09.12.2009
Bemerkenswerte Landhebung in Patagonien gemessen
Wissenschaftler der Technischen Universität Dresden haben am
Südlichen Patagonischen Eisfeld eine starke Hebung der Erdkruste
gemessen. Gemeinsam mit Fachkollegen aus Chile und den USA konnten sie
nachweisen, dass diese Hebung das Ergebnis einer sich beschleunigenden
Abnahme des Eises ist. Das Südliche Patagonische Eisfeld ist mit 13 000
Quadratkilometern nach der Antarktis die zweitgrößte Eismasse auf der
Südhalbkugel.
"Hier kommen zwei Faktoren zusammen", erläutert der Projektleiter Prof.
Reinhard Dietrich vom Institut für Planetare Geodäsie der TU Dresden.
"Zum einen die Abnahme des Eises, die nach der kleinen Eiszeit vor etwa
120 Jahren begann und jetzt einen jährlichen Massenverlust von 30
Gigatonnen, das heißt etwa 30 Kubikkilometern, erreicht hat. Dieser
zunehmende Schwund des Eises geht eindeutig mit dem Klimawandel in den
letzten Jahrzehnten einher. Zum anderen besitzen Lithosphäre und
Erdmantel dort die Eigenschaft, Massenänderungen an der Erdoberfläche
besonders schnell zu kompensieren, was insbesondere durch eine geringe
Viskosität des Erdmantels hervorgerufen wird."
Es ist unter dem Begriff "Glazialisostasie" bekannt, dass der Auf- und Abbau großer Eismassen zu Senkungen und Hebungen der darunterliegenden Erdkruste führt. Die in Patagonien mittels GPS bestimmte Rate von 39 mm/Jahr ist die größte glazialisostatische Hebungsrate, die bisher weltweit gemessen wurde. Darüber berichten die Forscher in der Fachzeitschrift "Earth and Planetary Science Letters".
"Wir werden diese Untersuchungen fortsetzen", so Prof. Dietrich.
"Unsere Modellrechnungen zeigen, dass in einigen Bereichen sogar
Hebungsraten von
50 mm/Jahr zu erwarten sind. Das bedeutet beispielsweise, dass die
Gipfelhöhen so bekannter Berggruppen der Südanden wie Torres del Paine
oder Fitzroy derzeit innerhalb von 20 bis 30 Jahren jeweils um einen
Meter zunehmen."
Weitere Informationen:
Prof. Reinhard Dietrich,
TU Dresden, Institut für Planetare Geodäsie,
Tel. +49 351 463-34652