Mar 15, 2013
Zufriedenheit mit dem Studium gewachsen
Wie zufrieden sind die sächsischen Studierenden mit ihrem Studium? Wie bewerten Sie die Studienqualität und die Rahmenbedingungen? Mit welchen Belastungen sind die Studierenden konfrontiert? Was waren die Entscheidungsgründe, ein Studium in Sachsen aufzunehmen? Planen die Bachelorstudierenden ein Masterstudium? Konnten sie bereits einen Auslandsaufenthalt realisieren? Wo möchten die Studierenden später arbeiten?
Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt die Sächsische Studierendenbefragung, die nach 2005 nunmehr zum zweiten Mal unter Leitung von Prof. Karl Lenz, Professor für Mikrosoziologie an der TU Dresden, durchgeführt und heute (15. März 2013) im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt wurde. Die Studie erstreckt sich auf die Studierenden aller Universitäten und Fachhochschulen im Geschäftsbereich des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. Insgesamt haben ca. 5800 Studierende an der Befragung teilgenommen.
Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse:
Zufriedenheit mit dem Studium deutlich
angestiegen
Neben Angaben zu einer Fülle von Einzelaspekten des Studiums
wurden die Studierenden zu ihrer Gesamtzufriedenheit befragt.
Mit 59 % der Studierenden sagt die große Mehrheit der
sächsischen Studierenden, dass sie mit ihrer aktuellen
Studiensituation (sehr) zufrieden ist. An den Fachhochschulen
ist der Anteil noch etwas höher als an den Universitäten.
Besonders hoch ist der Anteil der (sehr) zufriedenen
Studierenden in den Fächergruppen Medizin,
Ingenieurwissenschaften und Mathematik/Naturwissenschaften. Im
Vergleich zur Erstbefragung ist ein Anstieg der Zufriedenheit
um zehn Prozentpunkte zu verzeichnen. Dieser starke Anstieg
bleibt auch bestehen, wenn man aus dem Jahr 2005 nur die
„traditionellen“ Studiengänge mit den „reformierten“
Studiengängen, worunter die Bachelor-, Master- und auch die
modularisierten Diplomstudiengänge verstanden werden,
miteinander vergleicht. Dieses Ergebnis ist ein deutlicher
Gegenbeleg gegen die pauschale Behauptung, dass sich durch die
Studienreform die Studienbedingungen verschlechtert haben. Auch
wenn die Studierenden an ihrer Studiensituation und an der
Reform durchaus Kritik im Detail üben, weisen sie jedoch mit
ihren Aussagen jegliche stark vereinfachende
Schwarz-Weiß-Malerei deutlich zurück.
Studienqualität mit Licht und Schatten
Um die Studienqualität zu erfassen, wurde eine Reihe von
Indikatoren gewählt: darunter die inhaltliche Qualität,
Organisation der Lehrveranstaltungen, Aufbau des Studiengangs,
oder die didaktische Qualität der Lehre. Fast drei Viertel
aller Studierenden – auch jene in den reformierten
Studiengängen (Bachelor, Master, Diplom) – beurteilen die
inhaltliche Qualität der Studienangebote als (sehr) gut. Das
sind zwar etwas weniger als vor sieben Jahren, aber aufgrund
dieser weiterhin hohen Bewertung kann nicht von einem
Niveauverlust gesprochen werden. Ebenfalls sehr positiv wird
das Klima unter den Studierenden sowie zwischen Studierenden
und Lehrenden erlebt. Jeweils ca. drei Viertel der Befragten
gibt hier eine gute Bewertung ab. Auch die Organisation der
Lehrveranstaltungen wird von den Studierenden in der Mehrheit
positiv gesehen. Etwas mehr als die Hälfte der Studierenden
attestieren ihrem Studiengang einen gut gegliederten,
nachvollziehbaren Aufbau. Kritischer wird die didaktische
Qualität der Lehre bewertet. Mit der Durchführung der
Lehrveranstaltungen ist die Mehrheit nur teilweise zufrieden,
etwa jede/r Siebente sogar unzufrieden.
Rahmenbedingungen des Studiums
Die Leistungen der
Studierendensekretariate/Immatrikulationsbüros, der
studentischen Studienberatung und der Fachstudienberatung wird
von der Mehrheit der Nutzer/innen positiv bewertet. Eher
kritisch wird allerdings die Beratung zur Vereinbarkeit von
Studium und Kind gesehen. Eine deutlich bessere Bewertung im
Vergleich zur ersten Studierendenbefragung erfährt die
räumlich-technische Ausstattung der Hochschulen. Das Angebot
der Bibliotheken und die EDV-Ausstattung bekommen ebenfalls
eine sehr positive Bewertung.
Hohe Leistungsanforderungen als Belastung
Im Fokus der öffentlichen Diskussion über Belastungen im
Studium stehen besonders die reformierten Studiengänge. Die
Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass sich die Belastungen
aufgrund von hohen Leistungsanforderungen im Vergleich zu den
traditionellen Studiengängen nur geringfügig erhöht haben. Von
einer merklichen Steigerung kann nicht gesprochen werden.
Weiterhin sind aber die hohen Leistungsanforderungen, die
wichtigste Quelle von Belastungen im Studium, am stärksten
ausgeprägt an den Universitäten.
Leicht zugenommen haben persönliche Probleme (z.B. Ängste, Depressionen) sowie Schwierigkeiten bei der Orientierung und mit der Anonymität an den Hochschulen. Beide letztgenannten Probleme dürften mit der insgesamt gestiegenen Anzahl an Studierenden in Verbindung stehen. Hingegen etwas zurückgegangen sind die Belastungen der Studierenden durch finanzielle Probleme.
Auslandsmobilität
Mit der Bologna-Reform ist das Ziel verknüpft, die Mobilität
der Studierenden zu erhöhen. Der Vergleich mit der ersten
Studierendenbefragung zeigt, dass der Anteil der
auslandsmobilen Studierenden tatsächlich angestiegen ist. Knapp
ein Sechstel der Befragten berichtet, dass sie bereits einen
Auslandsaufenthalt absolviert haben. Besonders hoch ist dieser
Anteil bei den Studierenden der Fächergruppe Sprach- und
Kulturwissenschaften. Ein enger Zusammenhang zeigt sich
zwischen der Auslandsmobilität und der bereits absolvierten
Semesterzahl. Nicht in den ersten Jahren, sondern erst in den
höheren Semestern wird ein Auslandsaufenthalt realisiert. Dass
Bachelorstudierende weniger auslandsmobil sind, hängt
wesentlich mit der kürzeren Studiendauer zusammen. Ein
Auslandsaufenthalt wird von ihnen vielfach erst im Anschluss an
ihr Bachelorstudium geplant.
Wechsel und Unterbrechungen während des
Studiums
Etwa 15 Prozent der Befragten haben ihren Studiengang schon
einmal gewechselt. Als Ursache für einen Wechsel nannten die
Studierenden vor allem hohe Studienanforderungen.
Aber auch private Gründe oder eine wahrgenommene Diskrepanz zwischen Studium, Beruf und Praxis werden vielfach genannt. Etwa 8 % der Befragten geben an, dass sie im Verlauf ihres Studiums die Hochschule gewechselt haben. Dabei hat ein Drittel der Hochschulwechsler/innen auch den Hochschultyp gewechselt. Wenn ein Wechsel erfolgt dann vor allem von Universitäten an Fachhochschulen.
14 Prozent der Studierenden gaben an, ihr Studium schon einmal vorübergehend unterbrochen zu haben. Als Grund wird am häufigsten der Wunsch angegeben, andere Erfahrungen zu sammeln. Vor allem Frauen unterbrachen das Studium auch häufig wegen der Familiengründung.
Was spricht für ein Studium in Sachsen?
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass von den
Studierenden häufig mehrere Motive genannt werden. Als
Hauptmotiv, warum die Studierenden ihr Studium in Sachsen
begonnen haben, kann allerdings klar das Fehlen von
Studiengebühren im Freistaat ausgemacht werden. Außerdem
spielen die geringen Lebenshaltungskosten und die hohe
Lebensqualität an den sächsischen Hochschulstandorten eine
entscheidende Rolle bei der Studienortwahl der
Studierenden.
Bachelor oder Diplom?
In Sachsen werden weiterhin Diplomstudiengänge angeboten. Zum
gewünschten Abschluss befragt, gibt ein Großteil der
Bachelorstudierenden an, lieber einen Diplomstudiengang
studieren zu wollen. Begründet wird diese Entscheidung aber
seltener mit der Qualität des angebotenen Studiengangs.
Ausschlagend für die Studierenden ist vielmehr ihre
Einschätzung der Arbeitsmarktaussichten und der Akzeptanz der
Abschlüsse bei den potentiellen Arbeitsgebern.
Vom Bachelor zu Master?
Etwa drei Viertel der Bachelorstudierenden planen, nach ihrem
Abschluss das Studium fortzusetzen und noch nicht in die
Arbeitswelt einzutreten. An den Universitäten kommt dieser Plan
noch deutlich häufiger als an den Hochschulen für angewandte
Wissenschaften vor.
Wunschregion des Berufseinstiegs
Sachsen ist für die Befragten eine attraktive Region für eine
erste Erwerbstätigkeit nach dem Studium. Gut zwei Fünftel der
Studierenden haben eine klare Präferenz für Sachsen.
Ein ähnlich großer Anteil zeigt sich bei der Wahl der Region der Erwerbstätigkeit sehr flexibel und kann sich vorstellen, sich deutschlandweit und auch im Ausland zu bewerben. Dabei zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang mit der regionalen Herkunft. Studierende, die schon ihre Hochschulzugangsberechtigung in Sachsen erworben haben, geben häufiger an, dass sie ausschließlich in Sachsen einer Erwerbstätigkeit nachgehen wollen.
Weitere differenzierte Ergebnisse (unter anderem zu Rahmenbedingungen des Studiums, zum Studienverlauf – Praktika, Auslandsaufenthalte, Unterbrechungen während des Studiums – oder zu den Plänen nach dem Studium) finden Sie im Abschlussbericht. Die Publikation steht Interessenten als PDF-Datei kostenlos unter www.kfbh.de/ssb zur Verfügung.
Information für Journalisten:
Prof. Dr. Karl Lenz
Tel.: +49 351 463-39746