Apr 11, 2014
Von intelligenten Materialien bis zu zellularen 3-D-Drahtstrukturen
Die TU Dresden ist mit verschiedenen
Exponaten auf der Hannover Messe 2014 vertreten:
01. Leichtbau mit Pflanzen: Wissenschaftler
entwickeln ein System aus biobasierten
Mehrkomponentenwerkstoffen. Ein Fahrradgepäckträger zeigt
dessen Leistungsfähigkeit
02. Durch Nanoschichten fest verbunden:
Nanometermultischichten eignen sich zum spannungsarmen Fügen
nahezu beliebiger Materialkombinationen
03. Materialien die mitdenken: Eine Fanschaufel für
Flugzeugtriebwerke aus CFK, die Schäden selbst erkennt und
auf Störungen reagiert, zudem sehr leicht ist und Kräfte
besonders gut aufnehmen kann
04. Mit Abwärme Energie sparen - Weltneuheit:
Keramische Hochtemperatur-Wärmeübertrager helfen Energie
sparen, CO2-Emmisionen reduzieren und die
Effizienz von Kraftwerksprozessen steigern
05. Strom zum Nulltarif - aus Abwärme: Mit
keramischen Thermoelektrischen Generatoren lässt sich mit
guten Wirkungsgraden aus Abwärme Strom erzeugen. Ein
Laserfügeprozess erlaubt eine automatisierbare
Fertigung
06. Innovative zellulare
3-D-Drahtstrukturen
07. Textil-Blech-Verbund-Hybride für
Leichtbauanwendungen
08. Hocheffiziente Fertigungsverfahren für
duroplastische Composite-Bauteile
09. Leichte ästhetische Rahmenstrukturen im
Forschungsvorhaben Thermobility
10. Sicherheit und Energieeffizienz für
Elektroautos
11. Erstmalige Präsentation der TU9 auf der
Hannover Messe
1. Leichtbau mit Pflanzen:
Wissenschaftler entwickeln ein System aus biobasierten
Mehrkomponentenwerkstoffen. Ein Fahrradgepäckträger zeigt
dessen Leistungsfähigkeit
Materialien auf Basis nachwachsender Rohstoffe spielen im
Kunststoffbereich bisher nur eine untergeordnete Rolle. Zudem
sind nur vereinzelt Werkstoffverbunde beschrieben, die sowohl
Matrix- als auch Faserkomponenten aus nachwachsenden Rohstoffen
enthalten. Doch schon deren unbedenkliche Recyclingfähigkeit
und gute Verfügbarkeit sprechen für die Verwendung von Pflanzen
als Rohstofflieferanten für Mehrkomponentenwerkstoffe. Zudem
sind pflanzliche Strukturen optimal angepasst und bieten hohe
Festigkeiten bei geringer Masse. Die Wissenschaftler im
Teilprojekt BioHybrid des Spitzentechnologieclusters ECEMP
entwickeln unter der Leitung von Prof. André Wagenführ vom
Institut für Holz- und Papiertechnik der TU Dresden bionisch
optimierte, funktionalisierte Verbundwerkstoffe, auf Basis
nachwachsender Rohstoffe. Die Wissenschaftler stellen ihr
Projekt vom 07. bis zum 11. April 2014 auf der Hannover Messe,
Halle 2, Stand A32, vor.
Bei der Pflanzenauswahl standen regional wachsende Pflanzen,
die nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelindustrie stehen, im
Fokus der Wissenschaftler. Als Faserkomponente verwenden die
Forscher Flachsschäben und Flachslangfasern. Als Basis für die
Matrixmaterialien dient Cellulose, die die Forscher so
modifizieren, dass sie sich mit den Fasern verbindet und
trotzdem noch gute thermoplastische Eigenschaften aufweist.
Denn für die Festigkeit der Verbundmaterialien ist eine gute
Faser/Matrix-Haftung und für deren Verarbeitung sind
thermoplastische Eigenschaften unerlässlich. Daraus stellen sie
spritzgussfähige Granulate und durch Heißpressen sogenannte
thermoformbare Organobleche her.
Ein an eine Sattelstütze montierter Fahrradgepäckträger
demonstriert die Beanspruchungsfähigkeit der entwickelten
Materialien. Ausgehend von einer Belastungsanalyse auf Basis
definierter Grundlastfälle – geradlinige Fahrt, Kurvenfahrt,
Bremsvorgang – haben die Wissenschaftler Tragwerksentwürfe in
Schale/Rippen-Bauweise erarbeitet und deren Belastungsfähigkeit
bewertet. Als auslegungsrelevante Anforderungen haben sie in
Anlehnung an kommerziell verfügbare Gepäckträger 10 kg
spezifiziert. Die Struktur wurde in einem Prozessschritt in der
Spritzgießmaschine hergestellt. Dazu haben die Forscher die
Schale durch Umformung eines thermoplastischen Organoblechs und
die Rippen durch prozessintegriertes Anspritzen des Granulats
an die umgeformte Schale erzeugt.
Foto 1: Ein Fahrradgepäckträger auf
Basis von Flachs und Cellulose (Fotos: Sebastian Spitzer, TU
Dresden, ILK).
Foto 2: Ein Fahrradgepäckträger auf
Basis von Flachs und Cellulose (Fotos: Sebastian Spitzer, TU
Dresden, ILK).
2. Durch Nanoschichten fest verbunden:
Nanometermultischichten eignen sich zum spannungsarmen Fügen
nahezu beliebiger Materialkombinationen
Bei konventionellen Fügeverfahren, wie beim Löten oder
Schweißen, werden die Bauteile lokal sehr stark erwärmt. Das
führt einerseits zu Veränderungen im Ausgangsgefüge,
andererseits treten beim Abkühlen häufig hohe Spannungen auf,
die das Fügeergebnis negativ beeinflussen. Wissenschaftler im
Teilprojekt NanoWearJoin des Sächsischen Exzellenzclusters
ECEMP haben unter Leitung von Prof. Eckhard Beyer, vom Institut
für Fertigungstechnik der TU Dresden, ein effektives,
millisekundenschnelles Fügeverfahren entwickelt, mit dem sich
nahezu beliebige Materialkombinationen und
temperaturempfindliche Materialien spannungsarm fügen lassen.
So haben sie beispielsweise eine B-Säule aus dem
Automobilbereich aus kohlefaserverstärktem Kunststoff
hergestellt und auf diese Weise gefügt. Die Wissenschaftler
führen ihr Verfahren vom 07. bis zum 11. April 2014, auf der
Hannover Messe, Halle 2, Stand A32, vor.
Sogenannte reaktive Nanometermultischichten (RMS) sind aus
Schichtstapeln von Hunderten, manchmal bis zu einigen Tausend,
nur wenige Nanometer dicken Einzelschichten zusammengesetzt und
aus mindestens zwei Materialien aufgebaut, die unter
Wärmeentwicklung miteinander reagieren können. Gezündet werden
die RMS durch einen elektrischen Funken oder einen Laserpuls.
Dadurch kommt es zur Ausbildung einer selbstfortschreitenden
Reaktionsfront. So wird in Bruchteilen von Sekunden eine hohe
Temperatur in einem räumlich eng begrenzten Gebiet erzeugt und
eine auf die Schichten aufgebrachte Lotschicht oder das
Grundmaterial aufgeschmolzen. Durch die besonders kurze
Reaktionsdauer ist der Wärmeeintrag in den Grundwerkstoff sehr
gering. Daher eignen sich RMS unter anderem zum spannungsarmen
Fügen von Materialien mit sehr unterschiedlichen
Wärmeausdehnungskoeffizienten und für besonders
wärmeempfindliche Materialpaarungen.
Foto: Mit reaktiven Nanometermultischichten (RMS) gefügtes thermoplastisches Polyamid (Foto: Fraunhofer IWS Dresden).
[nach oben]
3. Materialien die mitdenken: Eine
Fanschaufel für Flugzeugtriebwerke aus CFK, die Schäden
selbst erkennt und auf Störungen reagiert, zudem sehr leicht
ist und Kräfte besonders gut aufnehmen kann
Aus Sicherheitsgründen müssen bei regelmäßigen Wartungen
technischer Anlagen Bauteile häufig auch dann ausgetauscht
werden, wenn noch keine sichtbaren Schäden aufgetreten sind.
Dies ist ein erheblicher Kosten- und Ressourcenfaktor. Die
Wissenschaftler im ECEMP-Teilprojekt SmaComp, unter Leitung von
Prof. Werner Hufenbach, Direktor des Instituts für Leichtbau
und Kunststofftechnik der TU Dresden, entwickeln intelligente
Materialien aus kohlefaserverstärktem Kunststoff (CFK). Die
sogenannten Smart Composites, können Schäden im Werkstoff
selbst erkennen, den Ort der Störung anzeigen und sogar auf
solche Veränderungen reagieren. Dies geschieht durch die
Integration von Sensor- und Aktorelementen in die
Verbund-werkstoffe. Eine intelligente Fanschaufel für
Flugzeugtriebwerke aus CFK stellen die Wissenschaftler vom 07.
bis zum 11. April 2014 auf der Hannover Messe, Halle 2, Stand
A32, vor.
Fanschaufeln sind komplexen Belastungen ausgesetzt. Sie müssen
starken Temperaturschwankungen, extremen Geschwindigkeiten und
wechselndem Winddruck standhalten. Durch eine geschickte
Faseranordnung lässt sich die Schaufel so auslegen, dass die
hohen Kräfte besonders gut aufgenommen werden können. So lässt
sich in Flugzeugtriebwerken Masse einsparen. Aus
fertigungstechnischen Gründen eigenen sich die verwendeten
Faserverbundmaterialien zudem besonders gut zur Integration von
Überwachungssystemen. Über eine zuverlässige
Online-Schadensanalyse lässt sich dann nach einem Einschlag –
beispielsweise durch Hagelkörner – sofort eine Aussage treffen,
welche Fanschaufeln betroffen sind und ob es sich um einen
kritischen oder unterkritischen Vorfall handelt.
Foto: Materialdefekte lassen sich über eine Schwingungsanalyse detektieren (Foto: Jürgen Jeibmann/ECEMP).
[nach oben]
4. Mit Abwärme Energie sparen -
Weltneuheit: Keramische Hochtemperatur-Wärmeübertrager
helfen Energie sparen, CO2-Emmisionen reduzieren
und die Effizienz von Kraftwerksprozessen steigern
Ein großer Teil der in Industrie- und Verbrennungsprozessen
eingesetzten Energie geht in Form von Abwärme durch den
Schornstein verloren. Diese Abwärme zurückzuführen und wieder
für den Prozess nutzbar zu machen, ist das Ziel der
Wissenschaftler im ECEMP-Teilprojekt CerHeatPipe um Prof.
Michael Beckmann vom Institut für Energietechnik der TU
Dresden. Sie haben keramische Hochtemperatur-Wärmeübertrager
entwickelt, mit deren Hilfe große Energiemengen eingespart,
CO2-Emissionen reduziert und die Effizienz von
Industrie- und Kraftwerksprozessen deutlich gesteigert und
somit Kosten eingespart werden können. Die Wissenschaftler
stellen ihr Projekt vom 07. bis zum 11. April 2014 auf der
Hannover Messe, Halle 2, Stand A32, vor.
Die sogenannten Wärmerohr-Wärmeübertrager können in den
Abgasstrom von Kraftwerks- oder Industrieanlagen installiert
werden. Sie arbeiten energieautark und lassen sich exakt an die
vorhandenen Bedingungen anpassen. Die Wärmeübertrager bestehen
aus einer Vielzahl sogenannter Wärmerohre, auch Heatpipes
genannt, mit denen sich sehr effektiv Wärme von einem Ort zum
anderen transportieren lässt. Alles, was sie dafür brauchen,
ist eine Temperaturdifferenz zwischen dem heißen und kalten
Ende des Rohres.
Das Prinzip der Wärmerohre ist schon lange bekannt und einfach:
Die Rohre sind hermetisch verschlossen und mit einer kleinen
Menge eines Arbeitsmediums wie zum Beispiel Wasser gefüllt.
Wenn am wärmeren Ende im Inneren des Wärmerohres das flüssige
Arbeitsmedium verdampft, müssen die Moleküle Arbeit verrichten,
um sich aus dem Flüssigkeitsverband zu lösen und in den
gasförmigen Zustand überzugehen. Die dafür nötige Energie
erhalten sie aus der Umgebung, indem sie ihr Wärme entziehen.
Der Dampf strömt in Richtung der kälteren Region, wo er
kondensiert und seine aufgenommene Wärme wieder an die Umgebung
abgibt. Das Kondensat fließt zurück und kann abermals
verdampfen. Die Leistung der im Versuchsmaßstab getesteten
Rohre liegt im Bereich von bis zu 600 Watt je Wärmerohr, bei
einer Temperaturspreizung zwischen heißer und kalter Seite von
etwa 450 Kelvin.
Es gibt bereits verschiedene Anwendungen für metallische
Wärmerohre. Doch eine großtechnische Nutzung dieser Technologie
im Hochtemperaturbereich scheiterte bisher an den zur Verfügung
stehenden Materialien. Denn bei den hohen
Temperaturniveaus in Kraftwerks- und Industrieprozessen
und den zum Teil aggressiven Abgasatmosphären stoßen
metallische Wärmerohre schnell an ihre Grenzen. Die von den
Forschern verwendete Hochleistungskeramik und die speziellen
Lotmaterialien sind für den Einsatz bei Temperaturen von über
1000 Grad Celsius und aggressiven, abrasiven Umgebungen
geeignet.
Foto: Im Heißgasversuchsstand werden die Wärmerohre unter Realbedingungen getestet (Foto: Jürgen Jeibmann/ECEMP).
[nach oben]
5. Strom zum Nulltarif - aus Abwärme:
Mit keramischen Thermoelektrischen Generatoren lässt sich
mit guten Wirkungsgraden aus Abwärme Strom erzeugen. Ein
Laserfügeprozess erlaubt eine automatisierbare
Fertigung
Nur etwa ein Drittel der in Gas, Öl und Kohle enthaltenen
Primärenergie wird gewinnbringend umgesetzt, der Rest entweicht
ungenutzt in die Umwelt. In Zeiten knapper Ressourcen
eigentlich untragbar, denn die freiwerdende Wärme ist eine
attraktive, bisher wenig erschlossene Energiequelle. Die
Wissenschaftler im ECEMP-Teilprojekt TECer (thermoelectric
ceramics) unter Leitung von Prof. Alexander Michaelis vom
Institut für Werkstoffwissenschaft der TU Dresden und Leiter
des Fraunhofer IKTS Dresden entwickeln neuartige keramische
Thermoelektrische Generatoren (TEG), die Abwärme in
elektrischen Strom umwandeln. Die Generatoren eignen sich zur
Umwandlung von Abwärme von Fahrzeugen und Kraftwerken bis zur
direkten Verstromung von Hochtemperaturwärme aus
Industrieprozessen. Dass sich mit den TEG selbst aus
Körperwärme elektrischer Strom erzeugen lässt, zeigen die
Wissenschaftler vom 07. bis zum 11. April 2014 auf der Hannover
Messe, Halle 2, Stand A32.
Das Funktionsprinzip der TEG ist relativ einfach und beruht auf
einer möglichst hohen Temperaturdifferenz innerhalb des
Generators. Erhitzt man den TEG auf der einen Seite und kühlt
ihn auf der anderen, besitzen die Elektronen am heißen Ende
eine höhere Energie als am kalten. Dadurch baut sich eine
elektrische Spannung auf, die umso größer ist, je höher die
Temperaturdifferenz zwischen der heißen und der kalten Seite
ist. Damit die hohe Temperaturdifferenz erhalten bleibt, müssen
die Materialien eine möglichst niedrige Wärmeleitfähigkeit
haben. Gleichzeitig sollte die elektrische Leitfähigkeit hoch
sein, damit der Strom ungehindert fließen kann. Ein Paradoxon,
denn in der Regel sind die freien Ladungsträger sowohl für den
elektrischen Stromtransport als auch für den Wärmetransport
verantwortlich. Die Entkopplung dieser beiden Eigenschaften
erreichen die Wissenschaftler durch den gezielten Einbau von
Störstellen und Grenzflächen in die verwendeten keramischen
Halbleitermaterialien.
Der Vorteil bei der Verwendung von Keramiken für die
Thermoelektrischen Generatoren ist deren sehr gute thermische
Stabilität. Daher können die TEG bei hohen Temperaturen
eingesetzt und mit sehr großen Temperaturunterschieden zwischen
Heiß- und Kaltseite betrieben werden. So ist deren Einsatz in
einem breiten Temperaturbereich von 200 Grad Celsius bis etwa
1000 Grad Celsius möglich.
Für die Komplettierung der Generatoren haben die Forscher ein
spezielles Laserlötverfahren entwickelt. Der Laserfügeprozess
gestattet bei kurzen Prozesszeiten eine automatisierbare und
produktive Fertigung von Generatormodulen.
Foto: Der Laserfügeprozess erlaubt eine automatisierbare Fertigung (Foto: Jürgen Jeibmann/ECEMP).
[nach oben]
6. Innovative zellulare
3-D-Drahtstrukturen
Am Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik (ITM) der TU Dresden erfolgt im Rahmen des Teilprojektes CoMeT des an der TU Dresden angesiedelten Spitzentechnologieclusters „ECEMP – European Centre for Emerging Materials and Processes Dresden“ die systematische Entwicklung verarbeitungs- und beanspruchungsgerecht ausgelegter textilbasierter multifunktionaler Polymer-Metall- bzw. Metall-Metall-Mehrkomponenten-Verbundhalbzeuge für die wirtschaftliche und Ressourcen schonende Weiterverarbeitung zu textilbasierten Leichtbaustrukturen im Multimaterialdesign. Hierfür bilden neuartige 3-D-Drahtstrukturen die Basis für die Verstärkung thermoplastischer und metallischer Matrices oder für Blech-Draht-Blech-Verbunde. Bei der Auslegung dieser zellularen metallischen Strukturen aus Draht müssen die besonderen Eigenschaften des zu verarbeitenden Materials sowie die gewünschte Struktur und Eigenschaften des Halbzeuges berücksichtigt werden. Am ITM werden die systematisch entwickelten Strukturen webtechnisch umgesetzt und für weitere Verarbeitungsschritte wie Fügen und Infiltration bereitgestellt. Die geforderten Eigenschaften, wie geometrische Vielfalt, eine offene Struktur, definierte Festigkeit und Steifigkeit und ein hohes Energieabsorptionsvermögen wird durch die dreidimensionale Struktur realisiert. Potenzielles Anwendungsgebiet für gewebte Drahtstrukturen ist die Verwendung als Verstärkungsstruktur in Metallverbundwerkstoffen oder als innere Struktur im Sandwichaufbau, wobei dadurch die Funktionalität und Komplexität hochbelasteter Bauteile bei gleichzeitiger Massereduzierung, z. B. für Crashanwendungen, in Blechbauteilen bzw. in Verbundwerkstoffen mit metallischer Matrix gesteigert wird. Das ITM bearbeitet dieses Projekt in enger Kooperation mit den Projektpartnern Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik der TU Dresden sowie dem TUD-Institut für Werkstoffwissenschaft/Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM.
Foto: Gewebte Strukturen für Verbundwerkstoffe (Foto: Annett Dörfel, TU Dresden, Institut für Textilmaschinen und Hochleistungswerkstoffe).
[nach oben]
7. Textil-Blech-Verbund-Hybride für
Leichtbauanwendungen
Eine weitere innovative Werkstoffkombination mit hohem Leichtbaupotenzial ist die Verbindung von Metallblech und Verstärkungstextil auf Basis von Glas- bzw. Kohlenstofffaser-/Thermoplast-Hybridgarnen zu Textil-Blech-Verbunden (TBV-Hybride), die in Hannover präsentiert werden. Das Multimaterialdesign erlaubt es, die Vorzüge der in den letzten Jahren stetig weiterentwickelten Blechwerkstoffe mit denen der gezielt anisotrop gestaltbaren Faserkunststoffverbunde zu verknüpfen und auszunutzen. Beim Einsatz von Hochleistungsfaserstoffen werden durch deren hohe spezifische Festigkeit und Steifigkeit höchste mechanische Eigenschaften im Verbund erreicht. Die Vorteile dieser Hybridbauteile liegen vor allem bei den mechanischen und akustischen Eigenschaften in Verbindung mit geringem Gewicht sowie in der hohen Designfreiheit. Des Weiteren ist durch die Verwendung eines thermoplastischen Matrixmaterials eine gute Recycelfähigkeit gegeben. Das ITM entwickelt derzeit gemeinsam mit den TUD-Instituten für Werkzeugmaschinen und Steuerungstechnik sowie Festkörpermechanik die dafür erforderliche neuartige in-situ Umform-Füge-Technologie zum TBV-Hybrid, die gemeinsam mit den Forschungspartnern für die Überführung in die Industrie vorbereitet wird.
Foto: Hybridverbunde (Foto: Annett Dörfel, TU Dresden, Institut für Textilmaschinen und Hochleistungswerkstoffe).
ECEMP – Vom Atom zum komplexen Bauteil
Die Wissenschaftler im Spitzentechnologiecluster „ECEMP – European Centre for Emerging Materials and Processes Dresden“ entwickeln ressourcenschonende Werkstoffe, Technologien und Prozesse für die drei Zukunftsfelder Energietechnik, Umwelttechnik und Leichtbau. Dabei bündeln sie die Kompetenzen in allen Materialklassen (Metalle, Kunststoffe, Naturstoffe und Keramik) und der gesamten Wertschöpfungskette (Materialdesign (CMS), Entwicklung, Herstellung, Verarbeitung und Anwendung von Bauteilen). Das ECEMP umfasst 14 Teilprojekte, an denen 40 Professuren aus 24 Instituten der TU Dresden, der TU Bergakademie Freiberg, der HTW Dresden und der Wissenschaftsorganisationen HG, FhG, MPG und LG beteiligt sind. Das ECEMP wird finanziert aus Mitteln der Europäischen Union und des Freistaates Sachsen (EFRE – Europäischer Fonds für regionale Entwicklung). http://ecemp.tu-dresden.de
Das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) der
TU Dresden stellt mit verschiedenen Projektpartnern auf
insgesamt fünf Messeständen Highlights aus der aktuellen
Leichtbauforschung vor.
8. Hocheffiziente Fertigungsverfahren
für duroplastische Composite-Bauteile
In Messehalle 6 am Stand D38 stellt das ILK gemeinsam mit
der Leichtbau-Zentrum Sachsen GmbH (LZS) und der
Leichtbau-Systemtechnologien Korropol GmbH (LSK) unter dem
Motto „Leichtbaulösungen aus einer Hand“ aus. Hier präsentieren
die Wissenschaftler und Ingenieure eine Weltpremiere: ein
neuartiges Material und zwei dazugehörige Fertigungsprozesse,
die die Herstellung hochbelasteter duroplastischer Bauteile
revolutionieren werden. Mit einfachster Maschinen- und
Prozesstechnik können zukünftig in extrem kurzen Zykluszeiten
Hochleistungsbauteile mit duroplastischen Matrixsystemen
hergestellt werden. Die Fertigungsprozesse können am
Gemeinschaftsstand von ILK, LZS und LSK nachvollzogen
werden.
Weitere Exponate am Gemeinschaftsstand sind eine neuartige
Faserverbund-Antriebswelle in hochintegrativer Leichtbauweise,
die 50 Prozent leichter als konventionelle Antriebswellen in
Metallbauweise ist, sowie ein biobasiertes Werkstoffsystem, mit
welchem sich komplexe Leichtbaustrukturen in einem
Prozessschritt effizient fertigen lassen. Um die
Praxistauglichkeit dieses Werkstoffsystems zu demonstrieren,
wurde daraus ein ressourcenschonender Fahrradgepäckträger
realisiert.
Fotos siehe Projekt 1.
[nach oben]
9. Leichte ästhetische Rahmenstrukturen
im Forschungsvorhaben Thermobility
In Halle 2 am Stand A38 präsentiert sich das ILK auf dem
Gemeinschaftsstand der Technischen Universität Dresden
„Forschung für die Zukunft“ unter anderem mit einem
Minibike-Demonstrator. Im Rahmen des vom Bundesministerium für
Wirtschaft und Energie geförderten Forschungsvorhabens
Thermobility werden durch die Projektpartner Rehau, Storck
Bicycle sowie das ILK neuartige Bauweisen für
funktionsintegrative, leichte und ästhetische Rahmenstrukturen
entwickelt. Dafür verwenden die Ingenieure thermo-plastische
Faser-Kunststoff-Verbunde. Die neuen Tragstrukturen sollen
dabei modular für verschiedene elektrobasierte Fahrzeuge wie
E-Bike, E-Motorrad oder E-Leichtmobile angewendet werden. Am
Beispiel eines Minibike-Demonstrators stellen die
Projektpartner die neuartige Tragrahmen-technologie auf der
Hannover Messe 2014 vor.
Foto: Minibike (Foto: TUD/ILK)
[nach oben]
10. Sicherheit und Energieeffizienz für
Elektroautos
Auf dem Messestand der Bundesregierung in Halle 27 am Stand
H51 präsentieren die Projektpartner des Forschungsprojekts
Motorbrain, Infineon Technologies, Siemens, das Institut für
Leichtbau und Kunststofftechnik der TU Dresden und ZF
Friedrichshafen, erstmals den Prototypen eines
9-Phasen-Elektromotors. Dieser hochintegrierte Elektromotor
vereint die wichtigsten Bestandteile des Antriebsstrangs für
ein Elektrofahrzeug. Er ist klein, leicht und effizient und
kommt ohne Seltene Erden aus. Den Motorbrain-Forschern ist es
gelungen, einen kompakten Elektromotor zu konstruieren, der um
ein Viertel kleiner gegenüber Vergleichsmodel ist. Der auf der
Hannover Messe 2014 vorgestellte Elektromotor-Prototyp hätte
bequem in einem handelsüblichen City-Bag Platz.
Die Motorbrain-Partner senkten außerdem das Gewicht von Motor
und Batterie um zirka 15 Prozent von zuvor rund 90 auf heute
unter etwa 77 Kilogramm. Weniger Größe und Gewicht bringen
Vorteile für den künftigen Autobesitzer: Ein leichteres
Elektrofahrzeug, das den Batteriestrom effizienter „auf die
Straße“ bringt und weitere Strecken als heute zurücklegen kann.
Ein Mittelklassewagen mit Motorbrain-Elektromotor und einer
Leistung von 60 Kilowatt könnte gut 30 bis 40 Kilometer weiter
fahren als heutige Elektrofahrzeuge mit ihrer Reichweite von
durchschnittlich etwa 150 Kilometern je Batterieladung.
Foto: Motorbrain (Foto: TUD/ILK)
[nach oben]
11. Erstmalige Präsentation der TU9 auf
der Hannover Messe
Die TU9-Universitäten sind in diesem Jahr zum ersten Mal
gemeinsam auf der Hannover Messe vertreten. Im Vordergrund
stehen dabei TU9-Projekte aus den Bereichen Nachhaltige
Energienutzung und Elektromobilität. Ein Beispiel aus dem
Bereich E-Mobility präsentiert das ILK in Halle 2 auf dem Stand
D36: Ein ultraleichtes Elektrofahrzeug, das im Rahmen des
InEco®-Projekts von Wissenschaftlern der TU Dresden
gemeinsam mit Experten der Leichtbau-Zentrum Sachsen GmbH (LZS)
und der ThyssenKrupp AG entwickelt wurde.
Im Rahmen des InEco®-Forschungsprojekts wurde nach
einem neuartigen, zukunftsorientierten und nachhaltigen
Fahrzeugansatz gesucht. Die Projektpartner nahmen das gesamte
Fahrzeugsystem unter die Lupe. Das Ergebnis dieses holistischen
Forschungsansatzes ist ein generisches Elektrofahrzeug in
integraler CFK-Stahl-Mischbauweise. Die Anzahl der
Fahrzeugkomponenten konnte erheblich reduziert und das
Leichtbaupotential in hohem Maße ausgenutzt werden.
Um zu veranschaulichen, wie das Elektrofahrzeug der Zukunft
aussehen könnte, setzten die Wissenschaftler das neuartige
Fahrzeugkonzept um und fertigten einen 4-sitzigen
Fahrdemonstrator für den metrourbanen Raum. Bei einem
Gesamtgewicht von nur 900 Kilogramm – einschließlich aller
Komponenten sowie der Batterie – vereint das Forschungsfahrzeug
sportives Fahrvergnügen mit umweltverträglicher Nutzung sowie
kostenattraktive Bauweisen mit elegantem Aussehen.
Ergänzend zum Fahrdemonstrator wird auf der Solutions Area in
Halle 6 am Stand D44 das Fahrzeugseitenteil mit integrativer
CFK-Stahl-B-Säule ausgestellt. Durch die Erforschung neuartiger
Hybridstrukturen, insbesondere von Stahl-CFK-Verbunden, kann
das Fahrzeuggewicht signifikant reduziert werden. Das
hochintegrale InEco-Seitenteil kann kosteneffizient und
taktzeitoptimiert gefertigt werden.
Foto 1: InEco® (Foto:
TUD/ILK)
Foto 2: Fahrzeugseitenteil (Foto:
TUD/ILK)
[nach oben]
Standübersicht
Halle 6, Stand D38
Gemeinschaftsstand: Institut für Leichtbau und
Kunststofftechnik der TU Dresden | Leichtbau-Zentrum Sachsen
GmbH | Leichtbau-Systemtechnologien Korropol GmbH
Halle 6, Stand D 44
Solutions Area: InEco-Seitenteil
Halle 2, Stand A 38
Technische Universität Dresden auf Verbundstand „Forschung für
die Zukunft“
Halle 2, Stand D 36
Gemeinschaftsstand: „TU9 - German Institutes of
Technology”
Halle 27, Stand H 51
Stand der Bundesregierung: Präsentation des Projektes
Motorbrain
Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr.
Johanna Wanka, besuchte zum Auftakt der Hannover Messe 2014 den
Messestand der TU9-Universitäten in Halle 2. Die
TU9-Universitäten sind in diesem Jahr zum ersten Mal gemeinsam
auf der Hannover Messe vertreten. Im Vordergrund stehen dabei
TU9-Projekte aus den Bereichen Nachhaltige Energienutzung und
Elektromobilität. Mit Prof. Dr. Maik Gude und Prof. Dr. Niels
Modler vom Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK)
der Technischen Universität Dresden sprach die Bundesministerin
über die Nachwuchssituation im Bereich Maschinenbau in Dresden.
Außerdem informierte sich die Politikerin über das
ultraleichtes Elektrofahrzeug, das im Rahmen des
InEco®-Projekts von Wissenschaftlern der TU Dresden
gemeinsam mit Experten der Leichtbau-Zentrum Sachsen GmbH (LZS)
und der ThyssenKrupp AG entwickelt wurde.
Das Elektrofahrzeug wurde in integraler CFK-Stahl-Mischbauweise
gefertigt. Die Bundesministerin ließ sich von Prof. Gude die
Vorteile dieses innovativen Materialeinsatzes erläutern und
stellte Fragen zum Dresdner Modell. Das Dresdner Modell
„Funktionsintegrativer Systemleichtbau im
Multi-Material-Design“ wurde 1994 von ILK-Direktor Prof. Dr.
Werner Hufenbach entwickelt und prägt seitdem die Arbeit am
Institut.
Die Bundesministerin besuchte außerdem den Messestand der
Bundesregierung, auf dem das ILK mit weiteren Projektpartnern
den Prototypen eines hochintegrierten Elektromotors
präsentiert. Erdacht und konstruiert wurde der Elektromotor von
den vier deutschen Partnern des europäischen Forschungsprojekts
„MotorBrain“: Infineon Technologies, Siemens, Technische
Universität Dresden mit ihrem Institut für Leichtbau und
Kunststofftechnik und ZF Friedrichshafen.
Foto: Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka, sprach mit Prof. Dr. Maik Gude (r.), Professor am ILK; Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel (2.v.r.), TU9-Präsident; und Prof. Dr. Niels Modler (M.), Professor am Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik.
Informationen für Journalisten:
Projekte 1, 2, 3, 4, 5: Dr. Silke Ottow, Tel.: +49 351
463-38447
Projekte 6, 7: Annett Dörfel, Tel.: +49 351 463-39321
Projekte 8, 9, 10, 11: Tanja Kirsten, Tel.: +49 351
463-39471
Telefax: +49 351 463-38143