Jun 02, 2016
Studium der Medizin und Zahnmedizin:
Keine Tierversuche oder gar Maßnahmen an lebenden Tieren während der Ausbildung
Anders als von PETA am 31. Mai 2016 in einer Presseinformation behauptet, werden an der TUD in der Ausbildung der Mediziner und Zahnmediziner weder Tierversuche noch Maßnahmen an lebenden Tieren durchgeführt. Es wird nach strengsten Vorschriften und Regularien der für Forschung und Lehre zuständigen Gremien agiert.
Eine fundierte wissenschaftliche Ausbildung in der Medizin erfordert umfangreiche Kenntnisse des Aufbaus von Organismen, insbesondere von Säugetieren und des Menschen. Das gleiche gilt für den Erwerb von manuellen, praktischen Fähigkeiten der Präparation, die notwendig sind, um den künftigen Beruf des Arztes auszuüben. In Abhängigkeit des Lehrinhaltes kommen Modelle, Dauerpräparate, künstliche Präparate, Video- und Computersimulationen zum Einsatz, die aber die Komplexität eines Organismus oder Organs nur bedingt wiedergeben können. Deshalb ist es aus Sicht der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus (TU Dresden) nicht möglich, neben dem Sezieren einer nur sehr begrenzt zur Verfügung stehenden Anzahl von menschlichen Leichen auf das Sezieren von Tieren – in der Regel Mäuse – im Medizinstudium zu verzichten. Das wird jedoch auf das absolut notwendige Maß beschränkt und findet unter keinen Umständen am lebenden Organismus statt. Zudem wird kein Tier speziell für diesen Zweck getötet. Es kommen Karpfen zum Einsatz, die für den Verzehr vorgesehen sind, sowie Mäuse, die im Rahmen der Forschung an der Einrichtung getötet werden mussten.
Im Studiengang Medizin werden in Dresden im Praktikum „Biologie für Mediziner“ Tiere in der Lehre eingesetzt. Im Kurs präparieren die Studierenden Organe von Mäusen, die im Rahmen der medizinischen Forschung an der Medizinischen Fakultät geboren werden, jedoch nicht für die Forschungsarbeiten verwendbar sind, weil zum Beispiel das genetische Material oder das Geschlecht der Tiere nicht den spezifischen wissenschaftlichen Anforderungen entsprechen. Bei vielen Forschungsvorhaben kommt es aufgrund natürlicher genetischer Gesetzmäßigkeiten vor, dass nur ein Teil der gezüchteten Mäuse für ein bestimmtes Experiment verwendbar ist. Die Tiere, die im Biologiepraktikum eingesetzt werden, werden also nicht für Zwecke der Lehre gezüchtet und getötet. Vielmehr werden Mäuse, die aus Forschungsvorhaben stammen und in jedem Fall getötet werden, einer sinnvollen weiteren Verwendung in der Lehre zugeführt. „Pro Jahr werden circa 120 Mäuse im Praktikum präpariert, die vorher im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften eingeschläfert wurden“, erläutert Frau Prof. Angela Hübner, Studiendekanin Medizin an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus. Die Teilnahme an dem Kurstag im Praktikum „Biologie für Mediziner“, in dem die Präparation der Mäuse durchgeführt wird, ist nicht verpflichtend, da im Rahmen der Studienordnung 15 Prozent Fehlzeiten erlaubt sind. Die Nichtteilnahme an der Präparation führt daher nicht zu Studienabbrüchen.
Weiterhin werden in einem Praktikum zur Skelettmuskulatur Fische verwendet. Alle Präparate werden von Schlachtkarpfen, also regulären einheimischen Speisefischen, gewonnen. Die Gewebe Herz, Unterkiefernerv und Brustflossenmuskel, die in der Regel nicht verspeist werden können, werden für die Versuche genutzt. Der übrige Fischkörper wird der weiteren Verwendung als Nahrungsmittel zugeführt. Pro Jahr werden etwa 110 Karpfen für das Praktikum verwendet. Diese werden von einer erfahrenen Mitarbeiterin getötet und ausgenommen.
Tierversuche sind eine wesentliche Voraussetzung für den Fortschritt in der biologischen und medizinischen Grundlagenforschung. Auf ihnen basieren beispielsweise neue Technologien, Therapien oder Medikamente. Aber sie sind gleichzeitig mit Belastungen für die Tiere verbunden und damit umstritten. Im Bewusstsein dessen hat sich die Wissenschaft dem sogenannten 3 R-Prinzip verpflichtet, demzufolge Tierversuche nach Möglichkeit durch alternative Methoden ersetzt, die Anzahl der Versuchstiere reduziert und die Belastungen für die Tiere im Versuch verringert werden sollen. „Tierversuche werden in unserer Gesellschaft kontrovers und oft emotional diskutiert, nicht zuletzt weil sachliche Informationen über ihren Sinn, die Belastung der Tiere oder die Ergebnisse und deren Nutzen fehlen“, erklärte Professor Dr. Gerhard Heldmaier, Vorsitzender der Senatskommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG, anlässlich der Präsentation der Neuausgabe der Informationsbroschüre „Tierversuche in der Forschung“ Ende Februar 2016 auf einer Sitzung des Gremiums in Berlin.
Informationen für Journalisten:
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Konrad Kästner, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TUD
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