06.01.2016
Rede des Rektors der TUD, Prof. Hans Müller-Steinhagen, zum Neujahrsempfang am 6. Januar 2016
(Es gilt das gesprochene Wort!)
Liebe Angehörige der TU Dresden,
Meine Damen und Herren,
… ein frohes neues Jahr 2016!
Ich begrüße Sie recht herzlich im Namen der gesamten Universitätsleitung und freue mich, dass wir den Anfang dieses Jahres heute gemeinsam begehen. Ein gemeinsamer Ausgangpunkt und das entsprechende Ritual setzen viel Kraft frei, die wir dieses Jahr mit Sicherheit brauchen können. Denn es wird sicherlich wieder sehr spannend werden.
Als wir gemeinsam vor 5 Jahren Pläne für die zweite Runde der Exzellenzinitiative schmiedeten, haben wir fest daran geglaubt, dass wir damit an unserer Universität Großes bewirken werden. Ich kann heute mit voller Überzeugung sagen: Genau das ist eingetroffen. Was wir seitdem erreicht haben, ist alles andere als selbstverständlich und ich hoffe, dass auch Sie stolz darauf sind. Das soll aber nicht heißen, dass der Rektor nun auch noch „Universitätsstolz“ anordnet – nein, ich lade Sie aber sehr wohl dazu ein, das Erreichte auch als das Ihre zu erkennen und Ihren eigenen Anteil daran ausdrücklich zu würdigen. Denn wir waren es gemeinsam, die damals das Feld bereitet und eine Vielzahl an ambitionierten Vorhaben ausgesät haben. Nun trägt unser Einsatz erste Früchte. Vor allem im letzten Jahr ist uns in vielerlei Hinsicht ein Durchbruch gelungen.
Manchmal „rumpelten“ diese Maßnahmen am Anfang gehörig, wie die SAP-Einführung, die ein großer Aufreger war, aber auch die Bereichsbildung, der Umzug der Verwaltung in die Strehlener Straße, die Baumaßnahme Barkhausen-Bau oder die zuletzt dann doch einstimmig vom erweiterten Senat beschlossene Grundordnungsänderung.
Vieles ging aber auch vergleichsweise geräuschlos vonstatten. Umso wichtiger ist es, sich das ein oder andere noch einmal ins Bewusstsein zu rufen.
So haben wir in der Zwischenzeit zahlreiche neue Sonderforschungsbereiche, Graduiertenkollegs und BMBF-Projekte dazugewonnen, die ERC-Grants sogar vervierfacht und uns im DFG-Ranking auf Platz 10 hochgearbeitet! Das Exzellenzcluster cfaed wurde erfolgreich zum Laufen gebracht. Zahlreiche Baumaßnahmen verbessern unseren Campus. Über 1500 Doktorandinnen und Doktoranden sind in unserer Graduiertenakademie eingeschrieben. Mehr als 10 Mio € konnten als zusätzliche Anschubfinanzierung für neue Forschungsideen vergeben werden und unsere Open Topic Professorin und Professoren haben sich hervorragend etabliert. Dazu gehören sicherlich auch die erfolgreiche Weiterentwicklung des SAP im vergangenen Jahr, der Start der ersten SLM-Module, die Zielvereinbarungen mit den Bereichen und Fakultäten sowie die über 200 Neuberufungen in den vergangenen 5 Jahren.
Seit 2015 haben wir eine nun auch offiziell akkreditierte Qualitätssicherung in der Lehre, ein ausgesprochen wichtiger Schritt für die TU Dresden. Und auch das Qualitätsmanagement in der Forschung und in der Verwaltung steht schon in den Startlöchern. Diese Thematik gilt es nun noch mehr in unsere Kultur zu integrieren und mit Leben zu füllen. Sie können sicher sein, dass wir dies in diesem Jahr mit voller Kraft weiterverfolgen.
Auch in den großen strategischen Linien hat die TU Dresden ordentlich an Fahrt aufgenommen. So ist es noch kurz vor Weihnachten gelungen, mit dem SMWK eine nachhaltige Finanzierung für das CRTD auszuhandeln und die Zusammenführung aus CRTD, BIOTEC und ZIK-BCube zum CMCB im Senat zu beschließen. Trotz des „T“ im Namen positioniert sich die TU Dresden klar als Volluniversität. Es ist deshalb eine Freude zu sehen, dass sich gerade im Bereich Geistes-und Sozialwissenschaften einiges tut. Nach dem Verlust des Sonderforschungsbereiches 804 hat es der Bereich mit Innovations- und Willenskraft vermocht, sein Profil weiter zu schärfen. Das äußert sich z.B. durch die Vorbereitung eines neuen Sonderforschungsbereichs mit vielen der neu berufenen Professorinnen und Professoren. Zur weiteren Verbesserung der Lehrerbildung haben die zuständigen Kolleginnen und Kollegen Ende 2015 ein BMBF-Projekt mit einem Fördervolumen über 6,5 Mio € eingeworben. Anfang 2016 startet die nächste Runde des Boysen-Kollegs mit 12 neuen Doktorandinnen und Doktoranden, davon die Hälfte aus dem Bereich GSW.
Hochschulen sind schon lange kein Elfenbeinturm mehr, sondern zeichnen sich vor allem durch das aus, was sie einer Gesellschaft zurückgeben. Im besten Falle gehen Wissenschaft und gesellschaftliches Engagement dabei Hand in Hand. Die Flüchtlingsthematik sei nur als ein Beispiel für das breite und nicht nachlassende Engagement der Angehörigen der TU Dresden zu nennen. Daran schließt sich aus wissenschaftlichem Blickwinkel hervorragend die für 2016 beschlossene Gründung des Zentrums für Integrationsstudien an, an dem 14 Professorinnen und Professoren überwiegend – aber nicht ausschließlich - aus dem Bereich GSW mitwirken und ihre vielfältigen Kompetenzen einbringen wollen. Ein wunderbares Beispiel, wie sich neue Themen und Gruppierungen entlang einer gemeinsamen Idee bilden und was entstehen kann, wenn man diese trotz nicht immer einfacher Umstände gemeinsam vorantreibt. Wir werden die Anschubfinanzierung hierzu aus dem Zukunftskonzept bereitstellen, das SMWK wird sich mit weiteren Mitteln in den kommenden Jahren daran beteiligen.
Auch das äußere Gesicht der Universität, d.h. der Campus, gewinnt weiter an Profil. Und dies nicht nur durch Neubauten, wie z.B. den Versuchshallen der Bauingenieure, dem Rechenzentrum und dem Institut für Angewandte Photophysik, sondern auch durch ein Sanierungsprogramm, das uns weiterhin in Atem halten wird, da es aufgrund eines fehlenden Verfügungsgebäudes im laufenden Betrieb erfolgen muss. Aber wir machen große Fortschritte, z.B. beim Fritz-Förster-Bau, dessen Sanierungsbudget kürzlich um weitere 5 Mio. Euro auf insgesamt etwa 40 Mio € aufgestockt wurde. In zwei Jahren werden wir im Herzen unseres Campus damit ein optisch und technisch hervorragendes Gebäude haben, in dem Verwaltung und Studierendenservices optimal erreichbar sind. Mit der lange notwendigen Sanierung des Beyerbaus, ebenfalls mit einem Finanzvolumen von ca. 40 Mio €, werden wir noch in diesem Jahr beginnen. Insgesamt hat der Freistaat Sachsen in den Jahren 2014 und 2015 Baumaßnahmen von jeweils mehr als 70 Mio € pro Jahr an der TUD realisiert – eine enorme Summe, für die wir dankbar sind, die aber nach dem neusten Bericht des Landesrechnungshofs immer noch nicht ausreicht.
Meine Damen und Herren, ich sehe die viele Arbeit hinter all dem. Ich sehe auch: Die Errungenschaften der letzten Jahre und besonders von 2015 waren – mental wie körperlich – ein enormer Kraftakt!! Es ist deshalb nicht überraschend, dass sich während der kräftezehrenden Umsetzung unserer anspruchsvollen Ziele stellenweise auch eine gewisse Veränderungsmüdigkeit breit gemacht hat. Außerdem hat man die Kombination „TU Dresden“ und „Exzellenzuniversität“ – nicht zuletzt in meinen eigenen Ansprachen – jetzt unzählige Male gehört, sodass die anfänglich damit verbundene Euphorie etwas abgeklungen ist.
Vergessen Sie aber nicht: Wir haben das alles geschafft! Wir haben es gemeinsam geschafft und - ohne zu sehr wie unsere Bundeskanzlerin klingen zu wollen - ich glaube, dass das auch weiterhin der Fall sein wird!
Wenn wir schon von Kanzlerinnen reden: Unsere eigene amtierende Kanzlerin, Frau Dr. Krätzig, hat einen sehr großer Verdienst an unserem Erfolg und ich möchte ihr an dieser Stelle ausdrücklich und herzlich im Namen der Universitätsleitung dafür danken!
Aber zurück zu unseren Plänen für 2016 …
Wer einmal versucht hat, anspruchsvolle Kulturen – und das kann man hier einmal wörtlich nehmen – zu einem stabilen Wachstum zu bringen, der weiß, wieviel Pflege sie bedürfen. Die ersten Früchte sind geerntet, nun gilt es, unsere Arbeit so fortzusetzen, dass wir auch langfristig vom Ertrag leben können.
Dazu bedarf es insbesondere auch der Übernahme von Führungsverantwortung, nicht nur seitens der Universitäts-leitung, sondern auf allen Ebenen und Arbeitsgebieten. Nicht zuletzt aus diesem Grund steht 2016 das Thema Personal-verantwortung und Personalentwicklung mit Priorität auf der Agenda der Universitätsleitung. Diese im letzten Jahr neu formierte Universitätsleitung wird übrigens schon in Bälde durch unseren zukünftigen neuen Kanzler, Herrn Dr. Handschuh, ergänzt werden, der aller Voraussicht nach ab dem 1. Februar sein Büro an der TU Dresden beziehen wird.
Wie Sie wissen, wird 2016 die dritte Runde der Exzellenz-initiative eingeläutet. Auch dank unserer strategischen und politischen Bemühungen zur inhaltlichen Ausgestaltung deutet es sich an, dass sich die TU Dresden in einer guten Ausgangsposition befindet und unsere Entwicklungsstrategie mit den voraussichtlichen Ausschreibungszielen kompatibel ist. Deshalb werden wir 2016 wieder gemeinsam antreten, das zu schaffen, was uns vor 5 Jahren schon einmal gelungen ist - nämlich eine konkurrenzfähige und überzeugende Bewerbung auszuarbeiten.
Intern köcheln bereits viele Ideen. Schon im Dezember wurden im Senat die ersten fünf spannenden Konzepte für mögliche Anträge für Forschungscluster angehört und wir können davon ausgehen, dass es nicht die letzten bleiben werden.
Auch für die Nachfolge des Zukunftskonzepts, d.h. für die Organisationsentwicklung der Universität, werden wir einen neuen Antrag vorbereiten. Er wird zweifellos die weitere wissenschaftliche Profilbildung der TUD, die Stärkung der Graduiertenausbildung und der Unterstützungsprozesse sowie die Intensivierung der Zusammenarbeit am Wissenschafts-standort Dresden zum Inhalt haben. Darüber hinaus muss es unser Ziel sein, als exzellente Universität mehr Autonomie bei der optimalen Ausgestaltung unserer akademischen und nicht-akademischen Aufgaben zu erreichen. Mit dem Übergang zur kaufmännischen Buchführung, der Entwicklung eines umfassenden Qualitätsmanagements für Lehre, Forschung und Verwaltung und der Einführung zeitgemäßer Management-strukturen und -software haben wir uns bereits auf einen anstrengenden, aber richtigen, Weg gemacht, den wir konsequent fortsetzen sollten. Ich denke hier kurzfristig an einen Globalhaushalt und an die Übernahme der Liegenschafts-bewirtschaftung. Perspektivisch sollten wir einen Status anstreben, der uns vergleichbare Gestaltungsmöglichkeiten gibt wie den Stiftungsuniversitäten Frankfurt und Göttingen, der TU Darmstadt oder der TU München.
Meine Damen und Herren, die Anstrengungen eines solchen Vorhabens können nur bewältigt werden, wenn wir alle an einem Strang ziehen, wenn ein jeder sich in der Verantwortung sieht, sich zum Wohle des Ganzen einzubringen.
In der letzten Personalversammlung wurde ich gefragt, wann die TU Dresden endlich zur Ruhe käme und die Baumaß-nahmen, Softwareeinführungen und Strukturveränderungen zu Ende seien. Ich habe diese Frage mit „nie“ beantwortet, denn eine Universität lebt davon, dass sie sich kontinuierlich mit neuen Fragestellungen und Herausforderungen befasst. Schon Goethe lässt seinen Faust sagen, dass ihn der Teufel holen solle, wenn er einmal mit dem Augenblick so zufrieden ist, dass er keine Änderung mehr will.
Wer wagt, gewinnt. Das stellt man zumindest im Rückblick fest, wenn man die Chancen und Vorteile sieht, die sich erst dadurch eröffnet haben, dass man zuvor Veränderungen gewagt hat. Um Albert Einstein zu zitieren, „es ist Wahnsinn zu glauben, dass sich etwas verbessert ohne sich zu ändern“. Um an neue Ufer zu kommen, muss man jedoch zuerst einmal den Mut aufbringen, die alten loszulassen, und durch den Fluss schwimmen.
Ob man das als Herausforderung, Chance, Bedrohung oder Verlust bewertet, das hat häufig mit dem eigenen Blickwinkel zu tun und nicht so sehr mit der Sache selbst. So werden manche Angehörige der TU Dresden die Bereiche, Studien-büros, Globalhaushalte, Vorgaben zur Mindestbefristung, Tenure Track Professuren oder auch die Intensivierung der Zusammenarbeit mit der HTW eher kritisch sehen. Dabei sind diese Reformen notwendig, um die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Universität zu erhalten, um den wirtschaftlichen Betrieb zu sichern und die politischen Rahmenbedingungen zu erfüllen.
Wichtig ist, dass diese Veränderungen keinen Kleinkrieg der Universität gegen sich selbst auslösen. Dazu bedarf es eines Klimas der konstruktiven und kritischen Diskussionskultur, des Vertrauens, der Solidarität und der Beteiligung. Um nichts weniger bitte ich Sie.
Ich danke Ihnen ausdrücklich für Ihr außerordentliches Engagement im letzten wie in diesem Jahr und freue mich darauf, weiterhin mit Ihnen unser Feld zu bestellen und hoffentlich auch weiterhin reiche Ernte einzufahren.
Meine Damen und Herren, der Charme eines Jahresanfangs liegt vor allem in seinem Schwung und in dem frischen und erwartungsvollen Blick auf das, was vor einem liegt. Lassen Sie uns genau diese Aufbruchsstimmung und die Lust, die Dinge anzupacken, für 2016 beibehalten.
Prost!