May 11, 2020
Prof. Andreas Rutz ist neuer Direktor des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV)
Das Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV) hat einen neuen Direktor. Prof. Andreas Rutz, seit September 2019 Professor für Sächsische Landesgeschichte an der TU Dresden, hat am 1. Mai 2020 das Amt von Prof. Winfried Müller übernommen. Prof. Müller ist nach 20jähriger Amtszeit aus dem Direktorium des ISGV ausgeschieden. Er hat die Entwicklung des 1997 gegründeten Instituts zu einer zentralen Institution für die Erforschung der sächsischen Geschichte und Volkskunde/Kulturanthropologie maßgeblich mitgeprägt. Aktuell leitet er am ISGV noch bis Ende 2020 das Projekt „1918 als Achsenjahr der Massenkultur. Kino, Filmindustrie und Filmkunstdiskurse in Dresden vor und nach 1918“. Das ISGV ist seinem ehemaligen Direktor für die verdienstvolle Tätigkeit im Führungsgremium des Instituts überaus dankbar. Prof. Andreas Rutz übernimmt nun gemeinsam mit dem seit 2002 als Direktor tätigen Prof. Enno Bünz (Universität Leipzig) die Leitung des ISGV.
Für Prof. Rutz ist das ISGV ein überaus interessantes und dynamisches Forschungslabor: "Das liegt zum einen an den spannenden Projekten, die hier realisiert werden, zum anderen aber natürlich auch an den Menschen, die diese Projekte mit ihrer fachlichen Expertise und ihrem Esprit vorantreiben. Die Produktivität ist enorm: wichtige Langzeitvorhaben, wie die Sächsische Biografie, das Lebensgeschichtliche Archiv, das Digitale Bildarchiv oder der Codex Diplomaticus Saxoniae werden kontinuierlich bearbeitet und ausgebaut." Das Institut gibt mehrere Zeitschriften und Schriftenreihen heraus, es veranstaltet jedes Jahr mehrere Tagungen und Workshops sowie weitere Veranstaltungen, die – wie die geplante Kinoreihe in der SLUB – auch eine breitere Öffentlichkeit erreichen, und nicht zuletzt arbeiten die Mitarbeiter an Einzelprojekten, die in Aufsätzen und Monographien publiziert werden. "Diese Vielfalt möchte ich als Direktor unterstützen und fördern," erklärt Prof. Rutz. "Und neben der thematischen Vielfalt der Forschung am ISGV stellt die in der Institutsstruktur verankerte Interdisziplinarität für mich einen besonderen Reiz dar. Die Verbindung von Landesgeschichte und Volkskunde/Kulturanthropologie bietet viele Möglichkeiten, denn die beiden Disziplinen ergänzen sich hervorragend."
Die Volkskunde, die sich auf die Gegenwartskultur konzentriert, erhält durch den Austausch mit der Landesgeschichte eine historische Perspektivierung. Die Landesgeschichte, die auf die vergangenen Epochen blickt, wird durch die Volkskunde an die unmittelbare Gegenwart und die brennenden Fragen der Zeit herangeführt. Zudem ergeben sich inhaltliche Schnittmengen, gerade wenn es um Alltagskultur, Fragen des gesellschaftlichen Lebens und die Rolle des Individuums geht. Dazu erläutert Prof. Rutz, "als Direktor möchte ich diesen interdisziplinären Austausch weiter vorantreiben und einen Reflexionsprozess in Gang setzen, wie auf der konkreten Projektebene, aber auch im großen Ganzen die Zusammenarbeit und das Zusammendenken von Landesgeschichte und Volkskunde weiter intensiviert werden kann."
Eine besondere Stärke des ISGV stellen zudem die digitalen Komponenten der Forschungsarbeit dar. Zahlreiche Projekte finden ihren Niederschlag in online frei zugänglichen Datenbanken und auf speziellen Webseiten und erreichen so eine Vielzahl von Menschen – nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Geschichtsinteressierte in der Region und anderswo. Mit der neuen Schriftenreihe „ISGV digital. Studien zur Landesgeschichte und Kulturanthropologie“ wurde kürzlich auch eine ausschließlich online erscheinende, barrierefreie Publikationsplattform etabliert. "Das ISGV ist damit im Digitalen hervorragend aufgestellt und kann vielfach eine Vorreiterrolle beanspruchen. Dass diese Position weiter ausgebaut wird, ist eines meiner Ziele als Direktor. Dazu gehört auch der Bereich der sozialen Medien und der (digitalen) Öffentlichkeitsarbeit, um dem Institut eine breite Sichtbarkeit zu verschaffen," sagt Prof. Rutz.
Prof. Andreas Rutz hat in Bonn, Paris und New York Geschichte, Philosophie und Klassische Archäologie studiert und wurde 2005 mit einer Arbeit zum Thema „Bildung – Konfession – Geschlecht. Religiöse Frauengemeinschaften und die katholische Mädchenbildung im Rheinland (16.–18. Jahrhundert)“ promoviert. Nach einem Post-Doc am Institut für Europäische Geschichte Mainz war er als Assistent von Prof. Manfred Groten an der Abt. für Rheinische Landesgeschichte des Instituts für Geschichtswissenschaft in Bonn tätig und habilitierte sich 2014 mit einer Arbeit zum Thema „Die Beschreibung des Raums. Territoriale Grenzziehungen im Heiligen Römischen Reich“. Es folgten Lehrstuhlvertretungen in Münster (Westfälische und Vergleichende Landesgeschichte), Bonn (Rheinische Landesgeschichte) und Düsseldorf (Geschichte der Frühen Neuzeit) sowie eine Kurzzeitdozentur am Zentrum für Deutschland- und Europastudien in Tokio (Japan).
Weitere Informationen zum Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV): https://www.isgv.de/