
Neuer Schwung für das „unbekannte Lehramt“
Der Lehrkräftemangel ist seit Jahren ein Dauerthema in Deutschland und gerade in Sachsen. Von der Diskussion kaum wahrgenommen, aber besonders hart betroffen ist dabei das Lehramt an berufsbildenden Schulen. Um mehr junge Menschen für ein Studium in diesem Bereich zu begeistern, realisiert die Technische Universität Dresden gemeinsam mit mehreren Hochschulen für Angewandte Wissenschaft ein ganz neues Studienkonzept: Den Bachelor Ingenieurpädagogik an einer Hochschule kombiniert mit dem Staatsexamen in Dresden. Der neue Studiengang startet bereits im Wintersemester 2021 an der Westsächsischen Hochschule in Zwickau, die Bewerbung ist ab sofort möglich.
Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt international als Erfolgsmodell. Doch dafür braucht es Berufsschulen mit ausreichend und gut ausgebildeten Lehrkräften – und die fehlen. „Studien gehen davon aus, dass mit den derzeitigen Studierenden ab 2025 bundesweit nur 50 Prozent des Lehrkräftebedarfs in diesem Bereich gedeckt werden kann“ so Prof. Rolf Koerber vom Institut für Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken der TU Dresden. „Besonders gravierend ist die Lage in den gewerblich-technischen Fachrichtungen. In Sachsen werden dort derzeit nur ein Viertel der Lehrkräfte für berufsbildende Schulen ausgebildet, die gebraucht werden.“ Dabei sind Bedingungen optimal: Für das Studium gibt es keine Zulassungsbeschränkungen wie den Numerus Clausus. Die Berufschancen nach dem Abschluss sind hervorragend.
Um den Mangel in den Griff zu bekommen, beschreitet Sachsen nun neue Wege. Im Projekt „OptLA – Option Studium des technischen Lehramtes an berufsbildenden Schulen“, das vom Sächsischen Ministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) gefördert wird, hat die TU Dresden den neuen Bachelor-Studiengang Ingenieurpädagogik entwickelt. Diesen absolvieren die Studierenden an einer von drei Hochschulen für Angewandte Wissenschaft in Sachsen und haben dann die Möglichkeit, in das Staatsexamens-Lehramtsstudium an der TU Dresden zu wechseln, um Lehrer:in für berufsbildende Schulen zu werden. „Wir möchten insbesondere junge Menschen, die aus den Regionen der Hochschulen stammen, dafür begeistern“, sagt der Institutsdirektor und Leiter des Projektes, Prof. Martin Hartmann. „Der Wunsch ist, dass sie nach ihrem Staatsexamen in Dresden in ihre Heimatregionen zurückkehren, um dort an den Berufsschulen zu arbeiten.“ Schon im September 2021 können die ersten Studierenden in Zwickau ihr Studium beginnen. Im kommenden Jahr sollen die Hochschulen Mittweida und Zittau/Görlitz dazukommen und ebenfalls den Studiengang Ingenieurpädagogik starten. Als Fachrichtungen stehen zu Beginn Metall- und Maschinentechnik, Elektro- und Informationstechnik, Informatik, sowie Textil- und Bekleidungstechnik zur Wahl. Weitere Fachrichtungen sollen folgen.
„Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit der Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Sachsen mit der TU Dresden“, sagt Prof. Michael Kobel, Prorektor Bildung an der TU Dresden. „Die Kooperation kombiniert in idealer Weise das praxisorientierte Studium an den Fachhochschulen mit der fachlichen und pädagogischen Lehrerfahrung an der TU Dresden und stärkt die Infrastruktur für berufliche Bildung auch weiter weg von den Metropolregionen. Dabei werden wir neben dem intensiven persönlichen Austausch und der Vernetzung von Hochschulen und Universität auch von den Kompetenzen im digitalen Lehren und Lernen profitieren, die wir während der Corona-Pandemie erworbenen haben.“
Informationen zum Projekt OptLA: https://tu-dresden.de/gsw/ew/optla
Studium Lehramt an berufsbildenden Schulen an der TU Dresden: https://tud.de/sins/st-la-bbs
Informationen zum Studiengang auf den Webseiten der Westsächsischen Hochschule Zwickau: https://www.fh-zwickau.de/studium/studieninteressenten/studienangebot/ingenieurpaedagogik-bachelor/
Informationen für Journalisten:
TU Dresden Pressestelle
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