May 26, 2020
Tanzend durch die Pandemie – World-Lindy-Hop-Day am 26. Mai 2020
Sie vollführen Platzwechsel und Swivel, stehen lässig im Knie und bouncen aus der Hüfte, während der Herr die Bewegungsrichtung der Dame vorgibt und ihr schließlich ausweicht. Beiden steht ein Lächeln ins Gesicht geschrieben, denn Tanzen macht glücklich. Jens Rahnfeld und Angelika Haase leiten am Universitätssportzentrum die Swing-Kurse. Anlässlich des Welt-Lindy-Hop-Tags gaben sie einige Informationen über diesen Urtyp der Swing-Tänze preis.
„Der Lindy-Hop-Tag am 26. Mai findet zum sechsten Mal statt und fällt mit dem Geburtstag von Frankie Manning zusammen“, erläutert die aufgeschlossene Tanzlehrerin. Sie trägt flache Schnürschuhe mit einer glatten Ledersohle, die den Widerstand zum Tanzboden minimieren. „Er wäre dieses Jahr 106 Jahre alt geworden und war einer der einflussreichsten amerikanischen Tänzer seiner Zeit – der Begründer des Lindy Hop.“
Während der späten 1920er Jahre entwickelte er im New Yoker Tanzclub „Savoy Ballroom“ – einem ‚rassenübergreifenden‘ Lokal für Schwarze und Weiße im Stadtteil Harlem – Choreografien und zahlreiche Figuren. So enstanden beispielsweise die Aerials (Hebefiguren im normalen Tanzfluss) in einen Tanz, der fortan Lindy Hop genannt wurde. Die Namenswahl steht im Zusammenhang mit dem ersten Atlantik-Überflieger Charles Lindbergh aus dem Jahr 1927.
Kursleiter Jens Rahnfeld erläutert: „Der Lindy Hop ist der ursprüngliche Swing-Tanz. Seit den Dreißigern entwickelten sich daraus Tänze, die bis heute sehr populär sind. Zunächst waren das die kalifornischen Paartänze wie Balboa oder West Coast Swing, dann kamen lateinamerikanische Turniertänze wie Jive und Boogie-Woogie dazu und schließlich wurde der Lindy Hop sogar das Fundament für den akrobatischen Rock’n’Roll.“ Durch den Krieg kamen der Lindy Hop und andere Swing-Formate schließlich nach Nordeuropa und erfreuen sich besonders in Deutschland einer Beliebtheit: seit 1990 existieren Lindy-Hop-Festivals und internationale „Lindy Exchanges“, wo die Tänzer Stile anderer Städte entdecken und sich austauschen.
Wer neugierig geworden ist, kann zunächst in der Filmbibliothek der letzten zehn Jahre stöbern: Preisgekrönte Filme wie Michel Hazanavicius „The Artist“, oder Woody Allens „Midnight in Paris“ unterstreichen die Atmosphäre ihrer Filmwelt über Swing-Tänze wie den Lindy Hop. Inspiration, wie wirkungsvoll eine Portion an tänzerischem Können ist, liefert Baz Luhrmanns „The Great Gatsby“.
Doch ist der Lindy Hop unter den derzeitigen Gegebenheiten überhaupt ohne Weiteres zu erlernen? „Bei den Grundfiguren verteilen wir acht Tanzschritte auf einen Viervierteltakt. Das ist leicht zu lernen“, erklärt Jens. „Auch wir setzen aktuell natürlich ein Hygienekonzept um, das alle Anforderungen bestmöglich berücksichtigt. Außerdem ist der Lindy Hop ein recht raumgreifender Tanz, so dass sich sogar im Paar der Sicherheitsabstand von 1,5 Metern realisieren lässt. Gewissermaßen ein Corona-Lindy-Hop“, merkt Angelika scherzhaft an.
Studierende und TU-Mitarbeiter können das Angebot des Pieschener Savoy Clubs im Rahmen des Universitätssportzentrums nutzen.
Informationen für Journalisten:
Jens Rahnfeld
Savoy Club Dresden
Tel.: 0157-35703720