Jul 14, 2012
„Sprache als Schlüssel zur Zusammenarbeit – Status und Prestige der Nachbarsprachen im polnisch-sächsischen Grenzgebiet“
Wie viel deutsche „Grenze“ steckt in der polnischen
„granica“? Während die Sprachwissenschaft seit langem weiß,
dass der deutsche Begriff dem polnischen Vorbild entlehnt ist,
liegen zum konkreten Status des Polnischen an der deutschen
Ostgrenze und zu jenem des Deutschen an der polnischen
Westgrenze keine genaueren Befunde vor. Mehr als zwanzig Jahre
nach der Wende, nach dem Abschluss mehrerer deutsch-polnischer
Verträge und nach der Anbahnung gutnachbarlicher Beziehungen
stellt sich nach wie vor die Frage nach Verbreitung und Ansehen
der Nachbarsprachen insbesondere in der Grenzregion. Wer kann
auf deutscher Seite Polnisch? Wer auf polnischer Seite spricht
Deutsch? Und vor allem: Wie steht es um die wertende
Einstellung zur jeweiligen Nachbarsprache auf beiden Seiten der
Grenze?
Im Rahmen eines aus EFRE-Mitteln aufgelegten Förderprogramms
zur grenzübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Sachsen und
Polen widmet sich in den kommenden zwei Jahren eine
deutsch-polnische Forschergruppe diesen Fragen. Slavisten und
Germanisten aus beiden Ländern bereiten Umfragen und
qualitative Interviews in den Bereichen Bildung, Verwaltung und
Dienstleistungen vor, deren Auswertung Aufschluss über einen
wesentlichen Bestandteil des Verhältnisses zum Nachbarn,
nämlich dessen Sprache, verspricht. Die TU Dresden tritt bei
dem Projekt (Gesamtumfang: ca. 500.000 Euro) als Lead Partner
auf; beteiligt sind die Institute für Slavistik (Prof.
Christian Prunitsch) und Germanistik (Prof. Annette Berndt).
Auf polnischer Seite wirken Wissenschaftler der Universität
Zielona Góra (Dr. Zuchewicz) mit. Aktuell erfolgt der Einstieg
in die Pilotphase von Fragebogen und Interviews; die
Durchführung vor Ort ist für 2013 geplant.
Informationen für Journalisten:
Prof. Christian Prunitsch,
Institut für Slavistik, Tel. 0351 463-32771