22.04.2014
Unabhängig dank eigener Innovation
Die Uhrenmanufaktur NOMOS Glashütte hat ein Schweizer
Monopol gebrochen – dank einer Innovation, die mit Hilfe des
Instituts für Maschinenelemente und Maschinenkonstruktion der
TU Dresden entstand. Die Wissenschaftler entwickelten mit NOMOS
Glashütte ein eigenes Schwingsystem für mechanische Uhren.
Damit macht sich das sächsische Traditionsunternehmen
unabhängig von der Swatch-Tochter Nivarox, die bei den
Schwingsystemen einen Marktanteil von 95 Prozent besitzt. Das
Schwingsystem, auch Assortiment genannt, ist das Herzstück
jeder mechanischen Uhr. Als zentrale Steuereinheit bestehend
aus Unruh, Spirale, Ankerrad und Anker sorgt es für die
Genauigkeit - es ist das taktgebende Element der Uhr.
NOMOS Glashütte und die TU Dresden kooperieren seit 2009, das
Projekt bei NOMOS Glashütte läuft seit 2007. Das Institut für
Maschinenelemente und Maschinenkonstruktion (IMM) kann auf
langjährigen Erfahrungen auf dem Gebiet der Zahnradgetriebe und
Verzahnungsgeometrien aufbauen. Seit 2000 wird am IMM intensiv
an der Modellierung des dynamischen Verhaltens von
Antriebssträngen geforscht. Im NOMOS-Projekt konnte so der
Bewegungsablauf von Räderwerk, Hemmung und Unruh genau
simuliert werden. Bei der Entwicklung des neuen Assortiments
berechneten die Wissenschaftler unter anderem die
Kraftübertragung vom Räderwerk hin zur Unruh.
„Die größte Herausforderung bestand für uns darin, unsere
wissenschaftlichen Theorien mit den praktischen Erfahrungen der
Uhrmacher in Einklang zu bringen“, sagt Benjamin Röseler,
wissenschaftlicher Mitarbeiter am IMM. „Auch die äußerst
geringe Bauteilgröße ist nicht zu unterschätzen.“ In den
Uhrwerken müsse alles aufs Mikrometer genau sein. Vieles sei
mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen. Das mache Messungen
schwierig und spezielle Anpassungen bei den Berechnungen
erforderlich. Die Forschungsergebnisse sind nun die Grundlage
für Neuentwicklungen bei NOMOS Glashütte. Die Manufaktur kann
damit nun hochpräzise Schwingsysteme selbst in Serie
produzieren.
Das Verbundprojekt zwischen NOMOS Glashütte und dem Institut
für Maschinenelemente und Maschinenkonstruktion der TU Dresden
(Professur Maschinenelemente von Prof. Berthold Schlecht) wird
durch die Sächsische Aufbaubank (SAB) mit Mitteln der
Europäischen Union (Europäischer Fonds für regionale
Entwicklung EFRE) gefördert.
Informationen für Journalisten:
TU Dresden, Institut für Maschinenelemente und
Maschinenkonstruktion
Prof. Berthold Schlecht / Dipl.-Ing. Benjamin Röseler
Tel.: 0351 463-33293, -32468
NOMOS Glashütte
Ute Fischer-Graf
Tel.: 035053 4040