Nov 03, 2020
Uni-Gebäude und ihre Namen: König-Bau
Hier wird die berühmte Farbstoffsammlung der TUD aufbewahrt
Dr. Jörg Zaun
Die Gebäude der chemischen Institute, bestehend aus Fritz-Foerster-, Erich- Müller- und König-Bau, wurden als einheitliches architektonisches Ensemble von Martin Dülfer (1859–1942) entworfen und 1926 eingeweiht. Im Gegensatz zum 1913 fertiggestellten Beyer-Bau, der als erstes Gebäude Dülfers noch im Rahmen seines Masterplans für den Campus entstand, konnten die Chemiegebäude aufgrund fehlender Finanzmittel nur in deutlich vereinfachter Form umgesetzt werden.
Der König-Bau wurde als Laboratorium für Farben- und Textilchemie errichtet. Es erhielt Forschungslaboratorien für die Farbstoff-Synthese und ein textilchemisches Laboratorium. Neben diesen Unterrichts- und Laborräumen verfügt der Bau über einen zweigeschossigen Sammlungsraum mit eingebauten lichtdichten Schränken, der direkt an das Vorbereitungszimmer für die Vorlesung und den Hörsaal angrenzt. Zusammen mit dem Labor Walter Königs und den zahlreichen im Originalzustand erhaltenen Gestaltungselementen im Innenbereich bilden diese ein einzigartiges Ensemble innerhalb der Universitätslandschaft Deutschlands. Die hier untergebrachte, überregional höchst bedeutende Farbstoffsammlung der TU Dresden umfasst über 20 000 natürliche und synthetische Farbstoffe, seltene Farbmusterkarten und Abschlussarbeiten samt Farbproben, die bis in die 1830er-Jahre zurückgehen und in ihrer Art ebenfalls solitär im europäischen Raum sind.
Das Gebäude wurde 1945 zwar durch Luftangriffe in den oberen Geschossen stark beschädigt, die Räume der Farbstoffsammlung und das herausragende historische Interieur blieben jedoch erhalten. Ab 1949 konnte der Lehrbetrieb wiederaufgenommen werden. Die Verleihung des Namens erfolgte 1953 anlässlich des 75. Geburtstages, des 50-jährigen Doktorjubiläums und des 40-jährigen Dienstjubiläums von Walter König. Das Gebäude soll in den nächsten Jahren denkmalgerecht saniert werden. Dabei stehen der Erhalt des einzig verbliebenen historischen Hörsaals der chemischen Institute und der Räume der Farbstoffsammlung als Verweis auf die bedeutende Geschichte der Technischen Universität im Vordergrund. Die zukünftige Planung sieht die Nutzung des König- Baus als zentrales Ausstellungs- und Sammlungsgebäude vor.
Walter König (26. September 1878 bis 2. Februar 1964)
Walter König begann sein Chemiestudium in Leipzig, wechselte nach einem Semester an die TH Dresden und schloss es hier 1902 mit einem Diplom ab. Als Assistent am Organisch-chemischen Institut promovierte er 1903. Er habilitierte sich 1906 mit einer Arbeit zur Synthese der Polymethin-Farbstoffe, die sich durch hohe Leuchtkraft auszeichnen und als Sensibilisatoren in der Farbfotografie praktische Bedeutung erlangen sollten. Anschließend ließ er sich beurlauben, um seine Forschung in der Farbenfabrik Friedrich Bayer & Co in Elberfeld fortzuführen.
1908 kehrte König als Privatdozent an die TH Dresden zurück und wurde 1913 zum Professor für Farbenchemie und Färbereitechnik berufen. Er baute die Farbstoffforschung an der TH Dresden wesentlich aus und entwickelte dazu auch die von seinen Vorgängern übernommene Sammlung weiter. 1926 konnte er ein vorbildlich eingerichtetes neues Institutsgebäude beziehen. 1945 wurde er wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft zunächst vom Lehrbetrieb suspendiert, übernahm eine Stelle in einem pharmazeutischen Unternehmen, konnte aber 1948 auf seinen Lehrstuhl zurückkehren.
Mehr Informationen zu den Bauten der TU Dresden und ihren Namensgebern sind zu finden in der aktuellen Neuauflage des Bandes »Gebäude und Namen. Die Campusentwicklung der TU Dresden«. Die 2020 von der TUD-Kustodie herausgegebene Publikation ist auf Deutsch und Englisch für 12 Euro erhältlich in der TUD-Information (Mommsenstr. 9), bei der Kustodie sowie im Buchhandel.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 17/2020 vom 3. November 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.