Oct 14, 2010
Gen-Google für die Krebstherapie
Für die verständliche und spannende Darstellung seiner Doktorarbeit erhielt der Bioinformatiker Dr. Christof Winter vom Biotechnologischen Zentrum der TU Dresden, zusammen mit fünf weiteren Preisträgern, den Klaus Tschira Preis für verständliche Wissenschaft.
Die Sieger des Wettbewerbs „KlarText! – Klaus Tschira Preis für verständliche Wissenschaft“ werden am 14. Oktober 2010 durch die Klaus Tschira Stiftung in Heidelberg ausgezeichnet. Die diesjährigen Gewinner promovierten in Berlin, Bremen, Dresden, Göttingen und München und erarbeiteten ihre Doktorarbeiten zusätzlich in Freiburg und Leipzig. Die sechs Sieger erhalten für die verständliche Darstellung ihrer Forschungsergebnisse den mit je 5000 Euro dotierten Preis. Schirmherr des Preises ist der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Peter Gruss. Dr. Christof Winter vom Biotechnologischen Zentrum der TU Dresden (BIOTEC) konnte sich gegen 220 Mitbewerber mit seinem Beitrag „Gen-Google für die Krebstherapie“ durchsetzen.
Google hat es vorgemacht. Die Suchmaschine bewertet die Relevanz einer Webseite nach der Anzahl von Hyperlinks, die auf sie verweisen. In seinem Gewinnerbeitrag beschreibt Christof Winter am Beispiel von Bauchspeicheldrüsenkrebs, wie das gleiche Prinzip genutzt werden kann, um bei Krebs die Relevanz von Genen für den Krankheitsverlauf zu bewerten. Bestimmt man die Aktivität der relevanten Gene im Tumor, gibt dies Auskunft über dessen Aggressivität und damit über die Überlebensaussichten des Patienten. Winter erklärt: „Gene arbeiten selten allein. Es gibt Gene, sogenannte Transkriptionsfaktoren, die die Aktivität anderer Gene kontrollieren. Diese Kontrollbeziehungen kann man in einem Netzwerk abbilden. Wenn ein Gen wirklich relevant fürs Überleben ist, dann sollten es auch seine Nachbarn im Netzwerk sein. Ist dies nicht der Fall, so verliert das Gen an Bedeutung.“
Diese Informationen über Genaktivitäten können dem Arzt bei der Wahl der besten Behandlungsform helfen. Da Krebstherapien mit schweren Nebenwirkungen einhergehen können, ist es wichtig herauszufinden, ob eine klassische Therapie bei einem Patienten vermutlich anschlagen oder eher versagen wird. Im letzteren Fall kann vorab über alternative Behandlungen nachgedacht werden. Die Dresdner wollen ihr „Gen-Google“ bald auf weitere Krebsarten wie Brust- oder Darmkrebs anwenden. Christof Winter ist optimistisch: „Erste Pilotversuche deuten bereits darauf hin, dass dies klappen könnte.“
Dr. med. Dr. rer. nat. Christof Alexander Winter studierte von 1994 bis 1996 an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen Informatik. Im Oktober 1996 wechselte er zum Studium der Medizin, worin er 2007 mit magna cum laude promovierte. Anschließend promovierte er im Fach Bioinformatik bei Prof. Michael Schroeder an der TU Dresden. In seiner Doktorarbeit, die er 2009 mit summa cum laude abschloss, untersuchte er mit Hilfe des Computers Proteinwechselwirkungen bei Krankheiten. Im Zuge seiner Forschung wurden Verfahren und Mittel zur Vorhersage der Überlebensdauer beim Pankreaskarzinom durch Analyse von Biomarkern patentiert. Die Resultate wurden in enger Zusammenarbeit mit den Medizinern Dr. Robert Grützmann und Dr. Christian Pilarsky von der Medizinischen Fakultät erzielt.
Klaus Tschira Preis für verständliche Wissenschaft
KlarText!
Die Klaus Tschira Stiftung gemeinnützige GmbH verfolgt mit dem
Wettbewerb das Ziel, Naturwissenschaften, Mathematik und
Informatik mehr in der Gesellschaft zu verankern. Über den
Wettbewerb hinaus, fördert die Klaus Tschira Stiftung alle
Teilnehmer mit ihren Sag`s Klar- Kommunikationskursen für
Wissenschaftler.
Weitere Informationen:
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